Unser fliegendes Kreuzfahrtschiff spuckt uns in Johannesburg in einen modernen, sauberen, großen Hauptstadtflughafen aus. Die Warteschlange bei der Einreise erscheint endlos, wird aber in atemberaubendem Tempo von zahllosen fleißigen BeamtInnen abgearbeitet. Der Einreisestempel fährt mit einem satten
Zack zielgenau herab auf eine freie Stelle in meinem Reisepass, wie der Schnabel eines Geiers auf die Reste eines Gnukadavers. Wir sind wieder da. Auch das Aufgabegepäck ist wohlbehalten mit uns gekommen.
Einen Mietwagen haben wir von zu Hause aus gebucht. Da man für unsere Route kein 4x4-Geschoss braucht, aber ein normaler Straßen-PKW mir vor zwei Jahren auf dem Swartberg-Pass schon sehr grenzwertig erschien, haben wir uns für einen Dai
hatschihatsu Terios entschieden, ein Mini-SUV.
Nachdem wir Schlüssel und Papiere in Empfang genommen haben, laufen wir durch die riesige Garage und suchen unseren fahrbaren Untersatz. Moose erblickt ein knallrotes Auto und meint "na schön doof, wer den abbekommt, da laufen doch gleich die Tiere weg". Wir gehen weiter und finden unser Auto nicht und denken uns "bitte lass es nicht den roten sein, bitte nicht den roten, bitte nicht den roten, bitte nicht den ro... Schei..!" Es ist der rote! Wie peinlich!
Warum haben sie nicht gleich noch Fußballmuster oder ein Hello Kitty Dekor draufgeklebt?
Hier ist unser
feuerrotes Spielmobil, mit außen montierter GoPro-Kamera, um ein paar Episoden unserer Fahrt auch filmen zu können:
Nach anfänglichen Versuchen mit Innenmontage sind wir auf die Idee gekommen, dass man die Spiegelung und Verzerrung beim Filmen durch die Windschutzscheibe dadurch vermeidet, dass man die Kamera
außen anbringt, dem Saugnapf ist es schließlich wurscht, ob er auf der Innen- oder Außenseite halten muss:
Ohne Dachreling hätte ich mich das allerdings nicht getraut: an dieser binden wir den Saugnapf mit einer Wäscheleine fest und fixieren das etwas unbeholfen mit Duct Tape, damit die Kamera nicht auf die Straße fällt, wenn er sich mal lösen sollte. Er hat sich übrigens nie gelöst, sondern das ganze Geschüttel prima überstanden. Allerdings gab es Versuche, die Kamera zu entwenden:
Zum Glück haben wir aufgepasst. Das Auto hat auf der Reise die unangenehme Eigenschaft entwickelt, das Kondenswasser der Klimaanlage in den Beifahrerfußraum zu entsorgen, sodass bei längerer, langsamer Fahrt Moose regelmäßig mit Überschwemmung zu kämpfen hatte. Das war aber eigentlich auch die einzige negative technische Eigenschaft (von dem ästhetischen Problem der Farbe abgesehen). Ansonsten ist das Auto fantastisch, mit dem kurzen Radstand und der Bodenfreiheit auf beinahe-Bakkie-Niveau kommen wir überall sicher über Stock&Stein, der enge Wendekreis macht Manöver möglich, bei denen ich mein Fahrrad schon rückwärts schieben würde. Nur wenn wir mal Landstraße fahren, heißt es bei jedem Überholmanöver "Ruhe bewahren,
Luke... die Macht ist mit Dir!". Der durchzugsschwache Benziner sorgt dort für Nervenkitzel, wo Elefanten und Rhinos fehlen.
Immerhin hat während der Fahrt das Rot noch einen netten Braunton dazu bekommen:
Zumindest die vegetarischen drei der Big Five haben sich von der Farbe nicht stören lassen...