THEMA: Namibia 2022 - Camping-Premiere unterm Sternenzelt
01 Dez 2022 14:42 #656581
  • Silvy
  • Silvys Avatar
  • Beiträge: 281
  • Dank erhalten: 145
  • Silvy am 01 Dez 2022 14:42
  • Silvys Avatar
Liebe Betti,

auch ich wiederhole mich bei jedem Bericht von dir....
Gib's zu, dein wirklicher Beruf ist Reiseschriftstellerin und Fotografin???
Einfach grandios, so perfekt, informativ und unterhaltsam geschrieben und die Fotos dazu....da fehlen mit die Worte.

Ich kann meine Gefühle garnicht beschreiben, wenn ich deinen Bericht lese und die Fotos anschaue (das mache ich übrigens mehrmals) und dann daran denke, dass wir unsere diesjährige Reise nach Namibia absagen mussten, weil unsere mitreisenden Freunde uns abgesagt haben und es alleine nicht bezahlbar gewesen wäre (selbstorganisiert aber altersbedingt mit eigenem Fahrer im Kleinbus). Ich bin schon auf der Suche nach einer organisierten Reise, bei der ich notfalls auch alleine mitfahren kann. Einmal muss ich noch im meine alte Heimat.

Ich geniesse es jeden Abend deinen Bericht zu lesen und wenn du mal nichts Neues geschrieben hast, dann fange ich wieder von vorne an und schau mir die Fotos wie in einem Bilderbuch an (wie meine kleine Enkelin). Danke für deine Mühe, ich habe unglaubliche Freude daran, auch wenn die Sehnsucht nach Namibia dadurch noch schlimmer wird.

Herzliche Grüße aus München
Silvy
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Beatnick
01 Dez 2022 15:40 #656585
  • bayern schorsch
  • bayern schorschs Avatar
  • Beiträge: 3223
  • Dank erhalten: 7103
  • bayern schorsch am 01 Dez 2022 15:40
  • bayern schorschs Avatar
Hallo liebe Betti,

meine Schorschine hat mir schon die Tage gesagt, ich soll doch jetzt endlich mal den Bericht von Dir lesen, es würde aller-allerhöchste Zeit werden. ;)

Na, ich lass mich bei solchen Dingen nicht zwei mal bitten und bin gestern Abend sämtliche Namib-Rand-Dünen und sämtliche Sossusvlei-Dünen a bikkie hinterher gelatscht. :woohoo:

Und das hat sich gelohnt. Ihr habt uns sehr schöne Bilder mitgebracht, eines schöner als das andere. Grad die Bilder von Sossusvlei und Namibrand, die sind schon mehr als sensationell. Und Glück hattet Ihr mit dem Wetter. Wenn ich da an unseren letzten Besuch im Dead Vlei denke, dann vergeht´s mir heute noch. Wind, Wind, Wind - es war grauselig. :(

Jetzt bin ich gespannt, ob Euch die Löwen in der Nacht besucht haben. Also - lass uns nicht so lange warten. :)

der bayern schorsch
Link zu allen Reiseberichten:

Reiseberichte Bayern Schorsch
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Beatnick
01 Dez 2022 17:49 #656592
  • Beatnick
  • Beatnicks Avatar
  • Online
  • Beiträge: 1446
  • Dank erhalten: 8259
  • Beatnick am 01 Dez 2022 17:49
  • Beatnicks Avatar
Guten Abend ihr Lieben,

Silvy schrieb:
auch ich wiederhole mich bei jedem Bericht von dir.... Gib's zu, dein wirklicher Beruf ist Reiseschriftstellerin und Fotografin???

Silvy, Silvy, du machst mich sprachlos... So unfassbar großartige Komplimente, 1000 Dank!!! Und natürlich auch fantastisch, dass du unseren Berichten so gerne folgst. Einfach toll, danke!
Wir sind beide Journalisten, wenn auch nicht im Reiseressort (leider), sondern im Sport (auch schön). Die Fotos sind ja meist von Thomas, der vor circa 100 Jahren auch schon einmal als Pressefotograf sein Studentenbudget aufgebessert hat. Ist aber wirklich lange her. ;)

Silvy schrieb:
Ich kann meine Gefühle garnicht beschreiben, wenn ich deinen Bericht lese und die Fotos anschaue (das mache ich übrigens mehrmals) und dann daran denke, dass wir unsere diesjährige Reise nach Namibia absagen mussten, weil unsere mitreisenden Freunde uns abgesagt haben und es alleine nicht bezahlbar gewesen wäre (selbstorganisiert aber altersbedingt mit eigenem Fahrer im Kleinbus). Ich bin schon auf der Suche nach einer organisierten Reise, bei der ich notfalls auch alleine mitfahren kann. Einmal muss ich noch im meine alte Heimat.

