07.09.2014 Mana Pools
Der Ersatz-Landrover steht neben uns auf dem Campingplatz. Es ist ein seltsames Gefühl, eigentlich wollen wir uns gar nicht von unserem „alten“ Landrover trennen, aber sein „Zustand“ hat uns fast an die Verzweiflung gebracht. Nun haben wir Hoffnung, dass wir jetzt doch noch drei Wochen Urlaub nach dem ganzen „Werkstatttour“ haben können.
Wir essen gemeinsam mit C., dem Ersatzwagenfahrer Frühstück. Unser selbstgebackenes Brot scheint ihm gut zu schmecken.
Nun geht es ans Einpacken und Umräumen in das andere Auto. Der Kühlschrank ist viel größer, so dass wir die Kisten nicht unterbringen können. Beim Öffnen des Kühlschrankes kommt uns ein übler Gestank entgegen. Er ist dreckig und einige Dinge sind wohl mal ausgelaufen. Die Isolierdecke ist auch eingerissen, hoffentlich hält sie bis zum Ende unserer Reise. Wir verstehen nicht, dass der Kühlschrank nicht mal nach den letzten Mietern gesäubert wurde. Aber aufregen bringt wohl hier nichts mehr. Wir stapeln unsere Konservendosen in den Kühlschrank, die irgendwo ja untergebracht werden müssen.
Dann erfolgt die Fahrzeugübergabe. Die Papiere scheinen in Ordnung zu sein. Wir hoffen, dass wir keinen Ärger an der Grenze wegen des Fahrerwechsels haben, was sich später als Trugschluss erweisen sollte ...
Wir haben jetzt sogar zwei Ersatzreifen, aber einer ist platt und der andere ist stark abgefahren. Der Fahrer, der uns das Auto brachte, sollte den platten Ersatzreifen unterwegs reparieren lassen, aber in Zimbabwe hätte das das drei Tage gedauert. Es ist schon eine Zumutung, uns so ein Auto anzubieten. Aber wir haben wohl keine andere Wahl, als dieses Auto zu nehmen. Beim Ausprobieren des Konverters stellen wir fest, dass dieser defekt ist. Der Fahrer ist sichtlich genervt bei unserem Verlangen, beide Konverter zu tauschen.
Mit beiden Fahrzeugen fahren wir dann zum Goliath-Camp, weil der Fahrer ein Mr. F. wegen der Reparatur treffen will. Dieser ist jedoch nicht anwesend. Eine Flasche Hochprozentiges wird dann noch für Mr. F. abgegeben. Auf der Fahrt zum Camp ging unser alter Landrover einmal aus und fuhr nur sehr stockend. Der Fahrer meint dann zu uns, dass er unsere Situation sehr gut versteht. Das Auto hat große Probleme und er entschuldigte sich sogar dafür.
Wir verabschieden uns von C. und uns beschleicht ein wehmütiges Gefühl, als er mit unserem ersten Landrover davonfährt. Es ist schon erstaunlich, welche „Beziehung“ man in so einer Zeit zu einem Auto aufbauen kann. Es ist ein sehr starkes Auto und sehr gut im schwierigen Gelände, aber er war aus unserer Sicht schlecht gewartet.
Zurück im Camp befüllen wir den Wassertank. Aber oh Schreck, beim Öffnen des Wasserhahnes kommt kein Wasser heraus. Das kann nicht wahr sein. Beim näheren Untersuchen stellen wir fest, dass der Schlauch wahrscheinlich beim Erneuern verdreht und abgeknickt angebracht wurde. Ich manipuliere so lange daran, bis ein dünner Strahl endlich aus dem Hahn kommt. Irgendwie hört das Ganze nicht auf. Wir informieren Hr. S. über die Mängel am Ersatzwagen.
Nach sechs Tagen Wartezeit im Camp machen wir nun unseren ersten Gamedrive und sehen Elefanten wie sie miteinander ihre Kräfte messen. Es ist gut, wieder ein fahrbereites Fahrzeug zu haben. Abends feiern die Teilnehmer des „Game-Count“ noch eine kleine Abschiedsparty.
