THEMA: Tierischer Adventskalender 2023
06 Dez 2023 11:31 #678411
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Liebe Bele,
dir gute Nachricht: ich kann mich von der stressigen Recherche 3 Tage lang erholen.
Wir sind gerade in - so nennen wir es - "Klein-Afrika" angekommen. Nein, nicht mit dem
Flugzeug, sondern mit dem Auto. Unser Rückzugsort liegt im Odenwald, nicht sehr weit
von uns entfernt.
Es ist ein afrikanisches Restaurant mit kleinem Hotel im afrikanischen Stil. Aber auch hier gibt es
Internet. Ich kann also die Türchen morgen und übermorgen vermutlich öffnen :)
LG
Walter
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07 Dez 2023 07:43 #678444
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... und hier kommt das nächste Türchen - eingestellt aus "Klein-Afrika" :)

Türchen Nummer 07


Seite 27 Zeitpunkt: Juni
Auch dieses Foto hat einen Titel. Es heißt: Der Flugzeugträger. Irgendwo im flachen Wasser des Luangwa liegen Mutter und Kind etwas abseits der Herde und wärmen sich in der frühen Morgensonne. Die Oxpecker treffen sich scheinbar zum Morgenplausch. Wir sind auf einer Wanderung und ich fotografiere vom Ufer aus. Die kleine Familie muss sich also vor keinem Boot in der Nähe fürchten.


Seite 28 Zeitpunkt: November
„Gähnende“ Hippos. Ich glaube, die meisten Fotografen haben gegen solche Bilder nichts einzuwenden. Es ist später Nachmittag auf dem Chobe, das Licht ist perfekt. Und siehe da! Der Bulle tut uns den Gefallen, taucht auf dem Nichts auf und verfolgt das Boot. Guide John ist auf solche Momente natürlich vorbereitet und gibt mir eine kurze Zeitspanne, um meine Fotos zu machen, bevor wir uns mit etwas höherer Geschwindigkeit als üblich entfernen. Ich bin absolut zufrieden mit dieser Situation :)


Seite 29 Zeitpunkt: April
Eigentlich ein typisches Bild. Das Hippo grast auf einer Insel im Chobe. Mit ihm unterwegs sind zwei Kuhreiher, die nur darauf warten, dass die zahlreichen Insekten im Gras durch das große Tier aufgescheucht werden. Das erleichtert die Futtersuche der Vögel natürlich enorm. Was mir aufgefallen ist: Der Bulle versucht nicht, ins Wasser zu flüchten, als wir uns nähern, sondern er belässt es bei dieser Drohgebärde. Ich interpretiere es so, dass er ein gesundes Selbstbewusstsein hat und sich seiner Kraft sehr wohl bewusst ist.


Seite 30 Zeitpunkt: März
Wir befinden uns am Rand der Savuti Marsh (Ich benutze die unterschiedlichen Schreibweisen für den Savute NP und den Savuti Channel) . Die Regenzeit liegt noch nicht lange zurück und das Gras steht hoch. Es ist sehr schwierig, kleinere Tiere zu entdecken. Guide Baba gibt nicht auf. Wir umrunden einige „Bauminseln“ und fahren weiter nach Norden. Immer wieder stoppt Baba und prüft die Umgebung. Dann haben wir Erfolg. Ein Gepard tauch aus dem hohen Gras auf und scannt genau die Gegend. Uns ignoriert er einfach. Also muss ich nur warten, bis er nah am Fahrzeug ist, damit ich ein Portraitfoto machen kann. Danke lieber Cheetah! Ich finde, man kann gut nachvollziehen, wie aufmerksam er sich umschaut. Der Grund ist einfach. Nicht allzu weit von dieser Stelle entfernt finden wir ein Löwenrudel. Mit diesen entfernten Verwandten möchte die „Rennkatze“ dann doch lieber nichts zu tun haben.

