THEMA: Namibia und Botswana
07 Sep 2019 11:30 #566959
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  • Daxiang am 07 Sep 2019 11:30
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Hi Peter,

nach einem so holprigen Start muss die Tour doch einfach nur genial werden! Ich freu mich auf eure Erlebnisse und viele tolle Bilder.

LG und ein schönes Wochenende
Konni
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08 Sep 2019 17:46 #567065
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  • Luigi15 am 08 Sep 2019 17:46
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Tag 1 – 9. Juli 2019

Die Einreise verlief überraschend zügig – die in dicke Mäntel gehüllten Damen hinter den Tresen schienen noch zu schlafen, denn mechanisch wurde der Einreisestempel in den Pass gedrückt, eine Kontrolle, ob alle Felder am Einreiseformular ausgefüllt waren, wie ich sie zuvor schon so oft erlebt hatte, entfiel diesmal. Innerhalb kürzester Zeit standen wir vor dem Gepäcksband, das sich einfach nicht in Bewegung setzen wollte. Langsam füllte sich der Platz rundum, wir hätten uns wirklich nicht beeilen müssen, denn der Vorsprung, den wir uns ergattert hatten, schmolz mehr und mehr dahin. Fazit: Es ist nicht nötig, die Strecke zwischen Flugzeug und Ankunftshallte im Stechschritt zurückzulegen, spätestens am Gepäckband trifft man alle Mitreisenden wieder…
In unserem Fall kam erschwerend hinzu, dass sich die Zeit vor dem Band, das sich inzwischen zu drehen begonnen hatte, als schier endlos herausstellen würde. Während die übrigen Passagiere nach und nach ihre Koffer vom Förderband hoben, hatte es bei uns nur ein Gepäckstück nach Namibia geschafft. Dass nur zwei weitere Passagiere ihre Koffer nicht ausgeliefert bekamen, hatte den Vorteil, dass die Prozedur beim Lost & Found relativ rasch abgewickelt werden konnte. Anhand der Tag-Nummer des Gepäcks konnte uns die Dame im Büro auch gleich mitteilen, dass sich unser Koffer noch in München befinden würde.
Um den weiteren Verlauf des Reiseberichtes nicht mit unnötigen Verweisen zum werten Befinden unseres Koffers zu stören, an dieser Stelle: Ja, wir erhielten unser Gepäck nach drei Tagen und vielen Telefonaten mitten in der Nacht in die Cape Cross Lodge zugestellt – unbeschädigt und voll mit diversen Tags…
Nun ging es für uns weiter zum AVIS Counter, wo wir zügig die Formalitäten für die Automiete abwickelten. Schnell noch Geld aus dem ATM gezogen und schon verließen wir das inzwischen nahezu leere Terminal. Am Parkplatz die freudige Überraschung: Uns erwartete ein völlig neuer Toyota Hilux mit exakt 13 km am Tacho. Das Auto roch noch ganz neu, der Beifahrersitz war noch in Plastikfolie gewickelt. Auch die Reifen waren, wie der Ersatzreifen, absolut neuwertig. Der Schlüssel wird übergeben, einige Worte hinsichtlich Zuschaltung des 4WD gewechselt, denn es war dies für mich der erste Wagen mit Allrad-Automatikbetriebe.
Der große Nachteil unserer Flug-Odyssee war, dass wir heute, am Ankunftstag in Namibia, noch bis zur Spitzkoppen Lodge weiterfahren mussten. Wir hatten ja unfreiwillig die Casa Piccolo in Klein-Windhoek gegen das Best Western Hotel in München-Erding getauscht (ganz abgesehen davon, dass die Reservierung im „The Stellenbosch“ verfallen musste). Ich schätze es überhaupt nicht, nach einem Langstreckenflug gleich ins Auto zu steigen, aber diesmal blieb keine Wahl, schließlich wollten wir unsere vorgebuchte Reiseroute möglichst rasch wieder einhalten.
Aus diesem Grund fuhren wir vom Flughafen direkt zur Maerua Mall, wo wir uns mit Getränken und Obst eindeckten. Anschließend ging es weiter über den Western Bypass nach Okahandja. Wir hatten ohnedies nicht vor, uns länger in der Stadt aufzuhalten, sodass die Verzögerung während der Anreise diesbezüglich keine Auswirkungen auf unsere Reise hatte.
Gegen Mittag erreichten wir Okahandja, wo wir uns neben der Shell-Tankstelle (gegenüber der Verkaufsstände der Holzschnitzer) immer mit Biltong eindecken. Ich finde die Qualität des hier angebotenen Trockenfleisches sehr ansprechend. Direkt daneben befindet sich zudem ein kleines Cafe, in dem wir uns einen Espresso und ein Stück Schoko-Kuchen kauften. Dieses Kuchenstück führte uns auch wieder vor Augen, dass wir in Namibia angekommen waren – es schmeckte ausgezeichnet und war für zumindest drei Personen bemessen.
Diese kurze Pause war eine Wohltat – jetzt waren wir wirklich angekommen. Über die B2 fuhren wir weiter nach Karibib. Immer wieder stellten wir fassungslos fest, was wir bisher nur aus den Medien wussten: Dieses Land ist ausgedörrt – auf vielen Weiden tummeln sich Rinder, wir können uns nicht erklären, was die dort fressen sollten. Gelegentlich sehen wir Transporter mit Heuballen, dennoch ist es schwer vorstellbar, dass die Tiere so die lange Zeit bis zum nächsten Regen (wenn er denn fällt) überdauern können. Wir sind wirklich sprachlos und können uns nicht vorstellen, dass es Landesteile geben kann, in denen die Situation noch dramatischer ist…
In Karibib beschließen wir spontan, uns den Marmorbergbau etwas näher anzusehen. Schon bisher war ich fasziniert von den riesigen weißen Blöcken, die hier aus dem Berg geschnitten werden. Ein freundlicher Mann am Gate zum Abbaugebiet lässt uns passieren, über eine schmale Schotterpiste rumpeln wir den Berghang hinauf. Oben angekommen, erklärt uns ein anwesender Arbeiter, in welchem Bereich wir uns bewegen könnten. Es war absolut interessant, zwischen den Marmorblöcken zu stehen und den schönen Stein aus nächster Nähe zu begutachten.



