THEMA: Botswana April 2010 - Nachlieferung
23 Jun 2011 15:03 #192365
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TAG 6 und 7: Savuti Channel und Savuti Safari Lodge
Nach einem kurzen Transfer zum Flugfeld warteten wir dort auf den Piloten, der uns mit seiner Cessna nach Savuti bringen sollte. Da es nicht unser erster Flug mit einer solch kleinen Maschine war, wussten wir, was auf uns zukommen würde. Anfangs gefielen uns die relativ kurzen Flüge ganz gut, aber diese Flugzeuge sind doch ganz schön laut und diese Mickymäuse gab es nur für die Piloten. Außerdem drücken die auch ganz ordentlich. Da man recht niedrig fliegt, sieht man aber eine ganze Menge: schnurgerade, sehr wenige Sandpisten, manchmal sogar Elefanten. Interessant war es allemal, zum Ende der Reise waren diese Flüge aber auch anstrengend, die diversen Luftlöcher mochte mein Magen zunehmend gar nicht mehr. Aber nach Savuti war es nicht weit und schnell waren wir wieder am Boden – auf einem ziemlich verregneten Boden! :dry: Hitze und Kälte machen uns im Urlaub wenig, Regen kommt nicht so gut an. Wir fühlen uns dann immer an unsere Reise in den Kruger Park erinnert, da regnete es 10 Tage lang durch.:angry:

Noch ein kurzer Transfer zum Camp und wir waren in der Savuti Safari Lodge angekommen. www.desertdelta.com/.../savute-safari-lodge
Diese von Desert&Delta betriebene Lodge ist die zweite, die wir von diesem Anbieter besuchen. Die Xugana Island Lodge hatte uns vor Jahren ebenfalls gut gefallen.
Die Suiten in der Savuti Safari Lodge sind riesig und haben große Glasschiebetüren zu einer Terrasse hin. Unsere Terrasse war direkt drei Meter von einem Wasserloch entfernt, dadurch hatten wir während unseres gesamten Aufenthalts regen Besuch von Elefanten. Sehr schön, sehr beeindruckend, nachts mit lauten Fress- und Planschgeräuschen verbunden. Auch hier hatten wir zwei Nächte gebucht.

Mit uns reiste eine französisch-sprachige Familie an, die sehr nett war und ausschließlich französisch sprach. Bei der Einweisung durch den Guide kamen wir mit denen ins Gespräch und trotz meines sehr brachliegenden Französisch war ich als Dolmetscher so übel nicht. Während der Regen nachließ, wurden uns die obligatorischen Verhaltensregeln im Busch nahe gebracht. Leider mussten wir auch hören, dass Walking Safaris zurzeit zu gefährlich seien, das Gras war einfach zu hoch und das durchschnittliche Raubtier laufe halt immer noch schneller als so ein Tourist mit schwerem Fotogepäck – muss man glauben!:woohoo:
Mit unserem Willkommensgetränk waren wir für eine kurze Zeit in unsere Unterkunft entlassen, bald sollte aber der Game Drive starten.

Unser Game Drive war anfangs von Vögeln geprägt, aber Kudu und Zebra durften natürlich auch nicht fehlen. Das Wetter war inzwischen wieder sehr schön geworden, sonnig, sehr heiß, aber auch etwas schwül.















Beim Sundower waren gerade alle Getränke eingeschenkt, man hatte sich zugeprostet und die wunderschöne Umgebung gerade begonnen aufzunehmen. Dann die Frage des Guides: wollt Ihr hier in Ruhe den Wein trinken oder lieber Löwen mit Jungtieren sehen? Was für eine Frage… so schnell wir konnten, enterten wir das Fahrzeug und unser Guide zeigte, dass man auch zügig mit so einem Landrover unterwegs sein kann. Es schaukelte wie wild, in einer Hand hielten wir die Drinks („lieber den Magen verrenken, als…“), mit der anderen umklammerten wir irgendeine Stange des Fahrzeugs – nicht, dass man hier noch verloren geht. Dann wurde der Guide ganz langsam, wir näherten uns den Katzen. Leider waren alle Game Drives bei dieser Unterkunft davon geprägt, dass unglaublich rüde (zumindest empfanden wir das so) auf die Tiere „draufgefahren“ wurde. Ich verstehe das immer nicht. Die Touristen (wir auch) zahlen ja richtig Geld für das Fotoequipment, ohne Zoom fährt doch kaum einer nach Afrika, oder? Und eine Entfernung von 5-8 Metern kann man wahrscheinlich auch mit einer Klick-und-Fertig-Kamera überbrücken. Dennoch waren die Löwen sehr schön anzuschauen – die können ja auch nichts dafür. Aber wir haben sie wohl verjagt, denn sie waren sehr schnell wieder verschwunden. Schade und ärgerlich zugleich.









