Du willst ein ganz besonderes Abenteuer erleben?
Ein Abenteuer wo alles, aber auch alles gefordert wird?
Das Blut kocht und die Nerven blank liegen?
Willst wissen, ob Du ein ganzer Kerl bist?
Willst die Grenzen deiner Leidensfähigkeit kennenlernen?
Am Ende wirst du sagen – wer bitte ist schon John Rambo?
Hier der ultimative Tipp:
Der Genzübergang von Kazungula in Botswana nach Zambia.
Wir, das sind Uli und ich, auf dem Weg aus dem Chobe nach Zambia in den Lower Zambezi National Park. Der Zambezi wird mit einer Motorfähre überquert. Auf der Botswanaseite des Flusses geht die Ausreise für Individualreisende mit eigenem Fahrzeug flott. Lkws stehen kilometerlang sauber aufgereiht am Strassenrand.
Die Motorfähre wird von Zambia betrieben und macht einen soliden Eindruck. Auch das auf die Fähre fahren, in Afrika häufig ein Problem, klappt gut. Die leichteren Fahrzeuge zuerst. Das sind nur wir. Dann ein Riesentruck. Sehen uns ein wenig um. Auf die Reifen der Lkw darf man nicht schauen, sonst wird einem Angst und Bange. Von Profil teilweise nur geringe Spuren. Wenn der bremsen muss. Wenn Wasser auf der Strasse ist. Nicht dran denken. Der Regen beginnt erst im nächsten oder übernächsten Monat.
Kaum die Fähre verlassen beginnt das Drama. Das Ufer ist relativ steil und manche Lkw schaffen es beim ersten Anlauf nicht.
Geduld, Geduld. Wohin?
Vor uns eine Wand aus Lastwagen. Alles kreuz und quer. Da bewegt sich nichts. Teilweise sind die Fahrer nicht in den Fahrzeugen, beim Zoll, besuchen ihre Freundin, oder sonstwo. Lassen einfach die Fahrzeuge stehen. Einige bereiten zwischen den Fahrzeugen auf Gaskochern ihr Essen.
Dieses kleine Mädchen wartet seit Stunden mit ihrem Vater auf die Abfertigung? Sie haben nichts zu trinken und zu essen.
Wir vesorgen beide. Selbstverständlich haben wir den Vater gefragt, ob wir das Kind fotografieren dürfen.
Gestresste hätten hier bereits den ersten Infarkt. Doch Rettung naht. Die jungen Zambier bieten sich als Lotsen an. Wir unternehmen erst gar nicht den Versuch uns selbst zum Abfertigungsgebäude durch zu kämpfen. Unser Lotse hat zwar auch Probleme. Zunächst fahren wir am Ufer entlang flussaufwärts. Im kleinsten Geländegang wühlen wir uns durch Sand, Schlick und Gebüsch. Der Lotse läuft vor uns. Dann geht es wieder landeinwärts.
Oh Wunder, irgendwo zwischen der chaotischen Anhäufung von Lkws ist das Immigrations,- und Zollgebäude. Ohne unseren Führer, der intensiv zwischen den Trucks eine Lücke sucht damit wir zum Gebäude kommen, hätten wir es nicht geschafft. Vor, zurück und so weiter. Lkws müssen bewegt werden. Teilweise müssen wir die Außenspiegel anklappen um durchzukommen. Zum Glück sind einige Fahrer da. Das eingeschossige Gebäude zwischen den riesigen Lastwagen hätten wir allein sicherlich erst nach langer Suche gefunden. Wir entlohnen den Lotsen.
Ein anderer junger Afrikaner bietet sich als Guide für die Abfertigung an.
Eigentlich müssten wir geläutert sein, aber nein - wir lehnen dankbar ab. Jetzt geht es zum Fährbüro um die Gebühr für die Überfahrt zu bezahlen. Wenn wir nicht selbst hingegangen wären, wäre wohl auch in Ordnung?
Der Guide, den wir nicht engagiert haben weicht nicht von der Seite. Rein in das Immigrationsbüro in dem flachen Betonkasten. Die Luft steht trotz des traurigen sich knirschend drehenden Deckenventilators, der nichts bewegt außer sich selbst und das sehr mühsam.
Die Temperatur im Gebäude bestimmt an die vierzig Grad. Der Immigrationsbeamte sitzt auf einer Art Barhocker mit dem Rücken zum Schalter und liest Zeitung (so sieht es jedenfalls aus).
Wer jetzt an die Scheibe klopft, oder hallo Sir, oder sich bemerkbar macht hat verloren und kann sich auf eine längere Wartezeit einrichten.
Das kennen wir, in Ehrfurcht stehen wir still vor dem Schalter. Die Pässe in den Händen. Das Einzige was hier läuft ist der Schweiß.
