Tag 14 – Freitag, 22. Oktober – Der späte Kreis schließt sich und fängt den Vogel.
Camp Maori, Grootfontein – Casa Piccolo, Windhoek
In unserer letzten Nacht im Dachzelt schliefen wir zwar sehr spät, aber trotz des Regens gut ein. Und vor allem durften wir zum ersten Mal ausschlafen. Kein früher Termin holte uns aus dem Bett. So war die Sonne schon lange aufgegangen, als wir aufstanden. Der Himmel war strahlend blau, als sei nichts gewesen. Unsere nassen Stühle zeugten jedoch noch vom gestrigen Gewitter.
Wir ließen es sehr langsam angehen. Die Schlafsäcke holten wir schon aus dem Zelt, bevor wir es zusammenklappten. In der Sonne frühstückten wir Müsli. Den letzten Apfel und die Möhren gaben wir dem Esel Anton und seinen Kollegen.
Peter lockte Sara und Lukas in seinen Turm, um ihnen ein paar Souvenirs zu verkaufen. Lukas hätte auch gerne einen Speer mitgenommen, aber seine Eltern redeten ihm dies aus. Ruth schaute wie immer zwischendurch nach Vögeln und dokumentierte auch heute den Nestbau der Maskenweber.
Unermüdlich wurden Äste miteinander verknüpft, Halm nach Halm sorgfältig gewickelt und die kugeligen Behausungen weiter ausgebaut. Die männlichen Vögel waren sehr beschäftigt und wurden von den Weibchen genauestens beobachtet. Schließlich musste im neuen Heim auch alles genehm sein und passen.
Nach den Vögeln waren die Frangipani an der Reihe.
Bis plötzlich ein Schrei ertönte: „Uwe, Uwe kommt schnell! Und bring die große Kamera mit.“ Was konnte das wohl sein? Ruth hatte den Paradise-Flycatcher entdeckt. Hier bei Maori hatten wir nicht mit ihm gerechnet. Umso größer war die Aufregung. Wie bereits am Chobe versteckte sich der unruhige Vogel meist hinter Blättern. Außerdem drehte er uns recht unkooperativ den Rücken zu.
Ruth pirschte sich an und lief ihm über das Farmgelände hinterher. Als er über einen Zaun flog, lief sie Gefahr, ihn zu verlieren. Schnell wurde Uwe angewiesen, sich nicht von der Stelle zu rühren und den Vogel nicht aus den Augen zu lassen, während sie im Schweinsgalopp außen herum rennen wollte. So war zumindest der Plan. In der Hektik, die Chance zu verpassen stolperte Ruth-guck-in-die-Luft und fiel auf Knie und Hände. Das linke Hosenbein riss auf, und sie schürfte sich ein wenig das Bein und die Handflächen auf. Tapfer wurde die Kamera in die Höhe gereckt. Sie war lediglich ein wenig angeschrammt, denn Ruth hatte sie heldenhaft unter vollem Körpereinsatz gerettet. Zum Jammern war ebenfalls keine Zeit (zumindest noch nicht). Der Flycatcher, der Flycatcher! Ob er wohl noch da war? Unter dem irritierten Blick einiger Angestellter, die den Platz säuberten, rappelte Ruth sich wieder auf und rannte weiter. Völlig im Tunnel erreichte sie ihr Ziel auf der anderen Seite des Zauns. Juhuuu! Schon bald hatte sie ihren Wunschvogel wieder entdeckt. Und ihr Einsatz wurde belohnt. Ein paar Fotos konnte sie machen, bevor das Shooting dann auch endgültig vorbei war. Die Diva flatterte auf Nimmerwiedersehen davon..
Uwe kümmerte sich dann heute an unserem letzten Tag doch endlich mal um das Wasser, das uns während der Fahrt immer wieder über die Füße lief. Die Reparatur dauerte keine fünf Minuten. Hinter dem Handschuhfach hatten sich zwei ineinander gesteckte Plastikrohre voneinander gelöst. Nachdem sie wieder ordentlich verbunden waren, war auch das Problem gelöst. Das hätte Mann vielleicht auch ein wenig früher erledigen können.
