THEMA: Wie Kenia seinen Tourismus kaputt macht
01 Sep 2023 12:04 #673005
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Mir wurde gerade ein Link zu einem Bericht zugeschickt:

Starke Preiserhöhungen bei Safaris, Visachaos und Co.Wie Kenia seinen Tourismus kaputt macht

Noch zeigt sich die Sonne nicht am Himmel, doch sie sorgt schon für die ersten rötlichen Töne am Horizont. Der Wind lässt die Haare im offenen Jeep flattern, als der Guide ein Signal gibt. Rechts bewegen sich die Grashalme, heraus stolpert ein Löwenjunges. Es schaut das Auto an, ehe das Geschwister aus dem Gras gesprungen kommt und eine Rauferei beginnt. Einige Dutzend Meter entfernt liegt der Vater auf dem Boden, ermüdet von der Nacht, in Vorbereitung auf den Tag, der von Schlaf geprägt ist.

Es sind Szenen wie diese, die Reisende nach Kenia ziehen. 1,5 Millionen Touristinnen und Touristen reisten im vergangenen Jahr in dem ostafrikanischen Land ein. Sie suchen wilde Tiere, majestätische Elefanten, feine, weiße Sandstrände und Einblicke in Kulturen, die der heimischen so fremd sind. Mehr als 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts macht Tourismus aus, knapp zwei Millionen Jobs hängen daran. Kein Wunder also, dass Kenia offiziell das Ziel ausgibt, bis 2026 2,5 Millionen Touristinnen und Touristen empfangen zu wollen.

Kenia: Der Tourismus fokussiert sich auf wenige Gebiete im Land

Die Ressourcen hat das Land. Es gibt mehr als 50 Nationalparks und Nationalreservate, dazu private Schutzbereiche für Wildtiere. Wer Elefanten sehen will, wird sie im Tsavo-East- oder Amboseli-Nationalpark nicht verpassen, wer Löwen und Leoparden sehen möchte, reist ins Masai Mara National Reserve. 400 Kilometer Küste am angenehm warmen Indischen Ozean hat Kenia, darunter traumhafte Strände wie Diani oder Galu Beach oder die kulturell reiche Insel Lamu.

Noch längst sind viele Gebiete touristisch wenig erschlossen, die Potenzial haben, wozu nahezu das gesamte Inland mit den privaten Schutzgebieten, den Tee- und Kaffeeplantagen gehört, auch das Unesco-Weltnaturerbe, das Seensystem im Großen Afrikanischen Grabenbruch, besuchen nur die wenigsten Reisenden.

Doch mit dem Potenzial, mit dem Geld, werden offenbar neue Begehrlichkeiten geweckt. Dazu kommen einige eher kontraproduktive Schritte der Regierung. Das bedeutet: Die Umsetzung des Plans, den Tourismus zu fördern, scheitert seit einiger Zeit an der Praxis.

Kenia will Eintritt für Nationalparks teilweise mehr als verdoppeln
Aktueller Fall: Die Preise für Safaris sollen drastisch steigen, die Eintrittspreise für die Nationalparks sollen nach Plan der Parkverwaltung Kenya Wildlife Service (KWS) teils mehr als verdoppelt werden. Die Tourismusbranche ist aufgeschreckt. Verliert das Land womöglich gegenüber seinen größten Wildlife-Konkurrenten Tansania, Südafrika, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe?

„Conservation ist nicht billig, es ist eine teure Angelegenheit und Eintrittsgebühren alleine werden nie genug sein. Andererseits können wir den Wettbewerb unter Safari-Destinationen nicht ignorieren“, schreibt der Hotellier und Tourismusexperte Mohammed Hersi auf seinem Blog.

Bisher profitierte Kenias Tourismus, weil das ostafrikanische Land eines der wenigen ist, in denen sich Badeurlaub und Safari verbinden lässt. Und weil der größte Konkurrent Tansania teurer war. Das könnte, sollten die neuen Preise tatsächlich kommen, vorbei sein. Einige Reisende könnten sich gar veräppelt vorkommen und wütend sein – viele planen Safaris mehr als vier Monate im Voraus, die Kosten für die Reise dürften signifikant steigen.

Tourismusexperte in Kenia warnt: „Das wird uns das Genick brechen“
Geht es nach KWS, soll es ab Januar 2024 in den Nationalparks und Nationalreservaten eine Hauptsaison und eine Nebensaison geben, was von vielen Tourismusanbietern unterstützt wird. Einigerorts sollen die Preise in der Nebensaison etwas sinken, in der Hauptsaison jedoch stark anziehen. Und genau hier sehen Experten ein Problem – denn der Preisanstieg wirkt überdimensioniert. „Ich bin nicht gegen die Erhöhung der Parkgebühren, aber die Verdopplung wird uns das Genick brechen“, schreibt Hersi.

