THEMA: Mit dem Bus durch Südafrika
09 Jun 2017 21:48 #477639
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  • Patoucha am 09 Jun 2017 21:48
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Hallo Schorsch,

ich rechtfertige mich nicht, ich versuche nur die Beweggründe darzulegen - und eine organisierte Busrundreise hat in der Tat durchaus Vorteile. Man muss nichts vorbereiten, das Programm ist organisiert, Flüge, Hotels und oft auch das Essen schon gebucht. Und man sieht immer sehr viel - selbst wenn man eigentlich mal keine Lust hat und lieber faul wäre. Nachteil ist natürlich, dass man nicht aus dem Programm ausscheren kann.

Da ich zum einen keine Mitreisenden für abenteuerliche Touren finde - meine Familie und Bekannte finden es nämlich schon ziemlich verrückt, dass ich organisierte Touren in die halbe Welt unternehme (bei Selbstfahrertouren würden sie mich wahrscheinlich gar nicht weg lassen) - und zum anderen beruflich ziemlich eingespannt bin, ist es schon ein Vorteil, dass man nichts organisieren muss. Wie gesagt, es hat beides Vor- und Nachteile. Aber ich sage mir immer, dass ich irgendwann zu besonders schönen Flecken zurückkehre und die dann auf eigene Faust irgendwann "vertiefe".

Für diesen September plane ich eine zweiwöchige Reise auf den Spuren der großen Tierwanderung aus der Masai Mara in die Serengeti - zwar auch organisiert, aber als Erlebnisreise. Das heißt, es wird richtig gezeltet, was eigentluich gar nicht mein Ding ist, aber bei dieser besonderen Reise wird das sicherlich großartig.

Schönes Wochenende, LG

Helga
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10 Jun 2017 21:46 #477753
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Tag 9 – 7. Oktober
Drakensberge – Durban


Am nächsten Morgen – da war David unerbittlich – ging es pünktlich weiter. David praktizierte das Prinzip – 6 – 7 – 8, egkl ob man frühstücken wollte oder nicht. Das heißt, alle wurden um 6 Uhr geweckt, sollten um 7 Uhr frühstücken, und um Punkt 8 Uhr sollte der Bus losfahren. 38 Leute – aber in der Tat, haben wir nur einmal fünf Minuten warten müssen – auf David selbst B) . Man hat gar nicht wirklich gemerkt, dass es so viele Reisende waren, alles lief immer reibungslos. Und David meinte, dass das aber nur bei deutschen Gruppen so ginge, weil die immer so diszipliniert seien.

Auf dem Weg nach Durban wurde eine kleine, lokale Schule besucht, ein Hilfsprojekt betrieben von deutschen Einwanderern. Viele derKinder haben keine Eltern mehr aufgrund von Aids, wachsen bei den Großmüttern auf, und erhalten hier nebendem Unterricht und der Hausaufgabenbetreuung oft die einzige richtige Mahlzeit am Tag. Es war ein sehr interessanter, informativer Besuch, der natürlich ein bisschen abseits von reiner Urlaubsunterhaltung war.



Neben der Schule gab es auch ein Hilfsprojekt für Frauen, die hier Nähen lernten und deren Waren auf einem kleinen Tisch auch zum Verkauf standen. Völlig unaufdringlich, man wurde nur im Nebensatz darauf hingewiesen, dass man da schauen könnte. Und alles für kleines Geld. Ich habe mir eine handgenähte Eule mitgenommen, da sie grün war, und somit gut in mein Schlafzimmer passte. Da steht sie bis heute auf einem Sessel und ich freue mich immer, wenn ich sie ansehe. Das sahen aber nicht alle Mitreisenden so, die sich bei dem armen David beschwerten, dass sie diese Schule besuchen mussten und auch noch was kaufen sollten – schließlich hätten sie doch Urlaub. Unser armer Reiseleiter war erschüttert – ich aber auch, denn der Besuch war wirklich informativ und in keinster Weise wurde irgendwie aufdringlich um Spenden o.ä. geworben. Aber mache Mitreisende wollen halt nur die schönen Seiten des Landes sehen – ich persönlich kann das nicht verstehen.