Abends saßen wir in großer Runde an einem wunderschön gedeckten Tisch mit Blick auf das Wasserloch. Uns gegenüber nahmen ein Paar aus Süddeutschland Platz. Es war ein sehr netter Abend, der Mann arbeitet als Übersetzer im Wirtschaftsressort der EU und hatte allerhand Anekdoten zu berichten. Hat man von deutscher Politik schon nicht die beste Meinung, konnte man seinen Geschichten nur mit Verzweiflung begegnen.

Unsere vermeintlichen Franzosen entpuppten sich am Abend als Schweizer, die zwar kein Wort Englisch sprachen oder verstanden, aber er sprach ausgezeichnet Hochdeutsch. Obwohl mein Mann aus dem Südschwarzwald und die Schweizer Grenze weniger als 10 km entfernt ist, tut er sich mit dem Alemannischen schwer und mir als Nordlicht bleibt eh immer nur der ratlose Blick zu ihm.
So hatten wir um uns herum sehr interessante und amüsante Gesprächspartner und der Abend verging im Flug. Wir sind ewig nicht so lange aufgeblieben in Afrika.
"Der letzte Beweis von Größe liegt darin, Kritik ohne Groll zu ertragen." Victor Hugo
Letzte Änderung: 23 Jun 2011 15:13 von Sanne.
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23 Jun 2011 15:59 #192382
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Der nächste Morgen kam sehr schnell, das frühe Wecken stört uns aber immer weniger, wir sind wohl doch schon ganz gut erholt, obwohl wir abends ganz gegen unsere Tradition in Afrika recht lang aufbleiben. Gerade in Südafrika nach schönem Grillen sind wir oft vor 20 Uhr tief und fest eingeschlafen.

Da das Wetter so herrlich ist, macht der Game Drive gleich doppelt Spaß. Ich finde ja, es gibt kaum etwas Schöneres, als in Afrika durch den Busch zu fahren, sich über die Landschaft zu freuen, gelegentlich anzuhalten, um Tiere und Pflanzen genauer anschauen zu können und in der Sonne zu sitzen.

Unser Guide erzählt uns auf der Fahrt von seiner Familie in Kasane und der anstehenden Hochzeit seines Bruders. Er selbst möchte keine Einheimische heiraten, er träumt von einer blonden Deutschen, da er gehört haben will, dass die alle gut kochen und putzen können. :ohmy: Mein Mann raunt mir zu, ich wäre ja nun leider durch sein Beuteschema gefallen, nur das mit dem blonden Haar würde ich wohl kurzfristig hinbekommen.:evil: Natürlich bekommt er dafür einen feministischen Vortrag in Kurzform. Dem Guide halte ich diesen aber nicht, vielleicht ist er sonst eingeschnappt. ;)







Zurück in der Lodge machen wir es uns auf unserer Terrasse bequem. In kurzer Entfer-nung baden zwei Elefanten im Wasserloch und wir schauen ihnen fasziniert zu. Dieser Ort ist wirklich sehr schön. Zufällig läuft ein anderer Guide an unserem Häuschen vorbei und fragt, ob wir nicht einen Drink wollen. Unsere Antwort, er möge sich keine Umstände machen, stellt ihn nicht zufrieden und er lässt sich nicht davon abbringen, uns ein Getränk zu organisieren. Wir geben nach und kurze Zeit später kommt eine junge Angestellte mit Wein, Gläsern und etwas Obst. Leben wie Gott in Frankreich oder halt in Afrika… herrlich!!