… Fortsetzung folgt …
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08 Dez 2023 09:21 #678502
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heute bin ich etwas später dran, aber hier kommt jetzt

Türchen Nummer 08



Seite 31 Zeitpunkt: April
Am Nachmittag sind wir im Madikwe Reservat unterwegs. Unser Ziel ist ein Gehege, in dem sich ein Geparden Weibchen befindet. Es ist neu hier und soll sich eingewöhnen. Plötzlich tauchen drei andere Geparde auf. Guide Jaques erklärt uns, dass diese drei Brüder mit der Lady Bekanntschaft schließen sollen, um zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht einmal für Nachwuchs zu sorgen. Das ist nicht ungefährlich für die Lady, denn die Brüder könnten sehr aggressiv reagieren und sie schwer verletzen. Deshalb sollen sie sich erst einmal am Zaun des Geheges kennen lernen. Die Brüder sind so aufgeregt, dass sie sogar gegeneinander kämpfen. Allerdings bleibt das Spektakel unblutig. Auch hier wird unser Fahrzeug, das in unmittelbarer Nähe steht, einfach ignoriert. Als einer der Brüder bei gutem Licht direkt neben dem Auto steht, kann ich in aller Ruhe das gewünschte Foto machen.


Seite 32 Zeitpunkt: März
Es ist Abend geworden in der Savute Region. Die Dämmerung legt sich über das Land und wir sind auf dem Heimweg zur Lodge. Jemand meldet sich am Funkgerät. Baba hört sich die Meldung an und schon fahren wir querfeldein. Es dauert nicht lange und wir haben die zwei Cheetah-Brüder eingeholt. Baba fährt an ihnen vorbei und hält in der Nähe eines umgestürzten Baums an. Mein Herz schlägt schneller. Die beiden Katzen werden doch nicht… Aber genau das passiert. Sie klettern auf den Baumstamm, um eine bessere Aussicht zu haben. Im Grunde ist es ein wirklich tolles Bild, aber leider – wie gesagt – ist es schon sehr dunkel. Ich bin verzweifelt, knipse aber trotzdem. Als ich die Bilder kontrolliere, sehe ich im Display der Kamera eigentlich nur schwarz. Oh Mann! Das darf doch nicht wahr sein! Da habe ich die Chance auf eine tolle Szene, aber die Lichtverhältnisse sind absolut miserabel. Zum Glück gelingt es mir nach unserer Rückkehr nach Deutschland, zumindest die RAW-Bilder etwas aufzuhellen. Ja, das Foto ist sehr grobkörnig, aber ich konnte trotzdem nicht widerstehen, dieses Bild ins Fotobuch zu nehmen.


Seite 33 Zeitpunkt: Juni
Auszug aus meinem Reisetagebuch: Wir haben einen tollen Sundowner am Ufer des Luangwa zelebriert. Es ist dunkel geworden, Zeit für den Rückweg. Unser Tracker hat die Lampe ausgepackt und wir fahren langsam die Piste entlang. Ein kurzer Kommentar des Trackers an Guide Prior, ein kurzes deuten auf die linke Seite. Stimmt, da hinten bewegen sich Tiere! Ein Blick durchs Fernglas, dann ist alles klar. „Dort sind Hyänen, lasst uns doch mal hinfahren“, sagt Prior. Natürlich, damit sind wir sofort einverstanden. Wir hoppeln querfeldein zum Ort des Geschehens. Außer 8 Hyänen an einem toten Impala sehen wir einen einzelnen Wildhund. Prior spricht mit dem Guide eines zweiten Fahrzeugs, dann analysiert er die Lage: „Das ist wirklich ungewöhnlich! Ich kenne den Wilddog, er hat vor ein paar Tagen – aus welchen Gründen auch immer – sein Rudel verloren. Jetzt bleibt er hier vor Ort und wartet, dass sie zurückkommen. Schaut, das tote Impala wurde von ihm gerissen, das hat er ganz alleine geschafft. Leider war er zur falschen Zeit am falschen Ort, denn die Hyänen waren in der Nähe, haben seinen Jagderfolg mitbekommen und ihn von der Beute vertrieben.“ Der arme Kerl tut uns leid. Das ist nicht fair! Auf der anderen Seite sind wir von ihm beeindruckt, denn der Hund bleibt weiter in der Nähe der Hyänen. Immer wieder kommt eine auf ihn zu, um ihm zu drohen, aber er gibt einfach nicht auf, sie umkreisen sich und fletschen die Zähne. Unser Adrenalinspiegel ist jetzt ganz oben, so eine Situation ist absolut neu für uns. Während die Hyänen sich heulend und winselnd um die Beute balgen, erscheint plötzlich eine Löwin auf „der Bühne“. Sie schaut sich die Angelegenheit an und beschließt, dass sie keine Lust hat, sich mit acht Hyänen anzulegen, also wandert sie weiter. Wir folgen ihr eine Weile, aber kein weiterer Löwe lässt sich blicken. Also fahren wir zurück zum Nsefu Camp, aber vorher drücken wir dem mutigen Wilddog die Daumen, damit er hoffentlich bald wieder mit seinem Rudel vereint ist.