In Durban, der mit über drei Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt Südafrikas, gelegen am Indischen Ozean besuchten wir einen traditionellen indischen Markt und gegenüber die Fleischhallen.









Weiter ging es zum Moses-Mabhida-Stadion. Die Fußball-Arena war für die WM 2010 gebaut worden. Ein riesiger Stahlbogen, der in Deutschland gefertigt wurde, spannt sich in 100 Metern Höhe über das Stadion – und man kann mit einer Seilbahn in einer Kabine diesen Bogen hochfahren und hat einen fantastischen Blick über Durban, den Indischen Ozean und das Stadion. Übernachtet haben wir im Holiday Inn mit Blick über den an dem Tag leider grauen Indischen Ozean.





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12 Jun 2017 10:55 #477868
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  • Champagner am 12 Jun 2017 10:55
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Hallo Helga,

als "ehemalige" Busrundreisende fahre ich hier gerne mit und hab jetzt dank Ferien auch aufgeholt!

Ich genieße deine schönen Fotos - und natürlich auch deinen Blick auf die Mitreisenden B) . Manches ist mir nicht unbekannt.... :whistle:

Vielen Dank für's Berichten und liebe Grüße von Bele
Letzte Änderung: 12 Jun 2017 18:43 von Champagner.
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12 Jun 2017 18:30 #477951
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  • chamäleon2011 am 12 Jun 2017 18:30
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Hallo Helga,

auch von mir vielen Dank für den schönen Bericht. Wir reisen zwar auch anders, aber ich weiß natürlich nicht, was noch so kommt im Leben und ganz alleine würde ich auch nicht gerne selber losfahren, sondern mich lieber anderen anschließen. Einige Meckerer gibt es doch immer im Leben, aber vielleicht waren bei der Reise trotzdem ein paar nette Leute dabei, mit denen man sich mal austauschen konnte.

Die Tour scheint alles in allem für Dich erlebnisreich gewesen zu sein und Eure Tiersichtungen sind echt nicht von schlechten Eltern.

Viele Grüße
Karin
Würde sollte niemals ein Konjunktiv sein.

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01 Jul 2017 21:03 #479933
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Hallo Karin,

natürlich waren sogar ganz viele nette Leute dabei. Ich bin bis jetzt noch nie auf einer Rundreise unterwegs gewesen, auf der wir nicht in einer netten Gruppe viel Spaß hatten. Ich habe bisher keine negativen Erfahrungen gemacht.

Und mich würde es zwar nicht stören, alleine unterwegs zu sein, das ist ja aber viel zu anstrengend. Alles alleine organisieren, den Wagen alleine fahren etc. - wo bleibt denn da das Vergnügen? Nein, da freue ich mich, wenn alles gut organisiert ist und ich gemütlich im Bus gefahren werde. Zum Glück wird mir nicht schlecht, wenn ich beim Fahren lese. Und wenn die Landschaft mal nicht viel hergibt, dann genieße ich es, einen (meist blutigen :-) ) Krimi als Entspannung bis zur nächsten Besichtigung zu lesen. Das ist natürlich eine ganz andere Art zu reisen, als wenn man auf eigene Faust losfährt.

Gruß Helga
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01 Jul 2017 21:24 #479934
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Tag 10 – 8. Oktober
Durban – Port Elizabeth


Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, denn es ging mit dem Flugzeug von Durban nach Port Elizabeth. Das bedeutete auch den Abschied von unserem Fahrer, der uns wirklich gut gefahren hatte. In Port Elizabeth wartete ein anderer Fahrer samt Bus auf uns.

