Und weiter geht's...
Mittwoch, 12. August 2015
von Zissi
Heute klingeln die Wecker schon um 5:50, denn wir wollen die ersten sein, die den Campingplatz verlassen. Da uns jedoch scheinbar noch immer die nötige Routine fehlt, benötigen wir morgens noch zu lange und so verlassen wir den Platz erst etwa eine Stunde später, sind aber dennoch die ersten.
Natürlich haben wir schon morgens wieder Blick auf viele Gnus. Da wir sogleich erstmal den falschen Weg einschlagen und nach fünf Minuten wieder an der Campsite vorbei kommen, haben wir dann aber doch andere Autos vor uns. Zusätzlich versagt das GPS und wir fahren etwas planlos durch die Gegend. Heute fährt Moa mal mit Dirk und ich mit Ann-Kathrin.
Nach ein paar Büffeln sichte ich als erste eine Hyäne, die mit drei weiteren Hyänen unterwegs ist. Wir beobachten sie in der Morgensonne und danach finden wir endlich den richtigen Weg, der uns in Richtung Mara River bringen soll.
Schon schnell wird uns klar: Ann-Kathrin hat sich unnötig gesorgt, dass es in dieser Jahreszeit keine Gnus mehr südlich des Mara geben könnte. Die Wiesen sind voller Gnus! Soweit das Auge reicht. Saftige, grüne Wiesen geben den "Mmm"-machenden Tieren genug Nahrung und man sieht sie nah und fern stehen, grasen, laufen, buckeln, liegen. Dazwischen befinden sich immer wieder andere Pflanzenfresser: Zebras, Elenantilopen, Impalas, Thomson-Gazellen, selten auch mal Giraffen. Aber vor allem eben Gnus.
Unterwegs müssen wir einmal anhalten, weil ein Safari-Landcruiser - zumindest ohne Touristen an Bord - in einem tiefen Schlammloch stecken geblieben ist. Einige Helfer sind aber schon da und mit Hilfe eines Defenders ziehen sie das Auto aus dem Matsch. Wir inspizieren die Stelle genau und entscheiden uns für denselben Weg. Unsere Autos enttäuschen uns nicht - in Low Gear ackern sie sich durch den tiefen Schlamm. Also, weiter geht's.
Fleischfresser sehen wir zunächst nicht, bis auf zwei Schakale und diverse Aasgeier, die teilweise zu Hunderten am Himmel kreisen. Eine Familie Zebramangusten kreuzt noch unseren Weg, der im übrigen streckenweise richtig schön eben zu befahren ist und grandiose Aussichten auf die tolle Landschaft erlaubt. Ach, ein paar "Fleischfresser" sollten dann doch noch genannt werden: Ann-Kathrin und ich werden im Auto immer wieder von Tsetse-Fliegen belagert und gestochen. Bleibt zu hoffen, dass sie uns nun nicht mit der Schlafkrankheit angestoch... ZzZZzzzZzz
Am Kogatende Airstrip angekommen hängen wir uns an einen Safari-Wagen, der zu einem der Crossingpunkte fährt. Dort sammeln sich in der Tat schon viele Gnus, doch die vielen Safariwagen stehen alle in einiger Entfernung und rühren sich nicht. Wir fragen genauer nach und erfahren, dass man sich hier per Funk abspricht, wenn sich etwas tut, und man die Gnus ansonsten erst einmal möglichst in Ruhe lässt, damit sie sich für das Crossing sammeln können. Also gesellen wir uns dazu und holen das Frühstück nach, denn es ist mittlerweile Mittag.
Die folgenden Stunden verbringen wir damit, langsam den Gnus nachzurücken - wir sind dabei nur eines von weitaus mehr als 50 Wagen. Zwischenzeitlich sieht es so aus als würde es losgehen, da die Gnus ins Galloppieren geraten, doch dann stagniert das Ganze und gegen 15:00 Uhr ziehen sich fast alle zurück. Wir fahren aber noch einmal an den Mara River heran und sehen lauernde Krokodile und hunderte Kadaver von Gnus! Es ist ein richtiger Wasserfriedhof, an dem sich Aasgeier und Marabus bedienen. Offenbar sterben viele Gnus auch deshalb, weil sie während des Crossings ertrinken.
Als wir genug haben, fahren wir zurück. Ich schaue immer, wenn es Boden und Tsetses erlauben, durch die Dachluke und erkenne dadurch schnell den Grund für eine kleine Autoansammlung am Fluss: Elefanten! Mehr als 16 tummeln sich am anderen Flussufer und grasen dort an den Hängen. Unter ihnen wirklich kleine Babys. Sie bescheren uns noch ein Crossing und ich staune nicht schlecht, als ich auf unserer Seite noch viel mehr Elefanten entdecke, sodass wir auf über 30 kommen.
Gegen halb fünf machen wir uns auf dem Weg zum Tented Camp. Wir sehen noch eine besonders schöne Eidechse und sonst sprechen Ann-Kathrin und ich fast alle Gnus (und Zebras) unterwegs an, dass morgen um 12:00 Uhr ein Crossing stattfinden soll. Auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Suaheli. Mal sehen, ob es was bringt. Sie gucken uns jedenfalls weiterhin verwirrt an.
