Um eine Vorstellung von der Größe des Parks zu bekommen genügt ein Blick auf diesen Wegweiser. Der Hwange National Park ist der größte Park Zimbabwes. Rund 14.650 Quadratkilometer, halb so groß wie Belgien. Bereits 1928 wurde das Wankie Game Reservat gegründet. 1949 wurde das Wildreservat mit der Robins Game Sanctuary zum Wankie National Park vereint. Nach der Überfnahme des Staates durch die Schwarzen wurde der Park in Hwange National Park umbenannt.
Hwanges Problem sind, wie in vielen Nationalparks und Game Reservaten, die Elefanten, es leben zu viele dort. Die Schäden an der Vegetation sind unübesehbar. Obwohl die Parkverwaltung jährlich den Bestand reduziert, ist das Limit dessen was der Park an Elefanen maximal veträgt nicht erreicht.
Hin und wieder lese ich in Reiseberichten, dass die Besucher keine oder weniger als zehn Elefanten gesehen haben, dann frage ich mich immer wo sind die gewesen? Am Masuma Damm können Tag und Nacht hunderte von Elefanten, sehr nah gesehen werden. In den Tagen am Damm gab es nicht einen Moment an dem nicht Elefanten zum trinken da waren.
Der größte Fehler den man in Hwange machen kann ist “Viel fahren = viel sehen”.
Der Park liegt in einem tiefen, jahrelangen Dornröschenschlaf. Nur ein Mal sind wir einen Geländewagen aus Südafrika begegnet.
Wir haben den riesigen Park für uns allein.
Marodierende Elefanten haben das Pumpenhaus in den Shumba Pans zerstört. Vor drei Tagen ist hier der Kollege des Rangers von Elefanten getötet worden. Wie es zu dem Unglück kam, was genau geschah, kann nur vermutet werden. Ich denke der Ranger muß die Elefanten bei der Zerstörung der Pumpe gesehen haben und hat einen Warnschuß abgegeben, oder hat gezielt geschossen.
Als das die Elefanten nicht verscheucht hat ist er geflüchtet. Die Elefanten haben ihn eingeholt und getötet. Im Magazin des Gewehres fehlte nur eine Patrone. Denkbar ist auch, der Ranger hat einen Elefanten verletzt.
Wir helfen dem Ranger das Dieselfaß, damit der kostbare Kraftstoff nicht ausläuft und das Wasser verseucht, auf den Sockel zu stellen. Die museale Dieselpumpe ist unverwüstlich und hat bestimmt schon zwanzig und mehr Jahre gelaufen.
Nach Ansicht des Rangers sind die \"Killerelefanten\" jetzt am Wasserloch. Das möchte ich schon genau wissen,
denn wenn wir die Pumpe reparieren können wir nicht ständig auf die Elefanten in der Nähe achten.
Also vorsichtig, alle Tiere im Auge behalten sich der Herde zu Fuß nähern. Die Elefanten haben Olaf und mich schon die ganze Zeit bemerkt. Langsam, ganz langsam kommen wir näher. Die Elefanten beachten uns nicht, werden nicht unruhig.
Halt!
Der linke kleinere, dunkle Elefant wird unruhig, wirbelt mit den Füßen Staub auf. Still stehen bleiben und abwarten. Im Regelfall beruhigt er sich wieder. Die vordere große Kuh mit dem einen Stoßzahn ist die Leitkuh. Sie ist ganz cool. Schaut beiläufig zu uns herüber. Mit dem nach unten hängenden Rüssel nimmt sie Witterung auf. Alles noch Zeichen für ihre Friedfertigkeit. Kritisch wird es, wenn sie mit erhobenem Rüssel in unsere Richtung wittert. Der Abstand zwischen den Elefanten und uns knapp zwanzig Meter.
Der kleinere dunkle Elefant links startet einen Scheinangriff. Da die Herde insgesamt noch völlig ruhig ist, wird er garantiert abbrechen. Bei den Elefanten ist es wie bei den Menschen, die nicht “Wichtigen” agieren immer zuerst, aber nicht ernsthaft, deshalb beachte ich die Aktion auch nicht weiter. Nach wenigen Metern stoppt er, weil auf der Gegenseite (bei uns) keine Reaktion erfolgt.
Der Ranger ist zurückgeblieben. Ein Gewehr hat er nicht dabei, auch besser so.
Ganz vorsichtig mit kleinen Schritten nähern wir uns weiter den Elefanten.
Weiter geht es nicht mehr. Die Leitkuh signalisiert uns, bis hierher und nicht weiter. Ihr Verhalten ist die erste Warnung. Jetzt muß man die Nerven behalten, jede unruhestiftende Aktion kann zum Angriff führen. Noch ist die Situation nicht kritisch. Das letzte Warnsignal ist das schütteln mit dem Kopf. Doch so weit kommt es nicht. Wieder still stehen bleiben und abwarten. Alte Erkenntnis im “Regelfall passiert nichts”.
Ihre Message: \"OK Jungs, nun zurück und die Pumpe reparieren, damit wir was zu saufen haben.\"
Die “Killerelefanten” sind es mit Sicherheit nicht. Hätte diese Herde einen Crash mit Menschen gehabt, dann hätten wir uns ungestraft nicht nähern können.
Nun langsam zurück. Rückwärts gehen. Die Elefanten immer im Auge behalten und auch nach rückwärts sichern.
Gut gegangen wie immer. Gewundert habe ich mich über Olaf. Er ist das erste mal in Afrika. Seine ersten Begegnungen mit wilden frei lebenden Tieren. Er hat nie gefragt: Ist das gefährlich? Hat nie Anzeichen von Angst oder Unsicherheit gezeigt.
Ich denke er wusste, dass er sich auf mich verlassen kann.
Vertrauen ist eben der Anfang von allem.
Den “Killerlefanten?” werden wir später auf der Piste begegnen und haarscharf einen Zusammenstoß vermeiden.
Nun läuft sie wieder - die Pumpe.
Siggi