THEMA: Wie Kenia seinen Tourismus kaputt macht
10 Dez 2023 06:42 #678572
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  • GinaChris am 10 Dez 2023 06:42
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der ORF dazu...

GNUS AUF DER FLUCHT
Kenia bremst Safaritourismus aus

orf.at/stories/3341544/

Gruß Gina
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10 Dez 2023 08:16 #678573
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  • pollux am 10 Dez 2023 08:16
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Wenn in dem ORF-Artikel die Zahl von 1,5 Mio Touristen (bei 48 Mio Einwohnern) pro Jahr stimmt, ist das praktisch nichts. Costa Rica mit der Größe von Niedersachsen hat 3 Mio pro Jahr bei 5 Mio Einwohnern (und ist auch ziemlich teuer).
Südliches Afrika seit 1992: 47 Reisen, 1.321 Tage, 169.178 km, 492 Vogelarten
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10 Dez 2023 08:40 #678575
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Zurücklehnen, ein Bier trinken, Popcorn essen und beobachten. Das wird spannend...
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10 Dez 2023 10:35 #678578
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Ich konsumiere Kenia nur „medial“, weil an „Afrika“ i. A. interessiert und hätte auch schon früher nie derart viel Geld dafür ausgegeben, auch wenn ich es gehabt hätte.

Nachdem was Bushtruckers weiter oben geschrieben hat und in Medien berichtet wird, schaut das alles schon eher nach einer Verzweiflungsaktion zur Dollarbeschaffung aus. Aber mit dem Risiko von “pricing yourself out the market”.

In den Medien liest man, dass Kenya sich nicht unbedingt über- aber volkswirtschaftlich schlecht verschuldet hat (weil kein adäquater Nutzen anfällt) und dass dem Staat beim Schuldendienst das Wasser bis zu den Nasenlöchern steht; daher auch diverse Einsparungen mit großem Unruhepotenzial.

Im letzten Jahr betrug der Auslandsschuldendienst 2,7 Milliarden $, und das bei verfallender Währung. Im Juni 2024 werden 2 Milliarden an Anleihen fällig, die (zu gestiegenen Zinsen) refinanziert werden müssen. Heuer werden für den Schuldendienst an China für die SGR 800 Millionen $ Schuldendienst kolportiert, wofür bei Ausfall, der Hafen von Mombasa als Sicherheit verpfändet worden sein soll… und das für ein Investment, das nicht ein Mal die Betriebskosten verdient…. Finanzprobleme ohne Ende……, wenn’s so ist, wie berichtet.
Grüße
I. A. manifestiert sich hier und in unzähligen anderen Threads das ewige Dilemma und Paradoxon der "Abenteuer und Einsamkeit" suchenden Touristen:
Alle wollen sie HIN aber DORT wollen sie allein sein B) .
Letzte Änderung: 10 Dez 2023 11:03 von tacitus.
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18 Dez 2023 08:54 #678986
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tacitus schrieb:
In den Medien liest man, dass Kenya sich nicht unbedingt über- aber volkswirtschaftlich schlecht verschuldet hat

Kenia hat eine Verschuldung von 68-69% zum BIP. Das erscheint für europäische Verhältnisse moderat, aber für ein Entwicklungsland ist das sehr viel. Es ist exakt dasselbe Level wie in Südafrika, aber Südafrika hat eine deutlich diversifiziertere Wirtschaft, hat eine breite industrielle Basis. Deshalb wiegen die 68-69% Schulden Kenias schwerer. Beide Länder haben bei den 3 großen Ratingagenturen ein Junkrating, aber das von Kenia ist noch mal schlechter. Zurecht.

