Tag 24 – 7. August 2017 – Steine und Sand
Hoarusib Bushcamp – Opuwo Country Lodge
Schon vor Sonnenaufgang wurden wir von einer absoluten Stille geweckt. Wir hatten wirklich ein wunderschönes Bushcamp und spazierten ein wenig durch die Gegend. Obwohl unser Platz nahe an hohen Felswänden lag, tauchte die Sonne genau gegenüber an der Stelle auf, an der der Horizont am niedrigsten war.
So konnten wir in der Sonne sitzen und frühstücken. Wir ließen es auch heute gemütlich angehen. Bis alle Dinge ins Auto gepackt, jedes Blümchen bewundert war und wir uns auch die Stelle, an der wir gestern so viel gebuddelt hatten, noch einmal genau angesehen hatten, war es schon fast halb neun.
(Hallo Thomas, wir glauben nach diesem Foto wohl eher nicht, dass es dieselbe Stelle war, an der du dich festgefahren hattest, oder? So richtig nah sind die Felswände ja nicht.)
Obwohl wir nicht sicher waren, ob das überhaupt etwas nützt, schütteten wir die ärgsten Krater ein wenig zu, pumpten noch schnell unseren Reifen auf und waren bald startklar.
Wir wussten nicht, was uns auf dem restlichen Weg nach Nordosten erwarten würde, hatten nach der gestrigen Auskunft des Familienvaters aber keine besonders gute Vorahnung. Um es ein wenig vorwegzunehmen: Es war heftig angekündigt, und es wurde auch heftig. Und das recht bald. Von Anfang an mussten wir Geröllfelder überqueren. Bei kleinen Steinen konnten wir schnell fahren, also bei Untersetzung im vierten Gang. Bei mittelgroßen Steinen fuhren wir im dritten Gang, und bei den großen Wackern ließ Uwe das Auto im ersten oder zweiten Gang der Untersetzung darüber schleichen. Unter den Reifen oder manchmal auch unter dem Fahrzeugboden knirschte es, aber wir kamen immerhin vorwärts.
Da wir uns schlauerweise den Weg flussaufwärts ausgesucht hatten, ging es selbstverständlich regelmäßig bergauf.
Immer wieder waren Sandhänge im Weg, die es zu erklimmen galt – gerne auch mehrfach und unmittelbar hintereinander. Im Prinzip war das mit genügend Schwung kein Problem. Der Landcruiser hatte jedoch einen Nachteil hinsichtlich des Böschungswinkels am Heck. Dort war eine Anhängerkupplung angebracht, die zum einen (für uns) völlig unnötig war und zum anderen auch noch nach unten überstand. Mit diesem Metallstück setzten wir bereits bei der ersten etwas steileren Steigung auf.
Danke an Matthias
Wir hörten ein unschönes Scheppern und mussten feststellen, dass die Stoßstange mit der Anhängerkupplung ein wenig nach oben gedrückt war. So ein Mist! Die schweren Metallspanner, die den Aufbau an der Stoßstange arretierten, wackelten locker herum. Uwe holte das Werkzeugköfferchen und spannte mit Matthias beide Seiten nach, bis der Aufbau wieder fest saß.
Im rechten Winkel führte die Pad gleich über den nächsten Hang weiter: Gleich steile Anfahrt, gleiches Spiel, gleiches Geräusch. Es tat uns wirklich in den Ohren weh. Unser armes Auto! Also wieder das Köfferchen geholt – das passende Werkzeug kannte Uwe ja schon – und den Aufbau erneut festgezurrt. Das konnte ja heiter werden, denn das zweite Auto stand noch ganz unten vor der ersten Stufe.
Matthias überwand die erste Hürde aber ohne Probleme. Zum einen hatten wir noch einen Stein entfernt, zum anderen hatte sein Auto mehr Bodenfreiheit und keine dämliche Anhängerkupplung. Dafür blieb es am zweiten Hang auf halbem Weg im Sand stecken. Kurzes Déjà-vu, aber diesmal konnte Matte, ohne sich einzubuddeln, wieder zurückrollen. Also wurden Steine geschleppt, um die lockere Sandspur ein wenig zu befestigen. Ruth behauptet ja bis heute, sie habe sämtliche Steine im oberen Hoarusib persönlich begrüßt, entweder um sie aus dem Weg zu räumen, oder um eine Spur auszulegen.
Danke an Bele
So präpariert meisterte Matthias die Stelle im nächsten Versuch auf Anhieb. Juhu!
