Mittwoch, 27.07.2011
Wir wachen mit Sonnenaufgang nach einer zweiten trotz zusätzlicher Decken durchfrorenen Nacht auf und wärmen uns ein wenig an der noch übrigen Glut auf. Nach einem guten Frühstück (in Namibia gibt’s wahnsinnig leckere Müslisorten) und reichlich frischem Kaffee packen wir zusammen, verabschieden uns vom Farmhund und brechen auf. Unsere Fahrt geht über Maltahöhe immer die C19 entlang. Heute „darf“ ich mal fahren und auch mir fällt das Linksfahren (bis aufs Blinken) nicht sonderlich schwer.
Auf der Strecke sehen wir jede Menge Paviane.
Maltahöhe ist wieder ein Städtchen, an das man sich als Europäer erst gewöhnen muss. Auch wenn wir nur durchfahren, fällt uns auf, wie einfach die Menschen hier leben. Und wie wir später noch feststellen werden, ist es so ärmlich ja dann doch nicht. Wir verbuchen die neuen Eindrücke unter „in Afrika ist alles etwas anders“. Es ist vermutlich nur eine Gewöhnungssache und für uns ein „Kulturschock“. Da merkt man erst so richtig, wie verwöhnt wir sind. Später auf der Reise und auch jetzt noch zu Hause denke ich oft, dass man von dieser Einfachheit auch mal etwas mit nach Deutschland bringen müsste.
Nach der Ortsdurchfahrt muss ich an der nächsten Polizeisperre anhalten und ein paar (vermutlich statistische?) Fragen beantworten. Dann fahren wir weiter und betrachten die sich ständig verändernde Landschaft. Schließlich ist für uns ja alles neu. Der Zarishoogtepass ist gut zu fahren und das erste landschaftliche Highlight auf der Strecke.
Um ca. 14:30 kommen wir in Hauchabfontein unserem heutigen Ziel an. Herr Förster ist zurzeit nicht da, aber seine Farmmanagerin (mit kompletter Familie) begrüßt uns freundlich. Es gefällt uns auf Anhieb in Mitten der wunderschönen Berge auf der Farm und dem Campingplatz.
Nachdem wir unseren Platz (Hoodia) in Beschlag genommen und inspiziert haben (2 Feuerstellen – eine runde zum Drumherumsitzen und eine auf Herdhöhe – frisch aufgeschichtetes Holz in beiden, dass allerdings 3,- NAD pro Tag extra kostet, wenn mans verbraucht, neben dem „Herd“ ein Waschbecken, saubere Sanitäranlagen, die man über einen schönen gesandeten und mit weißen Steinen abgesteckten Weg erreicht) und einen Happen gegessen haben, machen wir uns auf und erkunden die Umgebung. Wir möchten auf der Farm noch ein paar Fragen klären und suchen daher den Fußweg dorthin, den es unserer Meinung nach geben muss. So ist es auch. Nach ca. 15 min kommen wir dort an und werden von Sepp (Name war schon vorher aus dem Netz bekannt), dem Farmhund, begrüßt, der wohl bei unserer Ankunft woanders verweilte.
Wir buchen für den nächsten Tag eine Tour zum „geheimen“ Köcherbaumwald und fragen auch nach sonstigen Wandermöglichkeiten. Als wir den Rückweg antreten wollen, sprintet Sepp vorweg und „zeigt“ uns den Weg, wie wir meinen. Immer wieder bleibt er stehen und schaut sich um, ob wir auch wirklich kommen. Zielgenau bringt er uns zu unserem Platz, obwohl auch andere Plätze noch besetzt sind. Doch wir wollten gar nicht zurück zum Auto, sondern eigentlich zu den dort vorhandenen natürlichen „Pools“. Kaum ausgesprochen, flitzt Sepp in eine bestimmte Richtung davon. Es auf einen Versuch ankommen lassend, gehen wir ihm nach, und siehe da, auch das scheint er verstanden zu haben. Wir stehen vor dem Tsauchab und seinen dort entstanden Becken voll Wassers. Wunderschön!
Einmal kurz muss ich (es ist heute nicht so warm – ca. 20°C) wenigstens da rein Sepp kommt natürlich mit.
Auch als wir es uns später am Feuer bequem machen und anfangen zu grillen, weicht er uns nicht von der Seite, obwohl er nichts von unserem guten Oryx-Steak abbekommt.
Der Sonnenuntergang ist einfach himmlisch. Alle Berge erglühen und vor allem unser „heiliger Berg“ - wie wir ihn getauft haben, weil er uns an einen Berg erinnert, den Indianer sicher als solchen verehrt hätten – erstrahlt in den schönsten Farben.
Die Grillen zirpen. Leise entzündet die Farmfamilie Windlichter, um uns und den anderen Campern (von denen man durch die Weitläufigkeit nicht viel hört) den Weg zur Toilette zu beleuchten.
Das Feuer knackst. Wir sind endlich angekommen!
Da ist es uns auch egal, dass wir aussehen wie Schweine, weil alles, aber wirklich alles verstaubt ist im Laderaum. Egal was wir anpacken, ständig ist man wieder dreckig. Doch daran denken wir spätestens dann nicht mehr, als es richtig dunkel wird und der Sternenhimmel seine ganze Pracht enthüllt. Schweigend und staunend sitzen wir am warmen Feuer und betrachten die Milchstraße und Co. Wir sitzen einfach da und genießen.
Strecke: ca. 260 km