Kurven, Fjorde und ein Vorhang aus Wasser
Von Drangsnes nach Isafjördur ist es eigentlich ein Katzensprung. Doch eine ganze Reihe tiefer Fjorde macht aus 70 Kilometern Luftlinie eine Strecke von 235 Kilometern. Eine echte Geduldsprobe für unruhige Geister wie mich - allerdings eine landschaftlich sehr schöne.
Die Straße 61, auf der wir Fjord für Fjord umrunden, ist nicht nur asphaltiert, sondern absolut makellos. Wir kommen gut voran. Außer uns sind vor allem Isländer mit ihren Campern unterwegs, einsam ist es also nicht, aber still in diesem Idyll aus Wasser und schneebedeckten Bergen.
Beim sechsten oder siebten Fjord - man kann da leicht durcheinanderkommen
- dann ein anderes Bild. Eine Bucht voller Seehunde. Wir steigen aus und genießen die dreieinhalb Sonnenstrahlen, in denen sich die Tiere genüsslich räkeln.
Kurz danach der nächste Fjord - nicht so schlecht, dass es erst einmal der letzte ist. Von hohen Bergen umrahmt liegt Isafjördur, der größte Ort der Westfjorde. In Wahrheit ein Nest mit knapp 3.000 Menschen, doch der Hafen ist das Tor zur Welt und sonst Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe. Keine Kreuzfahrer im Corona-Jahr, im Tjöruhusid kurzfristig einen Tisch zu bekommen, ist leider auch ohne sie unmöglich. Das lässige Fisch-Restaurant ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und ein langfristige Reservierung nötig. Haben wir nicht, und so wird nix draus.
Unser Hotel Isafjordur ist ein ziemlich hässlicher Kasten, liegt aber zentral. Das Zimmer ist komfortabel und mit Blick aufs Wasser, am Abend gibt's Pizza mit viel drauf und eine ordentliche Mütze Schlaf.
Eine kurvige Schotterpiste und schroffe Gegenden, am nächsten Tag geht's über die 60 stramm Richtung Süden nach Patreksjordur.
Direkt am Weg liegt der Dynjandi, einer der imposantesten Wasserfälle Islands. Vom auch in Corona-Zeiten gut gefüllten Parkplatz steigen wir rund 500 Meter hoch, vorbei an vielen kleineren Wasserfällen, ein grandioses Ensemble, es schäumt, tobt und rauscht.
Oberhalb des Dynjandi. Das Wasser fließt unter der Straße hindurch und stürzt dann dem Fjord entgegen.
Es ist bewölkt, aber windstill und warm - und das hat Folgen. Kriebelmücken, ganz Schwärme, sie umschwirren und verfolgen uns, kriechen in die Ohren und zwicken sogar, igitt!
Vor einigen Jahren sind wir durch Schottland gewandert. Die eigens zum Schutz vor den berüchtigten Midges besorgten Gesichtsnetze blieben in der frühen Jahreszeit verpackt; wie auch am Myvatn, wo uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Doch nun schlägt ihre große Stunde. Wir ziehen die Teile über unsere Köpfe, nicht schick, aber wirkungsvoll. Die Mücken hocken konsterniert auf dem Gazestoff: Wir müssen draußen bleiben. Ätsch! Wir freuen uns diebisch - und sind übrigens nicht die einzigen, die so ein Netz tragen. Auf diese Idee sind auch andere gekommen.
Wir klettern so weit es geht und sind oben alleine. Feiner Wassernebel und nasse Füße, aber was für ein Blick!
Der Dynjandi fällt wie in Zeitlupe, ein Vorhang aus Wasser, und unter uns der Fjord - wow! Wir wollen zurückkehren, bei gutem Wetter, zum Sonnenuntergang. Eines Tages.
Tipp: Direkt am Wasserfall gibt es einen kleinen kostenlosen Campingplatz mit Wasseranschluss und WC. Für Camper eine tolle Option.
Weiter geht es über grandiose Passhöhen und an der Küste entlang...
Finde den Fehler!
...nach Patreksfjordur, wo wir uns für zwei Nächte im Fosshotel Westfjords einquartiert haben. Der winzige, hübsche Ort liegt direkt am Fjord und nahe unserer Ausflugsziele und entpuppt sich als die erhofft gute Wahl. Zum Abschluss des Tages fahren wir über eine steinige und ziemlich holprige Piste zum Raudisandur Strand. Leider haben sich die Wolken in der Bucht festgesetzt, nichts wird es mit den tollen Eindrücken, die ich so oft im Netz bewundert habe.
Saurbæjarkirkja am Raudisandur
Wir hoffen auf besseres Wetter am nächsten Tag, denn da wollen wir nicht nur hierher wiederkommen, sondern auch zum legendären Vogelfelsen Latrabjarg.