Seite 34 Zeitpunkt: November
Kurz nach dem Passieren des Sedudu Gates führt die Schotterpiste den Hügel hinab ins gleichnamige Tal. Es folgt eine Abzweigung. Nach links fährt man zu einem nahegelegenen Wasserloch, nach rechts geht es zum Ufer des Chobe. Wir entscheiden uns für die Piste, welche durch das Hinterland führt. Etwas oberhalb am Hang entdecken wir zwei Hyänen, die sich unserem Fahrzeug nähern. Während das eine Tier etwas zögerlich den Hang hinunterkommt, läuft Nummer zwei zielgerichtet auf unser Auto zu, stoppt dicht neben uns und fängt an, sich im Sand herumzuwälzen. Genau bei dieser Aktion mache ich dieses Foto. Warum die Hyäne sich scheinbar extra in unserer Nähe im Sand wälzen will und mich dabei irgendwie herausfordernd anschaut (wollte sie Applaus bekommen?) kann ich so gar nicht nachvollziehen. Wie dem auch sei, ein etwas ungewöhnliches Bild springt dabei für mich heraus :)

… Fortsetzung folgt …
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09 Dez 2023 07:54 #678549
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es ist Zeit für ....

Türchen Nummer 09


Seite 35 Zeitpunkt: Dezember
Ein Auszug aus meinem Reisetagebuch: Es ist Anfang Dezember. Nach einem Besuch des Chapman´s Baobab in den Makgadikgadi Pans cruisen wir durch die Landschaft. Während weiterhin Zebras und Gnus parallel zu uns wandern oder die Piste hinter uns kreuzen, steuert unser Guide ein ganz bestimmtes Ziel an. Um kurz vor 18:00 haben wir es erreicht. In einiger Entfernung hat eine Brown Hyena ihren Bau. Da diese Tiere ziemlich scheu sind, bleiben wir in einem großen Respektabstand stehen und schauen, was passiert. Zunächst einmal entdecken wir nur das Muttertier außerhalb des Baus. Nach einigen Minuten jedoch sehen wir vier spitze Ohren, dann schieben sich zwei Köpfe nach oben. Jetzt dauert es nicht lange und zwei Jungtiere erscheinen. Ich bin begeistert, denn bisher konnte ich nur auf einer Pirsch in Südafrika erwachsene Tiere fotografieren, diese kleine Familie ist ein fotografisches Highlight für mich. Ich habe mein Stativ an der Kamera befestigt, versuche, sie trotz der Windböen so ruhig wie möglich zu halten und mache meine Bilder. Zunächst werden die Kleinen gesäugt, dann aber laufen sie sogar um die Mutter herum. Manchmal scheint der Wind unseren Geruch zu ihnen zu tragen, denn obwohl wir mucksmäuschenstill sind, schauen Mama und Kinder ab und zu mit forschendem Blick in unsere Richtung. Die Kleinen verschwinden im Bau, tauchen wieder auf, recken die Köpfe in die Luft oder entfernen sich ein wenig von der Mutter. Sie sind zwar meistens halb verdeckt, aber dann läuft eins nach vorne und in der goldenen Abendsonne leuchten die hell gestreiften Beine auf. Liebevoll wird das Junge von der Mutter abgeleckt, läuft weiter, darf sich aber scheinbar immer nur ein kleines Stück entfernen. Etwa zwanzig Minuten beobachten wir das traute Familienglück, dann verlassen wir den Bau. Ich bin richtig happy und bedanke mich bei unserem Guide Laps für diese schöne Sichtung am frühen Abend.


Seite 36 Zeitpunkt: April
Schakale können durchaus mutig sein, wenn es darum geht, sich etwas zu Fressen zu organisieren. Am Vorabend hat das Löwenrudel ein Zebra gerissen und jetzt – am frühen Morgen – sind die Katzen immer noch zugange. Mit sehnsuchtsvollem stehen am Rand des Geschehens eine Brown Hyena und zwei Schakale. Stück für Stück nähern sie sich dem Gelage, werden aber immer wieder von den jungen Löwen vertrieben, sobald sie eine gewisse Distanz unterschreiten. Irgendwann ist jedoch die Chance gekommen. Während zwei junge Löwen sich um die Hyäne „kümmern“, prescht ein Schakal nach vorne und hat in Sekundenschnelle einen Fleischhappen geschnappt. Noch während er sich wieder schnell entfernt, beobachtet er genau, was sich hinter seinem Rücken abspielt. Die Löwen nehmen es gelassen hin, es ist immer noch genug Fleisch für alle da.


