Hallo Sylvie,
aus eigener Reiseerfahrung (etwa 15 mal südliches Afrika in den letzten 30 Jahren) kann ich folgendes sagen:
Gegen Botswana spricht, dass sich so gut wie alles auf das Okavangodelta konzentriert. Das muss aber nichts negatives oder schlechtes bedeuten. Nur muss man sich darüber im Klaren sein, dass man da als Afrikaneuling wirklich überfordert wird, wenn man im hochpreisigen Moloch Maun, Delta, Chobe etc. mit unzähligen Touranbietern in die mehr oder weniger erfahrene Karawane der Touristenströme eintaucht. Du hast im Prinzip nur 2 Möglichkeiten; Die teure oder die individuelle, die mit einigen Anstrengungen und Entbehrungen verbunden ist
Der Durchschnittstourist bleibt etwa 6-8 Tage im Land und packt sich das volle Programm ein. Hauptziel: Tiere sehen! Das heißt auch, dass er die Deltacamps samt Cessna-Shuttle mit Vollpension bucht. Er gibt dafür durchschnittlich 250-300 USD/Tag aus. Geboten wird dafür das scheinbar perfekte Afrikaerlebnis. Darauf ist die Tourismusindustrie dort spezialisiert. Wenn man da war, war man in Afrika (sagen und glauben zumindest diejenigen, die aus einem Luxuscamp kommen)
Eher in diesem Forum bevorzugt, günstiger, aber anstrengender, beschwerlicher, und im Vorfeld mit größeren Planungen verbunden, ist die individuelle Reise ins Delta, Chobe und Co. auf eigene Faust.
Dazu muss man aber wissen, dass man mal 2-4 Tage mal alleine ist, das Camp ohne Zaun und Klo, 200km Sandpisten auf einen warten - sprich: die Infrastruktur evtl. nicht dem entspricht, was man üblicherweise gewohnt ist.
Namibia sieht da schon anders aus. Bis auf die mehr oder weniger perfekten Sandpisten findet man eine gute bis sehr gute Infrastruktur, eine größere Vielfalt an fantastischer Landschaftsszenerie, Wüsten, Sand, ABER, bis auf Etosha relativ wenig Tiere. Wenn mich jemand fragt: Namibia wohin da?, frage ich zurück: Was willste sehen, Landschaft oder Tiere? Süden/Mitte oder Norden. Und dann wird je nach Termin, Übernachtungswünschen und Route relativ lange im Voraus gebucht. Angefangen vom Flug zum bevorzugten Termin...
Südafrika bietet von der gesamten Infrastruktur, besonders im Süden an der Garden Route, am meisten von allem. Ich würde immer wieder jedem Afrikaneuling diese Route ans Herz legen. Mag zwar überheblich klingen, nach dem Motto: \"Fahr mal die Garden Route hoch und runter zum lernen, die Großen dürfen im Okavango spielen gehen\", aber irgendwie ist da schon was wahres dran. Es muss nicht heißen, dass es da schlecht oder alles auf ´unerfahrenen´ Massentourismus eingestellt ist. Nein. Auf unserer letzten dreimonatigen Tour, war ich nach unzähligen Besuchen der Garden Route wieder für mehrere Wochen vor Ort. Sicher, jetzt an ganz bestimmten Ecken und nicht das volle Programm, aber immer wieder gerne. Mit Start und Ziel Kapstadt mit allen NP´s (Tsitsikamma bis Addo) kann man da noch jeden begeistern. Man muss ja nicht überall anhalten, wo die Touribusse stehen.
Allerdings, und das kann ich nicht abstreiten: der Höhepunkt ist und bleibt Okavango.
In meinem Buch habe ich versucht das zu beschreiben: In Etosha oder Krüger auch in Addo ist alles riesig, vorgeschriebene Wasserlöcher und Parkplätze. Massentourismus; Verbotsschilder, Vorschriften. Die Tiere sind immer auf der Hut, manche Herden sieht man nur am Horizont vorbeiziehen. Im Winter ist alles kahl und hell, die Sonne blendet, 2 Giraffen und 3 Elefanten gegen 17 Autos und 5 Busse. 2 Löwen verursachen einen Stau. (So sehe ich da nach unzähligen Besuchen)
Okavango ist dagegen einsam. Bäume, Büsche, Mopanewälder, grün, man ist integriert, keine Zäune, eine halb eingestürzte Brücke und dahinter wieder elendiger Tiefsand. Tiere, Zebras, die dir am Pistenrand in 2 Meter Entfernung beim Grasen den Hintern zeigen; scheinbar kein Fluchtinstinkt, keine Gefahr, Futter und Wasser im Überfluss. Die Riesentrappe bleibt einfach vor dir stehen und du musst um sie herumfahren, wenn da nicht der Elefant von links erscheinen würde und den Vogel für dich verscheucht. Jetzt steht der Elefant im Weg... Der Regen wird hoffentlich nicht so schnell kommen, denn er macht nicht nur nass, er kann hier zur Gefahr werden. Die nächsten 4 Tage kein Hotel auch keinen geschützten Campingplatz, nur Zelt, alles ohne Zaun, der Elefant sorgt dafür, dass man sich morgens vom Tisch entfernt, weil er unbemerkt hinter dem Auto auftaucht, und seinen Rüssel in Richtung Marmeladenglas streckt. Kaffee schmeckt ihm nicht, er ist so nahe, dass man die Borsten zählen kann....
Das ist die andere Seite, die weitaus spektakulärere, wovon man in Etosha nichts ahnt und was man dort nie erleben wird. Kapstadt und Garden Route wird dir das auch nicht bieten können. Ich kann mir aber vorstellen, dass Du genau das suchst.
Das kannst Du auch machen. Bereite Dich vor, Spezialisiere Dich darauf, lese Dich in den Hupe-Reiseführer ein - dann schafft man das auch.
Evtl. reicht Dir ein Flug und das passende Auto mit Campingausrüstung. In Maun hast evtl. Glück und ein Platz im Park ist frei - versuche es. Wenn nicht, spontan umplanen. Tagesbesuch und wieder staubig schwitzend nach Maun. Oder via Magkadikadi Pans und Nata nach Norden. Brennholz kaufen, ist genug Wasser da? Chobe River wird ich vor Begeisterung umhauen.
Es muss nicht heißen, dass man das als Afrikaneuling nicht meistern kann. Man muss nur wissen, was einen da erwartet. Auch in ungeplanten Situationen.
Da ist Namibia und Südafrika weitaus einfacher und entspannter zu bereisen.
So, ich weiß, Du bist jetzt völlig verwirrt, aber das macht nix. Dann kannste Dich mit Freude auf deine 2., 3. und 4. Afrikareise vorbereiten.
gute Reise
Gruss Thomas
PS. wir hatten vor 4 Jahren eine 128MB Uralt-Pocketkamera. Die reichte, weil der Photoshop zu Hause alles kann