Dienstag, 11.01.2011 Sossusvlei Lodge
Der Wecker klingelt tatsächlich um 5:00 Uhr. Dirk überredet mich aber den Wecker noch mal wegzudrücken. Ok, denke ich mir, es sind ja nur 5 Minuten. Zumindest geht der Handywecker bei mir nach 5 Minuten wieder an! Ich kann nicht weiterdösen, bin ich doch schon so gespannt auf den Tag. So wundere ich mich auch recht schnell über die doch recht langen 5 Minuten. Als Dirks Wecker dann zum zweiten mal klingelt, ist es dann auch schon 5:15 Uhr
Das nennt man ausgetrickst. Dirk ist aber auch ein echter Morgenmuffel und 5 Uhr eine doch eher unangenehme Weckzeit.
Da wir nicht auf die Idee mit dem Frühstückskörbchen gekommen sind, sitzen wir also wirklich um 5:45 Uhr beim Frühstück. Ich kann mir gerade mal ein halbes Brötchen hinunterwürgen. Denn wo Dirk Probleme mit dem zeitigen aufstehen hat, bin ich ein „früh“Frühstücksmuffel
.
Nur 20 Minuten nach Toröffnung, also um 6:20 Uhr, sitzen wir im Auto. Wir müssen noch unser Permit, einen Plan vom Sossusvlei und Wasser kaufen. Also rein in den Shop. Insgesamt kaufen wir 4 Liter kaltes Wasser und verstauen diese in unserer Kühltruhe. Soviel Wasser braucht man auch, denn es ist bereits jetzt ziemlich warm.
Wir sind erst Auto Nummer 7 was heute in den Park einfährt. Ein deutliches Zeichen der Nebensaison, steht man sonst um diese Zeit bereits Schlange, wie wir schon oft gelesen und gehört haben. Nach 20 Kilometern überkommt mich das Gefühl, irgendetwas vergessen zu haben. Na klar, der Plan vom Park
Dann müssen wir die „Big Mama“ halt alleine finden – ein Problem, denn die Dünen sind alle „Big“
.
Den ersten Haltepunkt finden wir aber noch problemlos ohne Karte. Die
Düne 45. Nun gilt es die Düne zu erklimmen. Ein echt anstrengendes Unterfangen. So fit wie wir dachten, sind wir nämlich nicht. Dirk meint dann auch zu mir: „Wenn du mich heute noch auf einer anderen Düne sehen willst, dann drehen wir jetzt um!“ Lange muss er mich darum nicht bitten
Daher entscheiden wir uns nach 2/3 des Aufstiegs die Sicht zu genießen und schließlich umzukehren.
Die Fahrt geht dann weiter zum 2x4 Parkplatz. Wir machen dort erstmal eine kleine Toilettenpause und überlegen, ob wir selbst bis zum 4x4 Parkplatz fahren. Natürlich bin ich wieder der Schisser. Ich habe Bedenken, dass wir uns irgendwo festfahren und dann unter lautem Gelächter befreit werden müssen
. Dirk ist aber davon überzeugt, dass es nicht dazu kommen wird. Nachdem ich erkenne, wie sehr er sich auf diese Fahrt freut, stimme ich ihm natürlich zu. Die Fahrt kann beginnen. Der Weg ist schon sehr abenteuerlich. Vor allem immer wieder zu schauen, welche der 100 Fahrrinnen denn nun die Richtige ist. Wir schaffen es dann aber ohne Probleme bis zum Parkplatz des Deathvlei. Dort angekommen halten wir nach der
„Big Mama“ Ausschau. Wir drehen uns in alle Richtungen: ist es die Düne, oder die, oder die????
Wahrscheinlich hat man uns unsere Ratlosigkeit ziemlich deutlich angesehen, denn wir werden sofort gefragt, ob man uns helfen kann. Natürlich!
So erfahren wir auch, dass wir noch ein kleines Stück weiterfahren müssen, um zum eigentlichen Sossusvlei und zur „Big Mama“ zu kommen. Um 8 Uhr stehen wir dann vor dem auserkorenen Ziel. Mit Blick nach oben stellen wir fest, dass es eine ziemliche Anstrengung werden wird, dort hoch zu laufen. Das Thermometer hat jetzt schon gut 30 °C erreicht.
Da ich aber unbedingt die Düne hinunterrennen will, muss ich jetzt da hoch!
Also auf geht’s. Der Aufstieg geht dann aber einfacher als erwartet. Die Düne ist aber auch nicht ganz so steil wie die Düne 45. Außerdem wird die Zeit mit dem Versuch verkürzt, eine Eidechse à la Chris zu fangen. Der Versuch scheitert natürlich kläglich! Dirk findet es allerdings sehr lustig, wie ich so über den Dünenkamm stolpere
Nebenbei findet er noch ein paar Dancing-White-Ladies (diese weißen Spinnen, zum Glück die Mini-Varianten) und lockt sie aus ihren Löchern.