:ohmy: Das klingt so, und ich wünsche dir wirklich von Herzen, dass das klappt! Nun weiß ICH gar nicht, was ich sagen soll... Ich bin jedenfalls sehr gerührt von deinen Komplimenten und freue mich unglaublich, dass du Freude an dem Reisebericht hast! :kiss:

bayern schorsch schrieb:
meine Schorschine hat mir schon die Tage gesagt, ich soll doch jetzt endlich mal den Bericht von Dir lesen, es würde aller-allerhöchste Zeit werden.

:laugh: Gut gemacht, Schorschine!

bayern schorsch schrieb:
und bin gestern Abend sämtliche Namib-Rand-Dünen und sämtliche Sossusvlei-Dünen a bikkie hinterher gelatscht.

Uff! Da hattest du ja gut zu tun! Tapfer!

bayern schorsch schrieb:
Grad die Bilder von Sossusvlei und Namibrand, die sind schon mehr als sensationell.

:blush: :blush: :blush:

bayern schorsch schrieb:
Wenn ich da an unseren letzten Besuch im Dead Vlei denke, dann vergeht´s mir heute noch. Wind, Wind, Wind - es war grauselig.

Next time. :)

bayern schorsch schrieb:
Also - lass uns nicht so lange warten.

Kleinen Moment noch, dann geht es weiter!

Bis gleich,
Betti
Letzte Änderung: 01 Dez 2022 17:50 von Beatnick.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
01 Dez 2022 19:14 #656599
  • Beatnick
  • Beatnicks Avatar
  • Online
  • Beiträge: 1446
  • Dank erhalten: 8259
  • Beatnick am 01 Dez 2022 17:49
  • Beatnicks Avatar
14. September: Spurensuche

Das Löwengebrüll verebbt, aber so richtig fest schlafe ich nicht mehr ein. Es lohnt sich ohnehin kaum, denn auf Wunsch werden wir um 5 Uhr geweckt. Thomas hat von den Löwen nichts mitbekommen. Das wundert mich nicht, der Mann hat einen beneidenswert festen Schlaf. Wie offenbar auch Gelasius, der im Auto genächtigt und ebenfalls die imposante Geräuschkulisse selig verpennt hat.

Immerhin: Der Koch hat die Löwen in seinem Zelt bei der Feuerstelle auch gehört. Ich hatte schon an meinem Verstand gezweifelt. Möglicherweise sind die Katzen weitergezogen. Beim sehr leckeren Frühstück ist es jedenfalls friedlich und still. Sogar windstill. Das hatten wir am Vortag kaum zu hoffen gewagt.

Um 6.30 Uhr und damit kurz vor Tagesanbruch wandern wir los. Eine halbe Stunde früher als üblich. Doch weil wir die einzigen Gäste sind, konnten Thomas und ich uns die Uhrzeit aussuchen. Wir wollten gerne in den Sonnenaufgang laufen. Und mit einem frühen Start der größten Mittagshitze möglichst entgehen. Gelasius, ohnehin ein Frühaufsteher, ist begeistert und will vorschlagen, diese Startzeit fest zu etablieren.



Wir laufen durch ein trockenes Flussbett, dann steigt die Sonne über den Horizont. Die Morgenstimmung ist fantastisch. Gelasius schlägt ein etwas schärferes Tempo an als am Vortag, schließlich liegen 15 Kilometer vor uns. Aber wir kommen weiter gut mit und nicht allzu sehr aus der Puste. Ich bin im "Happy Betti"-Modus und ganz im Bann der unberührten Natur, die uns umgibt.





Die Basaltlandschaft wirkt unendlich und surreal. Sie ist vor etwa 125 Millionen Jahren durch massive Magma-Eruptionen entstanden - eine Zahl, die meine Vorstellungskraft sprengt.