Der Beamte im schneeweißen extrem gestärkten Hemd rührt sich nicht. Vielleicht kann er sich nicht bewegen, sonst bricht das Hemd? Aber wie ist er dann hineingekommen? Egal ist nicht unser Problem.
Schläft er vielleicht? Die Zeitung hat er bisher nicht umgeblättert. Uli meint, der macht bestimmt Mittagspause. Wie bitte? Es ist zehn Uhr vormittags. Na und, kann doch seine Mittagspause machen wann immer er will. Natürlich sprechen wir ganz leise. Dürfen nicht stören, würden sonst garantiert die Arschkarte bekommen.
Nun erforschen wir mit den Augen die Räumlichkeiten.
Überall liegen gebündelt die postkartengroßen Ein,- und Ausreiseformulare. Zu einem Raum steht die Tür offen, der mit ebenfalls gebündelten Formularen fast bis an die Decke gefüllt ist. Uli fragt mich, zu was die Dinger überhaupt ausgefüllt werden?
Uli, - ist Afrika. Hurra (aber leise), der Beamte lebt und dreht sich freundlich lächelnd um und alles geht sehr schnell.
Siehste Uli, Geduld ist der erste Schritt zum Erfolg.
Dann zum Zoll im gleichen Gebäude. Die Lady hinter der Glasscheibe sitzt tiefer. Wir schauen von oben auf sie herab. Das ist psychologisch unklug. Wir gehen in die Hocke auf Augenhöhe. Nun lächelt sie freundlich. Was man nicht alles tut um die Gunst der holden Weiblichkeit. Ein paar kleine Missverständnisse sind schnell ausgeräumt und schon ist die Zollabfertigung erledigt. Wir bekommen einen Zettel, den sie irgendwo abreist und etwas darauf schreibt.
Your gatepass.
Alles überstanden, weit gefehlt. Jetzt geht es erst richtig los. Bitte an Uli stell dich in den Schatten und beobachte unser Auto. Ich sehe ein, ohne Hilfe eines Guide bin ich verloren.
Zur Bank. Ein Plastikcontainer in dem maximal 3 Personen Platz haben. Luft zum Atmen muss von draußen mitgebracht werden, sonst droht der Erstickungstod. Ich glaube der hat sich bei der Hitze ziemlich verzogen. Für 300 Euro werde ich in einheimischer Währung Millionär.
Draußen knallt die Sonne erbarmungslos aufs Haupt. Die Frage ob es drinnen oder draußen heißer ist, hat keine Bedeutung mehr.
Weiter zur Versicherung einem aus Wellblechplatten zusammengestelltes Behältnis. Nur in einem eingeschalteten Backofen wird es kühler sein. Es dauert eine Weile bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Ich erkenne mehrere Frauen, einen Tisch und eine Art Bank.
No problem, alles geht relativ schnell.
Dann zum Office um die Strassenbenutzungsgebühr zu entrichten. Folterkammer Nummer zwei? Nein, der Angestellte sitzt vor seinem Blechkasten im Schatten. Auch hier sehr freundlich. Ein paar Scherze und schon erledigt.
Der ständig von der Stirn rinnende Schweiß brennt in den Augen. Die Stirn abwischen – nein, jede Bewegung vermeiden.
Wow, das Drama ist noch nicht zu Ende. Wenn ich mich recht erinnere musste ich noch zwei Stellen anlaufen. Irgendwie registriere ich das alles nicht mehr so richtig. Der Wunsch nach einem mannsgroßen Kühlschrank wird immer heftiger, um darin zu verschwinden und von innen die Tür zuhalten.
Die Sorge um Uli, ist der arme Kerl noch am Leben, oder suizidgefährdet, treibt mich. Nichts dergleichen, sitzt fröhlich im Schatten auf einer Bank und schäkert mit den Schönen.
Endlich, können wir fahren. Irrtum das Auto ist innen so heiß, das Lenkrad kannst du mit bloßen Händen nicht anfassen. Also Türen auf und Ventilator auf volle Pulle. Lenkrad abdecken.
Unglaublich, wir fahren, zunächst auf dem Strassenrand an den Trucks vorbei, dann auf guter Asphaltstrasse in ein wundervolles Land. Die Scheiben sind unten. Der Fahrtwind bringt Kühlung. Das Abenteuer Lower Zambezi beginnt.
Nun, wirst du vielleicht fragen, warum schaltet ihr die vorhandene Klimaanlage nicht ein?
Regel 1. Keine Klimaanlage einschalten.
Regel 2. Kein Radio einschalten.
Auch wenn Du es nicht glaubst, es gibt eine Steigerung von Zambia über den Korridor durch den Kongo nach Zambia. Schikane in Vollendung.
Vor über zehn Jahren gab es im Lower Zambezi National Park nicht einen Löwen. Nach und nach haben Löwen aus dem Mana Pool Park in Zimbabwe, den Fluss überquert und sind hier geblieben. Vor der Hitze am Boden und den Fliegen flüchten die Löwen auf Bäume.