Einschub: Tierdichte und Verkehrsaufkommen
Eigentlich ist es ja ein totaler Luxus, zu zweit in einem Safari-Fahrzeug unterwegs zu sein – über die Anzahl der Fahrzeuge hatte ich mir im Vorfeld eher keine Gedanken gemacht. Dann hat mich ein Hinweis von Annick auf das Leoparden-Fahrzeuge-Verhältnis in der Serengeti ein kleines bisschen stutzig gemacht. Am Ngorongoro Gate, das jeder passieren muss, war es auch nicht zu übersehen – viele, wirklich sehr viele Fahrzeuge waren unterwegs von und nach Ndutu. Was mir (da noch) gut gefallen hat – die meisten Fahrer kennen sich und freuen sich über ein Treffen, tauschen sich aus, wie’s zu Hause geht, wohin die Route dieses Mal geht, in welchen Lodges übernachtet wird und wo was zu erwarten ist. Die Ndutu Area ist ja ein sehr großes Gebiet, entsprechend verteilen sich dort auch die Fahrzeuge, oft ist man über weiter Strecken ziemlich allein unterwegs, die Landschaft ist sehr schön, die Pistenverhältnisse in unserem Fall von der allerübelsten Sorte, ab und zu gibt’s mal ein bisschen Info über Funk, alles wunderbar - bis, ja bis man dann auf eine größere Ansammlung von Fahrzeugen stößt (oder per Funk informiert, dorthin brettert). Dort ist dann meist eine Großkatze das Objekt der Begierde und – da will ich mal ehrlich sein - man freut sich erst mal über eine spektakuläre Sichtung (wenn nicht nur die anderen davon erzählen). Dann aber kann es schon extrem werden.
Ein Beispiel - Cheetah im Busch: Als wir am Ort des Geschehens ankamen, war die Cheetah bereits von XX Fahrzeugen umzingelt und hat sich kurz darauf reichlich verängstigt in einen dicken Busch verzogen. Nun wussten alle, wo sie steckte, aber keiner hat sie mehr gesehen.
Was also tun? Einfach mal in Ruhe abwarten war wohl so gar keine Option, deshalb: Plappern! Die Fahrer durch die offenen Fenster über dies&das, gerne auch mal über mehrere Fahrzeuge hinweg. Und die Touristen? Die machten das dann auch – zuerst mal ein bisschen lauter miteinander im eigenen Fahrzeug, dann aber hemmungslos auch mit den Mitfahrern von anderen Fahrzeugen – woher sie kommen, wohin sie gehen, über das Essen und wie es in anderen Ländern und in der Heimat so ist . Wir waren total genervt. Wer meinen Helmut kennt, kann erahnen, dass er das nicht wirklich gut verbergen kann und will. Die Krönung kam, als unser Mosa (wir standen irgendwie recht geschickt vor dem Busch, in dem sich nichts rührte) auch noch den Auftrag bekam, näher an den Busch zu fahren, um das Tier aufzuschrecken. Mosa – unser Held – hat es nicht getan! Trotzdem war die Stimmung reichlich bedröppelt und wir haben versucht, ihm zu erklären, dass wir doch für ein großes Naturwunder hierher kommen, auch um die Stille zu genießen und dass wir wissen, dass Sichtungen und Aktionen nicht nach dem Drehbuch stattfinden. Er hat uns wohl verstanden. Als wir am gleichen Tag nachmittags wieder unterwegs waren, hatten wir wirklich den Eindruck, dass er über Mittag im Fahrerlager eine Ansprache gehalten hat. Plötzlich war es möglich - alle verhielten sich ruhig und respektvoll. Das hat uns wirklich gut getan, auch wenn die Anzahl der Fahrzeuge bei den Specials dadurch nicht wirklich weniger wurde.
In der Ndutu Area bleiben wir trotzdem noch ne ganze Weile - es war einfach trotz solcher Vorkommnisse insgesamt großartig!!!
Viele Grüße und einen guten Start in die kurze Woche
Ingrid