THEMA: (K)ein Reisebericht - Alleine im Süden Namibias
18 Feb 2013 20:43 #276874
  • Guido
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  • Guido am 18 Feb 2013 20:43
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Hallo Kerstin – danke für Deine Rückmeldung.
Zu Deinen Fragen:
Da ich mich schon lange mit Namibia beschäftige und immer mal wieder darüber lesen, im Netz und „klassisch“, „stolpere“ ich ab und an mal über neue bzw. unbekannte Unterkünfte und speichere Infos darüber ab. Und wenn ich dann meine Routen plane, baue ich die interessanten nach Möglichkeit ein.
Die Temperaturen in den Chalets sind m.E. o.k., ich war das erste Mal im Februar dort, also in der richtig heißen Zeit. Da Du aber genügend Möglichkeiten hast, das Chalet zu lüften, ist das absolut machbar. Am ruhigsten liegen natürlich die ganz außen, aber die sind auch am Weitesten vom Haupthaus weg (also die 1 oder die 20).

Hallo Helen – danke auch Dir fürs Feedback – Ihr werdet es genießen – und ich werde Euch beneiden…

So, nun ein paar weitere Infos mit ein paar wenigen Bildern, denn über den nächsten Ort ist ja schon einiges gepostet.

Hallo Jens-Uwe, na, gegen Deinen letzten Bericht und Deine Bilder ist das ja amateurhaft, das meinte ich zu Beginn mit der fehlenden „prosaischen Ader“…aber mir geht es genauso, wenn ich die Berichte hier lese, dann brennt die Sehnsucht…

...nun aber weiter...

Sonntag, 02.12.2012 – Dienstag, 04.12.2012: Lüderitz

Am nächsten Morgen brach ich dann leider wieder auf, nahm die D463, die gut zu fahren ist, die Strecke ist sehr abwechslungsreich, sogar mit einigen größeren roten Dünen, die wieder an die Kalahari erinnern.

Bei der Alten Kalköfen Lodge stieß ich auf die B4 - kleiner Hinweis: diese Lodge besuchte ich bei meiner letzten Reise und die ist auch absolut einen Aufenthalt wert!

Auf der B4 erreichte ich dann Aus, wo ich nochmals nachtankte - nun waren es nur noch 123km bis zum Tagesziel, Lüderitz!

Eines muss ich vorwegschicken: ICH LIEBE LÜDERITZ!

Aber zuerst der Reihe nach:

Nach Aus ging es auf der Teerpad bei wenig Verkehr recht zügig voran, auf den 123km bis Lüderitz merkt man eigentlich kaum, dass man von knapp 1.600 Metern bis auf Meereshöhe fährt.

Faszinierend für mich ist der langsame Übergang der Landschaft, die Vegetation wird immer karger, bis bei Lüderitz eine Sand- und Geröllwüste kein Grün mehr zulässt.
Entlang der sich immer noch im Bau befindlichen Bahnstrecke sah ich immer wieder Oryx, Springböcke und Strauße.

Um Garub weideten dann einige der berühmten Wildpferde, mich zog es dann weiter aus der flimmernden Hitze an den kühleren und in Lüderitz besonders rauen Atlantik.

Schließlich erreichte ich nach insgesamt ca. 4,5h „mein“ Lüderitz.



Was ich an Lüderitz mag? Nun, wo soll ich anfangen?

Auf den ersten Blick ist Lüderitz sicher kein Ort, der bei „Unser Dorf soll schöner werden“ einen der vorderen Plätze erreichen würde. Das Wetter und der Wind helfen sicher auch nicht, Lüderitz als bevorzugten Badeort zu sehen.

Zunächst einmal finde ich die interessante Bausubstanz mit den vielen alten Gebäuden aus der Blütezeit des Ortes zu Beginn des 20. Jahrhunderts eindrucksvoll: Goerkehaus, Woermannhaus, die Bergstraße, Turn- und Lesehalle und vieles mehr – und das in Afrika.

Dann das immer wogende und teilweise tosende Meer mit der allseits frischen Brise,

dann die Haifischinsel, dann der Achatstrand, dann auch und vor allem die Lüderitz-Halbinsel, die einmalige Atmosphäre in Kolmannskuppe und und und.

Aber vor allem die Lage so ganz am Ende der Welt – es gibt nur eine Straße hinein, und diese endet dort – das nächste bewohnte Fleckchen Erde Richtung Westen ist in Südamerika mehrere tausend Kilometer entfernt.
Südlich von Lüderitz ist Sperrgebiet, nördlich Naturschutzgebiet, und dazwischen dieses Städtchen eingezwängt und nur von Osten zugänglich ganz am Ende der Welt. Die Hektik der modernen Zivilisation, Nachrichten aus der Welt über Finanzkrisen, Kriege oder was auch immer: hier kommt einem das Lichtjahre entfernt vor.
Aber da scheiden sich die Geister ja durchaus…



Was ich auch absolut empfehlen kann, trotz des recht happigen Preises, ist die halbtägige Bogenfels-Tour ins Sperrgebiet. Die hatte ich vor 2 Jahren mal mitgemacht und kann nur sagen: Es lohnt sich!

