14.09.17 – Ein etwas anderes Rahmenprogramm auf Bagatelle oder „der letzte Schuppen hinten links “ in Mariental
Ein Rascheln im Grass weckt uns bei Sonnenaufgang. Auch die Vogelwelt ist schon aktiv. Wir haben erstaunlich gut geschlafen, unser Dachzelt ist wirklich bequem und kuschelig. Es herrscht noch etwas Chaos ueberall, weil noch nicht alles seinem Platz gefunden hat.
Wir klappen die Seitenfenster runter und gucken ein Weilchen in die Landschaft. Ich liebe diese Farben und die Morgenstimmung. Hinter unserer Campsite auf den Huegel sind jede Menge Strausse unterwegs.
Mit der Sonne kommt die Waerme. Wir duschen ausgiebig (das ging gestern abend voellig unter..) und machen Fruehtsueck. Ein (oder das?) Eland kommt vorbei und zupft sich sein Fruehstueck in den Bauemen direkt neben uns. Dazwischen kruschten wir ueberall so ein wenig rum bis wir die meisten Sachen fuers erste untergebracht haben. DH ist ein Meister im Suchen, egal wie gut er die Sachen ordnet oder versteckt. Er sucht immer.
Unser Kuehlschrank ist derweil lauwarm, zumindest das Hauptfach. So eine Sch.... Das Fleisch ist G.s.D. noch einigermassen gefroren, gut so. Ein Glueck habe ich mir bei Savanna zeigen lassen, wie man den Engel an und ausstellt und auf was man achten muss. Wir druecken hier und da, an und aus, er springt auch kurzfristig wieder an um dann 5 Minuten spaeter wieder aus zu gehen. Wir putzen auch das Solarpainel auf dem Dach und stellen uns zur Sonne gerichtet. Die Batterie muesste nach der gestrigen Fahrt eigentlich voll sein.
Krisensitzung ist angesagt. So koennen und wollen wir nicht weiterfahren. Ohne Kuehlschrank durch Botswana geht gar nicht. Und die Einstiegsleiter muss auch repariert werden. Wir sind zwar ziemlich gelenkig und fit, aber 4 Wochen lang ohne die Leiter in die Kabine steigen ist dann doch etwas too much.
Also fahren wir vor zur Lodge. Von der Reception rufe ich bei Savanna an und schildere unsere Probleme. Man kann uns nicht wirklich helfen, oder will es nicht. Die Lodge hat einen Elektriker/Mechaniker samt Gehilfen, die inzwischen zu uns gestossen sind. Nun werkeln und fummeln 3 Mann am Wagen rum. Simultan telefonieren wir mit Hr. Geschke, der Chefmechaniker von Savanna. Ich diene derweil als Uebersetzer hin und her, irgendwann wird mir das aber zu bunt und ich uebergebe das Telefon. Nun geht es auf Afrikaans untereinander weiter.
In der Zwischenzeit versuche ich mich um unser 2. Problem zu kuemmern, die Leiter. Der Securityman, der inzwischen auch zu uns gestossen ist, erklaert uns wo wir in Mariental eine Werkstatt finden koennen, die Alu schweissen kann. Denn hier in der Umgebung hat keiner die Mittel dazu.
Inzwischen liegt unsere Bordbatterie zerlegt auf dem Boden, Kabel hier und da, fragende Blicke von allen Beteiligten. Am anderen Ende der Leitung immer noch Hr. Geschke. Ein Glueck bekommt er genau mit, was hier abgeht. Fast 3 Stunden lang geht das so. Nicht dass es nachher heisst wir haetten ...
Irgendwann einigt man sich, dass unser Kuehlschrank direkt an die Batterie kurzgeschlossen wird. Dafuer muss aber die komplette Innenbeleuchtung der Kabine, sprich die LEDs am Bett sowie am Einstieg und in den Aussenfaecher lahmgelegt, bzw. gekappt werden. Ok, damit koennen wir leben, hauptsache der Engel laeuft wieder. Man koennte jetz wild spekulieren, wo das Problem liegt. Gebrochenes Kabel beim Einbauen des Kuehlschrank, ausgelutschte Batterie, der Kuehlschrank selbst, ein Kurzer...
