Hallo Walter!
Leider kann ich nur über relativ schlechte Erfahrungen berichten, die mich allerdings nicht so sehr tangiert haben, da ich lange Umsteigezeiten hatte. Bin im Frühling dieses Jahres von MUC nach JNB (mit der BA) und von dort aus nach 5,5 Stunden weiter nach Windhoek (mit der SAA). Ich kam um kurz vor sieben Uhr morgens in JNB an und wartete sage und schreibe 2,5 Stunden auf mein Gepäck. Erst war die Gepäckausgabe für Carousel 1 angeschlagen, dann wechselte sie auf 3, um schließlich ganz zu verschwinden. Kein Flughafenmitarbeiter konnte Auskunft geben. Eineinhalb Stunden später kam ein Gepäckwagen mit mehreren Anhängern herbeigefahren und lud zwischen zwei Carousels einen Teil des Gepäcks ab. Nach einer halben Stunde lief Carousel 2 an, allerdings mit einer völlig anderen Flugbezeichnung und spuckte den Rest aus.
Beim Rückflug nach JNB wiederholte sich das Spiel auf ziemlich ähnliche Weise. Zum Glück hatte ich noch zwei Tage Aufenthalt in Johannesburg, so dass das kein Problem war. Allerdings lernte ich in meinem Hotel eine Dame von der IATA kennen, die gerade die Leitung einer Sicherheitsschulung auf dem Johannesburger Flughafen innehatte und der ob der dortigen Zustände die Haare zu Berge standen. Sie konnte nur bestätigen, dass das Personal des mehr oder weniger explosionsartig gewachsenen Flughafens völlig überfordert sei. Es hakt die Technik an allen Ecken und Enden, deren Bedienung sei noch relativ holprig, das Personal unzureichend geschult und der Gesamtapparat logistisch völlig unausgereift. Allerdings sei man sehr bemüht, die Dinge in den Griff zu bekommen. Die IATA-Dame hatte bei ihrer Tätigkeit sehr interne Einblicke in den Ablauf des Flughafenalltags und ihre Erzählungen machen das Gepäckchaos ein wenig verständlicher, auch wenn das dem einzelnen Reisenden im Fall der Fälle natürlich auch nicht weiterhilft.
Über Diebstähle von Gepäckstücken oder deren (teilweisen) Inhalten hat sie explizit nichts berichtet, vielleicht, weil sie nichts darüber mitbekommen hat, vielleicht auch, weil das unter Berufsgeheimnis fällt. Aber La Leona hat völlig recht: die neuen Sicherheitsbestimmungen machen natürlich das Gepäck für viele Augen sehr transparent und jeder Wertgegenstand, der auf dem Röntgen aufscheint, kann Begehrlichkeiten wecken. Wenn es also irgendwie geht: alles „Wertvolle“ ins Handgepäck und das Fluggepäck abschließen, so sicher es eben geht - das erhöht die Hemmschwelle wenigstens ein bisschen. Gegen den temporären Gepäckverlust aus logistischen Gründen ist man weitestgehend machtlos; ich hatte Glück, weil eben meine Umsteige-/Aufenthaltszeiten entsprechend großzügig waren, aber auch das ist keine Garantie und auch nicht jedermanns Begehren, stundenlang am Flughafen rumzuhängen, bevor es weitergeht.
Besonders blöd ist ein Gepäckverlust natürlich, wenn man gleich im Anschluß eine gebuchte Rundreise vor sich hat oder, wie in meinem Fall vor vielen Jahren (da holte ich das Gepäck in Windhoek nach vier Wochen unberührt wieder ab), Camping- und Trekkingequipment darin verstaut hat. Die Fluggesellschaft zahlt ja erst nach einer mehrtägigen Wartefrist einen Teil der nötigen Neuauslagen und man kriegt nicht immer das zu Kaufen, was man eigentlich gerne dabei gehabt hätte. Damals bin ich notgedrungen, nach dreitägiger Wartefrist, mit neugekauften Sachen ins Urlaubsvergnügen gezogen: zwickenden Unterhosen, Plastik-T-Shirts, Hawaii-Shorts, Schwitze-Zelt, uneingelatschen Schuhen und tonnenschwerem Schlafsack. War nicht das ultimative Vergnügen, aber der Urlaub trotzdem unvergesslich. Dennoch führe ich seit diesem Erlebnis stets eine Unterhose, ein Paar Socken, alle unabdingbaren Medikamente und einen Mini-Schlafsack mit mir und trage für den Urlaub unverzichtbare Klamotten (und Trekkingschuhe) so weit wie möglich am Leibe. Klingt ein wenig unbequem, ist es bisweilen auch, aber gerade, wenn man nicht durch eine leihfreudige Gruppe aufgefangen wird oder Nachsendeadressen am laufenden Band anbieten kann, wahrscheinlich die sicherste.
Nun weiss ich nicht, wie euer Namibia-Programm geartet ist (Gruppe, gebucht, eigene Faust, Lodges, Camping etc.), wie flexibel ihr zeitlich u. U. sein könnt oder welches Equipment ihr genau benötigt und ich will auch nicht unken oder den worst case prophezeien. Aber es kann nicht schaden, auf letzteren gedanklich und handgepäckmässig ein wenig eingestellt zu sein. Für alles andere findet sich irgendwie eine Lösung. Nur eines kann ich euch versprechen - Afrika entschädigt für alle Unbillen jedweder Art!
In diesem Sinne wünsche ich euch einen wunderschönen, ungetrübten, unvergesslichen ersten Namibia-Urlaub! Barbara