Beispiele: Der aufgrund seiner Nähe zur Küste bei ausländischen Gästen beliebteste Nationalpark Tsavo East kostet bisher 52 US-Dollar pro 24 Stunden Eintritt. Der KWS-Plan sieht in der Nebensaison 35 US-Dollar vor, in der Hauptsaison jedoch 80 US-Dollar. Der Amboseli-Nationalpark am Fuße des höchsten Bergs Afrikas, dem Kilimandscharo in Tansania, soll statt derzeit 60 bald 80 US-Dollar in der Nebensaison und 100 in der Hauptsaison kosten. Am heftigsten wäre der Nairobi-Nationalpark betroffen.

Kenias Hauptstadt gilt als „Wildlife Capital“. Nirgendwo sonst findet sich ein Nationalpark auf dem Gebiet einer Hauptstadt. Löwen, Nashörner, Zebras leben im Süden der Hauptstadt und sind für Einheimische wie Reisende ein Highlight und oft auch ein Start in den Urlaub. Bisher ist das Erlebnis für 43 US-Dollar Eintritt zu haben, bald sollen unabhängig von der Reisezeit 100 US-Dollar anfallen.

200 statt 70 US-Dollar Eintritt: der Plan der Masai Mara gegen Overtourism
Es ist nicht die erste Aufregung in der Safariindustrie in diesen Wochen. Parallel zu den Erhöhungen in den Nationalparks und Nationalreservaten wird auch der Eintritt für die Masai Mara, die durch die regionale Regierung verwaltet wird, neu verhandelt. Eine erste Maßnahme ist bereits umgesetzt: Bisher galt der Parkeintritt, der je nach Lage der Unterkunft 70 bis 80 US-Dollar kostet, für 24 Stunden. Wer seit diesem Juli das Masai-Mara-Nationalreservat oder das privat verwaltete Mara Triangle besucht, zahlt nun pro Kalendertag Eintritt.

Das berühmteste Schutzgebiet Kenias, die Masai Mara, grenzt an die weltberühmte Serengeti in Tansania, gehört dem gleichen Ökosystem an. Vor allem zwischen Juni und Oktober tummeln sich Massen an Touristinnen und Touristen dort, wenn Millionen Gnus und Zebras auf ihrer Wanderung zwischen Ngorongorokrater, Serengeti und Masai Mara in Kenia haltmachen.

Gerade zu dieser Zeit ächzt die Parkverwaltung unter dem Overtourism, Regeln, etwa nicht offroad zu Tieren zu fahren, werden missachtet. Als Bilder davon nach außen dringen und sogar die „New York Times“ das Thema aufgriff, machten sich viele Sorgen, wie das bei der größten touristischen Gruppe, den US-Amerikanerinnen und US-Amerikanern, ankommen würde.

Statt gegen illegale Camps vorzugehen, soll es der Preis regeln
So musste Kenia reagieren – zum einen aus Angst vor sinkenden Gästezahlen, zum anderen, weil die ersten Tiere begannen, die Masai Mara zu verlassen. Eine interne Untersuchung zeigte jüngst, dass es 49 Camps und Lodges in der Masai Mara gibt, dazu 153 außerhalb des Schutzgebiets. 5800 Betten wurden gezählt – für ein Schutzgebiet, das gerade einmal 1555 Quadratkilometer groß ist.

Brian Heath, CEO des Mara Conservancy, sagte laut „Travel Weekly“, dass es vielen neu errichteten Camps an den entsprechenden Lizenzen der Regierung fehle. Zudem seien zahlreiche Menschen, die sich als Guide ausgeben würden, nicht akkreditiert.

Es gab einige Ideen, etwa, dass Reisende künftig nur noch vier bis fünf Stunden auf Safari sein dürfen, wie Susan Ongalo, Geschäftsführerin des kenianischen Fremdenverkehrsverbands, sagte, doch man scheint sich vorerst darauf geeinigt zu haben, es über den Preis zu regeln und nicht etwa ungenehmigte Lodges und Camps wieder zu schließen.

