4.Tag: 11. August 2013 : Auf Gravel in die Wüste
Lake Oanob Resort - Sesriem (260km Fahrt)
Sossus Oasis Campsite
Unsere erste Nacht im Dachzelt ist überstanden. Nicht unbequem, aber zu kühl. Wir haben die weitere Abkühlung während der Nacht unterschätzt. Leonie und Claudia, unsere beiden Frostbeulen, jammern wegen der Kälte, trotz Skiunterwäsche, Jogginganzug, Schlafsackinletts und den Schlafsäcken, die zwar neu aussehen, aber nicht allzu dick sind.
Claudia hat von allem am meisten gefroren, vor allem, weil sie schon eine Erkältung aus Wien mitgebracht hat. Selina hat wieder mal geschlafen wie ein Murmeltier und von der Kälte der Nacht nichts mitbekommen.
Ich stehe als Erster auf, bewundere die aufgehende Sonne und mache die ersten Fotos mit der neuen Kamera.
Die Mädels krabbeln aus den Zelten und wir essen ein paar Toastbrotscheiben mit Nutella und Marmelade. Dazu gibt es Kaffee, Tee und Kakao. Wir packen zusammen und machen uns auf den Weg nach Sesrien. Die Wüste ruft !
Zuvor will ich noch in Rehoboth das Notebook-Stecker-Problem lösen. Ich mache mir keine Hoffnung, heute am Sonntag im kleinen Städtchen einen passenden Adapter zu finden. Gott weiß, was das für ein Stecker aus Hongkong oder sonst wo ist. Irgendeine Werkstatt mit Zangen, Schraubenzieher und Kabelklemmen müsste mir reichen, um den exotische Stecker abzuzwicken und einen echt namibischen Stecker drauf zu fummeln, egal wie.
In Rehoboth entdecke ich nicht gleich eine Werkstadt, aber ein Mini-Geschäft mit dem hoffnungsvollen Schild „China Electronics“. Claudia und die Kinder bleiben als Wächter im von innen versperrten Auto. Als ich aussteige und zum Geschäft stapfe, reden mich ein paar Kids auf der Straße an, ob ich nicht vielleicht einen Dollar übrig habe. Mein sehr genervter und säuerlicher Gesichtsausdruck reicht aus, um das Gespräch zu beenden, bevor es entstehen kann. Wortlos schaue ich Richtung Auto und die Jugendlichen kapieren, dass es klüger ist, jetzt nicht an die Scheiben des Autos zu klopfen, um meine Mädels anzuschnorren.
In dem finsteren Laden begrüßt mich ein mindesten 70 Jahre alter Chinese, dessen Englisch-Wortschatz ganz offensichtlich nach seinem "Hello" auch schon wieder erschöpft ist. Mit dem Stecker in der Hand kann ich verständlich machen, was mein Problem ist. Und siehe da: Er greift unter die Theke, nimmt einen Adapter heraus und murmelt etwas von „Sambia-Plug“. Ich hab also einen sambischen Stecker auf dem Ladegerät des Notebooks! Noch bevor er mir einen Gremlin aus dem Hinterzimmer andrehen kann, bedanke ich mich herzlich, zahle 10 N$ für den Sambia/Namibia-Adapter und kehre euphorisiert zum Auto zurück.
Kurz nach Rehoboth beginnt unsere erste lange Gravelfahrt.
Wir fahren brav 80 km/h und den Streetshoogte Pass hinauf (dabei aber nicht 80!). Oben genießen wir die herrliche Aussicht.
In Solitaire halten wir kurz bei Moose McGregor und probieren verschiedene Kuchensorten, die alle lecker schmecken.
Übrigens ist Solitaire meiner Meinung nach inzwischen kein Geheimtipp mehr. Am Parkplatz stehen mindesten 20 Autos, teilweise auch Busse. Der Anbau an die Bäckerei ist voll und Scharen an Touris fotografieren die Autowracks, die Erdhörnchen und die Kakteen. In der Bäckerei wird man abgefertigt wie bei McDonalds.
Wir fahren weiter Richtung Sesriem, wo wir um 15 Uhr eintreffen.
Wir besorgen uns das Permit für den Park für heute und morgen. Obwohl ich explizit danach frage, bekomme ich das Permit nicht für 24 Stunden, sondern nur für den heutigen und den morgigen Tag. Der wenig motivierte Beamte gibt mir zu verstehen, dass 24 Stunden nur für die Campinggäste der NWR-Campsite erhältlich ist.
Wir fahren in den Park zur Elim-Düne, die wir an diesem Nachmittag für eine Stunde ganz für uns alleine haben.
Danach machen wir noch eine kurze Wanderung durch den Sesriem Canyon.
Wieder aus dem Park draußen, bestellen wir für morgen 7 Uhr Früh einen Frühstückskorb in der Sossusvlei Lodge und melden uns auf der Sossus Oasis Campsite an. Auch diese bezeichnet sich als Luxus-Campsite, sieht aber auf den ersten Blick noch karger aus als die Campsite am Lake Oanob. Aber tatsächlich haben wir eine betonierte ebene Fläche, Open-Air Dusche, Klo und Spüle, Warmwasser, eine schöne Feuerstelle, Strom und Lampen. Also Camper-Luxus pur
Mit zitternder Hand greife ich nach dem Notebook und meinem heute morgen erstandenen Sambia/Namibia-Stromadapter.
Ich fahre den Laptop hoch und stecke Alles ineinander. ES PASST! Den Freudentränen nahe richte ich Windows ein und will mit dem Reisetagebuch beginnen. Da natürlich kein Office drauf ist, kritzle ich ein paar Notizen in das Windows-Notepad, wobei das Schreiben mit deutscher Spracheinstellung auf einer englischen Tastatur auch nicht frei von Tücken ist und für herrlich komische Wortkreationen sorgt.
Aber was soll's, irgendwie funktioniert's. Wer auf Perfektion Wert legt, sollte ohnehin nie Camping Urlaub in Afrika machen.
Diesmal mache ich rechtzeitig Feuer und wir grillen Fleisch und Würstchen.
Alles schmeckt herrlich. Hunger ist eben doch der beste Koch.
Der Aufbau der Dachzelte gelingt deutlich flotter als gestern. Inzwischen hat es geschätzt noch 10 Grad und kühler Wind kommt auf. Wir ziehen alle Schichten an, die wir aufbieten können und sind früher als gestern in den Zelten. Immerhin heißt es morgen früh aufstehen.