Die Zeit bis zum nächsten Game Drive vergeht wie im Flug. Kurz vor dem Start hören wir, dass wir am nächsten Morgen recht früh abgeholt werden, denn es geht morgen in den Moremi per Flugtransfer. So traurig sind wir nicht darüber, wir werden den angebotenen verkürzten Game Drive am Morgen ausfallen lassen und mal etwas ganz Verrücktes machen: bis 8 Uhr ausschlafen im Urlaub in Afrika!





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23 Jun 2011 16:03 #192386
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An diesem Nachmittag haben wir wieder Glück mit Löwen, ein Paar liegt faul im Schatten und lässt es sich gut gehen. Leider sind mit uns noch vier andere Fahrzeuge vor Ort und nicht alle Touristen sind wirklich leise. Vielleicht liegt es daran, dass die Mehrheit Fotos macht und nicht wie ich einen Videofilm erstellt. Ich hasse das, wenn ich dann immer das Gequassel auf dem Band habe. :angry: Allerdings werden die quatschenden Touristen noch von einem Paar aus Südafrika übertroffen, die ein Fahrzeug mit Schiebedach haben und sich nur ein paar Meter neben dem Löwen platziert haben. Zu unserer aller Entgeisterung steigt der junge Mann durch das Schiebefenster aufs Dach, um von dort aus Fotos zu machen. :ohmy: Guides einer anderen Unterkunft sind sofort neben seinem Fahrzeug und bringen ihn dazu, wieder ins Auto zu steigen. Leute gibt’s…












Irgendwie sind wir an diesem Abend für längeren Small Talk zu müde und gehen daher früh zu unserem Häuschen zurück. Eigentlich wollte ich dort noch etwas draußen sitzen, aber es war so duster draußen und die Elefanten klangen so unglaublich nah, dass ich Hasenfuß entschied, ins Bett zu gehen. Moremi, wir kommen!
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23 Jun 2011 18:51 #192425
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TAG 8-10: Okavango Delta, Moremi – Little Kwara Camp
Unser Pilot erwartet uns bereits am Rollfeld – er entspricht jedem Klischee, das ich mir vorher von Aussteigern in Form von Piloten gemacht habe. Die Frontscheibe ist so dreckig und die Sonneneinstrahlung so ungünstig, dass er kurz entschlossen aus dem Seitenfenster schaut, während er startet. Ich frage mich, ob man aus 30 Meter beim Absturz tot sein wird…:blush: Mein Mann rollt die Augen, als ich ihn nach seiner Meinung dazu frage. Während des Flugs löst unser Pilot Sudokus. :whistle: Mein Mann erklärt mir, dass auch Cessnas über Autopiloten verfügen können und der Typ wahrscheinlich im Schlaf fliegen kann. Ich wende meinen Blick von dem Sudoku lösenden Piloten ab und versuche, Elefanten auszumachen. Erfreulich schnell landen wir auf dem Flugplatz, der zu Little Kwara gehört.

Bei affiger Hitze steigen wir aus, nehmen unser Gepäck entgegen und laufen zu dem wartenden Landrover. Guide Hobbs und sein Tracker sind bereits da. Der Tracker strahlt, Hobbs gehört eher zur Fraktion „supercool“. Um meinen Mann wegen seines sexistischen Spruchs vom Vortag etwas zu ärgern und auch weil es der Wahrheit entspricht, lasse ich ihn wissen, dass Hobbs ja wirklich eine Augenweide sei. Kwando Safaris denkt da vielleicht mehr an die weiblichen Gäste als andere und dafür muss man ihnen auch dankbar sein. ;) Micha brummelt irgendwas von „alberne Frauen“ und „Botswana sei zu teuer, nur um die Guides anzuhimmeln“.