Die Freude währte nicht lange, denn die Strecke sollte in etwa so weitergehen: Nächster Anstieg, nächste unübersichtliche Stelle, aussteigen, winken, erst das eine, dann das andere Auto hinüberwuppen.
Erst jetzt ist uns aufgefallen, dass wir von der wirklich schönen Gegend gar nicht viele Fotos gemacht haben, da Ruth häufig damit beschäftigt war, vorneweg zu laufen und den Weg zu weisen. Daher ein dickes Dankeschön an Bele und Matthias, die vieles festgehalten haben und mit ihren Fotos mehr als nur aushelfen können.
Weiter ging es. Nicht schnell, aber wir kamen vorwärts. Nachdem wir uns gerade wieder über ein großes Feld mit Steinchen, Steinen und STEINEN gequält hatten, fiel uns auf, dass von unserem Begleitfahrzeug nichts mehr zu sehen war. Wir warteten und vertraten uns ein wenig die Füße. Warum dauerte das denn so lange? Pipi- oder Fotostopp, hatte Matthias ein braunes Vögelein gesichtet oder gar eine neue Art entdeckt? Die beiden tauchten auch nach einer Viertelstunde nicht auf. Da blieb uns wohl nichts anderes übrig als nachzusehen. Allerdings hatten wir nur wenig Lust, das Auto einen Kilometer zurück über die Wacker zu tragen. Daher machten wir uns zu Fuß auf den Weg, der auch in Crocs nicht leicht zu meistern war. So eierten und kraxelten wir dahin, darum bemüht, uns nicht die Füße zu verdrehen. Als wir Bele und Matte nach ein paar hundert Metern endlich fanden, hatten sie ihr im Sand festgefahrenes Auto bereits rückwärts wieder befreien können. Dazu hatten sie geschaufelt (Upps, da waren wir wohl zu spät, wir hätten doch so gerne mitgeholfen!) und drei Holzbretter unter ihre Räder gelegt. Und genau die waren jetzt das Problem, denn sie waren verschollen. So lange wir auch suchten, Krater gruben, stocherten und ratlos schauten, es ließ sich nur noch ein Brett wiederfinden. Die anderen opferten wir schließlich dem Gott des Hoarusibs.
Für Uwe ging der große Spaß weiter. So ähnlich hatte er sich das vorgestellt. An vielen Stellen war nicht abzusehen, welchen Weg wir durch das Flussbett fahren mussten, denn Spuren waren keine zu erkennen bzw. endeten zwischen Steinen. Aber Ruth wollte ja auch gar nicht fahren, sondern viel lieber laufen. Dazu hatte sie ja nun reichlich Gelegenheit. Wir stiegen häufig aus und suchten nach der besten Route. Matthias scheiterte an einer Sanddüne, also nahmen wir eine andere Auffahrt. Stellen mit feuchtem Untergrund ließen wir aus, um keinen Wagen komplett im weichen Untergrund zu versenken.
Danke an Bele
Immer wieder gelangten wir an den ein oder anderen Abschnitt, bei dem wir im ersten Moment dachten, dass hier nun wirklich mit keinem Fahrzeug durchzukommen sei. Auch hier hätte Ruth das Auto gerne einfach an Ort und Stelle stehen lassen und wäre davongelaufen.
Die Düne rechts von den Autos hatte Matthias nur gut bis zur Hälfte geschafft. Mehr Schwung war bei der Anfahrt aber auch nicht zu bekommen. Fuhren wir weiter an der Dünenseite entlang, würde das Auto früher oder später nach links wegsacken, denn der Boden gab schon unter unserem Gewicht nach, wenn wir nur darüber liefen, und unsere Crocs hinterließen tiefe Abdrücke. Stark einzuschlagen war am Dünenhang im losen Sand sicher auch keine gute Idee …
Und so überlegten wir hin und her und verwarfen mal diesen, mal jenen Einfall. Letztlich meisterten wir aber auch diese Stelle. Wäre es das nun gewesen, hätte man sich beglückwünschen und stolz sein können. Aber wir waren ja noch lange nicht am Ziel. Die ein oder andere Wasserdurchfahrt im weichen Untergrund wartete noch auf uns. Auch hier liefen wir die Spuren mehrfach ab, hatten schließlich aber keine Probleme, obwohl Wälle und Staudämme davon zeugten, dass man hier sicherlich auch ein wenig Zeit mit Bauarbeiten im Schlick verbringen könnte.
Danke an Bele