Hallo,
Air Namibia bekommt jetzt die ganze Kritik ab, aber letztlich ist das zu 100% ein politisches Problem. Alle Lizenzen, um grundsätzlich eine Airline betreiben zu können, liegen ja offenbar vor. Sofern Slots an den Flughäfen nicht knapp sind (was sie hier nicht sind), ist es dann ausschließlich eine politische Entscheidung, welche Strecken eine Airline bedienen darf. Die südafrikanischen Behörden haben offenbar auch kein Problem damit, dass flyAfrica O.R.Tambo anfliegt. Nur die namibische Politik hat ein Problem.
Um mal wieder Air Namibia vor Wettbewerb zu schützen, hat die Transport Commission offenbar entschieden, dass flyAfrica nicht die AN-Route WDH-JNB (O.R. Tambo) bedienen darf, sondern nur nach Lanseria fliegen darf. Und dann faselt die Politik immer davon, welch große Bedeutung Air Namibia für Tourismus und Wirtschaft in Namibia hat. Tatsächlich kosten Air Namibia und die politischen Entscheidungen zugunsten Air Namibias das Land Jahr für Jahr etliche Milliarden. Und zwar auf 3 Ebenen:
Jährlich 500 bis 1.300 Millionen direkte Subventionen
Das nimmt auch nie ein Ende. Allein für die nächsten 3 Haushaltsjahre sind wieder fast 2 Milliarden für Air Namibia planmäßig budgetiert. Das dürfte noch das optimistische Szenario sein. Läuft irgendwas schlecht, wird es wie gewohnt mehr. Gleichzeitig steht Namibia laut aktueller UN-Statistik z.B. in Sachen Unterernährung übrigens schlechter da als das Krisenland Zimbabwe. Man muss halt Prioritäten setzen und die ernährung der eigenen Bevölkerung ist viel weniger wichtig als so eine geile Staatsairline.
Tourismus
Das mangelnde Flugangebot und die im Vergleich überhöhten Flugtarife dürften im Moment das größte Hindernis für die weitere Entwicklung des Tourismus sein.
Behinderung der Wirtschaft
Die völlig überhöhten Inlands- und Regionaltarife durch den Schutz Air Namibias behindern die Wirtschaftsentwicklung im Land und schröpfen die eigene Bevölkerung ein weiteres Mal (nach den Subventionen). Der kleine Hüpfer von Windhoek nach Odangwa kostet z.B. ganzjährig zwischen 3.000 und 5.000 NAD. In Malaysia, einem Land mit vergleichbarem Lohnniveau kosten vergleichbare Inlandsflüge ganzjährig 20-40 EUR bei einem Low-Cost-Carrier wie AirAsia (Returnticket inkl. aller Steuern und Gebühren, ggf. + ca. 15 EUR Gepäck).
Genauso merkbefreit ist Namibia bei seinen Flughäfen. Diese sind viel zu teuer und tragen zu hohen Flugpreisen bei. Man darf dabei nicht nur auf die absolute Gebührenhöhe schauen, sondern muss auch mal die dafür gebotene Leistung anschauen. NAC berechnet für einen internationalen Passagier ab Windhoek 410 NAD an Gebühren. Das ist ungefähr das selbe wie am Changi-Airport in Singapur - der in Umfragen fast jedes Jahr zum besten Airport der Welt gekürt wird. Aber NAC bietet für das Geld nur etwa 20% der Leistungen und des Komforts von Changi. Der Flughafen besteht aus einer billig hingeklatschten, billig ausgestatteten, nicht sehr sauberen Halle und hat nicht mal Airbridges. Da wird ein Dacia Logan zum Preis einer S-Klasse geliefert.
Wer sich fragt, warum sich die meisten asiatischen Länder in den letzten 30-40 Jahren besser entwickelt haben als die meisten afrikanischen Länder: Wegen sowas. Seit 20 Jahren werden immer wieder die gleichen Fehler gemacht. Man ist da in Namibia maximal lernunfähig. Und so lange das so ist, kann es eben nicht entscheidend voran gehen.
Viele haben Ihre Hoffnungen auf den neuen Präsidenten Hage Geingob gesetzt. Bis jetzt sieht man nur den gleichen Unsinn wie in den letzten 20 Jahren, inklusive unsinniger Personalrochaden bei Air Namibia. Aber das primäre Kriterium ist jetzt immerhin wieder erfüllt: Der Chairman des neuen Boards ist nun wieder schwarz und nicht mehr weiß. Alle Mitglieder des neuen Boards von Air Namibia sind nun schwarz. Und Air Namibia hat auch wieder einen neuen CEO. Hatte zwar noch nie etwas mit Luftfahrt zu tun, erfüllt aber das wichtigste Qualifikationsmerkmal: Ist schwarz statt zuletzt weiß. Sollte es jetzt wieder schlechter laufen, dann bezieht Air Namibia wieder die Prügel, aber es ist und bleibt ein rein politisches Problem.
Rant-Ende
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Beste Grüße
Guido