Seite 37 Zeitpunkt: November
Wir cruisen durch das riesige Gebiet der Makgadikgadi Pans. Es ist Anfang Dezember. Die letzte Regenzeit war nicht sehr ergiebig und der Regen lässt auf sich warten. Fast alle Wasserlöcher sind ausgetrocknet und die wenigen intakten werden von den hereinziehenden Gnu- und Zebraherden regelrecht belagert. Der Hauch des Todes liegt über dem Land. Überall finden wir Zebrakadaver. So auch an dieser Stelle. Am Anfang sehen wir nur einen Haufen Geier, die sich um das tote Zebra geschart haben. Aber dann springt ein Schakal aus dem Inneren des Tieres und legt sich mit den Geiern an. Sofort flattern die Vögel unter lautem Gekrächze auseinander. Aber wie das immer so ist: Sobald der Schakal sich mit seiner Beute beschäftigt, rücken die Geier Stück für Stück erneut heran und das gleiche Spiel beginnt nach kurzer Zeit von vorn. Irgendwann hat der Schakal genug. Er keucht schwer in der Hitze des Tages und zieht sich in den Schatten zurück. Von dort aus muss er beobachten, wie die Geierschar das Kommando übernimmt.


Das Khwai Gebiet ist – wenn man von der Zahl der Safarigäste ausgeht – nicht gerade als menschenleer bekannt. Trotzdem kann es einem gelingen, schöne Sichtungen ganz für sich alleine zu genießen, wenn man sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort befindet. Guide Banda, der schon seit Jahren hier unterwegs ist, checkt genau die frischen Spuren im Sand. Wir folgen der Fährte in langsamer Fahrt. Dann verschwindet sie im dichten Busch. Unser Guide fährt ein Stück weiter, schaltet den Motor aus und wir warten. Es dauert nur ein paar Minuten und ein prächtiger Leopard taucht auf. Er ist ziemlich entspannt und läuft auf uns zu. Um die Perspektive zu verändern beuge ich mich soweit es geht nach unten. Nach ein paar netten Fotos, gehe ich noch ein wenig tiefer und lehne mich im Eifer des Gefechts etwas aus dem Fahrzeug hinaus. Der Leo – jetzt ganz nah am Auto – stutzt, dann faucht er mich unmissverständlich an. Das war eine klare Meinungsäußerung! Schuldbewusst bewege ich meinen Oberkörper wieder langsam zurück. Ja lieber Leo! Natürlich ist mir klar, wer hier der Chef im Ring ist! Offensichtlich zufrieden mit meiner Reaktion entfernt sich die Katze mit stolz erhobenem Kopf.

… Fortsetzung folgt …
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10 Dez 2023 08:25 #678574
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an einem regnerischen Sonntagmorgen versuche ich, ein wenig Sonne herein zu lassen :)

Türchen Nummer 10





Seite 39 und 40 Zeitpunkt: April
Wir sind immer noch im Khwai Gebiet. An einem ruhigen Morgen halten wir an einer kleinen Pfanne. Eine Warzenschweinfamilie hat in der typischen Art die Vorderbeine eingeknickt und frisst das Gras am Rand der Pfanne. Guide Banda deutet wortlos in eine andere Richtung. Ein Leopard hat sich im Schutz eines Termitenbaus angeschlichen und beobachtet gespannt die Warzenschweine. Man kann sehen, wie jede Faser seines Körpers angespannt ist. „Hmmm… da wartet eventuell ein leckeres Frühstück auf mich!“ Das Problem: Zwischen seinem Versteck und den Schweinen gibt es nur die freie Fläche über die sandige Pfanne. Was tun? Plötzlich scheint sich der Wind zu drehen. Mama Warzenschwein stoppt beim Grasen, der Kopf geht in die Höhe und nur zwei Sekunden später trabt die ganze Familie mit den typisch aufgerichteten Schwänzen in die entgegengesetzte Richtung davon. Jetzt kommt der Leo aus der Deckung. „Das kann doch nicht sein! Das schmackhafte Essen war gerade so nah … und jetzt ist es auf und davon.“ Während der Jäger noch fassungslos der Beute hinterher schaut kann ich meine Fotos machen. Der Leo will es nicht glauben und rennt den Warzenschweinen hinterher. ICH HABE HUNGER! Auch jetzt kann ich wieder fototechnisch „zuschlagen“. Wenn schon der Leo eine Enttäuschung erlebt, dann habe wenigstens ich meinen Spaß. Natürlich hätte ich gerne eine richtige Jagd erlebt, aber solche Action-Bilder sind immerhin besser, als gar nichts.