Die Batterie wird wieder eingebaut und der Kuehlschrank faengt langsam an zu kuehlen, wenn denn der Motor an ist. Alle Jungs bekommen ein grosszuegiges Trinkgeld, auch die, die nur die Zange hielten und mit dem Kopf nickten. Nur gemeinsam ist man stark, oder?
Es ist bereits nach mittag und wir muessen noch nach Mariental. Vor dem Losfahren bemerkt einer der Jungs, dass unsere Reifen doch etwas mehr Luft vertragen koennten. Wie jetzt? Wir hatten gestern, als wir auf die D1268 auf Gravel kamen den Luftdruck auf 1,8 reduziert. Asphalt wuerden wir ja die naechsten Tage keinen mehr sehen.
Wir checken die Reifen und sehen, dass wir nur knapp ueber 1,2 -1,4 drin haben. Allerdings stellen wir dabei auch fest, dass die Anzeige am Luftdruckmessgeraet kaputt ist und wir somit bei jedem Checken einen anderen Wert angezeigt bekommen. Nun ist uns klar, dass wir gestern zuviel Luft abgelassen haben. Wir hatten uns auch etwas gewundert, dass es laenger dauerte als gewohnt und wir extrem weich fuehren.
Wir fahren kurzerhand mit dem Mechaniker der Lodge in deren Werkstatt und pumpen die Reifen dort wieder hoch. Danach fahren wir endlich los.
Wir kurven den halben Nachmittag in Mariental rum, von Werkstatt zu Werkstatt, von Hinterhof zu Hinterhof, von Autohaus zu Autohaus. Man schickt uns von Hinz nach Kunz und keiner kann uns helfen, weil keiner ein Schweissgeraet fuer Aluminium hat. Auch ein neues Messdruckgeraet kriegen wir nirgends gekauft.
Ziemlich entnervt, schwitzig und hungrig machen wir uns dann wieder auf den Weg zurueck. Bevor wir wieder auf eine Hauptstrasse finden, erinnere ich mich, irgendwo da hinten links, vor dem Fluss soll noch ein groesser Schuppen sein. Ein letzter Versuch, wenn wir schon mal in der Naehe sind.
Ich weiss gar nicht mehr was fuer eine Werkstatt das war, jedenfalls hat der Besitzer ein grosses Herz und schenkt uns sein altes manuelles Messdruckgeraet. Ich falle ihm fast um den Hals vor Freude. Grad als wir weiterfahren wollen, ruft er uns zurueck. Er haette da noch eine Idee wer uns helfen kann mit dem Schweissen. Er schickt seinen Kumpel mit seinem Bakkie los, wir sollen ihm folgen. Im wohl letzten Hinterhof, den wir noch nicht kannten, werden wir dann fuendig und bekommen tatsaechlich unsere Leiter wieder geschweisst. Wir sind gluecklich.
Puenktlich zum Sundowner kommen wir wieder auf unser Campsite auf Bagatelle an.
Der Kuehlschrank laeuft, die Leiter ist geschweisst, wir haben ein neues Luftdruckmessgeraet. Was wollen wir mehr. Und Mariental haben wir auch noch kennen gelernt.
Wir ziehen uns nur kurz um und fahren vor zur Lodge zum Abendessen. Wir goennen uns erst einmal ein kaltes Bier und ich einen Rock Shandy. Doppelt bitte.
Waehrend wir beim relatif guten Wifi unsere emails checken, kommt uns eine Idee. Wir bestellen schnell ueber Amaz... eine neue Kamera. Petra & Siggi koennten sie mitbringen, sie fliegen doch erst in 10 Tagen. Ein Glueck kennt DH das Passwort fuers Konto. 10 Minuten spaeter ist die Kamera bestellt. Waehrend DH sich schon ueber das Buffet hermacht, skype ich mit Petra und mache die Sache klar. Der Tag ist gerettet und wir koennen in den Geniessermodus switchen.
Eines ist sicher, ich werde nie vergessen wie es zu dieser neuen Kamera gekommen ist. Hierbei handelt es sich uebrigens nur um eine Bridgekamera, eine Lumix FZ 200. Aber sie ist mir genauso wichtig wie die groesseren Exemplare den versierteren Photographen.
Ab jetzt wird alles gut! Und nach Bagatelle muessen wir noch einmal kommen und von vorne anfangen.
Erleichterte Gruesse
von Elsa