Endlich geht es weiter! Nachdem ich zwischen Weihnachten und Neujahr in den tief verschneiten Bergen snowboarden war, widme ich mich nun wieder den Erlebnissen in der heissen Kalahari zu
Donnerstag, 04. August 2011
Ähnliche Szene wie gestern Morgen: Früh aufstehen ist und bleibt ein Kampf, doch wir wollen Raubtiere sehen und die sind nun mal einfach morgens und abends aktiv. In der Dämmerung fahren wir erneut in Richtung Nossob los. Heute ändern wir die Strategie. Statt einfach herumzufahren, entscheiden wir uns, längere Zeit an einem Wasserloch zu verharren – in der Hoffnung, die eine oder andere Katze kommt vorbei, um ihren Durst zu stillen. Wir wählen das Melkvlei Wasserloch aus, positionieren uns günstig und warten, warten und warten. Leider scheinen wir uns in der Wahl des Wasserlochs verwählt zu haben oder aber die Raubtiere machen heute parkweit einen auf „Wasserabstinenz“
– jedenfalls lässt sich während einer geschlagenen Stunde überhaupt keine Miezekatze entdecken.
Etwas frustriert fahren wir zum Kij Kij Wasserloch zurück, um anschliessend den Verbindungloop in Richtung Auobtal einzuschlagen. Ein Fahrzeug kommt uns entgegen; wir halten an, um zu erfahren, ob sich Richtung Twee Rivieren irgendwas Verdächtiges gezeigt hat und erfahren zu unserer Freude, dass ganz in der Nähe des Leeudril Wasserlochs fünf Löwen auf einem erhöhten Sanddünenkamm liegen. Wir bedanken uns ganz herzlich für die geniale Info und entschuldigen uns zugleich, dass wir leider mit keinem Geheimtip aufwarten können, da wir schlicht und einfach noch nichts entdeckt haben.
Die besagte Stelle ist aufgrund weiterer Fahrzeuge schnell gefunden. Angestrengt suchen wir die Sanddünen nach Löwen ab. Dann entdecken wir sie … zwei Löwen liegen rund 100 bis 150 Meter entfernt im roten Dünensand. Nach einer Weile zeigt sich noch ein drittes Exemplar. Es dauert lange, bis sich diese faulen Tiere auch nur ein klein bisschen bewegen und es darf geradezu als Highlight angesehen werden, als sich eine Löwendame entscheidet, kurz aufzustehen, um die Liegeposition zu ändern
. Trotz der grossen Distanz und der hartnäckigen Siesta der Tiere, sind wir begeistert: Wir haben gerade unsere ersten Löwen in freier Wildbahn gesehen. Ein unglaubliches Gefühl!
Anschliessend lassen wir uns in Twee Rivieren auf der Campsite nieder, um eine längere Mittagspause einzuschalten. Heute stehen Duschen und Kleiderwaschen auf dem Programm, da die Wasserversorgung auf Rooiputs aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert. Auf der Campsite zeigen sich Familiar Chat, Crimson-breasted Shrike, Cape Glossy Starling, verschiedene Sperlingsarten, Social Weaver und White-browed Sparrow-Weaver sowie Scaly-feathered und Red-headed Finches. Während die Frauen sich entscheiden, noch ein wenig zu Lesen, fahren Hofi und ich zum Rooibrak Wasserloch im Auobtal, weil wir die Info bekommen haben, dass sich dort seit einigen Tagen immer wieder ein Leopard mitten am Tag auf Vogeljagd blicken lässt. Unterwegs treffen wir auf Riesentrappe, Kronenkiebitz, Lilac-breasted Roller und Southern Yellow-billed Hornbill. Auch viele Greifvögel zeigen sich – Schwarzbrustschlangenadler, Brauner Schlangenadler, Singhabicht, Gleitaar, Steppenfalke und Rock Kestrel. Zudem sehen wir die ersten Giraffen – eine Tierspezies, die uns auf der ganzen Reise immer wieder von neuem fasziniert.
Obwohl wir lange am erwähnten Wasserloch bleiben, ist es uns heute nicht vergönnt, den heimlichen und eleganten Leoparden zu Gesicht zu bekommen. Auf der Rückfahrt entdecken wir in der Nähe des Kamfersboom Wasserlochs „hyperaktive“ Erdmännchen. Es ist so witzig diesen lebhaften Tierchen beim Herumrennen und Rumtoben zuzuschauen und wir müssen immer wieder lachen, wenn sie sich auf die Hinterbeine stellen, um eifrig die Umgebung zu scannen
.
Beim Samevloein Wasserloch zeigt sich im letzten Licht ein junges Löwenmännchen, welches sich gut versteckt auf einem grasbewachsenen Dünenhügel ausruht. Kurz vor Rooiputs entdecken wir zudem im Scheinwerferlicht zwei Kapfüchse auf der Strasse, welche rasch das Weite suchen. Um 18.30 Uhr treffen wir auf der Campsite ein, wo uns unsere Frauen schon sehnlich erwarten. Auch sie haben das junge Löwenmännchen gesehen und konnten zudem die drei Löwen auf dem entfernten Dünenkamm nochmals ausgiebig beobachten und fotografieren.
Währenddem Nachtessen leuchten wir immer wieder die Umgebung ab. Plötzlich sehen wir im Schein der Taschenlampe zwei grünreflektierende Augen, die sich merkwürdig bewegen
. Wir haben gelernt, dass rotreflektierende Augen Raubtieren zuzuordnen sind, währenddessen grünreflektierende Augen auf Antilopen hindeuten. Doch diese Augen gehören bestimmt zu keiner Antilope, denn sie hüpfen geradezu im Sekundentakt auf und ab. Was befindet sich wohl vor uns im tiefen Gras? Hofi und ich laufen mit unseren Taschenlampen an den Rand der Campsite und plötzlich befindet sich das „gewisse Etwas“ weniger als 10 Meter vor uns … ein Springhase! Während Hofi dieses aberwitzige Geschöpf anleuchtet, versuche ich das Tier zu fotografieren. Ich bin ganz erstaunt, dass man sogar etwas auf dem Foto erkennen kann
.
Ein weiterer Tag in der Kalahari neigt sich dem Ende zu. Glücklich verschwinden wir in unseren Dachzelten und sind mit unseren Gedanken bei den Löwen und dem urkomischen Springhasen. Was werden wir wohl morgens zu Gesicht bekommen?
Tageskilometer: 208 km