Experte warnt: Kenias Tourismus kann nicht von Luxusreisenden allein überleben
In der Nebensaison soll der Eintritt in die Masai Mara auf 100 US-Dollar steigen – ein Betrag, den viele Kenner bereits länger erwartet haben. Aufreger ist aber der Preis in der Hochsaison: 200 US-Dollar. Damit würde die Masai Mara mit Abstand zum teuersten Schutzgebiet der Welt. „Kenia ist ein Reiseziel der Mittelklasse“, warnt Hersi. „Wir sind kein Massenmarkt-Reiseziel und auch kein Nischenreiseziel. Wir ziehen zwar eine kleine Gruppe von High-End-Besuchern an, aber glauben Sie mir, diese Zahlen reichen nicht aus, um unsere Tourismusindustrie zu erhalten.“

Ähnlich wie Hersi sehen es andere Vertreter der Tourismusbranche. Die Kenya Association of Hotel Keepers and Caterers sagte, es sei ein „falscher Schritt zur falschen Zeit“. „Dieser Schritt wird die Einnahmen aus dem Tourismus auf lange Sicht schmälern. Nach Covid hätte die Regierung mehr Geld für den Erhalt des Tourismus bereitstellen sollen und erst dann eine Aktualisierung der Tarife in Betracht ziehen sollen, wenn sich der Tourismus erholt hat“, so KAHC gegenüber der kenianischen Zeitung „The Star“.

Von heute auf morgen wurden die Kassen an den Nationalparks geschlossen
Auch wenn sich die aktuelle Debatte in Kenia vor allem um die Safaripreise dreht, zeigen sich auch an anderen Stellen markante Probleme mit der touristischen Infrastruktur. Am 21. August verkündete der KWS etwa, dass ein Onlinebezahlverfahren eingeführt werde – und zwar am Tag darauf. Viele Reisende lasen es als zusätzliches Angebot, den Eintrittspreis künftig auch vorab digital bezahlen zu können, und standen dann vor geschlossenen Kassen. Über Nacht hatte KWS das Eintrittsprozedere verändert, ohne Übergangszeit. Die Folge: Chaos und Wut an den Gates, Überforderung des Personals.

Wer künftig eine Safari macht, muss also den Eintrittspreis vorher via der Plattform Ecitizen zahlen. Kenia-Reisende kennen diese bereits, es ist auch die, über die das Visum beantragt werden muss. Viele Urlauberinnen und Urlauber klagen in Onlineforen über das oft stümperhaft anmutende System, bei dem Zahlvorgänge oft nicht funktionieren. Kürzlich gab es gar einen Hackerangriff.

Das Visum on arrival wurde kurzzeitig wieder eingeführt und kurz später spontan über Nacht und ohne Ankündigung wieder abgeschafft. Reisende, die sich am nächsten Morgen oder die Tage danach auf den Weg machen wollten, wurden kalt erwischt, hatten teilweise keine Chance mehr, noch an ein Visum zu kommen.

Immer wieder Probleme mit dem E-Visum
Mit dem E-Visum-System sollten, wie nun auch bei den Parkeintritten, die langen Schlangen, die sich an den Einreiseschaltern an den Flughäfen in Mombasa und Nairobi bildeten, verkürzt und Korruption effektiver bekämpft werden. Nach sechs Jahren im Testbetrieb stellte Kenia 2021 komplett um, das Visa on arrival wurde abgeschafft.

Doch Einwanderungsbehörde und System machen es unnötig kompliziert. Für das Visum müssen zahlreiche Daten angegeben werden, etwa Name und Beruf von Mutter und Vater. Foto und Buchungsbestätigungen müssen bestimmte Größen haben. Für die Bezahlung werden nicht alle Browser akzeptiert, mit Mozilla Firefox etwa ist das Bezahlen häufig gar nicht möglich. Das Eintragen des Bundeslandes ist seit Beginn unmöglich, wer nicht in Onlineforen gelesen hat, dass dort das Land vermerkt werden muss, kann den Antrag schlicht nicht stellen. Und seit Kurzem ist das Einloggen nur über einen Code möglich, der per Mail gesendet wird. Zahlreiche Menschen meldeten, aber nie eine solche Mail erhalten zu haben.

Kenianische Regierung plädiert für Kompromiss in Sachen Eintrittsgelder
Ist das Visum erst einmal erteilt, erhalten die Antragstellenden nicht wie in den meisten Ländern eine Mail mit Visum. Manchmal gibt es eine Mail, selten eine mit Visum im Anhang, in den meisten Fällen allerdings gar keine. Reisende müssen sich aktiv noch einmal in ihrem E-Visa-Account einloggen und nachsehen, ob das Visum genehmigt wurde. Dies muss dann in Farbe ausgedruckt werden, mit einem Schwarz-Weiß-Ausdruck kann die Einreise untersagt werden.

Viele klassische Pauschalreisende sind mit diesem Prozedere überfordert. Einige Reisende gaben in Onlineforen an, aus diesem Grund nicht mehr nach Kenia zu reisen – um nicht Gefahr zu laufen, einen bezahlten Urlaub wegen eines schlechten Systems nicht antreten zu können.