Nach 20 Minuten haben wir es dann ganz nach oben geschafft. Noch schnell ein paar Beweisfotos geschossen, sonst glaubt uns ja niemand, dass wir hier hoch gelaufen sind. (vor allem Dirk nicht, denn neben früh Aufstehen, zählt auch Wandern nicht gerade zu seinen Hobbys
).
Dirk darf als erstes rennen. Vorher verpacken wir aber alle Wertsachen ordentlich im Rucksack. Denn hier einen Autoschlüssel zu suchen, ist schlimmer als die berüchtigte Nadel im Heuhaufen
Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass hier der ein oder andere Schatz begraben ist
.
Dann läuft Dirk los. Mit riesigen Schritten rennt er die Düne hinunter. Was für ein Tempo. Ich hoffe, das geht auch langsamer, sonst sehe ich mich schon die ganze Düne hinunterkullern
Dirk hat den Auftrag, von mir Fotos zu schießen. Also warte ich, bis er wieder in mein Blickfeld kommt. Ich ziehe meine Schuhe aus (lasse aber die Strümpfe an) und renne los. Unter lautem (wirklich lautem) hihihhihihihihihihihi flitze ich die Düne herab. Zwischendurch verliere ich noch fast eine Socke, kann sie aber gerade noch festhalten (Zehakrobatik)
Was für ein Spaß. Ich kann gar nicht mehr aufhören zu lachen. Meine Worte zu Dirk fallen daher auch recht klar aus: „Noch mal, noch mal!!!!“ Beim Gedanken, dass ich dann denselben Weg auch noch mal hoch laufen muss, verzichte ich aber auf eine zweite Tour.
Als nächstes steht der Besuch des
Deathvlei an. Mittlerweile ist es 10 Uhr und wir haben die 40 °C Marke bereits geknackt. Mit genügend Wasser (wir haben immer 2 Trinkflaschen dabei, die wir ständig auffüllen) ist es aber noch ganz gut auszuhalten. Man sollte allerdings nicht vergessen Socken zu tragen, der Sand ist nämlich brutal heiß – Autsch
.
Wir laufen also los. Und fragen uns so langsam, wo dieses „verdammte“ Vlei ist. Der Weg zieht sich nämlich ganz schön. Erst als man den nächsten Hügel erklommen hat, sieht man es vor sich. Der lange Weg lohnt sich aber in jedem Fall. Ein sehr magischer Ort breitet sich vor uns aus.
Als wir wieder das Auto erreichen ist es bereits 12 Uhr. Unser Weg führt uns Richtung Parkausgang mit einem Umweg über den
Sesriem Canyon. Es überrascht uns aber, wie viele Autos uns auf dem Rückweg entgegenkommen. Bei den jetzigen Temperaturen möchte ich nicht mehr in den Dünen rumlaufen. Es ist einfach zu warm, um noch richtig Spaß zu haben. Heute ist auch kein schattenspendendes Wölkchen am Himmel.
Uns ist aber auch aufgefallen, dass viele Leute vom 2x4 Parkplatz zum Sossusvlei laufen. Die meisten haben es aber noch nicht mal bis zum Deathvlei geschafft, sondern sind vorher umgekehrt. Zu dieser Jahreszeit ist Laufen in der Mittagszeit keine gute Idee. Es ist zu warm. Unser Tipp: Nimm einfach ein paar NAD in die Hand und nutze den Shuttle Service. Dann hat man wenigstens noch was von den Dünen!
Der Sesriem Canyon ist dann klein aber fein. Wer etwas Spektakuläres erwartet, sollte sich den Weg aber sparen. Uns gefällt der kleine Umweg!
Wieder in der Lodge angekommen gönnen wir uns wieder das „kleine“ Mittagessen. Der Blick vom Restaurant ist ja auch sehr schön, deshalb kann man nebenbei total relaxen. Mit der Entspannung ist es allerdings vorbei, als eine italienische Großfamilie Einzug hält. Alles dreht sich um Mama (70 Jahre), die es wirklich drauf hat, ihre Kinder und Enkelkinder herumzukommandieren. Wir flüchten und hoffen, dass sie nicht in der Lodge eingecheckt haben
Den Nachmittag verbringen wir analog zu gestern entspannt auf der Terrasse. Und auch heute zieht gegen Abend ein Wind auf, der einen störungsfreien Blick auf den Sonnenuntergang verhindert. Das Dinner verläuft entspannt, denn die italienische Großfamilie taucht nicht auf.
Fazit Sossusvlei Lodge: Schöne Unterkunft, die trotz ihrer Größe viel Freiraum bietet. Die Lage ist optimal, um die Tour zum Sossusvlei in aller Früh zu beginnen. Das Essen ist top, die Anlage sehr gepflegt und das Personal sehr freundlich. Natürlich ist es Typsache, eine so große Lodge zu besuchen. Wir würden aber, im Gegensatz zur Kempinski Lodge mit ähnlichen Ausmaßen, immer wieder kommen.