10. Tag
Montag, 24. Juli 2017
Kisoro (Uganda) - Travellers Rest Hotel
So schön auch Bwindi ist, heute müssen wir weiter nach Süden fahren, nach Kisoro. Es wird eine kurze Fahrt sein.
Draußen, auf dem Weg zum Frühstück, fragen wir den einen Angestellten, ob unsere Wäsche schon fertig ist. Wir hatten gestern die Hosen, die T-Shirts und die Fleece-Jacken abgegeben, nach dem wilden Gorilla-Tracking. Er sagt ja, klar sind sie fertig, hat er doch so versprochen. Gut, dann hätte ich gern die Wäsche gleich, denn ich habe nichts mit langen Ärmeln und in Bwindi ist es morgens richtig kalt. Der Junge guckt mich verdutzt an, wie ich mir die Arme frierend reibe und wiederholt "yes, it's cold". Er geht rechts auf die kleine Wiese, bückt sich und sammelt etwas. Wir gehen näher und trauen unseren Augen nicht! Unsere nasse Wäsche liegt verstreut auf der Wiese. Uns ist in den letzten 2 Tagen schon aufgefallen, dass auf der Wiese ständig Lappen und Kleidungsstücke rum liegen, es hat uns aber nicht weiter interessiert. Jetzt weiß ich auch, was der eine Junge immer gebückt über der großen Schüssel neben der Wiese macht, er wäscht die Wäsche, die er dann auf der Wiese zum Trocknen verstreut. Soll heißen echte Handarbeit! Gut, dass wir keine Unterwäsche abgegeben haben, würde komisch auf der Wiese aussehen...
Nach dem Frühstück fahren wir los, bewältigen erst die 25 km offroad bis zur Asphaltstraße, fahren nachdenklich an einem UNICEF Camp für Kinder-Flüchtlinge vorbei und kommen in Kisoro gegen Mittag an. Zuerst müssen wir zur Bank, Geld holen und wir machen den Motor aus. Oh nein, schon wieder vergessen! Das mag unser Auto gar nicht und mit heißem Motor startet es nicht, also müssen wir erstmal 15 Minuten warten, bis der Motor abgekühlt ist.
Auf der Fahrt nach Kisoro:
Keine 10 Minuten weiter erreichen wir das "Travellers Rest Hotel". Unsere Unterkunft ist ein kleines, schönes Guesthouse mit Garten und Sushi, die Haushündin, empfängt uns wedelnd, schmusend und Flöhe kratzend.
Unser Unterkunft:
Sushi, die Haushündin:
Aufenthaltsraum:
Der Garten:
Das Zimmer:
Nach dem Einchecken hängen wir unsere nasse Wäsche in der Sonne auf und gehen zu Fuß ins "Stadtzentrum". Bei der Posta Uganda fragen wir, ob sie Briefmarken haben. Die junge Frau ist überfordert, sie muss ihren Chef anrufen. Während wir warten, bemerken wir eine merkwürdige Konstruktion gleich neben dem Postamt. Der "Kasten" ist circa 1,5 Meter hoch und auf allen Seiten mit... ja womit? mit einer Art Stromanschlüßen ausgestattet. In den Anschlüßen stecken verschiedenförmige... ja was? irgendwelche Geräte, sag ich mal so allgemein. Eine Frau "bedient" eifrig die Geräte, steckt manche raus und andere rein. Wir beobachten das sehr aufmerksam und haben eine einzige Erklärung: es ist eine Art Ladestation für Handys! Die Leute haben zwar größtenteils Handys, aber keinen Strom zu Hause. Solche Stationen haben wir später öfter unter dem Namen "Phone Charging" gesehen.
Circa 15 Minuten später kommt der Post-Chef. Er schließt einen Safe auf und holt ein paar Briefmarken für uns. Wir kleben sie auf die Postkarten und geben sie dem Chef, der verspricht, sie "directly to Germany" zu schicken. (Sie sind tatsächlich angekommen!)