08.09.2014 Mana Pools – Gosho Nature Game Reserve
Wir verabschieden uns von Mark, den wir hier kennengelernt haben und der versucht hat, uns eine gute Zeit zu bereiten. Unseren ersten Bushwalk hatten wir mit ihm und er konnte uns viel über die Tiere, aber auch Land und Leute erzählen.
Nun geht endlich die Reise weiter. Durch die vielen Wartetage müssen wir unsere Pläne ändern, statt zur Maruvadonha Wilderness Area und einer Kanutour auf dem Sambesi geht es jetzt gleich in die Eastern Highlands. Wir fragen noch ein paar Leute, wie lang der Weg nach Mutare/Nyanga ist – 7 bis 8 Stunden Fahrzeit. Über die Wellblechpiste fahren wir in Richtung Asphaltstraße. Durch die besseren Stoßdämpfer des Wagens ist deutlich weniger die Wellblechpiste zu spüren und wir können schneller auf der Piste fahren. An der nächsten Tankstelle spricht uns ein Einheimischer an mit der Frage, ob wir die mit dem Ersatzwagen sind. Die Welt ist schon manchmal klein und wir waren wohl schon bekannt mit unserer Geschichte.
An diesem Tag haben wir acht Roadblocks, aber bei nicht einer werden wir kontrolliert. Bei der nächsten Pause fällt uns auf, dass Wasser in den Fußraum des Beifahrers eindringt. Wir rufen Hr. S. in Deutschland an und bekommen als Antwort, dass dies die Klimaanlage ist und das es „normal“ ist (Kondenswasser vom Verdunster läuft in den Innenraum)...
In Harare füllen wir unsere Lebensmittelvorräte auf. Obwohl in manchen Büchern und auf Internetseiten auf die angespannte Sicherheitssituation aufmerksam gemacht wird, fühlen wir uns überhaupt nicht unsicher. Durch einige Baustellen und den Berufsverkehr kommt es zum Stau und wir haben Mühe, aus der Stadt zu kommen. Der Abend naht und wir werden unser Ziel Mutare/Nyanga nicht erreichen. Es ist sehr anstrengend, bei Dunkelheit zu fahren. Wir kleben fast mit unserer Nase an der Windschutzscheibe, um auch unbeleuchtete Fahrzeuge, Fahrräder, Menschen und Tiere nicht zu übersehen. Endlich erreichen wir hinter Marondera mit einigem Umherirren und Nachfragen ein Camp auf einem ehemaligem Farmgelände. Abends gibt es noch Zeckenalarm. Mich hat eine Zecke gebissen und ich habe Mühe, sie zu entfernen. Müde und geschafft fallen wir in unsere Schlafsäcke und bald auch in tiefen Schlaf.
09.09.2014 Gosho Nature Game Reserve
Als wir morgens die Nase aus dem Zelt stecken, erblicken wir in unserer Nähe Gnus, Rappenantilopen, Kudus, Zebras und zwei Giraffen. Wenig später kommen einige Männer und füttern die Tiere (für die Giraffen sind halbierte Autoreifen in Kopfhöhe aufgehängt).
Erst jetzt sehen wir, dass wir uns in einer wunderschönen Landschaft befinden. Ein Weißer kommt auf seinem Quad vorbei und meint, dass man hier sehr gut wandern kann und dass es Felszeichnungen gibt. Wir unterhalten uns eine ganze Weile mit ihm und er erzählt uns schließlich, dass ihm die Nachbarfarm gehörte und dass die Regierung sie ihm gestohlen hat …
Jetzt ist er „nur“ der Manager von dieser Farm. Wir können ihn verstehen und doch fällt es uns schwer, etwas darauf zu sagen. Es ist sein Zuhause hier und er will hier bleiben, obwohl sich soviel verändert hat. Nun kommen Schulklassen hierher und werden über Flora und Fauna informiert. Sie haben sonst kaum die Möglichkeit, aus ihrem Dorf, geschweige denn in die Nationalparks zu kommen.
Wir beschließen einen weiteren Tag zu bleiben. Nach dem vielen Sitzen auf unserer Reise tut das Wandern gut. Die Wege sind gut ausgeschildert. Es geht an wunderschönen Granitfelsen und Bäumen mit buntgefärbtem Laub vorbei. Wir genießen die schönen Ausblicke.