Wir durchqueren eine grasbewachsene Ebene, treffen ein scheues Buschböckchen und schließlich eine Giraffe. So ganz geheuer ist ihr unsere Anwesenheit nicht, doch statt vor uns davonzurennen, läuft sie im Kreis. Kurze Zeit später wissen wir, warum. Eine Löwe brüllt, quasi gleich ums Eck. Ich erstarre. Die Giraffe auch. Gelasius grinst mich an: Also das, sagt er, habe nun sogar er gehört.



Der Verursacher sei wohl hinter dem Hügel. Er weist mit seinem Wanderstab auf die flache Erhebung hinter der Giraffe. Die tritt vorsorglich den Rückzug an. Weg von uns, weg von den Löwen. Aber was tun wir? "Nichts, wir gehen einfach weiter", meint Gelasius, der uns ermahnt, weiter normal laut zu sprechen und nicht einzeln zurück-, sondern dicht zusammenzubleiben.



Die Strecke verläuft parallel zum Hügel, kein weiteres Gebrüll, dafür aber der erste von drei Rastplätzen auf unserer Strecke.



Wir essen Obst und Kekse, nach einer Viertelstunde geht es weiter auf einem kleinen Pfad, der von Tieren stammt. Zum Beispiel von Löwen. Der Beweis zeichnet sich überdeutlich im Sand zu meinen Füßen ab. Löwentatzen. Taufrisch. Nicht ein Körnchen ist verrutscht. Das muss ich erst einmal verdauen. Ich hatte natürlich gewusst, dass so etwas möglich ist. Aber nicht wirklich damit gerechnet. Jetzt haben wir den Salat.





"Just one, a female", stellt Gelasius nüchtern fest. Wir seien in ihrem Territorium, und damit müssten wir nun leben. Leben. Genau mein Stichwort. Ich überlege. Mit einer einzelnen Löwin könnte ich wohl fertig werden. Schließlich habe ich zwei Wanderstöcke mit schrecklich scharfen Spitzen. Um die Männer dagegen ist es schlecht bestellt. Aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen.

Doch die Lage ändert sich. Nicht unbedingt zum Besseren. Plötzlich, nach einer halben Stunde, Tatzenwirrwarr im Sand. "Oh", meint Gelasius fröhlich. "Now she joint the others." Wie schön. Für sie. Nicht für mich. Ob wir nicht vielleicht einen anderen Weg nehmen sollten? Frage ich. "There is no other track." Lautet die Antwort. Dem ist nichts hinzuzufügen. Wir gehen weiter. Der Spur auf der Spur. Von mindestens drei ausgewachsenen Löwen. Eher mehr. Minimum ein Männchen. Das wird ja immer besser.

Szenenwechsel. Wenige Kilometer entfernt sitzen Sandra und Christoph im Etendeka Mountain Camp beim Frühstück. Sie werden spontan vom Tisch weggeholt, es seien Löwen gesichtet worden. Das will man natürlich nicht verpassen. Zumindest nicht, wenn man im Auto sitzt. Sie finden zwei Löwenmänner, die an einer Weggabelung herumlungern. Und zwar just an unserem Rastplatz Nummer zwei, bei dem für uns ein mit Wasser gefüllter Kanister deponiert ist.

Handybild von Sandra, merci!


Ihr Guide, so berichten beide später, habe vergeblich versucht, unseren anzufunken und vor den Löwen zu warnen. Gelasius' Funkgerät ist aus. Was allerdings nicht wirklich eine Rolle spielt. Schließlich ist uns längst klar, auf wessen Fährte wir da wandeln. Als wir den Kanister eine knappe halbe Stunde später erreichen und nichtsahnend unsere Feldflaschen auffüllen, sind unsere Freunde fort. Und zum Glück auch die Löwen.

Wir begegnen den Katzen nicht. Auch nicht an einem Wasserloch direkt am Weg, das Tieren die seltene Gelegenheit zum Trinken bietet. Irgendwann biegen die Löwen ab, sind die Spuren verschwunden.