Über Usakos führte uns die Fahrt schließlich weiter zu unserem ersten Ziel, der Spitzkoppe. Kurz hinter der Stadt, die wirklich interessante Gebäude im Zentrum aufweist, die mir bei dieser Reise erstmals aufgefallen sind, biegen wir auf die Pad D1918 ab, die sich in einem ausgezeichneten Zustand präsentiert.



Schon von weitem erblickt man die grandiose Felsformation von Namibias zweithöchstem Berg, wie sie abrupt aus der Landschaft aufsteigt.



Irgendwie eigenartig und befremdlich mutet das Wirrwarr aus Verkaufsständen an, das sich unmittelbar am Eingang zum Spitzkoppen-Camp immer mehr ausbreitet. Vor allem auch die Zahl der bettelnden Kinder ist meiner Meinung nach stark im Steigen begriffen. Einige der Hütten sind zumindest sehr originell erbaut.



Wir fahren diesmal nicht zum Camp, sondern direkt weiter zur Spitzkoppenlodge. Dazu ist es notwendig, dass man das gesamte Areal praktisch umfährt, da die Zufahrt nur aus nördlicher Richtung möglich ist. Endlich haben wir unsere erste Unterkunft in Namibia erreicht, nach dem langen Flug doch eine einigermaßen strapaziöse Angelegenheit.



Wir nehmen zunächst im Restaurant einen Cafe zu uns, den haben wir uns redlich verdient. Die Architekten dieser Lodge haben wirklich Großartiges geleistet, das umliegende Gelände wurde perfekt genutzt, die Gebäude, die überwiegend in Zeltform gestaltet sind, gliedern sich meiner Meinung nach perfekt in die umliegenden Felsformationen ein. Wir erhalten Zelt Nr. 13 – an schlechtes Omen denke ich nach der holprigen Anreise überhaupt nicht.















