08.11.23: Bella Camp, Teil I
Nach einem Tee, ein paar Keksen und einem kurzen Schnack mit dem einzig anderen Gast des Camps beginnt unser morgendlicher Gamedrive. Zuerst fallen uns eine Menge Topis auf einer Ebene auf, die alle angestrengt in eine Richtung schauen. Es ist noch dämmerig, aber wir halten die Augen schon mal nach Raubtieren auf. Tatsächlich sehen wir weit weg einige Hyänen rennen. Daraus schließen wir, dass sie Topis jagen. George gibt Gas und fährt in die entsprechende Richtung. Dort erkennen wir dann aber den wahren und tragischen Grund für die Eile der Hyänen: drei große Löwenkater haben ein Hyänen-Baby geschnappt und getötet. Danach brüllen die drei ihren Triumph in den frischen Morgen. Wenigstens waren es nicht „unsere“ Hyänen-Babys...
George erzählt uns, dass die drei Männchen ursprünglich aus der Serengeti kommen und dort als Moniko Boys bekannt waren. In der Mara firmieren sie als Sankai Boys, namentlich Limoniko, Lendchada und Kilea. Auch wenn sie mit ihrem Kill bei mir so gar keine Sympathien gewonnen haben, muss ich zugeben, dass es doch wirklich prächtige Löwenkater sind, die wir sehr ausgiebig fotografisch bei ihrem morgendlichen Streifzug begleiten.
Irgendwann legen sich die Sankai Boys zur Ruhe und wir fahren weiter. Auch das nächste Sighting ist brutal: Ein Schakal hat den Kopf eines Thomson-Babys erbeutet.
Der Morgen bleibt blutig: Wir stoßen auf eine Gepardendame, die mit ihrer gerade gerissenen Thomson-Gazelle beschäftigt ist. Sie wird uns als „Ngol“ vorgestellt und lässt sich wunderbar porträtieren.
Wir verlassen Ngol und bitten George für eine Busch-Toilette anzuhalten. Er sagt uns, dass wir uns damit beeilen sollen, da er die Nachricht erhalten hat, dass Löwen dabei sind Büffel zu jagen. Wir beeilen uns also und George heizt los. Die Fahrt wird höllisch, denn George gibt Vollgas und wir schlittern mit maximaler Geschwindigkeit über die verschlammte Ebene. Kurzfristig gehen wir davon aus, nicht lebend bei der Sichtung anzukommen, was wir aber natürlich doch schaffen. Wir geraten in ein unglaubliches Tohuwabohu, denn die Jagd ist voll im Gange. Wir sehen, wie die Löwen die Büffel hin und her treiben, ein Löwenmännchen sich auf dem Rücken eines Bullen wirft, wieder abgeschüttelt wird und mindestens 15 Autos drumherum kurven. Es ist alles so wackelig und geht so schnell, dass Fotos leider nicht möglich sind. Letztendlich wird der Büffelbulle in einem Wirrwarr aus Büschen umzingelt und zu Boden gebracht. Leider passiert dies auf der anderen Seite des Flusses, so dass wir keine Möglichkeit haben, dieses Schauspiel zu beobachten.
Während wir noch die Fotografen auf der anderen Flussseite beneiden, sehen wir, dass sich zwei Löwinnen vom Riss entfernen und auf unserer Flussseite davon laufen. Sie laufen zu ihren zurückgelassenen Jungen, um sie zum Riss zu führen. George überholt sie, so dass wir sie frontal fotografieren können.
Die Wiedersehensfreude ist auf beiden Seiten riesig. Doch nach einer kurzen Begrüßung laufen sie - immer noch schmusend und spielend - zügig in Richtung Kill.
Auch das junge Löwenmännchen hat irgendwie mitbekommen, dass es was zu fressen gibt und eilt den anderen hinterher.
Sie erreichen den Rongai und können ihn - im Gegensatz zu uns - auch überqueren. Fotografisch ist nun aus unserer Position nichts mehr zu holen, so dass wir weiterfahren.