Jetzt aber wieder zur Reise: Ich fuhr gleich zur Unterkunft, dem Nest Hotel.

Ja, es ist keine gemütliche, „typisch afrikanische“ Unterkunft, das Nest Hotel könnte irgendwo sonst stehen.

Aber ich mag die Lage, von drei Seiten vom Meer umspült, so dass man nachts sanft in den Schlaf fällt, das Restaurant hat sich inzwischen auch etwas verbessert.
Blick aus meinem Zimmer:




Inzwischen sind die Zimmer komplett aufgefrischt und renoviert, genauso wie das Restaurant, auch die vom Salzwasser angerosteten Geländer sind längst ersetzt.

Nach der Ankunft habe ich dann erst einmal eine Stadtrundfahrt gemacht.

Felsenkirche, Bergstraße, Waterfront, Haifischinsel, viele kleine Sträßchen mit schönen Häusern, manche leider etwas heruntergekommen und verschmutzt.

Die Stadt war wie tot am Sonntag…nicht, dass sonst wesentlich mehr los wäre, aber es war noch stiller als unter der Woche…

Anschließend fuhr ich an Benguela und Nautilus, den Townships, vorbei Richtung Achatstrand.

Hinter dem Klärwerk dann, völlig untypisch, üppiges Grün mit Springbock- und Oryxherden. Das erwartet man in Lüderitz nicht unbedingt.



Am Achatstrand war etwas sonntäglicher „Trubel“, es war entgegen anderen Berichten sehr sauber dort und es herrschte eine friedliche Atmosphäre.

Der Strand ist sehr weitläufig und man findet dort leicht ein Plätzchen, an dem man ungestört dem Treiben zuschauen oder einfach nur den wunderschönen Blick aufs Meer genießen kann. Der Weg dorthin ist gut ausgeschildert und die Straße auch gut zu befahren.



Es war ein wunderschöner, ruhiger Nachmittag, die Sonne brannte vom Himmel, also mal kein Nebel, und, völlig untypisch für Lüderitz, keinerlei Sturm.

Den Sundowner nahm ich dann auf der Terrasse des Nest-Hotels ein und wollte eigentlich in der Stadt etwas zu Abend essen, aber: Sonntag – es war so gut wie nichts auf.

Also aß ich im Hotel zu Abend – viele Gäste waren nicht da, aber das hatte ich ja schon des Öfteren auf der Reise…

Sundowner mit Blick auf die Lüderitz Halbinsel:


Danach bin ich zurück aufs Zimmer und habe den Abend auf dem kleinen Balkon ausklingen und mich vom Geräusch der Wellen in den Schlaf wiegen lassen.

P.S.: Schande über mich - ich habe hier ausnahmsweise einige Fotos von früheren Reisen eingefügt, da ich in Lüderitz mehr genossen als geknipst habe...
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19 Feb 2013 12:00 #276959
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Hallo Drechselschorsch, danke für die Ergänzungen - die Sedina-Tour habe ich dann am nächsten Tag gemacht...

Montag, 03.12.2012 Lüderitz

Nach einer ruhigen Nacht – die frische Luft tat nach der Hitze am Canyon gut - und einem sehr guten Frühstück (riesiges Buffet im Nest Hotel) bin ich zunächst zum Hafen, um zu schauen, ob die Sedina aufs Meer fuhr – sie tat es…

Auch das habe ich schon mehrfach gemacht (auch schon mal mit dem Katamaran "Zeepard"), aber es ist immer ein Erlebnis. Und so ruhig habe ich das Meer bisher auch nie erlebt, und warm war es auch noch – ich habe die gesamte Tour im T-Shirt durchgestanden...(also, nicht nur im T-Shirt, aber eben „oben herum“).
Der Hafen am Morgen bei sehr ruhiger See:


Außer mir waren nur wenige Gäste an Bord und schon ging es los auf den Atlantik - vorbei an der Diazspitze mit dem Felsen, auf dem sich die Robben tummeln, in Richtung Halifax-Insel zu den Pinguinen.







Delfine tummelten sich in der Bugwelle und begleiteten uns eine ganze Weile. Leider haben wir diesmal keinen Wal gesehen wie im letzten Jahr – aber man kann nicht alles haben…



Nach dem obligaten Kakao – der ersetzt eine ganze Mahlzeit - ging es dann wieder zurück Richtung Hafen.

Ich habe eine solche Tour nun schon das fünfte Mal gemacht, aber ich würde sie immer wieder empfehlen, bei rauer See einen guten Magen vorausgesetzt…

Danach fuhr ich mit dem Wagen dann auf die Lüderitz-Halbinsel, auch ein sehr empfehlenswertes Ziel, dort kann man locker einen halben Tag und länger verbringen.