Start- und Landeverbot für ausländische Airlines am Flughafen Mombasa
Spontaneität und Flexibilität wird nicht nur von Reisenden erwartet. 2020, als nach Beginn der Corona-Pandemie die Flughäfen wieder geöffnet wurden, überlegte sich die Regierung, die eigene Fluglinie Kenya Airways zu unterstützen, da diese in finanziellen Schwierigkeiten war. So beschloss man, vielen ausländischen Airlines in Mombasa die Start- und Landegenehmigung nicht mehr zu gewähren. Betroffen davon sind und waren etwa Turkish Airlines, KLM und Condor und damit Hauptverbindungen von Europa nach Ostafrika.

Immerhin: Condor darf inzwischen wieder fliegen, Ethiopian Airlines und Fly Dubai erhielten jüngst mehr Slots, was auch für die verbliebenen geblockten Airlines ein Zeichen der Hoffnung ist.

Immerhin in Sachen Preisen gibt es nun einen Lichtblick. Der Protest, den die Tourismusbranche auch in die Öffentlichkeit trug, scheint etwas Wirkung zu zeigen. Bei Diskussionsrunden vernahmen Kenya Wildlife Service und die kenianische Regierung die starke Kritik. Nun dringt die Regierung darauf, die Preise doch etwas weniger stark zu erhöhen, berichtet die Zeitung „Standard Media“.

KWS-Generaldirektor Erastus Kanga ist noch weniger einsichtig. „Unsere Überlegungen konzentrieren sich auf die Nachhaltigkeit unserer wertvollen Wildtierressourcen und unser nationales Erbe“, sagte er. „Die zusätzlichen Einnahmen sind unverzichtbar, um die ökologische Integrität zu gewährleisten, finanzielle Stabilität zu erreichen und solide kommunale Partnerschaften zu schmieden, die uns auch international ein Standing geben.“


Ich bin gespannt, wie ihr die ganze Situation einschätzt. Vor allem interessiert mich, was ihr, die ihr in Kenia vom Tourismus lebt, von diesen Plänen haltet.

Ich bin der Meinung, dass in Kenia etwas passieren muss, besonders in den HotSpots wie der Masai Mara. Jedoch denke ich, dass dies der falsche Weg ist. Ich für meinen Teil würde, so sehr es mir auch das Herz brechen würde, wohl nicht mehr nach Kenia reisen, zumindest nicht in die teuren Parks.
Vielmehr würde ich mir wünschen, dass Parkregeln auch überwacht werden und ein Fehlverhalten auch geahndet wird. Aber man erlebt ja immer wieder, dass die Korruption immer noch an der Tagesordnung steht.
Ich frage mich, warum funktioniert es in den Conservacnies?

Ich bi n auf eure Meinung gespannt und freue mich über eine angeregte Diskussion.
Gruß Thorsten :)
Thorsten Hanewald Photography

Auf den Spuren der Gnus - Tansanias Norden
Zu Besuch im Angama Mara Camp (Mara Triangle)
Masai Mara intensiv

" Alles, was ich jetzt wollte, war nach Afrika zurückzukommen. Ich hatte es noch nicht einmal verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach."
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Letzte Änderung: 14 Sep 2023 20:10 von THBiker.
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01 Sep 2023 12:36 #673006
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Guten Tag Thorsten,

wir beobachten die Entwicklung seit den 80igern. Wer neu nach Kenya kommt...wird den Status Quo

als gegeben akzeptieren und wohl auch begeistert sein.....klar.......weil er nicht weiss wie unberührter es

einmal war........

Wer es weiss....wird IMMER vergleichen und dann überlegen, ob er sich das noch antun will.....

LG............................BMW
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01 Sep 2023 12:41 #673008
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Aber wer wird sich dies noch leisten können/ wollen? Nur noch die oberen 10000?
Gruß Thorsten :)
Thorsten Hanewald Photography

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01 Sep 2023 12:59 #673009
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Hoi zämä

