Landschaftsfotos gehen auf einer Safari oftmals unter. Auch ich kann nicht gerade damit glänzen, weil am Ewaso Ngiro River ständig etwas los und meine Konzentration immer auf die vielen dort anzutreffenden Tiere gerichtet war. Im Vordergrund dieses Berichtes stehen nicht nur Großaufnahmen von Tieren, sondern im Wesentlichen Landschaftsfotos vom Ewaso Ngiro River mit den sich dort aufhaltenden Tieren.
Der Ewaso Ngiro River entspringt in den Aberdares. Die Nationalreservate und Schutzgebiete Samburu am nördlichen und Buffalo Springs am südlichen Ufer sowie das Shaba Nationalreservat gehören in Bezug auf die Vegetation zu den klimatisch trockenen in Nordkenia. Insofern ist der Ewaso Ngiro River die Lebensader dieser Nationalparks. Nach seinem langen Weg von den Aberdares durch die Nationalreservate bis in den Norden Kenias versickert er schließlich in den Lorien Sümpfen. Da zu Bewässerungszwecken viel Wasser abgezweigt wird, kommt es vor, dass der Fluss zeitweise austrocknet. Dann müssen die Tiere vom Samburu Nationalreservat in das Buffalo Springs Reservat ausweichen zum Isiolo River, der bis jetzt noch nie austrocknete.
In der Massaisprache der Samburus heißt der Fluss übersetzt \"Braun-graues Wasser\" - Siggi, der fast jährlich dort anzutreffen ist, nennt ihn zutreffenderweise den \"Schokoladenfluss\".
Gegen Mittag sieht man sie kommen - die Elefanten ...,
denn der \"Schokoladenfluss\" auch ist auch das Zuhause der \"Schokoladenelefanten\", die sich mit großem Vergnügen in der Mittagshitze am Fluss erfrischen.
Je nach Stand der Sonne verändert sich die Farbe des Flussrandes und die der Elefanten.
Die Flussuferwaldstreifen sind u.a. mit Tamarinden (Johannisbrotgewächs), Doumpalmen, Pappeln und Akazien gesäumt.
Der Vogelreichtum am Schokoladenfluss ist unzählbar.
Schon morgens um 6.30 Uhr war dieser Geier anzutreffen.
Etwas später tauchte der Marabu auf.
Gegen Mittag tummelten sich immer mehr Vögel im Fluss, wie hier die Kraniche und Reiher.
Krokodile fühlen sich am Schokoladenfluss sehr wohl, sind aber sind nicht so leicht zu sehen, obwohl es hier die größten Krokodile Kenias geben soll. Shady, unser Fahrer, sah dieses Krokodil zuerst. Ich hielt es für einen Baumstumpf und erst der Blick durch die Kamera bestätigte seine Beobachtung.
Häufig sieht man Kinder in der Nähe der Shaba Sarova Lodge Rinder durch das Wasser treiben, sie haben im Gegensatz zu uns scheinbar keine Angst vor Krokodilen.
Der Waran hielt sich am Ufer des Schokoladenflusses im Shaba Nationalreservat auf, direkt im Gebiet der Shaba Savora Lodge. Es war möglich, sich auf ganz leisen Fußsohlen heranzupirschen, ohne dass er gleich verschwand.
Ein Abschiedsblick auf den Fluss im Shaba Nationalreservat. Hier sind die Ufer wesentlich felsiger, als in den beiden anderen Parks.
Zurück im Samburu Nationalreservat trafen wir bereits am Morgen des ersten Safaritages auf Löwen. Sie waren am anderen Ufer des Schokoladenflusses und wären uns wahrscheinlich nicht aufgefallen, aber Shady, unser Fahrer hatte ein Auge für Katzen.
Hier müsst ihr schon genau hinschauen, um die Löwen auszumachen. Sie hatten sich ein schattiges Plätzchen gesucht und hatten einen wunderbaren Blick über den gesamten Fluss bis zu uns.
Beim Warten, ob sie sich vielleicht doch noch erheben würden, um zum Fluss hinunterzugehen, entdeckten wir diesen farbenprächtigen Vogel.
Es ist ein Graukopfliest, engl. grey-headed kingfisher.
Der nächste Morgen stand wieder im Zeichen der Katze.
Eine Löwin hatte sich ein gemütliches Plätzchen mit Flussblick gewählt - das müsst ihr jetzt mal so glauben - den Fluss habe ich in diesem Fall ausnahmsweise nicht mit aufs Bild bekommen.
Auf der Safariseite eines kenianischen Reiseveranstalters (nicht Sunworld) heißt es zur Tierwelt im Samburu und Buffalo Springs Reservat unter Besonderheiten: \"Wenig Löwen und Geparden. Gute Chancen, einen Leoparden zu beobachten.\" Das kann ich nicht bestätigen.
Die morgendliche Safari, Start um 6.00 Uhr, führte größtenteils an den Fluss. Schon unterwegs hielt unser Fahrer an und suchte nach Katzenprints. Wohin führten sie? An den Schokoladenfluss!
Da waren sie - ein Löwe, der sich in der aufgehenden Sonne wärmte und zwei Löwinnen, rechts im halbschattigen Busch.
Eine Löwin kuschelte sich in der Morgensonne an den Löwen am Hang des Flusses. Nach kurzer Kuschel- und Aufwärmphase
tappte sie wieder zur anderen Löwin zurück.
Als die Sonne immer höher stieg, blickte der Löwe noch einmal weit auf den Fluss hinaus, um danach in etwa 30 Meter Entfernung im dichten Gebüsch zu ruhen.
Die Löwin konnte sich von dem phantastischen Blick flussabwärts genauso wenig trennen wie wir, aber da mittlerweile andere Safarifahrzeuge eintrafen, fuhren wir weiter.
Eigentlich wäre an dieser Stelle mein Bericht zu Ende. Weitere Katzen sah ich am Schokoladenfluss nicht. Ich hatte nicht die Chance, einen Leoparden zu sehen. Deshalb ging es am letzten Tag, bevor die Sonne aufging, in Richtung Felsen. Doch der Leopard war trotz langer Suchaktion und Sichtung seiner Prints an den Felshängen nicht auszumachen.
Siggi und sein langjähriger Fahrer John haben im vorletzten Jahr diesen Leoparden im dichten Buschwerk am Fluss entdeckt.
Sie harrten aus und ihre Geduld wurde belohnt - der Leopard kam nach einer Stunde aus dem Blätterwald heraus und kletterte auf diesen umgestürzten Baum.
Vielen Dank für die Bilder Siggi!
Nun verabschiede ich mich vom Schokoladenfluss - aber nur für eine kurze Zeit, denn in einem Monat werde ich wieder dort sein. Und wenn ihr mir ordentlich die Daumen drückt, kann ich euch vielleicht meine Leopardenbilder am Fluss präsentieren.
Liebe Grüße
Maggy