Vorbei an großer Bucht zum kleinen Bogenfels und zum kleinen und „großen“ Fjord – zu erreichen nur mit einem 4x4-Fahrzeug oder per Pedes, in malerische Buchten – und dann Richtung Diaz-Point.

Große Bucht:


(sehr)kleiner Bogenfels:



Fjord:



Es war wieder sehr klar, kein Nebel, der ja für Lüderitz so typisch ist, und man hatte eine wunderbare Sicht z.B. auf die Halifax-Insel mit Ihren Pinguinen.

Am Diazkreuz war es wieder sehr windig, aber dort verweilte ich eine Zeitlang und beobachtete das Treiben der Robben auf dem vorgelagerten Felsen, der Möwen, die im Wind tanzten und der Wellen, die gegen die Felsen krachten. Ich hatte sogar das Glück, eine ganze Menge Delfine zu sehen, die sich durchs Wasser pflügten. Und diesmal keine Busgruppen, die den Platz stürmen.

Weg zum Diazkreuz:





Zum Abschluss wollte ich dann noch in das Café am Diazkreuz, um ein paar obligatorische Austern aus Lüderitz zu essen – ich bin zwar kein Austern-Liebhaber, aber einmal im Urlaub muss das sein…aber das Café hatte leider zu an diesem Tag.

Die nächste Zeit verbrachte ich dann in der Griffith Bay, einem schönen Strand mit Blick auf Lüderitz:



Zurück in der Stadt musste ich meine Austernbilanz ins Lot bringen – also habe ich die Oyster-Bar direkt über der Austernfabrik am Hafen besucht. Und gratiniert mit einem Glas Wein ging es dann richtig gut.

Am Abend dann endlich ins Barrel’s, eine der urigsten Kneipen, die ich kenne.

Das Barrel’s liegt in der Bergstraße, ist im Gebäude einer ehemaligen Kirche und gehört zum Kratzplatz unter der Leitung von Manfred Kratz.

Die Kneipe hat nur einige wenige Tische, eine lange Bar und normalerweise brennt immer ein offenes Feuer im Raum, so auch an diesem Abend.

Dies und die Tatsache, dass die Hausgäste durch die Küche zur Kneipe gelangen würde bei uns wahrscheinlich die Gewerbeaufsicht auf den Plan rufen…glücklicherweise nicht in Lüderitz.

An diesem Abend gab es leider keine Livemusik wie bei den letzten Besuchen, aber eine völlig entspannte Atmosphäre herrschte trotzdem. Ich hatte eine Menge Spaß, die Stimmung in dem Laden war prima.

Diesmal habe ich mich am Buffet am Feuer bedient, lecker Salat und Fleisch, soviel man wollte. Hat prima gepasst…

Im Hotel angekommen halfen mir die Wellen wieder beim Einschlafen…in den übrigens exzellenten Betten.
Letzte Änderung: 19 Feb 2013 12:01 von Guido.
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19 Feb 2013 12:30 #276970
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Hi Guido,
Lüderitz ist ob der Begeisterung, die du wecken kannst, nun unverzichtbar geworden.... ich denke, du solltest einen Reiseführer herausgeben :)
lg martha
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19 Feb 2013 14:09 #276997
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Hallo Guido,

handelt es sich bei der Strecke hinunter in den Fishriver-Canyon um einen Privatweg, den man nur im Rahmen einer geführten Tour nutzen kann, oder steht die Strecke auch Selbstfahrern zur Verfügung?
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19 Feb 2013 15:45 #277028
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  • Guido am 18 Feb 2013 20:43
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Hallo Topobär,

ja, leider kann man den nur im Rahmen der geführten Tour machen - nach den Erfahrungen würde ich den auch kaum selbst fahren wollen, ist schon eine heftige Strecke.

Grüße,

Guido
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19 Feb 2013 17:00 #277038
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  • bayern schorsch am 19 Feb 2013 17:00
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Hallo Guido,

da schreibst Du ja einen sehr netten und schönen Bericht. Vielen Dank dafür und für die Mühe, die Du Dir machst.:)

Wir sind jetzt dann im März in Lüderitz und machen ebenfalls die Tour mit der "Sedina". Und dass wir anschließend in die Oyster-Bar am Hafen gehen, ist eh klar. (So wie der Wein dazu, und nicht nur ein Schöpperl ... ;) ). Wir waren vor zwei Jahren schon mal dort, es was Klasse.

Wir freuen uns schon sehr auf unsere Tour, wir sind drei Nächte im "eagles view" in Klein Aus Vista, und dass Lüderitz auf dem Plan steht, ist doch klar.

Hoffentlich geht´s bei Dir bald weiter, Dein RB ist ganz toll.

Herzliche Grüße
der bayern schorsch
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