Ich habe die Wanderung durch diese grandiose Landschaft auch schon vorher genossen. Aber noch nie habe ich mir so sehr gewünscht, Löwen NICHT zu begegnen. Hatte ich Angst? Eigentlich nicht. Aber ich war auch alles andere als erpicht darauf, unverhofft in sie hineinzurasseln - und deshalb zumindest angespannt. Anders als Thomas, der einfach unverdrossen a bikkie latschte. Den Löwen dagegen ging es wahrscheinlich wie mir: Sie wollten uns ungern treffen. Und so haben wir sie wohl letztlich einfach vor uns hergetrieben.

Bei Rast Nummer drei füllen wir unsere Flaschen an einem weiteren Kanister auf, das ist schon alles sehr ausgetüftelt. Dann geht es stramm bergauf. Ein letzter, giftiger, aber auch gut machbarer Anstieg auf den Crystal Mountain, der mit seinen Kristallen und Achaten ein echtes Schmuckstück ist. Die glitzernden Steine liegen überall einfach so herum - gucken erwünscht, mitnehmen verboten.









Wie erreichen den Gipfel und damit das Hill Camp, unsere Herberge für die zweite Nacht. Was für eine Lage! Und was für ein Blick in die Schlucht!

Ganz hinten rechts unsere Schlafplattform. Rechts daneben das halbrunde Bad mit Blick vom Örtchen weit in die Schlucht.


Am Rand stehen reihum die Plattformen. Nach fünf Stunden wandern sind wir angenehm kaputt. Wir schlürfen unsere kalten Getränke und sind mit uns und der Welt zufrieden.

Nach dem Mittagessen halten wir im Schatten der hochgeklappten Seitenwände Siesta. Schlummern zwei Stunden lang tief und fest. Bei mir ist es nötig nach der unruhigen Nacht. Bei Thomas nicht, aber bei ihm geht das immer. Dann eine warme Eins-A-Open-Air-Eimerdusche und High Tea. Wir werden nach Strich und Faden verwöhnt und wehren uns nicht.



Frisch gestärkt gehen wir noch einmal los, wenn auch nicht allzu weit. Wir laufen an der Kante um die tiefe Schlucht herum, schräg gegenüber wirkt unsere Plattform winzig.

Hinten ganz links unsere Plattform, die Seitenwände sind mittlerweile zum Schlafen unter freiem Himmel heruntergeklappt.






Wir setzen uns auf die Steine, genießen das warme Abendlicht und warten auf den Sonnenuntergang.







Der ist an diesem Abend anders als zuvor. Der riesige bunte Ball verschwindet nicht hinterm Horizont, sondern im Dunst. Der Vorbote eines Wetterwechsels.





Das übliche Nachglühen entfällt. Die Dämmerung kommt schnell, wir laufen zurück. Im Topf über dem offenen Feuer brutzelt und duftet es verführerisch, ohnehin ist das Essen wieder so schlicht wie schmackhaft.



Wir trinken zusammen auf diese schöne Wanderung, auf Afrika und überhaupt das Leben. Gelasius erzählt Geschichten aus seiner Heimat. Wie sein Großvater eine Frau für ihn fand. Eine bei den Kavangos aus der Mode gekommene Tradition. Er scheint es gut getroffen zu haben, ist reich an Kindern und Enkelkindern.

Später im Bett blicke ich hoch zu den Sternen und lausche den Geräuschen der Nacht. Diesmal kein Löwengebrüll. Nur der regelmäßige Ruf einer Scops Owl. Eine himmlische Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm.
Letzte Änderung: 01 Dez 2022 22:34 von Beatnick.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Hanne, Rocky, Tanja, tigris, casimodo, Sabine26, Topobär, Champagner, rofro, speed66 und weitere 19
01 Dez 2022 19:39 #656608
  • rik m.
  • rik  m.s Avatar
  • Beiträge: 570
  • Dank erhalten: 1622
  • rik m. am 01 Dez 2022 19:39
  • rik  m.s Avatar
Um diese Wandererlebnis in grandioser Landschaft beneide ich Dich noch mehr! :) Wunderschön!
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Beatnick
01 Dez 2022 22:07 #656618
  • BMW
  • BMWs Avatar
  • Beiträge: 1444
  • Dank erhalten: 860
  • BMW am 01 Dez 2022 22:07
  • BMWs Avatar
liebe Bettina..

Hammer.......Hammer......Hammmmmmmmmmmmer..........

LG................BMW
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Beatnick