Posta Uganda:
Ladestation für Handys:
Die Stadt ist für unser Empfinden ziemlich klein, wir laufen überall rum und nach kurzer Zeit hat man schon das andere Stadtende erreicht. Auf der großen Wiese ist heute Markt und wir gehen auch hin. Frauen, die direkt auf der Erde sitzen, bieten verschiedene Obst- und Gemüsesorten an. An einer andere Stelle stehen Berge von Schuhen, eine Art Römersandalen, die, wie wir feststellen, alle in der Stadt tragen. An einer langen Stange hängen bunte, nicht mehr ganz neue Kleidungsstücke, überall wimmelt es von Motorrädern und mitten drin sind wir! "Muzungu! Muzungu!" rufen die Leute von allen Seiten. Ein Junge zeigt Matthias ganz stolz sein Motorrad, heiße Maschine und ich muss gestehen, die sieht ein bißchen besser als die anderen aus.
Kisoro:
Kisoro - Polizeiauto:
Kisoro - links ein Polizeiauto:
Kisoro:
Kisoro:
Kisoro:
Kisoro:
Kisoro:
Kisoro - Car Wash:
Wir gehen zurück zu der staubigen Hauptstraße und bleiben bei einer Straßenküche stehen und bestellen uns 2 Rolex. Nein, wir kaufen keine teueren Uhren in Uganda, Rolex ist ein Gericht. Zuerst wird ein dünnes Fladenbrot gebacken, dann wird in einer Schüssel Ei und fein gehackter Weißkohl gerührt. Diese Masse wird auf einem heißen Blech über dem Feuer ohne Fett gebraten, dann kommt dieses Omlet mit ein bißchen frischen Tomaten über das Fladenbrot und es wird gerollt. Voila das leckere Rolex! Weil wir Muzungu sind, packt er die Rolex noch in Plastikfolie und wir essen sie warm unterwegs. Mmmmmh, so lecker! Hinter dem Rolex-Stand kocht eine Frau verschiedene Gerichte, die sie dann auf große Teller anrichtet und verkauft. Sie hollt diverse Beilagen aus 2 großen Eimer, dazu Fleisch von dem Grill und noch andere Gerichte aus den Töpfen. Matthias will unbedingt probieren, der große Hunger ist ausgebrochen, aber ich kann ihn überreden, weiter zu gehen, denn wir haben für heute Abend noch Dinner im Guesthouse bestellt.
Straßenküche:
Straßenküche:
Auf dem Rückweg gehen wir noch zum Office des Uganda Wildlife Authority und buchen für 80 USD pro Person den Batwa Trail für morgen. Es soll dabei das Volk der Batwa Pygmäen kennengelernt werden, was mich sehr interessiert. Das Problem ist, dass der Start- und Endpunkt nicht gleich sind und wir unseren Wagen beim Startpunkt lassen werden. Man startet beim Muhabura Camp und endet beim Headquarter. Die Angestellte schlägt vor, vom End- zurück zum Startpunkt mit Boder-Boder zu fahren, das sind diese kleinen Motorräder-Taxen, die überall und immer rumqualmen und auf denen ganze Familien samt Gepäck sitzen. Nein, das kommt für uns nicht in Frage! Sie insistiert, "It's not expensive!". Nein, es geht uns nicht um das Geld, wir steigen nicht darauf, weil sie wild über die holprige Piste fahren, keinen Schutzhelm haben, und und! Sie macht einen anderen Vorschlag: wir kommen mit dem Ranger zurück zum Startpunkt zu Fuß. Ok, akzeptabel. Jetzt fragen wir, wie wir zum Startpunkt kommen, zum Muhabura Camp. Auch hier hat sie einen guten Vorschlag: morgen um 8 Uhr sollen wir mit unserem Auto hier vor dem Office stehen, da kommen andere Guides. Wir nehmen einen mit, der uns zu dem Startpunkt führt, wo der Batwa Trail um 9 Uhr beginnt. Hier stehen morgens früh Guides und einer wird mit uns zum Muhabura Camp fahren??? "Yes!" sagt sie bestimmt und sehr überzeugend. Wir sind einverstanden.
Wir kehren zurück zu unserem Guesthouse, wo es am Abend ein wirklich gutes Dinner gibt. Wir sind gespannt auf die Pygmäen morgen.