Bootsmesse, Düsseldorf, 2006; die "Deutschlandfarben" sind rein zufällig!
Mitte 2007 geht es also los. Wir fliegen mit KLM nach Amsterdam, dann weiter nach Sankt Martin; von dort mit einer klitzekleinen Propellermaschine (8 Sitze; keine Abtrennung zwischen Piloten und Passagieren) in der man noch richtig das Gefühl des Fliegens Hautnah mitbekommt, nach Tortola (Beef island). Wir werden von einer Taxi abgeholt, die uns zunächst etwas merkwürdig vorkommt, dann merken wir, dass der Wagen Linkssteuer hat und Linksverkehr herscht. Wir sehen uns um und merken, dass fast alle Wagen Linkssteuer haben! Später erfahren wir, dass dies daran liegt, dass fast alle Autos aus den USA stammen. Weiterhin merkwürdig ist, dass die offizielle Währung US$ ist, obwohl die Inselgruppe ja noch eine Übersee-Dependence Grossbritanniens ist!
Es herscht absolute Karibik Atmosphäre, überall „Bob Marleys“ in allen möglichen Alters- und „Leibesumfangs“ –klassen, fröhlich farbenfroh. Alles irgendwie sympathisch, attraktiv leicht modrig, schummerig, vernachlässigt! Jetzt mal Hand aufs Herz – das ist doch mit ein Hauptgrund weswegen wir alle in solche Gegenden fahren! Es ist eben NICHT alles mit Braas XYZ, genau abgestimmtes Einheistschwarz bedeckt, schön verputzt und mit Hellweiss ABC auf Hochglanz gestrichen!
Britische Jungferninseln mit den Hauptinseln; Tortola, Virgin Gorda, Anegada und Jost van Dyke
Jumbies (mehr dazu später) Bar im Flughafen von Sint Martin
Diese Maschine zu "hijacken" wäre kein Problem gewesen.....allerdings wäre die nicht nach Manhattan gekommen, sondern bereits, wahrscheinlich nach 3 Tagen Flug, schon vor Florida ohne Sprit abgestürzt!
Die Landepiste auf Beef Island, eine kleine Insel, die mittlerweile per Brücke mit Tortola verbunden ist
Wir kommen im Moorings-Stützpunkt an, werden freundlich empfangen und zum Boot geführt (32 Fuss Beneteau; ca. 5 Tonnen „Lebendgewicht“). Mit einer oberflächlichen Einführung und einem freundlichen „hier sind die Schlüssel“ und „wir sehen uns dann in 2 Wochen wieder“ sitzen wir nun da! Keine Ahnung von nichts! Wie geht noch mal der Motor an? Wie bekommt man das Grosssegel vom Baum an die Mastspitze?.....und überhaupt, wo ist hier die Handbremse?.....im Kopfkino kommt die Kaimauer auf einem zu und wie bitte jetzt anhalten? Wir verdrängen diese Gedanken erst einmal indem wir einkaufen gehen. Der Supermarkt ist gut bestückt, wir wundern uns, dass es eine grosse Auswahl (durchaus guter) südafrikanischer Weine gibt? Auch Trockenobst und andere, nicht verderbliche Waren aus SA sind zu haben? Später erfahren wir, dass diese Güter als „Ballast“ bei der Überführung der sehr populären Robertson & Caine Katamarane, die in Kapstadt gebaut werden, quasi als „Kostenverdünnungsmassnahme“ mitgebracht werden!
Die "Moorings Marina" im Hafen von Roadtown auf Tortola…..alles sehr gut in Schuss!
…..und, was machen wir jetzt mit diesen 5 Tonnen ohne Bremse.....?
So sieht ein ängstlicher, ahnungsloser "Skipper" aus!
Am nächsten Morgen hilft alle Prokrastination nicht mehr; wir müssen los! Wir werfen den Motor an und versuchen rückwärts vom Liegeplatz in den Kanal „auszuparken“. [Dabei merken wir erstmals, dass das Steuerruder fast nutzlos ist und, dass ein Segelboot, zumindest bei niedriger Geschwindigkeit, nicht gerade nach hinten fährt, sondern sich eher, fast Krebsmässig seitlich nach hinten bewegt! Wie wir mittlerweile wissen, steht dieses Phänomen als „prop-walk“ bekannt und rührt daher, dass der Propeller, drehrichtungsbedingt entweder links oder rechts der Mitte des Rumpfes Wasser nach oben drückt. Durch die keilförmige Form des Rumpfes wird das Boot dadurch nach links oder nach rechts bewegt.]
Irgendwann schaffen wir es dann doch, kommen mehr schlecht als recht aus dem Hafen, denken drann, dass in diesen (amerikanischen) Gewässern - „Red, Right, Returning“ - herscht, also die rote Tonne an Steuerbord, die grüne zu Backbord wenn man in den Hafen einläuft, also genau anders herum wenn man ausläuft!
Beiboot viel zu eng angebunden.....aber das lernen wir schnell!
Rote Tonne an Backbord, grüne an Steuerbord beim Verlassen des Hafens