Vom Flugfeld geht’s in Richtung Camp über eine wahnwitzige Brücke. Die alte Brücke ist genau daneben, hat wohl 15 Jahre gute Dienste verrichtet, wurde dann aber zu morsch, um Gäste von hysterischen Zuständen abzuhalten (O-Ton Hobbs). Daher habe man sich gemüßigt gefühlt, eine neue zu bauen. Über diese fahren wir jetzt. Die Baumstämme sehen noch gut aus, die ganze Konstruktion ist aber enorm schmal. Hobbs findet die ganze Brückenbauerei eh überflüssig und nur den Touristen geschuldet, irgendwie kommt man immer durch den Busch und durchs Wasser. Wie man hier eindrucksvoll sehen kann:





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23 Jun 2011 19:30 #192428
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Als wir in Little Kwara ankommen, sind wir begeistert. Nur 10 Gäste können hier unter-kommen, das Schwestern-Camp Kwara ist deutlich größer. Little Kwara liegt in einer pri-vaten Konzession und grenzt direkt an den Moremi. Durch die private Konzession sind nicht nur Nachtfahrten, sondern auch Off-Road-Fahrten möglich. Wir werden feststellen, dass aber auch letzteres nur möglichst schonend für Natur und Tiere durchgeführt wird.
Das Camp liegt auf einer bewaldeten Insel und ist dauerhaft von Wasser umgeben. Neben Game Drives werden auch Mokoro-Trips und Walking Safaris angeboten. Schnell ist aber klar, dass Wanderungen aufgrund des hohen Grases auch hier nicht möglich sein werden. Die Zelte sind sehr schön, liegen weit auseinander und garantieren neben absoluter Privatsphäre auch einen wunderschönen Blick in den Busch. Die Einrichtung in den Zelten gefiel uns ebenso gut wie die in dem Hauptzelt. Hier werden wir uns sicher die nächsten drei Nächte sehr wohlfühlen.

Hobbs liefert uns an unserem Zelt ab und bittet uns, uns zu beeilen. Schließlich gelte es den Game Drive bald zu beginnen. Wir wären zwar nicht gänzlich allein im Camp – es gibt noch vier weitere Gäste – aber wir wären ja hier, um Tiere zu gucken. Wir nicken zustimmend und geloben, eine sehr schnelle Dusche zu nehmen.

Als wir losfahren, fragt Hobbs nach unseren Wünschen – was wollen wir sehen? Tja, das ist keine einfache Frage. Eigentlich freuen wir uns über jedes Tier und so beginne ich zö-gernd: Kudus wären toll. Hobbs lacht. Ich insistiere, dass dies meine Lieblingsantilopen wären. Er lacht wieder. Micha hilft mit Elefanten. Hobbs macht ein Gesicht, als wären wir die bescheidensten aller Touristen. Was sei denn mit Raubtieren? Micha erklärt, dass Lö-wen immer gut sein und ich füge zaghaft an, dass ich noch nie Geparden in freier Wild-bahn gesehen hätte. Hobbs nickt, wir scheinen endlich etwas Sinnvolles von uns gegeben zu haben. Er verspricht, ich würde nicht abreisen, ohne einen Geparden gesehen zu ha-ben. Schon allein für diese Hoffnung liebe ich ihn, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch glaubte, es sei eben wirklich nur eine Hoffnung.

Hobbs entpuppt sich als etwas eigenbrötlerisch und taut nur langsam auf. Dahinter er-kennen wir aber einen unglaublich interessierten, engagierten und willensstarken Men-schen. Er liebt sein Land, die Tiere und Natur und je länger wir mit ihm zusammen sind, umso stärker färbt seine Begeisterung auf uns ab.

Seine Game Drives laufen offensichtlich immer unter einem Projektnamen ab und unser erstes hieß: Löwen mit Jungen!









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23 Jun 2011 19:35 #192431
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Die Elterntiere entspannten nach einer guten Mahlzeit und die Zwerge turnten auf diesen rum. Die Erwachsenen waren offensichtlich zu erschöpft oder zu nachgiebig, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Für uns ein wunderbarer Moment… alle, einschließlich der männlichen beeindruckenden Tiere hatten hier etwas von „Zum Knuddeln“. Und durch die vielen Bilder muss der Leser jetzt leider durch! ;) :blush:



















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