Da die Tollwutimpfung bzw. Impfungen im Allgemeinen hier im Forum hin und wieder thematisiert werden, gebe ich gerne einmal
die neuen WHO-Empfehlungen zur Tollwutimpfung weiter, die in einem Positionspapier im April 2018 herausgegeben wurden (
www.who.int/rabies/r...rces/who_wer9316/en/):
Diesen Empfehlungen zufolge, sind bei immunkompetenten Reisenden nur noch zwei
intramuskuläre Impfungen mit einem aktiven Tollwutimpfstoff an den Tagen 0 und (frühestens) Tag 7 für eine prä-expositionelle Tollwutimpfung ausreichend.
Bisher waren von der WHO drei Impfungen an den Tagen 0, 7 und 21-28 empfohlen worden;
dies deckte sich mit den jeweiligen Fachinformationen der beiden in Deutschland verfügbaren
Tollwutimpfstoffe Rabipur® und Tollwut-Impfstoff HDC®. Beide Hersteller haben mitgeteilt, dass ihnen keine eigenen Daten zu den neuen WHO Empfehlungen vorliegen und derzeit keine Anpassungen der Fachinformationen geplant sind.
Es gibt aber eine zunehmende Fülle an Daten aus wissenschaftlichen Studien, welche zeigen, dass
bei Immunkompetenten bereits eine zweimalige intramuskuläre Impfung gegen Tollwut, wie
nun von der WHO empfohlen, eine lang anhaltende Immunität gegen Tollwut gewährleistet. Bei Kontakt mit einem tollwutverdächtigen Tier und den dann folgenden zwei Booster-Impfungen ist auch viele Jahre nach einer Grundimmunisierung mit zwei Impfungen eine rasche und ausreichende Immunantwort nachweisbar.
In einigen europäischen Nachbarländern haben die Fachgesellschaften das neue WHO Impfschema
bereits empfohlen, z. B. in der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und in Dänemark.
In Deutschland kann dieses Impfschema zurzeit nur als sog. Off-Label-Use angeboten werden, d. h. man muss seiner Ärztin/seinem Arzt schriftlich bestätigen, dass man einverstanden ist, nach diesem neuen Schema geimpft zu werden.
Wichtig bleibt, dass man sich für den Fall, dass man von einem Säugetier (einschließlich Fledermäuse) gekratzt oder gebissen wird, oder Schleimhautkontakt mit dem Speichel eines solchen Tieres hatte, die Wunde sofort umfassend reinigt und sich danach möglichst schnell entsprechend den WHO-Empfehlungen post-expositionell noch 2 weitere Male im Abstand von 3 Tagen impfen lässt. Diese Empfehlung ist unabhängig vom Impfschema, für das man sich entschieden hat.
Die prä-expositionelle Tollwutimmunisierung, die viele Reisende selbst bezahlen müssen,
kann eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Einen dritten Impftermin einzusparen - sofern
medizinisch vertretbar (= Immunkompetent) - wäre somit eine willkommene finanzielle Erleichterung und eine Zeitersparnis für viele Reisende. Durch das vereinfachte Schema könnten manche Reisende, insbesondere mehrköpfige Familien, die Impfung überhaupt erst in Betracht ziehen. Neben der individuellen finanziellen Belastung gibt es auch immer wieder Lieferengpässe bei beiden in Deutschland zugelassenen Tollwutimpfstoffen. Durch die Anwendung eines kürzeren Impfschemas kann die Impfung somit auch mehr Menschen zur Verfügung gestellt werden.
Mit besten Grüßen!
Uwe