Tag 1
Gegen 6.00 nahm ich im Speisesaal noch ein kleines Frühstück ein. Dann unterhielt ich mich in der Lobby mit vier Hotelgästen, die auch heute auf Road-Safari gingen. Abholzeit für die Vier war sechs Uhr. Mittlerweile hatten wir 6.45 Uhr. Ich gehe mal davon aus, dass diese Personen doch noch ‚eingesammelt‘ wurden.
Wie gewohnt, holten mich superpünktlich wenige Minuten vor sieben Uhr zwei Mitarbeiter von WT & Safari ab. Die kurze Strecke zum Ukunda-Flughafen kannte ich bereits.
Aussteigen, rein ins Flughafengebäude, Gepäck durchleuchten lassen. Warten! Kribbeln im Bauch!
Nur wenige Leute warteten in der kleinen Wartehalle. Dann ging alles ganz schnell. Wir wurden aufgerufen. Unser Gepäck wurde zur Maschine von Mombasa Air getragen und wir durften einsteigen. Bereits um 7.50 Uhr hob die Maschine ab. Es waren nur fünf Passagiere in der Maschine. Nach gut einer Stunde Flugzeit tauchte links der Kili auf. Dieses Mal allerdings total in Wolken gehüllt. Dafür hatte ich ihn letztes Jahr super ablichten können.
Nach insgesamt gut 2 Stunden Flugzeit landeten wir auf dem Kichwa Tembo Airstrip. Bereits beim Landen spritzte der Matsch bis an die Fensterscheiben. Kein gutes Omen.
Erster Eindruck nach der Landung: El Nino lässt grüßen. Jedes Mal wenn ich in der Mara bin regnet es. Aber El Nino und ich zusammen? Keine gute Kombination! Dabei kann nicht viel Gescheites rumkommen!
Am Strand hat die Sonne einem fast die Birne weggefetzt. Es war nicht extrem heiß, so um die 33 oder 34 Grad, aber es war in der ersten Woche fast windstill. Und das bei 80% Luftfeuchtigkeit. Duschen? Sinnlos!!
Und hier in der Mara? Alles grün, Gräser fast 70 cm hoch. Pfützen, Wasserflächen und Schlamm und Matsch überall. Angeblich hat es wohl seit Wochen täglich geregnet!
Immer wieder hatte ich in den letzten Tagen Kontakt zu anderen Urlaubern oder bekam Gesprächsfetzen mit:
„In die Masai Mara? Lass es sein! Es regnet nur!“
„Das Gras steht meterhoch. Wir haben in zwei Tagen nicht einen Löwen gesehen!“
„Wir hatten Dauerregen.“
„Spar dir das Geld. So schlechtes Wetter hatten wir noch nie!“
Frust machte sich in mir breit.
Mein Lieblingskellner Ali gab mir einen Tipp: Schau mal bei xxxx (ich habe leider vergessen, wie die Seite heißt) nach. Die haben mit ihren Vorhersagen immer Recht.
Toll Ali! Die Aussichten: Morgens Regen, Schauer; nachmittags Schauer, Gewitter, Regen. Und das für die nächsten 14 Tage!
Und nun stand die Maschine hier im Matsch auf dem Kichwa Airstrip. Ich verließ als einziger die Maschine, die übrigen Mitflieger wollten allesamt ins Governors Camp und mussten noch ein paar Minuten weiterfliegen.
Am Flieger holte mich James ab. Es war regnerisch, diesig, nebelig und unangenehm.
Das Kilima Camp liegt außerhalb des Nationalparks. Die Fahrzeit vom Oloololo Gate bis zum Camp dauert ungefähr 20 Minuten. Bereits auf der Fahrt zum Camp zeigten sich die ersten Tiere. Aber wegen der Feuchtigkeit ließ ich meine Kamera in der Tasche.
Gegen 12 Uhr kamen wir im Camp an. Die Angestellten begrüßten mich freundlich und stellten sich namentlich vor. Das waren dann Paul, Peter und ‚Mombasa‘. Mombasa deshalb, weil er dort geboren wurde und sein eigentlicher Name unaussprechlich ist.
Das Camp liegt auf der Oloololo-Anhöhe im Westen der Mara. Es befindet sich 1800 m über dem Meeresspiegel. Man hat von hier oben einen ganz tollen Panoramablick auf die darunterliegende Mara-Ebene. Das Camp hat 15 Zelte und ist nicht eingezäunt. Mir wurde das Zelt mit der besten Aussicht zugeteilt. Soweit man an diesem Tag von Aussicht reden konnte. Denn es war total wolkig und trüb. Die Zelte stehen ca. sieben Meter auseinander. Zwischen einigen ist aber auch ein Abstand von gut 20 Metern.
Das Zelt machte einen guten Eindruck auf mich! Der reine "Wohnbereich" beläuft sich auf etwa 25 qm. Nach hinten grenzt dann noch das Bad mit geschätzten 12 qm an.
Fasziniert hat mich der Safe. Das war nämlich die Truhe, die vor dem Bett stand. Da passten zehn Fototaschen rein. Das Vorhängeschloss war das größte, das ich jemals in Händen hatte.
Da der Gamedrive für 15 Uhr angesetzt war, ließ ich es langsam angehen und packte die Reisetasche noch nicht aus! Sondern schlenderte erst mal zum Mittagessen und merkte wiederholt, dass das Zelt verdammt weit weg vom Haupthaus war. Und dann kam wieder das, was kommen musste. Meine ohnehin kaputte Lunge wollte nicht mehr. Wie jedes Jahr kam ich mal wieder mit der Höhenluft nicht klar. Tschüss Lunge!
Also fragte ich, ob ein Tausch gegen ein anderes Zelt, welches näher zum Restaurant liegt, möglich sei. Das war überhaupt kein Problem. Während ich mir das Essen schmecken ließ, erledigte ein Angestellter meinen Umzug.
Auch wenn das neue Zelt nun näher zum Restaurant lag, meine Lunge galoppierte trotzdem. Von nun an ließ ich es ganz "pole pole" angehen. Und jedes Mal wenn es auf Pirschfahrt ging, kam einer der Angestellten und trug sogar meine Fototasche bis zum Fahrzeug. Das war mir schon bald peinlich. Aber ich war dafür sehr dankbar.
Bei der ersten Fahrt hatte ich das Fahrzeug für mich allein. Und James stellte sich als sehr kompetenter und geduldiger Fahrer heraus. Wir waren schnell auf einer Wellenlänge.
Trotzdem: Den Drive cancelte ich um kurz vor vier. Es machte keinen Spaß. Es war kalt. Ich fror. Es nieselte. Ich hatte Frust. Ich wollte mich nur noch besaufen!
Gegen 16.30 waren wir wieder im Camp. Außer mir war noch eine Familie aus Nairobi anwesend. Vater, Mutter und 2 Töchter.
Nach dem Abendessen und zwei weiteren Tusker war ich fertig mit Schönschreiben. Mein Bett rief nach mir.
- Fortsetzung folgt -
Liebe Grüße
Papa Kenia