Tag 9
Überpünktlich werden wir von Captain Hans (ca. 55; lebt in 3. Generation in Swakopmund, Vorfahren stammen aus Hamburg, sieht aus wie der von Klaus & Klaus, der vor kurzem im RTL-Dschungelcamp war) abgeholt.
Unsere Katamarantour beginnt pünktlich, wir sind neben den drei Mann Besatzung zehn Gäste an Bord, die darauf brennen, möglichst viel von Flora und Fauna (das sind NICHT die beiden Besatzungsmitglieder!) zu sehen und kurzweilig unterhalten zu werden.
Das erste Tier ist bereits an Bord. Eine Robbe, die genau weiß, dass Captain Hans ein guter Mensch ist und immer paar Fische für die Robbe(n) - später wird sich eine zweite an Bord dazu gesellen - in der Hosentasche hat.
Wir stechen in See. Captain Hans erzählt ne Menge Maritimes rund um Namibia, wir lauschen andächtig und staunen. Unsere Tour beginnt im Hafenbecken und wir erfahren u.a., dass sich dort vor Zeiten die Wale, die sich aus Süden kommend nach Norden zur Paarung begeben haben und dann auf ihrem Weg wieder zurück an eben jener Stelle ausgeruht haben, die deshalb den Namen Walfischbucht trägt. Lang ists her und weil man ihnen den Garaus gemacht hat, gibt’s dort inzwischen so gut wie keine mehr und nur der Name erinnert an alte Zeiten.
Die Küste hier heißt übrigens Skelettküste und wer jetzt an Schiffbrüchige oder Überreste meuternder Matrosen auf dem Meeresboden denkt, liegt falsch. Die hohe Anzahl der hier liegenden Schiffswracks gab ihr diesen Namen.
Vorbei geht’s an mehreren Austernfarmen, die sich mitten im lang ausgestreckten Hafenbecken, das eher einer Bucht gleicht, befindet. Wir erfahren, dass die Austern aus Chile importiert werden und hier in namibischen Gewässern optimale Bedingungen vorfinden.
In diesen kalten Gewässern gedeihen nur männliche Austern, die ohnehin viel besser schmecken als weibliche (also wie bei den Menschen auch, wenn man das aufs Aussehen überträgt). Bei 22°C wechseln die Austern ihr Geschlecht und werden weiblich – sozusagen Warmduscher.
Wir sehen einen hier eher selten anzutreffenden Pinguin (seine Gene signalisieren ihm noch Sardinen in dieser Bucht, die gibt’s allerdings schon lang nicht mehr), eine Robbe, die gerade einen kleinen Hai verspeist, rosa Flamingos und noch andere Tierchen.
Plötzlich empfängt Captain Hans einen Funkspruch: Buckelwal gesichtet, setzt sich ab aufs offene Meer. Hans`Jagdehrgeiz wird gepackt, seine beiden Matrosen setzen Segel und nun geht’s raus auf See. Der Wind frischt auf und es wird ungemütlich. Vorsorglich liegen Decken bereit, unter Deck gibt’s Schnaps. Der Kapitän ist eben ein Hamburger (das „a“ wie „a“ und nicht wie „ä“ sprechen).
Leider ist der Wal zu schnell (oder Hans zu langsam), wir sehen ihn nicht.
Hans kehrt um, wir passieren eine Robbenkolonie, die regelmäßig gezählt wird und der man stets um die 60 0000 Robben zuordnet. Hans erzählt nebenbei, dass es in Namibia mehr Robben als Menschen gibt.
Den Katamaran hat er übrigens selbst gebaut und noch dieses Jahr will er damit (erneut) über den Atlantik bis nach Rio de Janeiro segeln. Verrückter Typ! Dabei gibt’s in Namibia schon so wenige Menschen … Er wickelt noch reichlich unterhaltsames Seemannsgarn ab und bringt uns wohlbehalten in den Hafen zurück. Wir lassen uns in unsere Unterkunft fahren und legen uns bisschen hin.
Nachmittags besuche ich nochmals das Museum, bin erneut sehr angetan davon. G. (die Klarnamennennung hat mir Gabi ja untersagt) shoppt durch diverse Swakopmunder Geschäfte. Nach einer Weile treffen wir uns an der Butchery (Fleischerei/Metzgerei) neben SUPERSPAR.
War eine Empfehlung unseres Quartiermeisters und wir kaufen dort Biltong (Trockenfleisch). Ein wirklich guter Tipp, den wir hiermit gern weitergeben. Springbock ist übrigens unser Favorit und wer sich das Stück im Ganzen geben lässt, hat deshalb mehr davon, weil es nicht so schnell austrocknet.
Den Abend verbringen wir im BRAUHAUS, das bis auf den letzten Platz ausgebucht ist. Allerdings gelingt es uns mit unserer personengebundenen Cleverness und unserem weltmännischen Auftreten, noch zwei Plätze zu ergattern. Das Essen ist uneingeschränkt empfehlenswert, das Bier sowieso.
G. kränkelt seit paar Tagen schon ein wenig, sie schläft früher ein, ich dambere (ein typisch sächsischer Begriff für „gammeln“) noch ein wenig vor mich hin, ehe ich auch zu ruhen beginne.
Und wieder war es nichts mit Löwen. Noch nicht mal SEElöwen.