Weil für mich Afrika und Landrover untrennbar zusammen gehören, hatten wir für unsere dreiwöchige Tour durch Namibia bei Dertour einen Nomad-Landrover 110 Td5 von Britz gemietet. Das Fahrzeug entsprach nicht ganz den Dertour-Versprechungen im Internet (\"Neueste Fahrzeuge mit hohem Sicherheitsstandard\"), denn es entstammte dem Baujahr 2002 und hatte bereits 195'500 km auf dem Ticker.
Dem Alter entsprechend waren Gangschaltung und Getriebe schon ziemlich abgenutzt und der Antriebsstrang hatte enorm viel Spiel, sodass das Fahren in der Geländeuntersetzung aufgrund der dauernden Lastwechselreaktionen beinahe unmöglich war. Bei der Übernahme war zudem die Klimaanlage defekt (eine Reparatur wurde von Britz aufgrund der hohen Kosten abgelehnt). Die Reifen hatten auch schon einige Kilometer auf dem Buckel und verloren vorne dauernd Luft (an der Vorderachse waren Winterreifen(!?) montiert). Unterwegs ist auch noch die Fussbremse vollständig ausgefallen, weil die Bremsleitung an der Hinterachse leckgeschlagen ist. Auf mehreren Reiseetappen erhitzte sich das Getriebe zwischen den Sitzen weit über das gewohnte Mass (trotz moderater Fahrweise und genügend Getriebeöl). Gegen Reiseende war bei Tempo 80 aus dem Motorraum mehrmals ein lauter Schlag mit anschliessendem kurzem Schleifgeräusch zu hören - die Ursache konnten wir trotz gründlicher Inspektion des Vorderwagens nicht ermitteln. Angesichts dieser Erlebnisse ging unser Vertrauen in das Fahrzeug immer mehr verloren und auf den langen Fahrten durch das namibische Niemandsland hatten wir stets ein etwas ungutes Gefühl im Bauch. Auf Dauer etwas nervig ist auch der Lärm im Fahrzeuginnern. Ab Tempo 70 wird die Verständigung auf Gravel-Pads ziemlich schwierig. Gewöhnungsbedürftig sind auch die sehr schlecht schliessenden Türdichtungen, welche laufend Staub, Sand und Wasser (wenn es denn einmal regnet) eindringen lassen. Unser Tipp: Gepäck und Schublade mit Campingzubehör unbedingt mit Müllsäcken oder Leintüchern zudecken! Ungenügend war auch der eingebaute Kompressor, mit welchem lediglich ein Reifendruck von 2.0 bar erreicht werden konnte.
Positiv am Nomad waren das verstärkte Fahrwerk, der 120 l grosse Tank, der Motor (Verbrauch: 11 l Diesel auf 100 km auf Teer und Gravel) und die Lüftungsklappen unterhalb der Frontscheibe, welche uns die defekte Klimaanlage ab und zu vergessen liessen. Die Camping-Ausrüstung mit Kühlschrank, Frischwassertank, Küchenutensilien und komplettem Übernachtungsmaterial wies altersbedingt auch schon einige Gebrauchsspuren auf. Gelernt haben wir, dass man vor Antritt einer Campingreise unbedingt SÄMTLICHE Ausrüstungsgegenstände auf Funktionstüchtigkeit überprüfen muss (z.B. mit Hilfe der Checkliste aus dem Forum). Dies ist zwar mühsam und zeitraubend, es kann aber später während der Reise einigen Ärger ersparen. Bei unserem Fahrzeug musste beispielsweise der Gaskocher inkl. Laternenaufsatz und Flasche ersetzt werden. Dass auch die Aussenleuchte am Fahrzeug und der Handscheinwerfer nicht funktionierten, haben wir dann beispielsweise erst unterwegs festgestellt.
Fazit nach 5200 km und etwa 100 Stunden Fahrt: Insgesamt betrachtet, ist der Nomad-Landrover bestimmt kein schlechtes Fahrzeug, wobei Alter und Zustand entscheidend sein können. Bei einer nächsten Reise würde ich mit Sicherheit versuchen, ein neueres Modell zu erhalten. Über die fahrzeugtypischen Macken (Lärm etc.) muss man als Landy-Fahrer hinwegsehen - schliesslich ist man mit dem Urgestein der Geländewagen unterwegs. Mit einer Körpergrösse von über 1.90 m sollte der Defender aber nicht mehr gewählt werden, weil der Standard-Fahrersitz einfach nicht genügend weit nach hinten geschoben werden kann. Für vier erwachsene Personen ist das Fahrzeug meines Erachtens nur geeignet, wenn nicht allzu viel Gepäck mitgeführt wird. Der Mietpreis bei Dertour war zwar enorm teuer, die Versicherungsdeckung umfasste aber beim Zusatzpaket \"Dertour Spezial\" auch die berüchtigten selbstverursachten Schäden (dies war zumindest in unserem Mietvertrag so festgehalten und wurde uns von Britz vor Ort entsprechend bestätigt). Zudem waren in diesem Angebot der Flughafentransfer (unbedingt von Dertour explizit bestätigen lassen, sonst wartet man am Flughafen vergeblich auf den Abholservice) sowie die Übernahme von Glasschäden (wir benötigten nach einem kapitalen Steinschlag eine neue Frontscheibe) und Reifenreparaturen enthalten.