Unterwegs passieren wir noch einige Buschfeuer und verbranntes Land,
Es regnet in Strömen als wir das Camp erreichen. Nach kurzer Einweisung soll das Umparken der Autos folgen, aber unser blaues Problem-Auto springt nicht mehr an. Da Nathan uns für das Nokia-Handy nur ein Samsung-Ladekabel mitgegeben hat und der Akku quasi leer ist, holen wir uns Hilfe von den Guides/Mitarbeitern, die sich sofort kümmern, während wir aufräumen und eine heiße (!!!) Dusche genießen. Diese befindet sich in unserem Wohnzelt, das aus einem Schlafraum mit vier großen Betten und einem Waschraum mit Duschzelle, Klozelle (mit Spülung!) und Waschtisch (mit fließend Wasser!) besteht. Das heiße Duschwasser wurde pünktlich "eingeschenkt". Sogar Strom gibt es hier.
Um halb 8 gibt es dann ein Menü: Thunfisch-/Gemüse-Toast als Vorspeise, Käse-Maccaroni mit Hackfleisch als Hauptgang und Kuchen mit Sirup als Nachspeise. Dazu eiskalte Cola und Weißwein. Nach dem Essen geht es - bewacht von einem Mann mit Taschenlampe, Pfeil und Bogen - in unser Zelt zurück. Hier spielen wir noch etwas, ehe auch um 23:00 Uhr die letzte das Licht ausmacht.
Fazit Strecke: Lobo Public Campsite - Mara River
ca. 85 km, Fahrzeit: ca. 4 Stunden
Strecke in Tracks4Africa
Zuerst fährt man wieder die Hauptstrasse zurück in Richtung Kleins Gate. Kurz vorher biegt man links ab über die Brücke und ca. 2 km danach wieder links. Was jetzt folgt ist zwar keine präparierte Strasse mehr, dafür eine ausgefahrene Spur, die dafür deutlich komfortabler ist - es gibt nämlich kein Wellblech. Die Strecke geht über leicht hügeliges Land über grosse Grassflächen und kleine Waldstücke. Unterwegs gibt es ein tiefes Schlammloch, das nach starken Regenfällen schwierig zu durchfahren ist. Ansonsten kommt man schnell und problemlos voran, teilweise kann man in tierlosen Gegenden sogar bequem 50 km/h fahren, da es teilweise schnurstracks geradeaus geht und das Gras (in unserer Jahreszeit) um den Weg herum kurz ist, wodurch man die Grassflächen gut überblicken kann. 25 km vor dem Mara River wird der Weg etwas schwergängiger und sandiger, ausserdem trifft man wieder auf mehr Autos.
Es gibt einen Alternativweg, wenn man nicht direkt am Anfang die zweite Abbiegung links nimmt, sondern einfach noch weiter Richtung Bologonja fährt. Dann trifft man auf eine Abzweigung links nach ca. 10 km. Diese Route ist etwas länger, aufgrund einer Hügelkette aber auch sehr schön und man umfährt das Schlammloch.
Fazit Unterkunft: Tingitana Tented Camp
Location: ca. 21 km südlich vom Mara River, 2 km abseits der Hauptstrecke
GPS-Koordinaten: S1° 43.922' E34° 53.783'
Website:
www.tingitanawildernesscamps.com
Nach langem Suchen habe ich mich für dieses Camp entschieden. Es war das günstigste, das ich in der Region des Mara River finden konnte, denn die meisten Lodges und Camps verlangen Preise jenseits von Gut und Böse. Nach einer kleinen Verhandlung hatte ich den Preis von US$220 pro Person pro Nacht fixiert, inkl. Abendessen, Frühstück und Lunchbox - allerdings nur so "günstig", weil wir uns zu viert ein Zelt geteilt haben. Das Zelt - eins von ca. 10 Zelten - war aber so gross, dass vier Einzelbetten massig Platz darin hatten. Ansonsten hatten die Zelte noch ein hübsches Bad mit echter Toilette und vor allem eine heisse Dusche. Da es ein Mobile Tented Camp ist, gibt es kein fliessend Wasser, sondern es befüllt tatsächlich jemand einen Wasserbehälter zu gewünschtem Zeitpunkt mit heissem Wasser, sodass man dann bequem duschen kann. Wir haben diesen Luxus sehr genossen.
Abendessen und Frühstück wurden in einem Restaurant-Zelt serviert und war lecker, wenn auch nicht weltbewegend. Insgesamt alles schön gemacht, preislich in keinem Verhältnis zu der Leistung die man erhält, aber das ist zu der Saison da oben leider Standard. Die Abwechslung durch den Luxus im Zelt hat uns allen aber sehr gut getan. Etwas störend ist noch die weite Entfernung zum Mara River, zu dem man trotz allem noch 45 Minuten braucht.