Port Elizabeth, wie Durban am Indischen Ozean gelegen, ist mit rund 320000 Einwohnern eine der größten Städte Südafrikas und die größte Stadt der Provinz Ostkap. Hier gibt es auch eine große Universität. Neben der größten Nationalflagge Südafrikas gibt es einige schöne Gebäude und Monumente zu besichtigen, wie den Campanile, einen 50 Meter hohen Aussichtsturm, die kleine Grünanlage Donkin Reserve mit Ausblick über die Stadt, in der eine Steinpyramide an Elizabeth Donkin – nach ihr wurde die Stadt benannt - erinnert. Oder auch die Boardwalk Casino & Entertainment World, eine große Freizeitanlage mit Restaurants, Kino, Geschäften und einem Spielkasino, wohin es am Abend einige Mitreisende verschlagen sollte.













Wir haben die Stadt besichtigt, sind am Strand spazieren gegangen und haben mittags im Hotel eingecheckt – dem einzigen der Reise, das wirklich furchtbar war. Das Hotel Summerstrand in Port Elizabeth war in den 70er Jahren sicher mal ein schönes Hotel, aber wirkte auch so, als wäre es seither nicht mehr renoviert worden. Damals war es jedenfalls fürchterlich – im Programm steht es nicht mehr, vielleicht auch, weil wir uns alle geschlossen darüber beschwert haben.









Der Nachmittag stand zur freien Verfügung – ein Teil der Gruppe ging an den Strand, der andere unternahm den fakultativen Ausflug in die Townships. Auch auf dieses Angebot hatten einige Mitreisende empört gesagt, dass sie sich so etwas doch nicht antun würden, schließlich seien sie doch in Urlaub. Der arme David hatte ob der Vorwürfe die Welt nicht mehr verstanden – zum einen, war das ja nur ein fakultatives Angebot, und zum anderen gehört das zur Geschichte des Landes, wie er sogar als weißer Südafrikaner fand. Nun, für mich war das selbstverständlich, mir das „anzutun“, schließlich kann man meiner Meinung nach nicht in ein Land wie Südafrika reisen und dann vor allem Unangenehmen die Augen verschließen.

Es war ein informativer Nachmittag, und in keiner Weise unangenehm, da der größte Teil der Townships in Port Elizabeth bei weitem nicht so schlimm aussah, wie befürchtet. Ein Großteil war schon mit sogenannten Mandela-Houses bebaut, die schon eine wesentliche Verbesserung zu den kleinen Elendshütten am Rande waren. Allerdings wurde ringsherum schon eifrig gebuddelt und eine Kanalisation gebaut, daher auch die Erdhügel auf manchen Bildern, das ist kein Abfall, nur Bauschutt.









Im Rahmen des Rundgangs besuchten wir auch das Red Location Museum, mitten in den Townships gelegen. Architektonisch sehr interessant mit Bibliothek, Vortragsräumen etc. und einer großen permanenten Ausstellung über die Apartheid und das Leben in der damaligen Zeit. In begehbaren „Räumen“ konnte man besichtigen, wie die Menschen gelebt haben, wer gestorben ist, lernte etwas über bedeutende Bürgerrechtler usw. Befremdlich nur: Draußen war um das Museum und die Nebengebäude alles leer und verlassen, nur ein paar Kinder spielten mit Autoreifen – und ringsherum die Townships. Eine interessante Location, aber ob der Ort für ein Museum wirklich so gut gewählt war…. Wir waren an diesem Nachmittag jedenfalls die einzigen Besucher.













Anschließend haben wir eine lokale Künstlerin besucht und uns ihre wirklich schönen Arbeiten in einem schon etwas größeren Haus am Rand der Townships angesehen. Und danach hatten wir uns natürlich eine Erfrischung verdient - im örtlichen „Pub“ in den Townships. Da wir neben David auch eine lokale Führerin, die in diesen Townships aufgewachsen war, dabei hatten, haben wir viele Informationen und Einblick in das Leben erhalten. Ich fand, dass dies ein lohnender Besuch war.



Zurück im Hotel hatten wir alle Hunger, haben uns angeschaut und - wollten in diesem Hotel nicht zu Abend essen. Also sind wir mit Taxis in die Stadt und haben uns dort einen schönen Abend bei leckerem Essen auf einer Restaurantterrasse gemacht.
Letzte Änderung: 01 Jul 2017 22:02 von Patoucha.
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