Als wir bereits alles zusammengepackt hatten, setzten wir uns noch ein wenig mit Peter und Conni zusammen und erzählten. Da kam ein Wagen angefahren, und Meike und Detlef stiegen aus. Wo wir doch so nah beieinander waren, wollte sie uns nochmal kurz besuchen. Wir freuten uns sehr und liefen noch ein bisschen gemeinsam über das Gelände und unterhielten uns. Martin und Katrin waren so nett, so lange auf uns zu warten. Sara und Lukas saßen bereits abfahrbereit im Auto und beschäftigten sich mit ihren Handys. Die Jugend …
Noch schnell zwei letzte Fotos. Die Eulenmuckels wieder …
Bis wir uns erneut von Meike verabschiedet, Grüße mitgegeben und bei Peter unsere Rechnung bezahlt hatten, war es bereits kurz vor Mittag. Nun war es auch wirklich Zeit aufzubrechen. In Grootfontein tankten wir ein letztes Mal und fuhren dann über Otavi nach Otjiwarongo.
Bei Wimpy hielten wir und kauften Burger und Pommes. Um unsere Wagen nicht unbeaufsichtigt auf dem Parkplatz stehen zu lassen, wollten wir eigentlich in den Autos essen. Aber sobald wir saßen, kamen ständig Leute ans Auto, um uns etwas zu verkaufen. Daher verließen wir die Stadt und aßen an einem Picknickplatz. Die Sonne brannte bereits wieder heiß.
Die letzten 250 Kilometer fuhren wir ohne weitere Pause nach Windhoek. Bei schönstem Nachmittagslicht erreichten wir die Stadt und kamen zum Casa Piccolo. Dort standen noch ein paar saubere Autos, die mit neuen Gästen bald auf Tour gehen werden. Bei diesem Anblick sind wir immer ein bisschen neidisch.
Wir räumten alle Fächer im Auto und im Aufbau leer und brachten die Sachen ins Zimmer, wo es schnell ziemlich wüst aussah. Claudia war ebenfalls da, und wir begrüßten uns herzlich. Dann fingen wir an, ein wenig Ordnung ins Chaos zu bringen und sortierten alle Sachen. Schnell wurde es auch schon Zeit zu duschen, da wir kurz nach halb sieben zu Joe’s Beerhouse abgeholt wurden. Am Freitagabend war es dort auch recht voll.
Nachdem wir unsere Getränke bekommen hatten, stand Martin auf und überraschte uns mit einer kleinen Rede. Er bedankte sich im Namen seiner Familie herzlich für den schönen Urlaub, der allen sehr gut gefallen hatte. Nachdem sie vor zwei Jahren in Namibia gewesen waren, hatte er befürchtet, dass diese Reise zu ähnlich werden und wenig Neues bieten könnte. Zum Glück war er schnell vom Gegenteil überzeugt worden. Das wilde Campen in den Nationalparks in Botswana mit herumschleichenden Hyänen – in seiner Darstellung waren sie schulterhoch – und Löwengebrüll aus der Dunkelheit hatte ihnen viel Spaß gemacht und war ein Abenteuer gewesen. Von den vielen besonderen Tiersichtungen, allen voran von den Löwen und von dem Leopard, waren sie ebenfalls beeindruckt. Wir waren ganz gerührt von Martins Begeisterung und freuten uns sehr, dass es den vieren so gut gefallen hatte.
Nach der Hauptspeise verputzten Sara und Lukas gemeinsam noch vier (!) Nachtische, und danach waren wir auch ziemlich müde. Der Shuttle-Service brachte uns zurück in die Pension. Dort packten wir unsere Ausrüstungskiste fast fertig und begannen auch schon, die beiden Reisetaschen zu füllen. Mit einem guten Gefühl gingen wir ins Bett, nachdem wir noch für unseren Flug morgen eingecheckt und auch die Bahntickets heruntergeladen hatten.
Kilometer: 472