Wenn Straßen, Schienen oder größere Gebäude in Kenia zu bauen sind, dann könnte vieles davon von Baufirmen aus Kenia gebaut werden. Straßen- oder Schienenbau ist keine Raketenwissenschaft. Aber Kenia hat kein Geld und kommt wegen des schlechten Ratings nicht mehr an günstige Kredite. Kenia kann diese Projekte also nicht finanzieren. Unternehmen aus Kenia bekommen auch keine großen Kredite. Und dann gehen die Aufträge immer an die Chinesen, denn die bieten mit einer chinesischen Staatsbank im Rücken Bau und Finanzierung aus einer Hand. Und damit haben sie dann so ziemlich alle Aufträge. Gleiches gilt für Uganda und andere Länder.

China hat die Stärke, den Willen und die Skrupellosigkeit seine Ansprüche später durchzusetzen. Kreditaufschub u.a. gibt es für politische Gefälligkeiten, z.B. dass die gegenüber China verschuldeten Staaten in internationalen Gremien und Organisationen so abstimmen, wie es China will. Der Westen hat darauf keine Antwort, kein Gegenmodell.

Neben den offensichtlichen Effekten gibt es weitere Auswirkungen. Wenn China etwas baut, dann sind alle höheren Aufgaben bei dem Projekt von Chinesen besetzt und für Locals bleiben nur Hilfsjobs. Das behindert dann die Entstehung einer Mittelschicht in afrikanischen Ländern.

Es ist aber auch nicht zwingend immer alles schlecht an China in Afrika. Die afrikanischen Länder brauchen eine bessere Infrastruktur, um sich entwickeln zu können. Manchmal kann es besser sein, eine neue Straße oder Schiene mit dem problematischen Partner China zu errichten, als sie sonst eben gar nicht errichten zu können. Auf der anderen Seite stehen zum Teil Schulden und Abhängigkeiten für sinnlose Dinge. Man muss sich z.B. nur mal die überdimensionierten und überkandidelten Bahnhöfe in Mtito Andei oder Voi angucken - effektiv an einer eingleisigen Bahnstrecke für 4 Züge am Tag.

Grüße

Noch als Nachtrag: Das ist der Bahnhof von Mtito Andei - ein Ort mit ca. 5.000 Einwohnern.


Andere Bahnhöfe sehen so aus. Nichts davon passt architektonisch ins Land. Nichts ist passend dimensioniert. Das sind einfach nur teure Bauweisen für Missverständnisse moderne Architektur.





Letzte Änderung: 18 Dez 2023 10:31 von mitglied19210.
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18 Dez 2023 12:24 #678997
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Danke für Informationen und Bilder von den Bahnhöfen
@China
Das Buch von French: China’s Second Continent, ist nun 10 Jahre alt und beschreibt die Jahrzehnte davor. Das alles scheint wenig ins Bewusstsein unserer politischen Entscheidungsträger eingesickert zu sein. Wenn man sich nämlich aktuell deren verdutzte Verblüffung und beleidigte Wehleidigkeit über afrikanische Standpunkte anlässlich Ukraine, Gaza, Israel, BRICS udgl. anschaut, fühlt man sich in eine Zeitreise versetzt. Sie tun immer noch so, als hätten sie noch politisches Gewicht. Sollten die Veränderungen wahrgenommen worden sein, wurden sie jedenfalls nicht in gelebte Außenpolitik umgesetzt. Äußerten manche afrikanische Staaten früher diplomatische Distanzierung bei Reizthemen, ist es heute offene Aversion bis verbale Aggression.

Es ist auch nicht hilfreich, weder zum Verständnis noch strategisch, Chinas Erfolge in Afrika nur günstigem Geld, Geschenken, politischer und wirtschaftlicher Korruption usw. zuzuschreiben. Es ist bei uns zwar beliebt aber tw. auch Selbstbetrug. Geld ist nur eine Sache, denn ohne chinesische(s) Arbeitsethos und Leistungsbereitschaft (und damit verbundenen niedrigeren Kosten) hätten Chinas Staat und Unternehmen nicht diese Erfolge eingefahren. In Afrika und anderswo.

Eigentlich ist das alles schon gelaufen. Und was noch nicht, wird das Lieferkettengesetzt erledigen………
Letzte Änderung: 18 Dez 2023 12:28 von tacitus.
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