Viele Einheimische denken dass Europäer und Amis einfach so viel Geld haben, ohne viel dafür tun zu müssen.
So offenbar auch die 'Schlaumeier', die sich das alles ausgedacht haben!
'Wir haben nicht genug Geld, also verlangen wir einfach mehr' wird aber dazu führen dass nur noch wenige Parks besucht werden und die, welche bereit sind das zu bezahlen, werden sich nicht wirklich um Dinge wie Umweltschutz oder Tierwohl kümmern, denn man hat ja viel Geld bezahlt und erwartet dann auch die entsprechende Vorzugsbehandlung inklusive Offroad zum Löwenbaby fahren usw.
Sorry, liebe Kenyaner, so wirds nur kurzfristig funktionieren.
Wenn dann aber solche Kurzschlüsse, wie von einem Tag auf den Anderen die Visabedingungen oder die Bezahlung der Parks zu ändern, weiterhin vorkommen wirds nicht mehr lange funktionieren mit dem Tourismus.
Da sind offenbar einige recht unfähige Leute an den Hebeln der Macht...
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01 Sep 2023 13:41 #673012
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Wenn man ein Problem mit Overtourism hat (und das hat wohl zumindest die Masai Mara je nach Jahreszeit), muss man entweder an der Preisschraube drehen oder anderweitige Kontigentierungen bei Eintritten u. Unterkünften einführen und auch kontrollieren. Den Ansatz, die Besucher übers Jahr besser zu verteilen, indem man je nach Saison Preise differenziert, ist sicher zu begrüßen. Ob ansonsten allein Preissteigerungen zum gewünschten Effekt führen, wage ich zu bezweifeln. So wie die kenianische Tourismus-Industrie bisher aufgebaut ist, wird es sicher nicht einfach, nur noch zahlungskräftiges Klientel anzuziehen und gleichzeitig diesselben Einnahmen zu erzielen. Kenia lebt (gefühlt) schon sehr vom Badetourismus (als Massentourismus), wo dann eben ein paar Tage Safari drangehängt werden. Man darf auch nicht vergesssen, dass Kenia in den letzten Jahrzenten schon mehrfach große Probleme bzw. Auf-und-Abs im Tourismus hatte. Etwas mehr nachhaltige Entwicklung wäre hier wünschenswert. Dass sich Kenia zu einem Ort von fast ausschließlich Luxus-Tourismus wie Botswana o. Sambia entwickeln kann, wage ich zu bezweifeln.

Das zahlungskräftige Klientel wird verstärkt aus dem fernen und nahen Osten kommen und zeigt, zumindest bisher, in der Mehrheit ein oftmals anderes Verständnis von Erwartungen an Naturerlebnis, Naturschutz etc. als die westliche Mittelschicht (ich weiß, ich pauschaliere hier sehr stark). Picco hat schon recht: wenn ich extra viel zahle, erwarte ich auch extra viel. Zudem geht viel Geld ausgeben oftmals auch mit viel Mehrverbrauch von Ressourcen einher.

Vielleicht würde eine stärkere Bewerbung anderer Safari-Ziele im Land bzw. deren Aufwertung, ggf. mit einer deutlichen Preisdifferenzierung zwischen Mara und dem Rest des Landes, einen gewünschten Steuerungseffekt haben. Außerhalb der erfahrenen Afrikareisenden wird Kenia heutzutage eben rein auf Masai Mara (+ ggf. Strand + Tsavo) reduziert.

Wenn ich entscheiden dürfte: Starke Differenzierung zwischen den Jahreszeiten, starke Differenzierungen zwischen den Parks, Aufwertung der anderen Parks (auch in der Werbung) und Kontigentierung in der Mara + klare Regeln, die auch durchgesetzt werden.
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01 Sep 2023 15:52 #673025
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Hallo zusammen,

die Probleme vor allem in der Mara sind ja nicht neu. Nun wird möglicherweise der Preis so massiv angezogen, dass unsere Buchung für nächstes Jahr September dann mutmaßlich die letzte sein dürfte. Weil wir uns das dann nicht mehr leisten wollen. Und weil es an dem eigentlichen Problem nichts ändern wird. Solange es illegale Camps gibt und nicht ausgebildete Guides, die sich Auto oder Minibus besorgen, einfach drauflosfahren und jede Regel in den Wind schlagen, ist und bleibt es beim Overtourism.

Ich sehe das auch so: Höhere Preise wecken (noch) höhere Erwartungen, der Druck steigt weiter, die Regeln werden weiter verletzt und die Kombi ist hochexplosiv. Es bleibt mir ein Rätsel, wie die Verantwortlichen das Offensichtliche weiterhin so ignorieren können. So wird das nichts, und leider leider sind wir dann ggf. nach einer letzten fetten Zahlung nächstes Jahr wohl raus. Vielleicht geht dann noch was in der Nebensaison, aber ich hatte auch weniger an uns gedacht als vielmehr darauf gehofft, dass jetzt mal aufgeräumt wird. Falsch gedacht - sollte es wirklich so kommen.

Liebe Grüße,
Betti
Letzte Änderung: 01 Sep 2023 16:16 von Beatnick.
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