Hallo nochmal zum Schluss,
Als ich vor fast 20 Jahren zum ersten Mal nach Namibia reiste, da
- konnte man den Flug noch kurz vor dem Termin als Schnäppchen für damals 370 DM im Internet ersteigern
- standen in Windhoek mal 3-4 Autos an einer Ampel
- ist man auf der Strecke nach Okahandja vielleicht einem oder zwei Autos begegnet
- habe ich nie in der Etoscha vorgebucht, weil immer eine Campsite frei war
- sind wir 3 Tage im Kaokoveld unterwegs gewesen ohne einem Menschen zu begegnen
- fuhren noch keine Busse in der Etoscha oder im Sossusvlei umher und unterwegs ist man in 2 Stunden oft nur einem Auto begegnet
- waren die meisten Strecken Gravelroads, besonders auch die im Caprivi und so konnte man nur wesentlich kürzere Strecken an einem Tag fahren
- standen zwischen Swakopmund und Walvis 5 kleine Hütten
- gab es noch keine Diskussion über die Kriminalität, Namibia galt als sicherstes Land Afrikas.
- war Namibnia das Land der unendlichen Weite und das Land der "Roten Stille"
Das hat sich alles geändert!
- Die Städte Windhoek und Swakopmund sind explodiert, in Höhe und Ausdehnung.
- In gleichem Maße ist der Ausbau der Straßen fortgeschritten, es wird gerast, überholt und gestorben.
- Die Kriminalität ist durch den steigenden Geldbedarf für Handys und andere Statussymbole exponentiell angestiegen.
- An den Wasserlöchern in der Etoscha stehen oft drei Busse vor einem Löwenpaar und man hat Mühe zwischen denen durchzuschauen.
- Bei der Einfahrt in den Sossusvlei stehen am Morgen endlose Kolonnen von Autos mit laufendem Motor.
- Und es haben sich auch die Touristen verändert, nicht nur in ihrer Anzahl, sondern auch in ihrer Art und dem Verhalten. Es gab nicht den Pauschaltouristen, der seine Reise bei A... oder L... gebucht hat, vorher nie einen Reisebericht gelesen hat, nach stundenlanger Busfahtrt mit lautem Gegröhle erst mal in der Lodge an die Bar stürmt, sich lauthals darüber beschwert, wenn in der Trockenzeit der Pool nicht befüllt ist, am nächtlichen Wasserloch oder beim Gamedrive in Partylaune ist.
Vorherrschend war der Individualtourist, der sich schon zu Hause eingehend mit dem Land, das er immer ohne Navi bereist hat, intensiv auseinander gesetzt hat und die Pirschfahrt selbst unternommen hat. Längst gab es noch nicht die unendliche Zahl von Gamedrivefahrzeugen, die sich per Funk verständigen und bei einer Löwenmeldung dann losrasen, um dort dann zu 20 oder mehr Fahrzeugen einer Paarung zuzusehen. Längst gab es auf dem Chobe nicht eine Armada von Booten, die bei Sichtung einer Elefantenherde losrasen und mit ihrem Wellenschlag sämtliche Gelege der Jacanas zerstören.
Ja, ich weine der Vergangenheit nach. Nein ich missgönne den Leuten heute Namibia nicht! Aber es ist nicht mehr das Namibia, das ich so lieben gelernt habe, in dem ich viele Freunde gefunden habe, in dem ich seit vielen Jahren Sozialprojekte unterstütze.
In diesem Zusammenhang muss man auch meine Kritik an den Lodges von Gondwana verstehen. Ich habe - mit Ausnahme von Canyon Village alle Gondwana Lodge s besucht. Ich war in Damara Mopane, Namushasha, Hakusembe jeweils kurz nach der Eröffnung. ich war von der Anlage und der Idee begeistert. Ich habe im Gespräch mit Manfred Goldbeck ihm zu seinen Ideen und seinem Engagement und der sehr guten Qualität der Lodges gratuliert.
Aber wie sich Namibia verändert hat, haben sich auch meine Erfahrungen mit Gondwana verändert. Von den negativen Eindrücken auf Namushasha und Hakusembe habe ich hier ja schon berichtet, doch auch auf Damara Mopane hatte ich beim letzten Besuch am Wochenende bei Abwesenheit der Manager Ballermannatmoshäre am Pool und in der Bar; auf Kalahari Anib hat ein völlig betrunkener Kegelverein aus Vorarlberg die Lodge bis nachts um ein Uhr aufgemischt und ... Nein, Gondwana hat auf seinen Lodge die Kapazitäten für den neuen Pauschaltourismus und für die Touristen, die früher an den Stränden der Türkei und Ägyptens, in Tunesien und sonstwo ihr Unwesen trieben. Es tut mir leid, das so krass auszudrücken.
Die Konsequenz: Nach fast 20 jahren werde ich Namibia als Urlaubsziel streichen. Ich werde vielleicht nochmal meine Freunde und die Sozialprojekte besuchen. Aber das Feuer für das Land ist wie die untergehende Sonne Afrikas erloschen.
Viele liebe Grüße - ich gönne euch den Urlaub in Namibia, aber ich suche andere Ziele:
Burschi