Seite 41 Zeitpunkt: März
Ein Auszug aus meinem Reisetagebuch: Wir verlassen das Camp Moremi am frühen Morgen. Um diese Zeit halten sich die Tiere scheinbar noch zurück. Außer einigen Impalas, Wasserböcken und Marabus am Rand einer Wasserstelle ist nicht viel zu sehen. Guide Aaron fährt zu der Stelle, an der wir gestern den Leopardenmann gesehen haben. Als wir um eine Kurve kommen, sehen wir schon zwei Fahrzeuge dort stehen. Die Insassen haben die Fotoapparate gezückt, also sind wir hier wohl richtig. Wir nähern uns dem Baum und ich kann mein Glück kaum fassen. Das Motiv ist heute perfekt! Es ist kurz nach 07:00, das Fotolicht ist also ideal. Der Leo hat sich auf einem dicken, waagrechten Ast platziert und knabbert an seiner Beute herum. Es ist eine Lechwe Antilope, die er wohl am frühen Morgen erwischt hat. Kopf und Hals der Lechwe hängen unversehrt am Ast herunter. Der Himmel im Hintergrund, der sich heute von seiner besten Seite, nämlich in sattem Blau zeigt, ist ebenfalls ideal. Ein Wagen verlässt die Position neben dem Baum, wir können also aufrücken. Denn auch hier gilt das ungeschriebene Gesetz: Es sollen sich nicht zu viele Autos auf einmal versammeln, um die Tiere nicht zu verunsichern.
Aaron bittet uns, leise zu sprechen, damit der Leo seine Ruhe beim Fressen hat. Tatsächlich hält die „Plaudertasche“ aus einem europäischen Nachbarland sogar mal ihren Mund. Ich sitze neben unserem Guide und knipse mit wachsender Begeisterung meine Fotos. Die Katze fühlt sich tatsächlich nicht gestört und hat den Brustkorb der Antilope geöffnet. Wir hören die Rippenknochen knacken, wenn sie mit ihren gewaltigen Kiefern zubeißt. Dem europäischen Nachbarn gefällt es aber nicht, dass der Leo sich so auf seine Beute konzentriert. Er fängt an zu pfeifen, damit der Jäger seinen Kopf hebt und uns anschaut. In diesem Moment bekommt er von meiner Frau, die eine Reihe hinter ihm sitzt, einen Schlag auf den Hinterkopf. Sie zischt ihn auf Englisch an, ob er sich vielleicht mal an die Benimmregeln halten könne? Tatsächlich ist der Mann jetzt ruhig und Aaron lächelt Ruth dankbar an. Plötzlich hält der Leopard inne, hebt den Kopf, schaut genau in die Kamera und lässt seine Blicke dann über die Gegend hinter uns schweifen. Vermutlich checkt er die Lage und will wissen, ob sich eventuell ein Fressfeind nähert. Ich knipse und knipse und bin völlig in meiner Fotografenwelt versunken. Genau solche Bilder fehlen mir noch in meiner Sammlung, was will ich mehr?
Eine gute Viertelstunde lang bin ich absolut in meinem Element, probiere viele verschiedene Einstellungen und Brennweiten aus. Ich bin mir sicher, heute sind ein paar richtig gute Bilder dabei herausgekommen! Wieder einmal bewahrheitet sich der Spruch: Je weniger du erwartest, desto eher kommt es zu schönen Überraschungen :)


Seite 42 Zeitpunkt: Juni
Der South Luangwa NP ist bekannt für seine hohe Leopardendichte. Und tatsächlich hat er uns nicht enttäuscht. Wir konnten die gefleckten Räuber in vielen verschiedenen Situationen erleben, aber natürlich durften auch die Klassiker wie z.B. Leo entspannt in einem Baum nicht fehlen. Als wir für dieses Foto unterhalb des Baums stoppen, bekommen wir nur einen scheinbar verächtlichen Blick zugeworfen. Ich bin wirklich froh darüber, denn ich mag „Fotomodelle“, die sich augenscheinlich nicht von irgendwelchen Paparazzis gestört fühlen :laugh: :laugh:

