THEMA: Sinn oder Unsinn des Schenkens
13 Nov 2011 16:50 #213026
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  • kowo am 13 Nov 2011 16:50
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rhh64 schrieb:


Grundsätzlich sehe ich es wie du, Bezahlen für Dienstleitung/Ware ist würdevoller - als ständig den guten Samariter zu spielen. Die ganze "Brot für die Welt-Politik" der vergangenen Jahrzehnte, die auf der großen politischen Bühne abgezogen wurde (Entwicklungshilfeministerium als Weltsozialamt usw.) und die immer noch in den Köpfen der Touristen herumgeistert, ist gescheitert. Wer das noch nicht begriffen hat, der ist entweder Teil dieses Systems oder will es nicht sehen.

Würdevoller Umgang auf Augenhöhe sollte das Ziel sein!

Im großen und Ganzen stimme ich dir vollkommen zu. Aber ihr fahrt doch alle gerne über die KFW finanzierte Brücke von Namiba nach Zambia, oder? Und die schönen Teerstraßen hier sind auch zum großen Teil durch die deutsche "Brot für die Welt" Politik finanziert. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten.

Gruß aus Katima
Kowo
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13 Nov 2011 16:58 #213027
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  • rhh64 am 13 Nov 2011 16:58
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kowo schrieb:
Im großen und Ganzen stimme ich dir vollkommen zu. Aber ihr fahrt doch alle gerne über die KFW finanzierte Brücke von Namiba nach Zambia, oder? Und die schönen Teerstraßen hier sind auch zum großen Teil durch die deutsche "Brot für die Welt" Politik finanziert. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten.

Gruß aus Katima
Kowo

Wenn ich als Tourist über eine Teerstraße/Brücke fahre, ich es mir scheißegal, wer die bezahlt hat, ob Mugabe (ist nur fiktiv so gesagt, kann gar nicht sein :laugh: ) oder das deutsche Entwicklungshilfeministerium (das auch unter Niebel noch nicht in das AA integriert wurde, wo es meiner Meinung nach hingehört :evil: ) oder die Einheimischen mit ihren Steuergeldern selbst.

Deine Aussage ist kein Argument für/gegen Schenken ohne Gegenleistung.

Beste Grüße
Ralf
Beste Grüße

rhh64
Letzte Änderung: 13 Nov 2011 17:00 von rhh64.
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13 Nov 2011 17:27 #213033
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  • Fahrräder für Afrika am 13 Nov 2011 17:27
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Es gibt ja einen Unterschied zwischen Fördern und einfach "den Geldhahn aufdrehen". Es gibt ja genügend Beispiele, wo einfach irgendwo Geld hingeschmissen wurde oder irgendwelche tollen Maschinen gekauft wurden und eigentlich brauchte das so keiner. Man muss halt auch immer die Strukturen vor Ort in Betracht ziehen.
Ich selbst gebe eigentlich nie direkt jemandem einfach so Geld. Aber wenn mich ein Obdachloser (ob in Dtl. oder in Afrika) nach einem Stück Brot fragt und ich grad ne Butterstulle in der Hand hab, dann kriegt er ein Stück ab.

Bei Verein "Fahrräder für Afrika" (www.fahrraeder-fuer-afrika.de) haben wir uns ja auch gefragt, wie man es am Besten macht. Wir kriegen ja Fahrräder kostenlos in Deutschland durch Spenden bereitgestellt und müssen dann quasi "nur" den Transport und alles drumherum bezahlen. Vor Ort verschenken wir die Räder aber nicht, sondern sie werden für 20-40 Euro verkauft. Das ist in Afrika viel Geld, aber man kann es selbst finanzieren. Wenn man dann nach ein paar Monaten das eigene Fahrrad in den Händen hält, hütet man es wie einen Schatz, den man kennt den Wert davon. Würden wir den Leute die Fahrräder einfach so in den Hof stellen, würden sie bestimmt nicht so gepflegt und wertgeschätzt!
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13 Nov 2011 17:29 #213035
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Erika schrieb:

Schenken ohne Gegenleistung

Liebe Erika,

Schenken erfolgt an sich ohne Gegenleistung.
Wird eine Gegenleistung erwartet, handelt es sich nicht um ein Geschenk.

