THEMA: \"Verbrennt die Hure\"
11 Mär 2006 00:29 #12528
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  • Satara am 11 Mär 2006 00:29
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Frankfurter Neue Presse vom 10.03.2006
Vergewaltigung als Kavaliersdelikt?

Johannesburg. «Verbrennt die Hure», prangte es zum Weltfrauentag auf der Titelseite der südafrikanischen Zeitung «Sowetan». Das Blatt zitierte Forderungen von Anhängern des über eine Korruptionsaffäre gestolperten ehemaligen Vize-Präsidenten Südafrikas, Jacob Zuma. Sie beziehen sich auf eine 31-jährige Aids-Aktivistin, die Zuma der Vergewaltigung bezichtigt.

Seit Montag steht der 63-Jährige vor Gericht. Seine Anhänger verbrannten vor dem Gebäude Poster mit dem Foto und Namen des Opfers, verunglimpften es und forderten sein Blut. Die Demonstranten bewarfen eine Frau mit Steinen, die sie mit der Klägerin verwechselten.
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf das Los der vielen Frauen, die in Südafrika vergewaltigt werden. Laut Statistik wurde im vergangenen Jahr 55 114 Frauen zum Sex gezwungen. Doch das ist nach Ansicht von Beobachtern nur die Spitze des Eisbergs. Die Aktionsgruppe «One in Nine» zeichnet ein düsteres Bild. Sie beruft sich auf eine Studie, wonach nur eine von neun Frauen eine Vergewaltigung anzeigt. Das liegt auch daran, dass Opfer mit ihren Klagen wenig Chancen auf Erfolg haben. Weniger als ein Zehntel davon führt zu einer Verurteilung.

Haben die Frauen dem Druck von Familienangehörigen, Lehrern oder Politikern stand gehalten, die Klage doch fallen zu lassen, droht ihnen vor Gericht ein Albtraum. Sie müssen nicht nur ausführlich die eigene Vergewaltigung im Detail schildern. Beim Zuma-Prozess etwa droht der Klägerin, dass ihr sexuelles Vorleben ausgebreitet wird.

Sie musste sich bereits provokantes Verhalten vorhalten lassen, weil sie dem als Vaterfigur angesehenen Zuma in einer Art Sarong gegenüber trat. Das Kleid wird durch einen Knoten vor dem Bauch gehalten. Die der Familie des Politikers nahe stehende Klägerin, die auch als Gast in dessen Haus übernachtet hatte, belastete auch die Polizei, die sie seit ihrer Klage Tag und Nacht beschützen muss. Die Polizei habe sie gedrängt, die Medien wegen ihrer politisch brisanten Klage zu belügen.

Vor Gericht sagte Zuma, es habe Geschlechtsverkehr «im gegenseitigen Einvernehmen» mit der HIV-infizierten Frau gegeben. Diese behauptet das Gegenteil. Trotz der Anschuldigungen gegen ihn weiß der populäre Politiker viele Landsleute hinter sich.

Während vor dem Hintergrund der grassierenden Aids-Epidemie archaisch anmutende Jungfernschafttests eine Renaissance erleben, gilt Kondom-Gebrauch in weiten Teilen der Bevölkerung als verpönt. Gewalt gegen Frauen dagegen wird von vielen jungen Männern als eine Art Kavaliersdelikt angesehen.

S.
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