20.05.2010 (21.Tag)
Savuti - Kwetsani Camp
Der Flug ins Okavango Delta ging erst Mittags und so nutzten wir die Zeit bis dahin für einen weiteren Gamedrive. Ziel war diesmal das Gebiet nördlich der Marsh, mit den einzigen Hügeln der Umgebung.
Tiere sahen wir leider kaum, wobei ich fairerweise sagen muss, dass man Antilopen eigentlich immer sieht, aber die zählen irgendwann nicht mehr.
Am Leopard Hill gingen wir zu den Bushman Paintings und nutzten dann die Gelegenheit, den Hügel zu besteigen. Von dieser Seite gar nicht mal so einfach. Ein kleiner Felsriegel musste sogar in leichter Kletterei im 3.Schwierigkeitsgrad überwunden werden. Wieder sollte sich zeigen sich, dass der Aufstieg leichter ist, als der Abstieg.
Oben auf dem Hügel gab es sogar ein "Gipfelkreuz" in Form eines Vermessungs-Signals. Die 360° Rundumsicht war grandios. Direkt unter uns konnten wir den Verlauf des Savuti-Channels in Richtung Marsh verfolgen. Einziger Wehmutstropfen war die starke Bewölkung. Bei Sonnenschein wären die Kontouren sicherlich noch besser herausgekommen.
Wieder zurück am Auto, machten wir uns auf den Weg zum Savuti Airstrip. Hier sollte uns ein Buschflieger einsammeln und ins Delta bringen. Unser Auto würde Johann mit nach Maun nehmen, wo wir es nach dem Aufenthalt im Delta wieder in Empfang nehmen wollten.
Wir mussten auch gar nicht lange warten, bis die kleine Cessna landete und wir einsteigen konnten.
Wir rollen zur Startposition und unser Pilot Felix will gerade Gas geben, da tauchen nach etwas mehr als auf der Hälfte der Startbahn Elefanten auf und überqueren einer nach dem anderen die Piste. Eine riesige Herde mit ca. 40 Tieren. Als die endlich durch sind geht es endlich los. Wir sind sind schon sehr schnell unterwegs, da tauchen plötzlich ca. 100m vor uns 3 Nachzügler auf und rennen über die Startbahn um Anschluß an die Herde zu bekommen. Ich habe das Gefühl, mir setzt kurz das Herz aus, so einen Schrecken bekomme ich, doch Felix bleibt cool und zieht den Steuerknüppel voll zurück. Ich wußte bis dahin gar nicht, dass die kleinen Cessnas solch einen steilen Steigflug hinbekommen.
Auch jetzt noch wird mir mulmig, wenn ich beim Tippen dieser Zeilen daran zurück denke. In keiner anderen Situation in Afrika hatte ich solche Angst. Kathrin hat von alldem nichts mitbekommen, da sie in der zweiten Reihe saß und im Gegensatz zu mir (ich saß auf dem Copiloten-Sitz) nicht nach vorne sehen konnte. Manchmal hat Unwissenheit auch Vorteile.
Aus der Luft konnten wir dann auch erkennen, weshalb es so schwierig war Tiere in Savuti zu sehen. Die letzte Regenzeit muß sehr ergibig gewesen sein und überall im Buschland sah man noch Wasserlöcher, so dass die Tiere nicht auf das Wasser der Savuti Area angewiesen waren.
Dann erreichten wir das Delta. Ich war überrascht, wie abrupt der Übergang vom Buschland zum Delta war - kein allmählicher Übergang.
Das Delta aus der Luft hatten wir natürlich schon in Filmen gesehen, aber Live war das dann doch etwas ganz besonderes. Leider war es mir nicht möglich, präsentable Fotos zu machen. Die waren alle milchig und leicht unscharf, da durch die Fenster des Flugzeugs geschossen.
Dann kam der Jao Airstrip in Sichtweite. Das Wasser stand im Delta so hoch wie schon seit Jahren nicht mehr und hatte sogar die Landebahn zu einem Viertel überschwemmt. Vor der Landung flog Felix aber erst einmal im Tiefflug über die Piste um sich über mögliche tierische Hindernisse zu informieren.
Wir wurden schon von unserem Guide für unseren Aufenthalt in Kwetsani erwartet. Er hieß O.P. und war der beste Guide dieser Reise, was einiges heißt, bei den vielen sehr guten Guides, die wir kennengelernt hatten.
Nur 100m vom Airstrip entfernt lag das Boot, mit dem uns O.P. zum Camp brachte. Die Fahrt dauert etwas über eine halbe Stunde.
Im Camp angekommen gab es zunächst eine Kleinigkeit zu essen, bevor wir unsere Hütte bezogen. Dort hatten wir dann auch unser erstes Tiererlebnis, als ein Elefant direkt bei unserer Hütte unter dem Walkway hindurchmarschierte.
Den Nachmittag verbrachte ich lesend auf der Sonnenterasse des Camps, welche direkt an einer weiten Überschwemmungsebene gelegen ist. Auch hier hatte ich immer wieder Tiererlebnisse. Erst sah ich in der Ferne eine Hyäne durchs Wasser ziehen und dann lief eine Elefant keine 10m an mir vorbei.
Für den späten Nachmittag ist dann noch ein kleiner Gamedrive mit Sundowner auf der Camp-Insel angesagt. O.P. warnt uns vor, dass wir nicht mit allzuvielen Tieren rechnen sollen, da die Insel sehr klein ist. Auf den großen Inseln Hunda und Jao werde man die nächsten Tage deutlich mehr sehen. Doch wie heißt es so schon: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Wir sind gerade einmal 200m gefahren, da liegt vor uns ein Löwenpärchen, welches sich anscheinend vom Rest des Rudels auf einer der großen Inseln abgesetzt hat um auf Kwetsani ungestört seine Flitterwochen zu verbringen. Sie machen gerade Pause und O.P. fährt bis auf 3m an sie heran. Ich gebe ganz offen zu, dass ich mich in unserem geschlossenen Landcruiser in solchen Situationen erheblich wohler gefühlt habe, als hier im offenen Safarifahrzeug. Ich fühle mich wie ein Appetithäppchen auf dem Präsentierteller.
Bei der weiterfahrt zum Sundownerplatz springt plötzlich direkt vor uns ein Leopard aus einem Baum - flüchtet aber leider sofort ins dichte Unterholz und ward nicht mehr zu sehen. O.P. ist ganz aus dem Häuschen, da er hier auf der Campinsel noch nie einen Leopard gesehen hat.
Sundowner wie immer lecker mit GinTonic.
Bereits auf dem Weg zum Sundownerplatz hatten wir eine Junggesellenherde Impalas gesehen. Als wir jetzt im Dunkeln zum Camp zurückfahren sind die in heller Aufregung. Den Grund dafür sehen wir sogleich, als plötzlich die Löwen aus den Büschen schießen. Diesmal sind die Impalas schneller, aber die Jagd geht weiter. Die Insel ist sehr klein und die Impalas wollen anscheinend um keinen Preis der Welt ins Wasser. So ist es fast so, als hätte man im Zoo die Löwen ins Antilopengehege gelassen. Wir wissen nicht, wie die Nacht ausgegangen ist, für die Impalas wars zumindest extrem stressig. Noch bis zum ins Bett gehen hörte man die Warnrufe durch die Nacht.
Da dieses Kapitel schon jetzt recht lang ist und mir gerade die Zeit ausgeht, gibt es die Beschreibung des Kwetsani Camps erst im nächsten Kapitel.