Bis jetzt war der Urlaub wirklich entspannt, voller Abenteuer, voller Tiere… aber irgendwie fehlt mir Afrika. Durch die 6 Tage Etosha zu Beginn fehlt mir das, was ich erwartet habe. Den ganzen Tag sehe ich Urlauber/Weiße/gelegentlich Asiaten in dicken Autos. Aber ich habe die Vermutung, dass es besser wird. Wir hatten eine sehr entspannte Nacht auf der Sachsenheim Farm. Was mich ein wenig nachdenklich macht ist, dass die Farm wie ein Gefängnis aufgebaut ist. Der Zaun um den Campingplatz ist…. Einfach nur HOCH und MASSIV
. Sollen wir nicht raus? Soll wer/was nicht rein? Ich weiß es nicht und der Zaun verunsichert mich mehr als wenn er nicht da wäre. Er verfehlt also seinen Nutzen leider.
Egal, der Empfang war herzlich, die Hofhunde nett und wir praktisch alleine auf der Farm. Es war ja eh nur eine Nacht und auf Empfehlung von Frau Sachsenheim gehen wir in der Shoprite in Tsumeb. Hier gibt es wirklich alles. Und nach 7 Tagen ist Einkaufen für uns Pflicht. Und der Plan ist… ja….. eigentlich erst wieder in 9 Tagen einkaufen gehen, dann aber schon in Botswana.
Es gibt fast alles,… bis auf Nutella. Hier ist der Superspar ein paar Meter vorher unsere letzte Hoffnung. Und wir stehen vor dem Regal und überlegen uns, ob 90N$ wirklich der Preis für ein Glas Nutella sein soll und darf. Aber…. Das war so ziemlich der einzige Luxus, der im Urlaub sein muss. Und es war es wert. Zu Hause esse ich eigentlich kein Nutella… aber in Afrika geht’s nicht ohne. Traditionell und Irrational.
Und dann geht’s ab nach Rundu. Wir wollen mal schauen wie weit wir kommen.
Die Fahrt geht sehr zügig und flott voran. Wir sind erst um 12°° mit Einkaufen fertig und nach Rundu sind es nur 4 Stunden Fahrt. PERFEKT denken wir uns.
An dem Tag durchbrechen wir auch endlich den Veterinärzaun. Durchbrechen ist das falsche Wort. Aber auf der nördlichen Seite angekommen ist sofort alles anders. Vorher war da Land menschenleer. Links und rechts nur Farmland und hohe Zäune und viel Staub. Nun gibt es noch mehr Staub und Menschen wo man nur hinschaut. Die Straße nach Rundu ist offensichtlich der Lebensraum für tausende von Menschen. Alle paar Kilometer steht eine Wasserversorgungsstation. Alle paar Meter eine Hütte, ab und an eine kleine Kneipe und ein MTC-Shop.
Und die Armut ist beängstigend. Die ersten 2 Stunden Fahrt durch die Region sensibilisieren uns langsam, wir fahren jedoch meist schweigend durch das Meer von Menschen. Links und rechts sieht man Kinder die mit einfachsten Hilfsmitteln spielen, Frauen und Mädchen/Jungs die Wasserholen, Esel, Ziegen und Kühe. Das ist dann wohl Afrika.
Ich hatte es mir immer gewünscht zu sehen. Jetzt wo ich aber da bin…. Bin ich mir unsicher ob das gut ist, dass ich da bin und mit 100 da durchbrause. Die Fahrt verläuft sehr nachdenklich und relativ schweigsam. Wir haben kein Foto gemacht. Schade für den Bericht, aber ich denke das Elend zu Fotografieren… einerseits gut, andererseits habe ich dabei ein schlechtes Gefühl.
So brausen wir die B8 entlang. Unser Ziel ist es Rundu hinter uns zu lassen um die N’Kwazi Lodge (wir campen da natürlich!) zu erreichen. Nach der Fahrt ist es ein Garten Eden. Grün und schön. Wir haben am Abend einen wunderbaren Blick über den Okavango. Was wir sehen ist Angola. Und das ist für mich auch schon wieder komisch. Ein von Mienen übersätes, relativ armes Land zu sehen, während man in einem gut gehüteten Campingplatz sitzt. Vond er ferne sieht das Leben der Menschen am Fluss so idyllisch und geradezu malerisch aus. Aber in Wirklichkeit ist es wohl einfach nur ein hartes Leben. Punkt aus.