… Fortsetzung folgt …
Letzte Änderung: 12 Dez 2023 07:33 von leofant.
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11 Dez 2023 07:52 #678621
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und hier kommt das nächste Türchen:

Türchen Nummer 11



Seite 43 Zeitpunkt: Dezember
Ein Auszug aus meinem Reisetagebuch: Zurück in Savute. Wir sind mit Guide Obed unterwegs und schaukeln durch das ausgetrocknete Flussbett des Savuti Kanals. Während die Uferränder eher sandig und nur mit Büschen bewachsen sind, findet man hier unten im Flussbett auch grasbewachsene Flächen. Dort fressen einige Impalas. Sie wirken völlig entspannt und konzentrieren sich ganz auf die Nahrungsaufnahme. Auch wir stören sie nicht im Geringsten. Während wir dem Flussbett weiter folgen, deutet Obed nach links. Tatsächlich! Im Halbschatten der Büsche am Rand liegt ein Leopard. Sofort ändert unser Guide die Richtung und wir nähern uns langsam. Der gefleckte Räuber schaut uns nur kurz an, denn er ist voll auf die Impalas fokussiert. Es ist ein wunderschönes Tier und alle Insassen fotografieren natürlich dieses tolle Motiv. Der Leo ist anscheinend der Meinung, er müsse uns noch etwas bieten, also gähnt er hingebungsvoll und reißt dabei sein Maul weit auf. Wir können jeden einzelnen seiner beeindruckenden Eckzähne bewundern. Nein, mit diesem Jäger möchte ich mir keinen Ärger einhandeln!
Inzwischen hat sich ein weiteres Fahrzeug genähert. Es sind zwei Frauen, die offensichtlich als Selbstfahrer unterwegs sind. Natürlich haben sie die Katze auch entdeckt, kurbeln ihr Seitenfenster herunter, um zu fotografieren. Der Leo schaut in ihre Richtung, streckt sich kurz, dann steht er auf und läuft genau zu dem Fahrzeug. Jetzt ändert sich der Gesichtsausdruck der Ladies im Auto schlagartig. Während sie eben noch mit Begeisterung das prachtvolle Tier bewunderten, schauen sie jetzt ziemlich nervös aus und kurbeln hektisch das Seitenfenster wieder hoch. Der Leo geht ganz nah an ihnen vorbei, aber scheinbar wollte er das Auto nur als Deckung benutzen, denn er fixiert immer noch die Impalas, läuft auf der anderen Uferböschung nach oben und verschwindet lautlos im dichten Grün. Obed startet den Motor und wir fahren parallel im Flussbett. Hier führt eine Spur hoch in den Busch, unser Guide gibt Gas und wir schaukeln nach oben. Wird der Leopard sich jetzt an die Impalas anschleichen und vielleicht sogar attackieren? Acht Augenpaare suchen angestrengt jedes Fleckchen in den Büschen ab, aber wir haben keine Chance. Leoparden sind nun mal die Meister der Tarnung, das bekommen wir gerade vorgeführt. Wir fahren wieder hinunter ins Flussbett, die Antilopen sind immer noch da. Also warten wir. Nach etwa 15 Minuten geben wir die Verfolgung auf, denn es passiert nichts. Schade eigentlich, solche Bilder hätte ich natürlich liebend gerne mit nach Hause gebracht.


