Hi Mondi!
Jetzt bin ich wieder da und kann dir, zumindest aus eineinhalbter Hand Auskunft geben. Die Sache mit Karongwe und Selati verhält sich folgendermaßen: Für Selati werden fast ausschließlich die Kandidaten eingeteilt, die die Sache beruflich machen wollen. Das Durchschnittsalter liegt bei ein wenig über 20 und die meisten Teilnehmer sind Südafrikaner/innen. Der Komfort im Camp ist spärlich, gerade was die Rückzugsmöglichkeiten fürs Lernen anbelangt. Es gibt nur ein Schattendach, unter das man sich zurückziehen kann, aber wenn dort Unterricht für die Stufe 2 stattfindet, muss man halt wo anders hin. Das gesamte Programm, egal ob Karongwe oder Selati, natürlich auf englisch, beinhaltet viele Themen. Von Bäumen über Gräser, Geologie, Waffenkunde, Schiessen, Säugetiere, Insekten, Reptilien, Amphibien, Sterne, Orientierung, 4x4-Fahren, Gästebetreuung etc. Das mit dem Englisch ist wohl relativ zu sehen, denn einige der Selati-Kandidaten aus RSA sind dieser Sprache erstaunlicherweise nur bedingt gewachsen, nehmen aber trotzdem teil.
Das Gesamtprogramm ist straff. Früh aufstehen, einen auf Team machen, lernen, täglich mehrstündige Bushwalks, mitgliedergesteuerte Gamedrives, Schießübungen, Referate halten und zum Schluss des Lehrgangs steht die Prüfung. Der Prüfling stellt die Route für einen Morning- oder Evening-Drive zusammen und sitzt dafür selbst am Steuer. Die anderen Teilnehmer mimen Gäste, ebenso der/die Kursleiter; alle Drinsitzer dürfen Fragen stellen. Ein Partner-Teilnehmer wird dem Prüfling als Tracker vor die Kühlerhaube gesetzt, darf nix sagen, wohl aber auf Spuren hinweisen. Die soll der Prüfling dann für seine \"Gäste\" interpretieren, Interessantes erzählen, Querverweise knüpfen und schließlich auch noch einen Vormittagssnack oder einen Sundowner für die Gäste servieren. Je nach Informationsgehalt oder Eloquenz des Prüflings folgt nach dem Asessment noch eine mündliche Nachprüfung, die, wie ich erfahren habe, bis tief in die Nacht dauern kann. Alles in allem liegt die Erfolgsquote für eine bestandene Prüfung in Selati bei 20-25%. Mehr kommen nicht durch.
Ein bisschen anders verhält es sich in Karongwe. Dorthin steckt man fast ausschließlich interessierte Touristen aus aller Herren Länder, es gibt ein bisschen mehr Komfort, man wird nicht gar so gepeitscht, obwohl die Lerninhalte und Prüfungsthemen die selben wie in Selati sind. Allerdings scheinen in Karongwe kaum Teilnehmer das ganze beruflich machen zu wollen; entsprechend relaxed ist die Einstellung zur Prüfung (es nimmt wohl kaum einer teil). Das Durchschnittsalter liegt, so meine Info, bei 30 aufwärts.
Die Gruppendynamik wird sowohl in Karongwe als auch in Selati von ummadum 10/+-/6 Teilnehmern geprägt. So, das zur Info für dich. Nun weiß ich nicht, was genau du dir erwartest. Klar, dass das mit der Nachprüfung nicht geht, wenn man wieder von weit her anreisen muss. Frage ist halt nur: willst du die Prüfung machen und bestehen, weil du es beruflich verwerten möchtest oder siehst du die Sache entspannter: Dazulernen, Infos tanken, Erfahrungen machen und die Möglichkeit, nicht aber den Zwang haben, eine Prüfung zu absolvieren. Vorkenntnisse in afrikanischer Flora und Fauna wären in beiden Camps von Vorteil, wenn nicht gar mehr als hilfreich.
Egal aber, welches Camp du wählst, wie sehr du dich reinkniest: es gibt Bedingungen/Voraussetzungen für die Zulassung zum Field-Guide, die in jedem Falle für die Registrierung gefordert werden. Alles muss bezahlt, beantragt und genehmigt sein (von der FGASA); man braucht keinen internationelen Führerschein, wohl aber einen gültigen nationalen. Wenn man ihn nicht hat (zumindest in Selati), wird man als Fahranwärter anerkannt, muss aber zur Zulassung einen bestandenen Führerschein nachweisen können. Wenn man all das erfüllt, kann die Anerkennung immer noch am fehlenden Erste-Hilfe-Zertifikat scheitern. Gerne gesehen wäre eine südafrikanische Bescheinigung (für die hat ein Touri einfach keine Zeit), es geht aber wohl auch eine entsprechende berufliche Qualifikation des Heimatlandes oder schriftlicher Nachweis aus dem Heimatland neueren Datums.
Mondi, du siehst, es sind mannigfaltige Dinge zu beachten. Du machtest auf mich nicht den Eindruck eines vergnügungssüchtigen Touristen, der einfach mal was anderes erleben will. Aber auch nicht den Eindruck, dass du den Field Guide zwingend aus beruflichen Gründen machen möchtest. Du willst ernsthaft dabei sein, was lernen und im Zuge dessen die Prüfung mitnehmen, wenn es sich schon anbietet. Ganz meine Meinung, so würde/werde ich es auch angehen. Ob nun Karongwe oder Selati hängt ganz von dir und deiner charakterlichen Disposition ab, von deinem Willen und deiner Kraft, von deinen Erfordernissen beruflicher Art.
Selati, wenn du wirklich die gnadenlos harte Tour willst (ich wiederhole mich...), Karongwe, wenn du wissenstechnisch was mitnehmen, aber nicht unbedingt jobmäßig anerkannt werden willst. Und dann gibt es noch ein drittes Camp im Norden des Kruger NP, nahe an der Grenze zu Mosambik. Makuleke oder so. Das ist teurer, exklusiver und über das dortige Publikum hab ich keine Info. Aber Field Guide werden, die üblichen Lehrinhalte verinnerlichen kann man wohl auch dort.
Was du leisten kannst? Das kann ich dir nicht sagen, denn ich kenne dich nicht. Vielleicht ist für dich Pod Mahogany auf immer und ewig ein holzfurnierter MP3-Player, vielleicht wirst du nie ein Puku von einer Lechwe unterscheiden können, vielleicht aber springt dir der Unterschied zwischen Tsessebe und Topi sofort ins Auge. Machs einfach, wenn es dich interessiert! Deine Motivation ist ausschlaggebend. Und, so habe ich den deutlichen Eindruck: wenn du nicht der Total-Looser bist und nach vier Wochen noch immer nicht den Babbler von der Kurrichane Thrush unterscheiden kannst, kommst du schon durch. Wenn nicht, hast du wenigstens was dazu gelernt.
Wenn du noch Fragen hast, stehe ich gerne zu deiner Verfügung; ansonsten würde ich gerne wissen, was, wie, wo und ob du was tust.
Liebe und gespannte Grüße von Barbara