THEMA: Auusgewandert von Bützow nach Namibia
29 Apr 2009 13:12 #99591
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  • pizza am 29 Apr 2009 13:12
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Bützowerin findet Glück unter Palmen

Inge Geldenhuys (54) aus Bützow hat in Namibia eine neue Heimat gefunden. Ein Neuanfang mit Kühen, Käse und Papageien.
Windhoek/Bützow (dpa) „Wir haben gebacken, leckere Käsetorte“ sagt Urs Gamma. Der Kuchen ist eine Spezialität des Restaurants „Gathemann“ in Windhoek. Zum Dessert empfiehlt der Chef gern den Käseteller. „Alles aus Namibia, aus Rohmilch und echte Handarbeit“, betont er und erzählt von Inge aus Deutschland, die feinsten Käse herstelle. „Ich bin Inge“, sagt die von Gamma Gepriesene. Und dabei strahlt die Frau in dem bunten Leinenkleid so herzlich, als begrüße sie alte Bekannte auf ihrer kleinen Farm in Wilhelmsthal, direkt an der B 2. Diese 360 Kilometer lange Straße wird von vielen Touristen genutzt, die Richtung Atlantik fahren. Ein günstiger Platz für jene, die etwas verkaufen wollen. Im Palmengarten wachsen Kräuter, Rosen, Butterblumen und Brennnesseln in Blecheimern und Büchsen. „An diesen Töpfen hängt meine Frau. Es sind Erinnerungen an ihre alte Heimat“, meint Inges Mann Frans Geldenhuys. Auch das Haus ist voller Erinnerungen, vor allem Bücher. Fast komplett sind die Werke von Tschingis Aitmatow. „Mein Lieblingsautor“, sagt Inge. Die 54-Jährige verbrachte die meiste Zeit ihres Lebens in Rostock. Nach dem Studium an der Rostocker Universität arbeitete die Diplom-Landwirtin in der LPG in Baumgarten bei Bützow. „Wir haben tausende Ferkel aufgezogen\", erzählt sie. Sie fühlte sich wohl in der reizvollen Warnower Flusslandschaft und fand schnell Freude. Als sich im Herbst 1989 ein dramatischer Umbruch ankündigt, beginnt auch für die junge Bäuerin eine Zeit der Ungewissheit. Sie wollte weder in Ungewissheit noch mit heiligem Zorn im neuen Deutschland leben. „Ich hatte keine Lust, irgendwo Treppen zu schrubben. Wenn sich eine Tür schließt, wird die nächste geöffnet.“ Während es viele Menschen aus dem Osten westwärts zieht, fliegt die Mecklenburgerin 1995 nach Afrika. Warum ihre Wahl auf Namibia fiel – eine klare Antwort gibt es nicht. Das Land ist riesig, mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Seine unendlichen Weiten sind von bizarrer Schönheit, und selbst in den kargen Regionen bieten sich Möglichkeiten für einen Neubeginn.

„Das ist typisch für Inge. Sie war immer für Klarheit“, meint Christiane Butz, eine frühere Nachbarin aus Bützow. „Ihre Ankündigung, fortzugehen, hat uns dann auch nicht wirklich überrascht.“ Obwohl Namibia mit nur 2,3 Millionen Einwohnern noch dünner besiedelt ist als MV, sind sich der Eisenbahntechniker Frans und die deutsche Auswanderin über den Weg gelaufen. Da hatte sie schon ihre erste selbst aufgebaute Käserei an ihre damalige Partnerin verkauft. „Mit dem Käsemachen habe ich 1999 begonnen. Beigebracht habe ich mir alles selbst.“ Mit Frans sei sie quer durch Namibia gefahren, um einen Platz für das gemeinsame Leben, die Käserei und ihr gemeinsames Hobby, die Papageienzucht, zu finden. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Inge Geldenhuys. Sie spricht nicht von ihrem Mann, sondern von ihrer kleinen Farm, in der es dank eigenem Wasserloch üppig grünt und blüht. Pfauen stolzieren herum und zeigen ihren Federschmuck, während in Volieren mehr als 40 Vogelarten, vor allem Papageien, laut plappern. „Kwetu“ heißt die Farm, das ist Kisuaheli und bedeutet „Unser Zuhause“. Gerade mal einen Hektar misst der Besitz der Geldenhuys’. Das ist winzig für Namibia, wo Farmen von 10 000 Hektar Größe der Durchschnitt sind. Die Milch für den Käse liefern vier Kühe – Diddi, Nelly, Kalli und Dolly. Kräuterquark, Camembert, Blauschimmel Schnittkäse und herzhaften Stinker stellt die Deutsche her. Auch Butter, Sahne und Schmand gehören zum Angebot. „Um Mengen machen wir uns keine Gedanken, entscheidend ist Qualität.“ Die Produktionsräume haben Inge und Frans mit Unterstützung ihrer wenigen Nachbarn selbst hergerichtet. Gerade eröffnet wurde ein kleines Ladengeschäft, in dem Vorbeifahrende einen Imbiss nehmen und einkaufen können. Den größten Umsatz erzielt Inge Geldenhuys aber noch jeden Sonnabend in Windhoek auf dem Biomarkt. Wo auch Restaurantchef Urs Gamma regelmäßig bei der Frau aus Bützow einkauft.
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29 Apr 2009 13:20 #99593
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Bützowerin findet Glück unter Palmen

