20.Tag: Ngorongoro-Krater
Wir dachten ja, mit unserer Zeitplanung besonders schlau zu sein und unseren 24h-Eintritt sowohl für den Transit am gestrigen Tag als auch für die heutige Fahrt in den Krater nutzen zu können. Falsch gedacht! Man sollte auch immer das Kleingedruckte lesen. In diesem Falle bedeutet es, das der Eintritt zwar für 24h gilt, es sich aber nur um ein Single-Entry-Permit handelt. Also wieder 250,-US$ für den Nationalpark abdrücken und als Krönung des heutigen Tages noch 200,-US$ Crater-Fee zuzüglich, denn die Fahrt in den Krater hinunter ist im normalen Eintritt nicht enthalten.
Aber es gab auch positives zu berichten. Wir konnten uns um die Führerpflicht drücken. Als Kathrin beim Bezahlen nach einem Tourguide gefragt wurde, verwies Sie auf unser Fahrzeug mit mir am Steuer und das wurde vom Ranger akzeptiert. Leider vermute ich, dass unser professioneller Safari-Landcruiser eher zu dieser Entscheidung beitrug als dessen Fahrer.
Die Erdstraße hinunter in den Krater ist zwar steil und kurvig, aber trotzdem leicht zu fahren. Schön ist, dass man nicht mit Gegenverkehr rechnen muss, da die Wege in und aus dem Krater als Einbahnstraßen ausgelegt sind.
Unten angekommen bin ich wieder einmal von den Tiermassen im Krater überwältigt. Nirgends in Afrika habe ich solche Mengen und Vielfalt an Tieren gesehen wie hier. Außer Giraffen finden sich hier z.B. alle Säugetiere Ostafrikas. Das fehlen der Giraffen resultiert aus ihrer schlechten Geländegängigkeit; sie können die steilen Hänge des Kraters nicht bewältigen.
Auf den großen Grasflächen tummeln sich die Weidetiere in so großer Zahl, wie man es in der Serengeti nur zum Höhepunkt der Migration erlebt. Die Zebras haben gerade junge bekommen und so wimmelt es von übermütigen Fohlen.
Es gibt zwei Picknickplätze im Krater, an denen es auch Toiletten gibt. Einen am Rande des Akazienwaldes und den anderen am Lake Ngoitokitok. Zum Frühstück fahren wir zum Akazienwald, das ist nicht so weit von unserer derzeitigen Position. Es wimmelt von Meerkatzen, die auch sogleich großes Interesse an uns, bzw. unserem Proviant zeigen. An ein Picknick im Freien ist nicht zu denken. Also wird im Auto gegessen. Plötzlich ein großer Schreck, als etwas schnelles und pelziges in unsere Mitte springt. Eine Meerkatze ist durch die Dachluke gesprungen, hat sich einen Apfel vom Armaturenbrett geschnappt droht uns mit den Zähnen. Wer will schon vom wilden Affen gebissen werden und so lassen wir ihn entkommen, beenden aber alsbald unsere Mahlzeit und gehen wieder auf Pirsch.
In der Ferne bewegt sich ein kleiner Punkt im hohen Gras am Fuße eines Hügels. Die Bewegungen deuten auf eine Katze hin. Als wir näher kommen sind Flecken zu sehen und bald können wir sie als Serval identifizieren. Soviele dieser kleinen Fleckenkatzen, wie auf dieser Reise habe ich auf allen bisherigen Afrika-Reisen zusammen noch nicht gesehen.
Es geht auf Mittag zu und die Temperaturen sind hier unten im Krater mächtig gestiegen. Ein wenig beneiden wir die Hyäne am Wegesrand, die sich in einer Schlammpfütze kühlt. Ein Pool wäre jetzt genau das richtige.
Wir wollen unser heute morgen so rüde unterbrochenes Mahl fortsetzen. Uns knurrt der Magen und wir fahren zum Picknickplatz an den See mit dem unaussprechlichen Namen (Ngoitokitok).
Der See ist ein sehr idyllisches Plätzchen. Es geht eine frische Brise und man hört die Flußpferde grunzen. Am Ufer gibt es heiße Quellen und von Affen ist weit und breit nichts zu sehen. Das lädt zum Picknick im Freien ein. Kathrin will gerade herzhaft in ihr gegrilltes Hähnchenbrustfilet beißen, da wird es ihr rüde aus der Hand gerissen. Die über uns kreisenden roten Milane haben es also keinesfalls auf Mäuse und anderes Kleingetier abgesehen, sondern auf die Verpflegung der Besucher. Die Affen- und die Milan-Bande haben also Ihre Claims klar abgesteckt. Mundraub und Bandenkriminalität im Tierparadies.
Wir sind noch viel unterwegs und haben auch schon fast alles gesehen, nur Löwen wollen sich keine zeigen. Egal, der Tag war lang, es war sehr schön und wir sind kaputt und hungrig. Also gehts Richtung Ausfahrt. Noch einmal ist uns das Glück hold, als uns kurz vor verlassen des Kraters dieser Prachtbursche vor die Linse läuft.