Sonntag 19. Mai
Um 7:00 losgefahren zur Gautscha Pan. Wir wollten nun wissen, was wirklich mit den Hippos passiert ist!
Kurz vor 8:00 waren wir bei dem kleinen Buschmanndorf an der Gautscha Pan. Dort erzählte man uns, alle Salzpfannen wären trocken. Die Hippos wären aber bereits vor einiger Zeit in ein anderes Wasserloch übergesiedelt, 11km von hier, in der Nähe der Nyae Nyae Pfannen. Aber nicht direkt an den Pfannen.
Also nahmen wir einen Führer und dessen Freund mit. Waren wohl mehr als 11km, denn es dauerte fast eine Stunde, bis wir da waren. Ein kleines Wasserloch von vielleicht 60x60 Meter mit 5 (anstatt der angesagten 6) Hippos. Drei Erwachsene und zwei Junge.
Es waren gerade Leute von einem Nature Conservation Trust da, die gar nicht glücklich waren, dass wir „ihren“ Hippos so nahekamen, und uns zuriefen, wir sollten weiter weg parken. Dann kam eine Frau, die deutlich freundlicher wurde, als sie unser Auto sah, und dass es von einer Forschungsstation ist
Die Hippos sind wohl um 2020 aus dem Okavangodelta hierhergekommen, irgendwie durch die Wüste. Das derzeitige Wasserloch wird mit einer Solarpumpe tagsüber gefüllt, was aber schon jetzt, zu Beginn der Trockenzeit, nicht ausreicht. Also lassen sie die Pumpe zusätzlich nachts laufen, mit einem Generator.
Einerseits schön, dass man sich so um die Hippos kümmert. Anderseits ist diese kleine Gruppe eh zum Aussterben erkoren. Nyae Nyae ist kein Hippohabitat, und nur um Inzucht zu vermeiden, bräuchte es mindestens 50 nicht miteinander verwandte Zuchttier. Die Männchen, die hier geboren werden, werden wohl irgendwann abwandern und wahrscheinlich verenden. Die Weibchen werden erfolglos darauf warten, dass ein Männchen einwandert. Das man sich um sie kümmert ist also nicht Naturschutz (Erhalt der Umwelt), sondern Tierschutz (Wohlbefinden individueller Tiere).
Immerhin wurde mir noch bestätigt, dass es in Nyae Nyae 5 Löwen gibt, in Khaudum nochmals 45, insgesamt also nicht viel mehr als 5-8 Rudel.
Um 11:00 waren wir in Tsumkwe. Unsere Führer hatten wir mitgenommen, da sie die Gelegenheit nutzen wollten, nach Tsumkwe zu kommen. Vielleicht um ihre 150 verdienten Dollar auszugeben. Wir kauften Brot und Kartoffeln plus Zwiebeln für die Arbeiter in Khaudum Camp, die kaum zu frischem Gemüse kommen. Andere Gemüse gab es nicht. Und dann fand ich erfreulicher Weise noch einen neuen Gaskocher, denn mein Aufsatz war inzwischen verdreckt und ging kaum noch, und ich hatte kein Ersatzventil dabei.
Gegen 12:00 waren wir im Living Hunter's Museum der Ju/'Hoansi-San, 40km vor Khaudum. Hier verteilten wir nochmals gebrauchte Klamotten. Den Nachmittag verbrachten wir mit Arbeiten. Lindelani war voller Freude, das letzte Problem bei der Codierung der statistischen Analysen geknackt zu haben, ich schrieb die erste grobe Fassung für The Conservation über Evolutionary Medicine.
Der Campingplatz war sehr schattig, sauber und groß. Es gibt nur zwei Plätze, wir waren aber die einzigen. Wasser gab es auch, eine Trockentoilette und Dusche mit Duscheimer, in den das warme Wasser unserer Solardusche kam. Man kann den Campingplatz also empfehlen, zumal er nur 70 Dollar pro Nacht und Nase kostet.
Wir hatten heute die traditionellen Tänze gebucht (180 Dollar pro Person). Um 18:00 wurden wir abgeholt. Eine kleine Gruppe von drei Männer und vier Frauen in traditioneller Kleidung sowie mehrere Kinder erwartete uns im traditionellen Dorf des Museums, eine Art Freilichtbühne. (Die Buschmänner wohnen ein paar hundert Meter entfernt in ihrem „modernen“ Dorf, das ehrlich gesagt sehr arm ist und traurig ausschaut. In ihrer traditionellen Kleidung sehen sie viel besser und würdevoller aus).
Es gab ein kleines Feuer und die Frauen fingen an zu singen und zu klatschen, und der junge Buschmann Xam fing an zu tanzen. Erst den Giraffentanz, mit erhobenem gebogenen Arm. Dann den Hyänentanz mit stärkerem Gestampfe und Geziehe. Dann den Elefantentanz.
Die ganze Zeit saß der Schamane, ein alter dürrer Mann, am Lagerfeuer, und versuchte, in Stimmung zu kommen für den Heiltanz. Aber irgendetwas passte ihm nicht. (Ich glaube, es waren die Smarties, die wir den Kindern aber nicht ihm gegeben hatten, denn harsch verlangte er einige von den Kindern). Schließlich hieß es, er könne heute nicht tanzen. Dafür sangen die Frauen etwas weiter und machten eine Art Tanzwettbewerb. Der Führer meinte, es wäre ähnlich dem Spiel Schere, Stein, Papier. Die Stimmung war trotz allem schön. Nach 45 Minuten (anstatt der auf dem Programm stehenden 1,5 Stunden) war es vorbei. Trotz allem ein eindrucksvolles Erlebnis.
Vor 2 Jahren hatten wir beim Dorf Djokhoe einen Heiltanz erlebt (Kosten 1000 Dollar), der dann doch schon deutlich intensiver war und mehrere Stunden dauerte. Dieser war zwar für uns gemacht, aber trotzdem ein Erlebnis für das ganze Dorf. Sehr viele Dorfbewohner waren gekommen zum Schauen und machten dann auch mit, die Stimmung war so, dass es ein Ereignis des ganzen Dorfes war, wenn auch durch uns initiiert. Das war ein großartiges Erlebnis.
Wir können aber beides empfehlen, und beides führt dazu, dass die Buschmänner ihre Kultur behalten können. Heute war es zum Beispiel sehr schön zu sehen, wie immer mehr Kinder dazu kamen, und die Tänze der Erwachsenen nachtanzten. Die Tänze werden so also an die nächste Generation weitergegeben.