Seite 45 Zeitpunkt: November
ACHTUNG ! NICHTS FÜR ZARTE GEMÜTER !
Ein Auszug aus meinem Reisetagebuch: Wir verbringen drei Nächte im Hyena Pan Tented Camp. Der Morgen beginnt wie gewohnt. Wir lauschen noch einige Minuten dem Singen der Vögel, dann verlassen wir das Bett und bereiten uns auf den Tag vor. Plötzlich ruft uns jemand. Es ist Managerin Rileys Stimme. „Ruth, Walter, kommt schnell! Die Wild Dogs sind da und haben ein Kudu ins Wasser gejagt!“ Ich packe meinen Fotorucksack und renne los. Als ich das Viewig Deck erreiche, kann ich das Drama im fahlen Licht des Tagesanbruchs erkennen. Ein Rudel Wildhunde war auf der Jagd und es ist den Tieren gelungen, ein weibliches Kudu aufzuspüren. Das hat sich in seiner Todesangst in die Wasserstelle geflüchtet. Genützt hat es dem Opfer am Ende aber wenig, denn die Hunde sind ihm gefolgt. Vermutlich war es bereits schwer verletzt, konnte das Wasser nicht mehr durchqueren und ist in der Nähe des Ufers verblutet. Sieben Wild Dogs stehen am Ufer, ab und zu laufen zwei – vermutlich das dominante Alphapaar – ins Wasser und beißen einen Brocken Fleisch aus dem leblosen Körper. Die anderen beobachten jede Bewegung der Beiden. Mir ist nicht klar, ob der Rest des Rudels warten muss, oder ob die anderen etwas ängstlich sind. Es könnten ja vielleicht Krokodile im Wasser sein.
Guide Amos ist auch eingetroffen. „Wollen wir näher ran?“ fragt er. Natürlich! Die Situation ist zwar nichts für zarte Gemüter, aber ich bin sehr daran interessiert, auch solche Momente fotografisch zu dokumentieren, schließlich sind wir hier nicht im Zoo, sondern in der Wildnis. Fressen und gefressen werden gehört zum Lebenszyklus der Natur. Also steigen wir ins Fahrzeug und fahren zur Wasserstelle. Im Wagen sitzen auch zwei Gäste, sowie Riley. So etwas konnte auch sie bisher noch nicht aus der Nähe erleben. Inzwischen hat sich die Sonne über den Horizont erhoben und beleuchtet den „Tatort“ im sanften, goldenen Licht. Die Hunde balgen sich jetzt um einen Fleischbrocken. Sie beobachten uns zwar, sind aber nicht wirklich beunruhigt. Ein Wild Dog steht halb im Wasser, ganz nah am Körper des Kudu. Jetzt beißt er zu und zieht einen Fleischbrocken heraus. Wie auf ein geheimes Zeichen hin folgend ihm drei weitere Mitglieder und möchten sich ebenfalls ihren Anteil sichern. Ganz dicht stehen sie zusammen und fressen.
Das Licht ist für mich ideal, wir sind hier in einer guten Position und ich knipse meine Bilder. Natürlich sind das nicht unbedingt Fotos, die sich jeder anschauen möchte, aber ich wiederhole: das hier ist ein Teil des immerwährenden Kreislaufs, der sich in der Wildnis jeden Tag aufs Neue abspielt. Außerdem ist es etwas ganz anderes, wenn man solche Action durch das kleine „Fenster“ der Kamera betrachtet und auf Dinge wie Tiefenschärfe, Belichtung und Blende fokussiert ist, damit die Fotos so gut wie eben möglich werden.
Einer der Hunde kommt – mit einem Fleischbrocken im Maul – ans Ufer. Er ist bis zum Bauch mit dunklem Schlamm bedeckt und sein scheinbar grimmiger Blick lässt ihn nicht gerade liebenswert erscheinen. Ich schwenke um zu den beiden Hunden, die sich am Kudu zu schaffen machen. Inzwischen ist es ihnen gelungen, an die Innereien zu kommen. Das haben wir in der Vergangenheit auch schon bei den Löwen beobachtet, dass die Raubtiere zuerst an den weichen Teilen interessiert sind. Wieder kommt ein schlammbedeckter Wild Dog mit einem vermutlich saftigen Stück Fleisch aus dem Wasser, diesmal nähern sich zwei Rudelmitglieder, knurren ihn an und balgen sich um einen Anteil. Das Festmahl scheint kein Ende zu nehmen, wir sind jetzt mehr als zwanzig Minuten vor Ort und ich knipse immer noch. Zwei Hunde kehren vom Körper des Kudu mit einem großen Beutestück zurück. Dann höre ich Riley hinter mir laut aufschluchzen. Die Kudumutter war hochschwanger und für die Wild Dogs scheint das ungeborene Kalb ein ganz spezieller Leckerbissen zu sein, denn alle sieben stürzen sich jetzt darauf, knurren und zerren daran, als wollte jeder von ihnen alles für sich alleine haben.
Auch wenn ich mit der Kamera am Auge eigentlich die Welt um mich herum komplett ausblende, solche Momente gehen auch mir an die Nieren, das muss ich ganz klar sagen. Ich setze den Fotoapparat ab. Bei Riley kullern die Tränen und auch meiner Frau geht es nicht besonders gut. Zum Glück stehen die Hunde so dicht zusammen, dass man von dem blutigen Spektakel nur einen Teil mitbekommt. Der allerdings langt völlig, um sich richtig unwohl zu fühlen. Während einer der Hunde vor unserem Wagen steht und auf einem Stück Fleisch herum knabbert, wird er von einem anderen begattet. Das ist in dieser Situation ein extrem bizarres Bild, welches uns geboten wird.
Nach etwa 30 Minuten verlassen wir den „Schlachtplatz“ und kehren zum Camp zurück. Die Stimmung ist jetzt natürlich ziemlich gedrückt, es wird nicht viel gesprochen. Wir besuchen unser Zelt und packen die restlichen Sachen zusammen, denn Amos wird uns zum nächsten Camp auf unserer Tour fahren. Während alles eingeladen wird, verabschieden wir uns von den Managern und der Staff, Riley hat sich wieder etwas erholt, aber wir drücken sie trotzdem besonders intensiv. Wir können sehr gut nachvollziehen, wie sie sich gerade fühlt. Wieder einmal gilt der Satz: AFRICA IS NOT FOR SISSIES! Normalerweise benutze ich diesen Satz mit leichter Ironie, aber dieses Mal hat er seine traurige Berechtigung.


