Danke, Erika, für den Thread. Ich finde es nämlich auch schade, wenn ein Reisebericht mit einer solchen Diskussion "verschandelt" wird. Zugleich juckten aber jedesmal die Finger, wenn ich darin las
Ich bin von Berufes wegen ein Gutmensch
Aber es wäre mir nie in den Sinn gekommen, mit Geschenken durch Sambia zu reisen. Wir machten damit sehr gute Erfahrungen, weil wir den Menschen als Menschen begegnet sind und nicht als "barmherzige Samariter". Wir hatten viele interessante Gespräche und Diskussionen, auch über Entwicklung, Fortschritt - und ihren Preis, im positiven wie im negativen.
Es schaudert mich, wenn jemand etwas verschenkt, um sich - etwas überspitzt formuliert - an den leuchtenden (Kinder-)Augen zu ergötzen. Mir scheint dann, als ob die Kolonialzeit doch noch nicht vorbei ist. "Kommt her, all ihr armen Negerlein, ich hab was Gutes für euch." Macht man es wirklich, um den Menschen zu helfen, oder macht man es, um sich ein gutes Gefühl zu geben, um sein schlechtes Gewissen zu besänftigen, um sein teures Reisen zu rechtfertigen?
Ich bin davon überzeugt, dass diese Menschen nicht unsere Almosen brauchen, auch nicht unsere Süssigkeiten und erst recht nicht unsere ausgetragene Altkleidersammlung. Sie brauchen eine Zukunft - und die können sie sich nur selber geben. Wir können sie dabei unterstützen, aber sicher nicht, indem wir da und dort (und wieso dem nächsten nicht?) etwas verschenken.
Etwas anderes ist es natürlich für einen erbrachten Service. Auf dem Weg von den Liuwa Plains nach Lukulu (Westsambia, dem wohl ärmsten Landesteil) ist einer über 20 km mit uns mitgefahren und hat uns den Weg gezeigt. Nachher ist er alles zurückgelaufen. Er wollte nichts dafür (auch wenn wir ihm schlussendlich doch etwas Wegproviant mitgeben durften). Es war für mich eine der eindrücklichsten Begegnungen.
Ganz anders in den touristischen Gebieten, wie z.B. auf der Fahrt vom Nord- zum Südluangwa. In jedem Dort kammen die Kinder angerannt und riefen nach Süssigkeiten oder Geld. Eine ehrliche, gleichberechtigte Begegnung mit diesen Menschen war kaum mehr möglich. Und die Touristen, die wahllos verteilen, haben sie zu diesen Bettlern gemacht.
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die Menschen wahr- und ernstgenommen werden wollen als gleichberechtigtes Gegenüber. Wenn man sich für sie interessiert und sie nicht nur bemitleidet, entstehen wertvolle Kontakte (inkl. viel Lachen und leuchtenden Augen). Auf den Markets war es sogar oft so, dass wir immer noch ein Geschenk erhielten (zusätzliche Tomaten etc.).
Dies ein paar Gedanken meinerseits