Inge Geldenhuys (54) aus Bützow hat in Namibia eine neue Heimat gefunden. Ein Neuanfang mit Kühen, Käse und Papageien.
Windhoek/Bützow (dpa) „Wir haben gebacken, leckere Käsetorte“ sagt Urs Gamma. Der Kuchen ist eine Spezialität des Restaurants „Gathemann“ in Windhoek. Zum Dessert empfiehlt der Chef gern den Käseteller. „Alles aus Namibia, aus Rohmilch und echte Handarbeit“, betont er und erzählt von Inge aus Deutschland, die feinsten Käse herstelle. „Ich bin Inge“, sagt die von Gamma Gepriesene. Und dabei strahlt die Frau in dem bunten Leinenkleid so herzlich, als begrüße sie alte Bekannte auf ihrer kleinen Farm in Wilhelmsthal, direkt an der B 2. Diese 360 Kilometer lange Straße wird von vielen Touristen genutzt, die Richtung Atlantik fahren. Ein günstiger Platz für jene, die etwas verkaufen wollen. Im Palmengarten wachsen Kräuter, Rosen, Butterblumen und Brennnesseln in Blecheimern und Büchsen. „An diesen Töpfen hängt meine Frau. Es sind Erinnerungen an ihre alte Heimat“, meint Inges Mann Frans Geldenhuys. Auch das Haus ist voller Erinnerungen, vor allem Bücher. Fast komplett sind die Werke von Tschingis Aitmatow. „Mein Lieblingsautor“, sagt Inge. Die 54-Jährige verbrachte die meiste Zeit ihres Lebens in Rostock. Nach dem Studium an der Rostocker Universität arbeitete die Diplom-Landwirtin in der LPG in Baumgarten bei Bützow. „Wir haben tausende Ferkel aufgezogen\", erzählt sie. Sie fühlte sich wohl in der reizvollen Warnower Flusslandschaft und fand schnell Freude. Als sich im Herbst 1989 ein dramatischer Umbruch ankündigt, beginnt auch für die junge Bäuerin eine Zeit der Ungewissheit. Sie wollte weder in Ungewissheit noch mit heiligem Zorn im neuen Deutschland leben. „Ich hatte keine Lust, irgendwo Treppen zu schrubben. Wenn sich eine Tür schließt, wird die nächste geöffnet.“ Während es viele Menschen aus dem Osten westwärts zieht, fliegt die Mecklenburgerin 1995 nach Afrika. Warum ihre Wahl auf Namibia fiel – eine klare Antwort gibt es nicht. Das Land ist riesig, mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Seine unendlichen Weiten sind von bizarrer Schönheit, und selbst in den kargen Regionen bieten sich Möglichkeiten für einen Neubeginn.

„Das ist typisch für Inge. Sie war immer für Klarheit“, meint Christiane Butz, eine frühere Nachbarin aus Bützow. „Ihre Ankündigung, fortzugehen, hat uns dann auch nicht wirklich überrascht.“ Obwohl Namibia mit nur 2,3 Millionen Einwohnern noch dünner besiedelt ist als MV, sind sich der Eisenbahntechniker Frans und die deutsche Auswanderin über den Weg gelaufen. Da hatte sie schon ihre erste selbst aufgebaute Käserei an ihre damalige Partnerin verkauft. „Mit dem Käsemachen habe ich 1999 begonnen. Beigebracht habe ich mir alles selbst.“ Mit Frans sei sie quer durch Namibia gefahren, um einen Platz für das gemeinsame Leben, die Käserei und ihr gemeinsames Hobby, die Papageienzucht, zu finden. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Inge Geldenhuys. Sie spricht nicht von ihrem Mann, sondern von ihrer kleinen Farm, in der es dank eigenem Wasserloch üppig grünt und blüht. Pfauen stolzieren herum und zeigen ihren Federschmuck, während in Volieren mehr als 40 Vogelarten, vor allem Papageien, laut plappern. „Kwetu“ heißt die Farm, das ist Kisuaheli und bedeutet „Unser Zuhause“. Gerade mal einen Hektar misst der Besitz der Geldenhuys’. Das ist winzig für Namibia, wo Farmen von 10 000 Hektar Größe der Durchschnitt sind. Die Milch für den Käse liefern vier Kühe – Diddi, Nelly, Kalli und Dolly. Kräuterquark, Camembert, Blauschimmel Schnittkäse und herzhaften Stinker stellt die Deutsche her. Auch Butter, Sahne und Schmand gehören zum Angebot. „Um Mengen machen wir uns keine Gedanken, entscheidend ist Qualität.“ Die Produktionsräume haben Inge und Frans mit Unterstützung ihrer wenigen Nachbarn selbst hergerichtet. Gerade eröffnet wurde ein kleines Ladengeschäft, in dem Vorbeifahrende einen Imbiss nehmen und einkaufen können. Den größten Umsatz erzielt Inge Geldenhuys aber noch jeden Sonnabend in Windhoek auf dem Biomarkt. Wo auch Restaurantchef Urs Gamma regelmäßig bei der Frau aus Bützow einkauft.

Dieser Artikel stand heute in der \"Ostsee-Zeitung.de \"

www.ostsee-zeitung.d...33353230393235.phtml
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