Nach einer kurzen Pause beschließen wir, die Umgebung der Lodge etwas zu erkunden. Die grandiose Landschaft, die sich um uns ausbreitet, vertreibt die Müdigkeit aus den Knochen.
Von unserem Zimmer gehen wir in einem weiten Bogen durch das Gelände der Lodge und bestaunen die bizarren Felsformationen. Sogar einen kleinen Felsbogen gibt es zu bestaunen. Im Hintergrund ragt immer wieder der Gipfel der Spitzkoppe auf - einfach atemberaubend schön... Die Zeit vergeht wie im Flug.











Wenn man in der Spitzkoppen-Lodge nächtigt, erhält man den Schlüssel für ein Gate, um vom Lodgegelände direkt weiter zur Spitzkoppe fahren zu können. Wir entschieden uns dazu noch kurz einen Abstecher zur Bridge zu unternehmen. Der spätere Nachmittag eignet sich hervorragend, um dort etwas herumzustreifen.









Ich spielte dort etwas mit dem 15 mm -30 mm Objektiv herum, das sich für Fotografien unter dem Felsbogen mMn sehr gut eignet. Den Abend wollten wir jedoch heute im Bereich der Lodge genießen, denn dort sind die Sonnenuntergänge besonders schön... Dazu setzen wir uns auf eine der Liegen am kleinen Pool und beobachten, wie sich die Granitfelsen der Spitzkoppe langsam verfärbten.








Unseren ersten wirklichen Reisetag ließen wir schließlich bei marinierten Hühnerflügeln auf Glasnudeln, Springbockschenkel und einem mit Granola verfeinerten Cheesecake ausklingen - dazu gab es ein gutes Glas Wein. Die Küche der Spitzkoppen-Lodge ist ausgezeichnet und lässt wirklich keine Wünsche offen - wie überhaupt der Service in dieser Lodge außerordentlich zuvorkommend ist!
Letzte Änderung: 10 Sep 2019 20:26 von Luigi15.
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08 Sep 2019 21:11 #567093
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Liebe Bettina, wenn ihr etwa die gleiche Runde unternehmt, dann kannst du dich auf grandiose Landschaften freuen. Ich hoffe ich kann deinen Erwartungen entsprechen - für Fragen kannst du mich jederzeit kontaktieren. Schön, dass du dabei bist. Beste Grüße
Peter
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08 Sep 2019 21:18 #567094
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Lieber Simon, freut mich, dass dir mein Schreibstil gefällt - ich bemühe mich... So wie diese Reise begonnen hat, kann sie nicht enden, das ist völlig korrekt, sonst würde ich nie mehr einen Fuß vor die Tür setzen. Aber die Reise hat sich ganz gut entwickelt. Besser den Schock am Beginn... Super, dass du dabei bist, ich habe auch schon viel von dir im Forum gelesen.
LG peter
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08 Sep 2019 21:21 #567096
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Liebe Ingrid, freut mich, dass auch du zugestiegen bist. Jetzt geht es ja endlich los - der Anfang war wahrlich rumpelig... Ich hoffe, ich kann auch deine Erwartungen erfüllen, du hast ja auch ganz tolle Bilder in deinen Berichten.
LG Peter
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10 Sep 2019 19:12 #567275
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Tag 2 – 10. Juli 2019

Der Morgen war bitter kalt, die Temperatur lag nur geringfügig über dem Gefrierpunkt. Gott sei Dank hatten wir gestern abgelehnt, dass man uns zum Frühstück abholt. Eine Fahrt mit dem offenen E-Buggy der Lodge von unserem kuschelig warmen Zelt zum Restaurant wäre sicher keine Hilfe gewesen. Der Fußmarsch hält uns nicht nur fit (immer wieder stellen wir nach einer Reise fest, dass mehr Bewegung nicht geschadet hätte), er hält auch die Körpertemperatur im erträglichen Bereich. Nun rächt es sich, dass meine Winterjacke in dem Koffer liegt, der bestenfalls gerade im Landeanflug auf Windhoek ist…

Im wohltemperierten Restaurantzelt nehmen wir ein leichtes, aber ausgezeichnetes Frühstück zu uns. Heute wollen wir zunächst zum Bushman Paradise aufbrechen, um dort möglichst früh den tollen Sonnenaufgang zu erleben. Bereits gestern hatten wir uns den Schlüssel zum Gate organisiert, sodass wir heute geradewegs zu den Pontok-Bergen aufbrechen können. Die Fahrt ist kurz und wir stapfen bald den steilen Anstieg empor. Die Kette, die Halt geben sollte, ist bitterkalt, bald werden die Hände klamm. Im Hintergrund beginnt sich der Horizont zu verfärben, bald wird die Sonne die Umgebung in herrlichstes Licht tauchen.
Oben angekommen, beobachten wir, wie sich die Felsen langsam verfärben, um schließlich fast orange zu leuchten. Diese Landschaft rund um die Spitzkoppe ist wirklich atemberaubend und vor allem so vielfältig, dass ständig Neues entdeckt werden kann.











