6.Tag (Mi. 26.12.2018)
Twee Revieren – Kalahari Game Lodge
137km
Wie meist, wenn es morgens auf Gamedrive geht, starten wir ohne Frühstück. Seit Kathrin sich am Vorabend für diese Frühstarts immer eine Thermoskanne Kaffee kocht ist das für uns beide viel entspannter.
Im südlichen Auob-Tal ist ziemlich tote Hose. Erste nennenswerte Sichtung ist eine Löwin im Gebüsch bei Auchterlonie. Sie liegt sehr versteckt und zeigt null Aktivität. Absoluter Tiefschlaf. Da ist der Blick zum alten Farmhaus Auchterlonie, oben am Hang schöner.
Später sehen wir einige der wenigen Giraffen des KTP. Diese scheinen sich überwiegend im Auob-Tal aufzuhalten. Im weiteren Verlauf zeigt sich dann allerlei Kleinvieh. Besonders freuen wir und über die Erdmännchen, die wir fast übersehen hätten, da sie sich unter eine Gruppe Borstenhörnchen gemischt hatten.
Wenig später treffen wir Susi (Susi65) & Michael, die uns entgegenkommen. Die beiden hatten uns schon gestern gesehen, aber wir hatten unseren Focus anscheinend nur auf die Tiere gerichtet und nichts mitbekommen – peinlich.
Ein kurzer Plausch auf der Piste, aber mehr ist nicht drin, da wir für alle anderen Fahrzeuge ein Verkehrshindernis sind. Unsere Ziele liegen in entgegengesetzten Richtungen und so müssen wir uns schon bald wieder voneinander verabschieden. Zum Glück sehen wir uns am kommenden Wochenende in Hamburg, dann haben wir mehr Zeit.
Zwischen dem Dertiende Boorgat und dem Veertiende Boorgat liegen zwei Geparde im Schatten unter einem großen Baum. Ich kann ja verstehen, dass die Tiere bei den herrschenden Temperaturen den Schatten aufsuchen, aber aus meiner Sicht als Fotograf kann ich das nicht gutheißen. Gerade jetzt kurz vor Mittag sind die Unterschiede zwischen dem gleißenden Sonnenlicht und dem dunklen Schatten fotografisch kaum beherrschbar. Zumindest für mich.
Aus den prallen Bäuchen und dem zum Teil noch blutverschmierten Fell können wir entnehmen, dass die beiden heute schon erfolgreich waren und wir nicht mehr mit weiteren Aktivitäten rechnen dürfen.
Mittagspause machen wir in Mata-Mata, bevor es dann dort über die Grenze nach Namibia geht. Am Grenzposten ist nix los und wir sind ruckzuck wieder auf der Piste. Roadtax für Namibia: 295N$
Fazit KTP:
Der Park hat mir deutlich besser gefallen, als bei unserem ersten Besuch. Von meinen Lieblingsparks ist er aber trotzdem noch weit entfernt. Der große Pluspunkt waren natürlich die vielen Katzen, die einem hier über den Weg laufen, ohne das man groß danach suchen muss.
Mit den Wilderness Camps haben wir jetzt auch eine sehr schöne Übernachtungsalternative zu den staatlichen Restcamps gefunden. Selbst Bitterpan ist noch um Längen besser als die staatlichen Restcamps. Die Campsites Polentswa und Rooiputs sind in der Hochsaison aber anscheinend nur noch mit Vitamin B zu bekommen.
Die Landschaft im Park ist ganz nett, haut mich aber auch nicht vom Hocker. Da finden sich deutlich ansprechendere Ziele.
Was mich nach wie vor am meisten stört sind die eingeschränkten Gamedrivemöglichkeiten. Immer nur die beiden Flusstäler hoch- und runterjuckeln ist schon recht eintönig.
Wir werden den Park sicherlich immer mal wieder besuchen, aber 3 Nächte sind für uns vollkommen ausreichend.
Ich weiß, dass viele von Euch den KTP lieben, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
Aus dem Einkauf im Kalahari Farmstall wird nichts, da wegen Weihnachten geschlossen.
Nach wenigen Kilometern ist dann auch schon unser Tagesziel erreicht – die Kalahari Game Lodge.
Die Campsites liegen rund 1km flußaufwärts im Auobtal und sind extrem gut ausgestattet. Jede Campsite verfügt über ein eigenes Schattendach, Spüle und Dusche/WC. Alles in Topzustand und sehr sauber.
Das Gelände der Lodge ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Zum einen der allgemeine Gamedrivebereich, auf dem man als Selbstfahrer zu jeder Tag- und Nachtzeit unterwegs sein darf. Die große Runde in diesem Bereich sind ca. 23km. Dann gibt es noch das Löwenareal, in das man nur im Rahmen eines geführten Gamedrives kommt.
Wir lassen es ruhig angehen und beschließen auf der Campsite zu bleiben. Für mich bedeutet das Hängematte, Vogelpirsch und Training.
Ich muss zugeben, dass ich die meiste Zeit lesend in der Hängematte verbracht habe, da man diese hier perfekt unter dem Schattendach aufhängen konnte.
Zwischendurch habe ich mich aber auch in die Sonne gewagt und bin ein wenig den Vögeln hinterhergeschlichen. Auffällig für mich waren dabei die Bienenfresser, von denen ich 2 Arten auch recht passabel auf dem Chip bannen konnte.
??? junger Schwalbenschwanz-Spint (Dank an fidel und Uwe)
Schwalbenschwanz-Spint / Swallow-Tailed Beeater
…und dann war da noch die Sache mit dem Training.
Wie einige von Euch vielleicht schon mitbekommen haben ist meine zweite große Leidenschaft neben dem Reisen das Klettern. In dieser Sportart bin ich im Norddeutschen Landesverband recht engagiert und nur 10 Tage nach Rückkehr aus dem Urlaub würden die Norddeutschen Bouldermeisterschaften stattfinden, wo ich zum Routenbau eingeteilt war. Dazu muss man fit sein und so konnte ich nicht über 7 Wochen lang in Afrika auf der faulen Haut liegen. Unser Unterstand bot gute Trainingsmöglichkeiten und die galt es zu nutzen. Bei den herrschenden Temperaturen leistete der innere Schweinehund beträchtlichen Wiederstand, aber letztendlich raffte ich mich auf.
Heute blieb der Grill kalt, denn wir gingen in die Lodge zum Dinner. Der Weg von der Campsite bot sich als netter Spaziergang an. Man bewegt sich auf dieser Art von Reisen viel zu wenig und da bin ich immer für jeden kleinen Weg dankbar, den man zu Fuß gehen kann. Bei diesem Spaziergang konnten wir auch den Sonnenuntergang genießen.
Zum Abendessen gab es vorweg einen leckeren Salat und als Hauptgericht Springbockkeule. Das war sehr passend für die Region, denn in den letzten Tagen konnten wir abertausende dieser Antilopen sehen.
Pappsatt ging es dann im Dunkeln zurück zur Campsite. Der Spaziergang war besser als so mancher Night-Gamedrive. Im Schein unserer Taschenlampen konnten wir Genets, Springhasen und Löffelhunde ausmachen.
Beim allabendlichen Tagebuchschreiben nerven dann die vielen Insekten, die sich von meiner Stirnlampe angezogen fühlen und mir um den Kopf schwirren. Inzwischen hat es auch zugezogen, weshalb es in dieser Nacht kaum abkühlt.