Seite 46 Zeitpunkt: November
An diesem Nachmittag haben wir ein klares Ziel. Wir wollen die Wilddogs besuchen. Allzu oft haben wir sie an der Chobe Riverfront bisher noch nicht gesehen. Jens und Thoralf, die beiden deutschen Tierfilmer (z.B. Ein Jahr unter Elefanten), haben uns beim Mittagessen in der Garden Lodge erklärt, wo wir sie finden können, bevor sie sich wieder auf den Weg gemacht haben. Obwohl sie eigentlich einen Film über Elefanten drehen, sind sie auch an solchen Gelegenheiten interessiert. Also los geht´s! Für Guide Tefo, der schon viele Jahre hier unterwegs ist, bedeutet das: Business as usual. Wie immer passieren wir das Sedudu Gate, fahren später an der Chobe Game Lodge vorbei und biegen ein ganzes Stück vor Serondela ab zu den Puku Flats. In der Nähe des dortigen Stretch Points sehen wir schon den weißen Bus der Tierfilmer. Hier sind wir also richtig. Wir winken uns gegenseitig kurz zu, dann geht es für mich „an die Arbeit“. Die Wilddogs sind noch im jugendlichen Alter. Wir haben Glück, denn zwei Erwachsene kommen scheinbar von der Jagd zurück. Sofort werden sie in typischer Wilddog Manier begrüßt. Das gibt mir die Möglichkeit, Wildhunde „in Action“ aufzunehmen. Ich muss gestehen, solche Bilder machen mir viel mehr Spaß, als dösende oder schlafende Tiere aufzunehmen ;)


Seite 47 Zeitpunkt: Juni
Ein Auszug aus meinem Reisetagebuch: Auf unserem Weg zum nächsten Camp fahren wir nach Norden, parallel zum Ufer des Luangwa. Hin und wieder tauchen Elefanten, Giraffen, Zebras, Impalas oder Wasserböcke auf, natürlich gibt es auch einige Vögel zu bestaunen. Etwa eine Stunde später nähern wir uns zwei Fahrzeugen. Die Insassen starren in eine bestimmte Richtung und haben die Kameras im Anschlag, also scheint es etwas Außergewöhnliches zu geben.
Dann sehen wir den ersten Wilddog. Er hat einen blutverschmierten Kopf und trägt das Bein eines Wasserbocks im Maul. Aha! Die Antilope war wohl zur falschen Zeit am falschen Ort. Es dauert nicht lange und weitere Hunde tauchen auf. Plötzlich rennt einer mit einem Stückchen Fell am Auto vorbei. Zwei Jagdgefährten folgen ihm blitzschnell und verbeißen sich in dem Fellstück. Was für eine komische Szene. Alle drei kämpfen um ein kleines Stückchen Fell, an dem noch nicht mal etwas Fleisch hängt. Einer der Hunde wimmert und heult die ganze Zeit, so als wäre er ein Welpe, der seine Mutter um Milch anbettelt, aber kein Kontrahent lässt auch nur eine Sekunde locker. Nach etwa fünf Minuten gibt es dann doch einen Sieger, der stolz seine „Beute“ davonträgt. Einer der Verlierer läuft ganz nah an unserem Wagen, vorbei. Während ich ein paar Portraitfotos machen kann schaue ich mir das Tier an. Ich finde, er schaut richtig enttäuscht „aus der Wäsche“. Vielleicht war das Stückchen Fell ja ein Statussymbol.

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