Oh, viele Fragen
Ich denke, aktuell fühlt sich mein Sohn sehr wohl und der Abschied wird ihm bestimmt extrem schwer fallen. Das scheint aber nicht nur ihm so zu gehen, denn gefühlt kommt jeden Monat irgendeine ehemalige Freiwillige im Kinderheim zu Besuch. Die können alle nicht so recht loslassen
Das war nicht immer so. Der Kulturschock am Anfang war heftig. Mein Sohn ist dort alleine als erster Freiwilliger nach Corona angekommen und war sofort eine Woche lang heftigst krank. Alleine, in einem fremden Land, in einem kaltem, kahlen Zimmer krank im Bett zu liegen, ist hart gewesen.
Auch danach gab es immer mal wieder schwierige Zeiten. Dadurch, dass er z.B. direkt im Kinderheim wohnt, fehlte Ihm manchmal der Abstand und Rückzugsort - er hat eigentlich nie Feierabend. Auch die Möglichkeiten, mal unter der Woche raus zu kommen, sind dort begrenzt. Die Erlebnisse im Kinderheim selbst sind nicht immer leicht gewesen: Disziplinprobleme, Trauer, Kinder die aus häuslicher Gewalt gekommen sind und wieder dahin zurück mussten und die Begrenztheit der eigenen Handlungsoptionen, Meinungsverschiedenheiten usw.
Dafür hat er dann die Ferien genutzt, um umherzureisen. - Aktuell ist er für eine Woche in Kapstadt. - es sind nur 20h mit dem Bus von Windhoek aus
Ja, die Entsendeorganisation "Freunde..." kommt aus dem Waldorf Umfeld. Wir selbst hatten mit Waldorf bisher recht wenig direkte Berührungspunkte, aber was mein Sohn berichtet hat, ist menschlich sehr angenehm gewesen. Es gab mehrere Vortreffen und ein intensives Vorbereitungsseminar - durch Corona alles etwas eingeschränkt.
Die Einsatzorte und Aufgaben der Plätze über die Freunde sind sehr breit gefächert. Ein Freund von Ihm war ein Jahr eher in einem Behindertenheim in Kanada als Betreuer. Mein Sohn wollte aber unbedingt etwas mit Kinder machen. Es hat ihm dabei geholfen, dass er schon vorher viel Erfahrung in der Kinderbetreuung hatte, er war schon seit Jahren über die Gemeinde in Kinder- und Jugendfreizeiten als Betreuer unterwegs und hatte auch einige Ausbildungen (z.B. Juleica) gemacht.
Mein Sohn ist im Kinderheim mit zwei anderen Freiwilligen für die Hausaufgabenbetreuung und für die Freizeitgestaltung zuständig.
Eigentlich gibt es im Kinderheim bis zu 5 Freiwilligenplätze. In Omaruru gibt es mit TWT auch noch eine weitere Hilfsorganisation, die eng mit dem Kinderheim zusammenarbeitet. Deren Freiwilligen-Plätze werden ab diesem Jahr auch über die Freunde vergeben. Dort sind die Aufgaben auch überwiegend Hausaufgabenzeit und Mitarbeit im Kindergarten.
Während des Einsatzes gibt es eine Ansprechpartnerin bei den Freunden. Diese war auch zum Zwischenseminar in Namibia und hat ihm Tipps gegeben.
Vermutlich hätte er im äußersten Notfall auch abbrechen können oder vielleicht sogar einen anderen Einsatzort in Namibia finden. Wir sind aber froh, dass er sich durchgebissen hat.
Ich denke, rückwirkend hat er die Entscheidung nicht bereut und ist daran stark gereift: Er ist als Jugendlicher weggefahren und kommt als Erwachsener zurück.