Nur mal so als Geschenk der Logik-Fraktion :whistle: :)
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13 Nov 2011 17:36 #213036
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Danke, Erika, für den Thread. Ich finde es nämlich auch schade, wenn ein Reisebericht mit einer solchen Diskussion "verschandelt" wird. Zugleich juckten aber jedesmal die Finger, wenn ich darin las :whistle:

Ich bin von Berufes wegen ein Gutmensch ;) Aber es wäre mir nie in den Sinn gekommen, mit Geschenken durch Sambia zu reisen. Wir machten damit sehr gute Erfahrungen, weil wir den Menschen als Menschen begegnet sind und nicht als "barmherzige Samariter". Wir hatten viele interessante Gespräche und Diskussionen, auch über Entwicklung, Fortschritt - und ihren Preis, im positiven wie im negativen.

Es schaudert mich, wenn jemand etwas verschenkt, um sich - etwas überspitzt formuliert - an den leuchtenden (Kinder-)Augen zu ergötzen. Mir scheint dann, als ob die Kolonialzeit doch noch nicht vorbei ist. "Kommt her, all ihr armen Negerlein, ich hab was Gutes für euch." Macht man es wirklich, um den Menschen zu helfen, oder macht man es, um sich ein gutes Gefühl zu geben, um sein schlechtes Gewissen zu besänftigen, um sein teures Reisen zu rechtfertigen?

Ich bin davon überzeugt, dass diese Menschen nicht unsere Almosen brauchen, auch nicht unsere Süssigkeiten und erst recht nicht unsere ausgetragene Altkleidersammlung. Sie brauchen eine Zukunft - und die können sie sich nur selber geben. Wir können sie dabei unterstützen, aber sicher nicht, indem wir da und dort (und wieso dem nächsten nicht?) etwas verschenken.

Etwas anderes ist es natürlich für einen erbrachten Service. Auf dem Weg von den Liuwa Plains nach Lukulu (Westsambia, dem wohl ärmsten Landesteil) ist einer über 20 km mit uns mitgefahren und hat uns den Weg gezeigt. Nachher ist er alles zurückgelaufen. Er wollte nichts dafür (auch wenn wir ihm schlussendlich doch etwas Wegproviant mitgeben durften). Es war für mich eine der eindrücklichsten Begegnungen.

Ganz anders in den touristischen Gebieten, wie z.B. auf der Fahrt vom Nord- zum Südluangwa. In jedem Dort kammen die Kinder angerannt und riefen nach Süssigkeiten oder Geld. Eine ehrliche, gleichberechtigte Begegnung mit diesen Menschen war kaum mehr möglich. Und die Touristen, die wahllos verteilen, haben sie zu diesen Bettlern gemacht.

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die Menschen wahr- und ernstgenommen werden wollen als gleichberechtigtes Gegenüber. Wenn man sich für sie interessiert und sie nicht nur bemitleidet, entstehen wertvolle Kontakte (inkl. viel Lachen und leuchtenden Augen). Auf den Markets war es sogar oft so, dass wir immer noch ein Geschenk erhielten (zusätzliche Tomaten etc.).

Dies ein paar Gedanken meinerseits :laugh:
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13 Nov 2011 17:37 #213037
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engelstrompete schrieb:
Ralf Schreibt :

Ausnahme1: Ich lasse alte Kleidung einfach liegen und gehe - ohne Kontakt mit dem Empfänger. Dann "findet" es jemand und es wird nicht erbettelt.

So haben wir es mal gemacht, dann wurde hinter uns her telefoniert, das wir was im Zimmer vergessen haben. ;)

Liebe Grüße
Cécile :)

Ganz pragmatisch bezogen auf den von dir genannten Fall: Wir legen die z. B. T-Shirts lose auf den Papierkorb im Zimmer, wenn wir abreisen. Dann ist es klar für die Angestellten. Das wollen die nicht wieder zurück haben. Wird aber stets verwertet, wie wir in dem ein oder anderen Fall im nachhinein erfahren haben. Alternative: Lass es im Zimmer liegen und sage bei der Abfahrt an der Rezeption, dass die T-Shirts bitte "entsorgt" werden sollen.

Beste Grüße
Ralf
Beste Grüße

rhh64
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