Bom dia!
Mosambiks Norden gilt ja als der letzte wilde Flecken im südlichen/östlichen Afrika. Hupe beschreibt das wie immer recht gut. Nachdem wir nun ein paar Wochen dort herumgekurvt sind, hier ein paar allgemeine Eindrücke mit der Intention eine Entscheidungshilfe zu schaffen, ob man da hin will oder nicht.
Wie beschreibt man die Bereisbarkeit eines Landes? Gute Straßen, schlechte Pisten? Sicher, nicht sicher? Gute Versorgungslage, kaum Einkaufsmöglichkeiten? Mit solchen Begriffen kommt man nicht wirklich weiter, weil jeder einen anderen Erfahrungshorizont hat und Dinge anders empfinden wird. Wie also dann eine Einschätzung vermitteln?
Ich will es versuchen mit Vergleichen zu den Nachbarländern:
Strassenzustand: Die Hauptverbindungen sind gut ausgebaut, also gut asphaltiert (wie MOZ Süd, Tanzania, Malawi), die fehlenden Verbindungen allerdings in katastrophalem Zustand und eine echte Herausforderung wenn nicht gänzlich unpassierbar (bei Regen).
Pisten: Abseits des Asphaltnetzes gibt es mehr oder weniger gute Pisten, die RK-Karte ist hier fast unbrauchbar schlecht, und auch T4A bietet nur wenige Pisten an, obwohl es deutlich mehr davon gibt. Navigation "quer durch" also schwer planbar, aber machbar wenn man solches mag und nicht die Nerven wegwirft, wenn man wo anders herauskommt als man wollte.
Unterkünfte: Die Camping- und Lodgesituation ist nicht vergleichbar mit dem Süden des Landes, wo man ja alle 3km auf ein Schild samt Campsite trifft. Am ehesten vergleichbar mit dem Norden Sambias oder dem Süden Tanzanias. Wenige bekannte Quartiere die man ansteuern kann, große Distanzen dazwischen. Wenn man ein Ziel nicht erreicht, dann kaum Alternativen als im Busch zu schlafen, wobei auch das einigen Suchens bedarf weil kaum kleine Fahrwege und alles eher dicht besiedelt und verwachsen.
Wenn eine Unterkunft also überraschend ausfällt, weil Natalie in Mozimboa etwa gerade Chez Maman in Frankreich ist, und auch die Campsite daneben warum auch immer geschlossen, dann gibt es im Umkreis von 300km plötzlich keine Campsite.
Versorgung: Besser als ich dachte, also etwa auch besser als im Süden Tanzanias. Entspricht MOZ Süd. Viele kleine Läden, fast immer mit Kühlschrank (anders als in TAN), kleine Supermärkte, und in Pemba seit Okt 2017 ein unglaublich großer Shoprite. In Pemba zudem jede Menge Werkstätten und Fachbetriebe (Radiator, Battery,...).
Portugiesiches Erbe: Neben der Ilha de Mozambik das ja Pflichtbesuch jeder Reise im Noden sein wird, hat uns Ibo-Island sehr begeistert.
ATM: Gibt es reichlich und funktionierten bei mir fast immer, sind aber versteckt, oft mußte ich fragen wo
Sprit: Tankstellen deutlich weniger als etwa im TAN oder im Süden. Oft auch nur eine Tankstelle im Ort, wenn Diesel dort aus, dann blöd. Also immer rechtzeitig nachtanken.
Neue Campsite: Weil es noch nicht in T4A vermerkt ist und auch in keinem Hupe-Update hier die Empfehlung für die grandiose Nzuwa-Lodge mit Campingmöglichkeit. Zu finden über T4A, weil es gleich neben Il Pirata liegt, an der Kreuzung rechts, jene Kreuzung die 10km vor der Stadt Pemba liegt.
Niassa NP: Im Großteil des Parkes dürfte es kaum noch Wild geben, letzte Refugien sind die großen Flüsse im Norden und Osten des Parkes. Parkbesuch kann man sich eher sparen, einzige Ausnahme: Lugenda Wilderness Camp. Dieses ist für Touristen zwar geschlossen, die Aufgaben liegen nun alleine im Bereich Anti-Poaching, Derek, Paula und Nick freuen sich aber wohl hin und wieder über Besuch. Die Super-Luxus-Zelte sind auch allesamt noch vorhanden. Das Camp liegt direkt am Lugenda-River in sehr wildreicher Gegend. Wildreich ist freilich relativ: In den letzten 5 Jahren hat der Niassa NP 11.000 (von insgesamt 15.000) Elefanten verloren. 60 Scouts und das Team um Derek samt seinem Ultralight sind hier trotz permanenter Jagd auf Wilderer weitgehend chancenlos gegen die allgegenwärtige Übermacht und vor allem gegen das korrupte Polizeiwesen.
Regenzeit: Regen ist ein echtes Thema im Norden Mozambiks, wenn die Regenzeit mal eingesetzt hat, dann wird es wirklich schwierig hier zu reisen. Ich würde sogar soweit gehen: Ab Dezember hat man nix mehr verloren im Norden des Landes. Die Landgrenzen zu TAN (Unity-Bridges) sind dann nicht mehr erreichbar, die nicht asphaltierten Strassen werden zur Katastrophe. Die Flüsse schwellen an, machen Pisten plötzlich unpassierbar. Wir waren 3 Tage eingeschlossen von Bächen, die wir am Vortag noch bedenkenlos (3m breit, 20 cm tief) durchfahren hatten, am nächsten Morgen hinter uns ein 30m breiter hüfttiefer, reissender Fluss.
Sicherheit: Habe mich niemals auch nur annähernd unsicher gefühlt, wegen des kaum vorhandenen Tourismus sind Kontakte mit der Bevölkerung tendenziell sehr angenehm. Die üblichen negativen Begleiterscheinungen (Souvenirhändler, Führer, selbsternannte Guides,...) haben wir nicht gesehen. Preise am Markt oder Strassenrand auch wenn der Touri kauft beschämend billig, oft unglaublich.
So long
Martin
PS: Ach ja, noch ein Hinweis der in diesem Forum möglicherweise von Interesse sein könnte: Vorbuchen muß man im Norden Mozambiks nicht
Hier eine Übersicht welche Strassen (rot) derzeit asphaltiert sind. Rote Querstriche bedeutet ehemals asphaltiert oder noch nicht asphaltiert, jedenfalls: Gaaanz schlecht.