Was zu empfehlen ist scheint mir die Tanzvorstellung mit Gesang einer lokalen Gruppe zu sein. Es kostet zwar was, aber das ist denke ich ok. Leider haben wir genau da gegessen und vor allem den Brai angeschmissen. Wir Campen nämlich neben einer Hütte in der die Damen sich umziehen. Und auch auf dem Weg dahin und zurück singen Sie. OHNE Publikum. Offensichtlich für sich. Es scheint ihnen Spaß zu machen. Im Nachhinein hätte ich diese Partnerschaft gerne unterstütz. (Haben wir bei unserem zweiten Besuch dann nachgeholt, wussten wir da aber noch nicht).
An dem Abend komm ich mit einem (schwarzen) Tourguide lange ins Gespräch. Der trägt gefühlt 1000 Liter Wasser vom Wasserhahn zu seinem Auto… Spühlen, für die Gäste Waschen,… was halt so anfällt. Seine Gäste sind bei der Vorstellung, schlafen in den Lodges. Er Campt hier bei uns. Das macht die Sache sehr sympathisch. Vor allem sein Bild von Lodgegästen. Ich denke ich muss nicht beschreiben, wie er die Sache sieht. Ich bin Camper. Das ist nicht besser. Dennoch fühl ich mich zu dem Zeitpunkt beruhigter. Zumindest freue ich mich, dass ich endlich mal mit jemand längere Zeit ins Gespräch komme. Am meisten tut mir die Gruppe leid, als ich erfahre, dass sie die Stationen die wir so machen in nur 30% der Zeit schaffen. Windhoek Etosha Caprivi, Vicfalls in 8 Tagen mit Okavango Delta…WOW. Wir brauchen 3 Wochen.
Etwas Negatives noch zum Schluss. Etwas was mir peinlich ist und was mir während dem Urlaub den Spaß teilweise verdorben hat und bei mir für ein ungutes Gefühl gesorgt hat.
Kurz vor Rundu ist eine Polizeisperre mit einem Stoppschild. Wir kamen dort um 17°° an. Halten brav, lassen das Fenster runter. Die Polizisten winken uns zur Seite ran. Angeblich haben wir das Stoppschild überfahren nach dem Anhalten. Wir sind nach dem Schild wenige Zentimeter vorgefahren um besser mit dem Polizisten sprechen zu können, der natürlich bei dem Schild stand und nicht bei meiner Scheibe.
Das war unser Fehler. Ein überfahrenes Stoppschild will nun natürlich bezahlt werden. 1200N$ oder so was…. Eine lange Diskussion. Ich mach es kurz. Wir fahren nach 2 Stunden weiter und haben einen Polizisten bestochen. Ich bin mir sicher, dass der Polizist keiner war. Die Person am Stoppschild war vielleicht einer. Die Person die uns danach „abgefertigt hat“ war denke ich keiner. Wir haben später im Urlaub eine junge Urlauberin getroffen, die uns genau die gleiche Geschichte an genau der Station erzählt hat. Auch kurz vor Sonnenuntergang.
Der Sonnenuntergang war auch der Grund, wieso wir letztendlich geschmiert haben. Wir wollten einfach mit der Dunkelheit nicht dort noch weiter stehen, sondern ins Camp. Das war natürlich auch deren Taktik.
Schade, dass so was passieren muss. Schade, dass es so was gibt. Problematisch war es nicht. Im Nachhinein war es eine gute Erfahrung. Ich würde es heute anders machen. Aber das war unser erster Kontakt mit namibischen Behörden. Was wussten wir schon. Durch den Vorfall habe ich sehr viel gelernt. Das ist das Gute daran. TIA… Is this Afrika?
Deswegen mein Fazit für heute: An der Stelle aufpassen. Die Masche passiert wohl häufiger. An der B8, 10 KM südlich von Rundu..
P.s. Danke für euer Feedback. Ab morgen gibt’s wieder Bilder. Heute nur Text. Bin selbst wieder nachdenklich geworden. Der Text gefällt mir heute ohne Bilder besser.
Liebe Grüße,
Amos