Natürlich besuchen wir auch die Felszeichnungen wieder, die leider schon sehr verblasst sind und nur mehr schemenhaft erahnen lassen, wen oder was die San vor tausenden Jahren hier verewigt hatten. Obwohl inzwischen mehr darauf geachtet wird, dass die Malereien nicht weiter zerstört werden, gelingt es offenbar immer noch einigen Idioten, ihre Namen zwischen Löwen, Antilopen oder Nashörnern einzuritzen…



Auf den umliegenden Felsen haben sich die Klippschliefer eingerichtet, auch sie genießen die wärmenden Sonnenstrahlen. Dazwischen sehen wir auch einige Bergstare. Eines der Tiere mutiert gar zu einem Flug-Schliefer...









Beim Abstieg merkt man erst die Steilheit des Geländes. Dennoch ist es unbedingt lohnenswert, die Strapazen des Aufstiegs auf sich zu nehmen. Einige Stellen entlang der Kette erweisen sich als durchaus rutschig, hier ist Vorsicht geboten.





Unten angekommen, beschließen wir, langsam wieder zur Lodge zurückzufahren, wobei natürlich die Schönheit der Landschaft ausgiebig aufgesogen wird. Immer wieder sehen wir auch Vögel im schönen Morgenlicht, vor allem ein Monteiro-Toko hat es uns angetan.





In der Lodge legen wir eine Pause ein, nehmen einen Cafe zu uns und genießen es, in diesem schönen Land sein zu dürfen.

Heute ist definitiv kein Stress geboten, denn wir haben ja noch den gesamten Tag hier an der Spitzkoppe. Obwohl bereits am Vormittag die Temperatur mit dem strahlenden Sonnenschein rasch zugelegt hat, ist es nicht heiß, auch die geringe Luftfeuchtigkeit trägt dazu bei, dass das Klima von uns mehr als angenehm empfunden wird.
Wir wandern zu einzelnen Felskuppen, die überall aus der Ebene aufragen. Ständig gibt es Neues zu entdecken, die Zeit verstreicht wie im Flug. Neben einigen gefiederten Freunden (Mausvogel, Fahlflügelstar oder Maskenbülbül) sehen wir auch Felsenagamen und die ersten Zebras unserer diesjährigen Reise.















Zu Mittag ziehen wir uns in unser Zelt zurück und genießen den Blick auf die Spitzkoppe vom Balkon aus.



Am Nachmittag sind wir wieder mit dem Auto unterwegs, wobei wir zwischendurch aber immer wieder stoppen und kürzere Spaziergänge unternehmen. Dabei sehen wir weitere Felsmalereien, auch die des Small Bushman Paradise.











Viel zu rasch bricht der Abend an, die eineinhalb Tage, die wir hier in dieser grandiosen Umgebung verbracht haben, neigen sich dem Ende zu. Noch einmal dürfen wir den Sonnenuntergang mit den sich laufend ändernden Farben der Felswände genießen, ein Schauspiel der Sonderklasse... Die letzten Sonnenstrahlen auf die Spitzkoppe genießen wir wieder von unserem Zimmer aus - mit einem Glas Gin Tonic...







Zum Abendessen gab es Kudu-Carpaccio auf Blattsalat, als Hauptgang Hühnerroulade mit diversem Gemüse, Röstkartoffeln und Pasta - auf den Caramel-Vulkan als Dessert habe zumindest ich verzichtet - die Kalorien nahm ich lieber in Form eines guten Rotweins zu mir...

Morgen geht es weiter an die Küste, wo wir in der Cape Cross Lodge nächtigen werden!
Letzte Änderung: 15 Sep 2019 17:02 von Luigi15.
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