Bei der bisherigen Diskussion sind einige wichtige Punkte kaum beachtet worden. Die meisten hier sehen die Notwendigkeit eines 4x4 auf den meisten Straßen Namibias aus Kostengründen nicht ein. Mit der bisher gemachten Erfahrung haben sie ja auch recht. Einen 4x4 braucht man allenfalls für 2% aller Einsätze in Europa. Nur Namibia ist eben anders. Auch wenn der Anteil der geteerten Straßen ständig zunimmt, die Schönheiten des Landes erschließen sich nur dort, wo oft keine Teerstraße hinführt.
Ein Allradfahrzeug überträgt die Kraft des Motors an alle 4 Räder. Das heißt, jedes Rad hat nur 25% der gesamten Kraft zu bewältigen. Bein einem Front- oder Hecktriebler sieht dieses Verhältnis schon ganz anders aus. Hier zieht oder schiebt je eine Achse, die Räder transportieren je 50% der Kraft des Motors. Das hat ganz simple Folgen auf dem losen Untergrund einer Naturstraße. Da der Kraftschluß auf dem Boden anders ist, als auf Asphalt, reagiert der Wagen dementsprechend anders. Auf losem Sand viel unstabiler, auf Schotter entwickelt sich kaum Haftung. Dafür aber 100% Leistung pro Achse bei einem 2x4.
Die Höhe des Wagenbodens ist auch aussagefähig. Was alles befindet sich denn UNTER dem Wagen? Nur ein Blech? Der Motorraum ist von unten offen, die Bremsleitungen liegen unter dem Wagen, die Bremseinrichtung auch. Es ist also nicht nur eine Frage der Sitzhöhe, sondern viel wichtiger, was sich Unten abspielt.
2x4 Fahrzeuge haben Standardreifen aufgezogen. Diese haben viele Test auf Teerstraßen durchlaufen müssen, aber keinen auf Naturwegen. Reifen für Geländewagen sind fester gebaut und haben spezifische Härtegrade, am Reifen selbst in Ply angegeben. Je höher der ply-Wert ist, desto stabiler ist der Reifen geschützt. Gegen Steine, aber erst recht gegen eklige Dornen, die auch gerne (!) in die Flanken einwirken. Was hat dem ein Standardreifen entgegen zu setzen?
Beim Fahren selbst möchte ich nur auf folgendes hinweisen. In der Mitte der Fahrbahn ist jeder ein Held. Doch wie sehen denn die Ränder einer „Straße“ aus? Hier sammelt sich der gröbere Teil der Natur an. Von Innen nach Außen liegen hier Schotterstücke. Erst kleineren, dann folgen die größeren Steine. Was passiert, wenn man aus versehen in dieses Randstück gerät, in einer Kurve noch? Da nun kein Bremsen mehr hilft (die Räder blockieren sofort!), gilt es so weich wie möglich zu Lenken, oder mit der nötigen Bodenfreiheit, den Wagen ins Aus laufen zu lassen.
Auch hier nochmals gerne: wenn ich die Schönheiten Namibias erleben möchte, verlasse ich mich nur auf einen 4x4.
Und jetzt hauen!