THEMA: Deutsche Kolonien, Dienstag, 08./15./22.11, 20.15
08 Nov 2005 15:19 #8995
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  • wanetaba am 08 Nov 2005 15:19
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Dienstag, den 08.11.2005
20.15 - 21.00
Deutsche Kolonien (1/3)
Vom Entdecker zum Eroberer
Dokumentation, Deutschland, 2005

Dokumentation
Accra, Hauptstadt Ghanas, 38 Grad im Schatten und 97 Prozent Luftfeuchtigkeit. So stellt man sich "das Grab des weißen Mannes" vor, ein fieberverseuchtes Gebiet, das von den Seefahrern des 17. Jahrhunderts so gefürchtet wurde. Im Geländewagen geht es entlang der Küste Richtung Westen.Palmen, weiße Strände, türkisfarbenes Meer, das ist die legendäre "Goldküste". Ihren Namen bekam sie in jenen Tagen, als europäische Entdeckerund Eroberer auf der Suche nach Gold, Elfenbein und Sklaven zum ersten Mal ihre Hände nach dem Reichtum Afrikas ausstreckten. Kautschuk-Plantagen am Wegesrand zeigen, dass der Kontinent für die weißen Herren später noch mehr zu bieten hatte.

Auf dem Weg zu einem vergessenen Zeugnis des deutschen Kolonialismus: Etwas zugewuchert, aber immer noch mächtig überragt ein grau-schwarzes Bauwerk die tropische Landschaft: die Großfriedrichsburg, gegründet von der Expeditionsflotte des Großen Kurfürsten 1683. Friedrich Wilhelm I. wollte sein marodes Kurfürstentum Brandenburg, den Vorläufer des späteren Königreichs Preußen, mit dem kolonialen Abenteuer sanieren. Es ging ihm nicht um Entdeckungen oder das Erforschen fremder Kulturen, es ging einzig um Macht und Geld! Schmutziges Geld, das hauptsächlich mit Sklavenhandel verdient wurde. In der Burg entdeckt das Filmteam das alte Verlies, in dem man die "menschliche Ware" zusammengepferchte, bevor sie auf die Schiffe für die Karibik verladen wurde. Schätzungen sprechen von insgesamt zwölf Millionen Afrikanern, die von den Weißen aus ihrer Heimat verschleppt wurden - eines der grausamsten Kapitel der europäischen Geschichte.

Auf den Zinnen der Burg verrostete Kanonen - wie vor über 300 Jahren sind sie immer noch auf das Meer gerichtet. Der ärgste Feind der deutschen Besatzung von Großfriedrichsburg waren nicht die "wilden" Einheimischen, sondern vielmehr die europäischen Handelskonkurrenten, vor allem die Holländer. Bereits 1712 verkauften die Brandenburger ihre Besitzungen an der Goldküste für "7200 Dukaten und 12 Mohren, geschmückt mit goldenen Ketten".

Historisch betrachtet war Großfriedrichsburg eine unbedeutende Episode in der frühen europäischen Kolonialgeschichte, was aber die Kolonialbegeisterten im Deutschen Kaiserreich 150 Jahre später nicht daran hinderte, den Großen Kurfürsten als Ahnherrn der deutschen Kolonialbewegung zu verherrlichen. Der Verwalter des als Weltkulturerbe anerkannten Gebäudes zeigt stolz eine Flagge mit dem roten Adler der einstigen kurbrandenburgischen Besitzer.

Ortswechsel, Zeitsprung: Kamerun war seit 1884 eine Kolonie des Deutschen Reichs. Vom Gouverneurspalast in Buea regierte einst Jesco von Puttkamer die Kolonie und seine Menschen mit einem derart besitzergreifenden Selbstverständnis, dass spöttische Zeitgenossen das Land bald in "Puttkamerun" umtauften. Die Realität war alles andere als lustig: Die Bevölkerung wurde enteignet, ganze Dörfer zwangsumgesiedelt, Arbeitskräfte zwangsrekrutiert.

Große Plantagengesellschaften rund um den Kamerunberg sollten so den fruchtbaren Boden möglichst effektiv ausbeuten können. Zum Wohle der Aktionäre. Einer von ihnen war Gouverneur Puttkamer selbst. Es zählte nur der Profit. Die Einheimischen wurden als reine Arbeitskraft betrachtet, die man möglichst rechtlos halten sollte.

Spurensicherung vor Ort, auf einer Bananenplantage. Die Früchte der "neuen deutschen Waren-Welt" - Kaffee, Kakao, Palmöl und eben Bananen - waren Haupteinnahmequellen der Kolonie. In einem Schuppen zeigen Arbeiter eine alte Lok. Schnell ist klar, das sind die rostigen Überreste der ehemaligen Plantagenbahn, mit der die Bananen zum Verladekai transportiert wurden. Unweit davon stehen noch die Baracken, in denen die schwarzen Plantagenarbeiter wie Vieh gehalten wurden. Mit einem kleinen Motorboot gehtes weiter zu einer anderen, heute von Land aus unzugänglichen kolonialen "Sehenswürdigkeit": Die Anlegestelle und die Faktorei der Woermannlinie, die mit ihren Dampfern die Erzeugnisse in die Heimat transportierte und von dort Siedler und Soldaten nach Afrika brachte. Woermann stieg dank des Afrikageschäfts zu einem der einflussreichsten Reeder der Welt auf.

Missionare und Entdecker hatten den Kolonisatoren den Weg geebnet. Sie waren die ersten, die sich in das Innere des bislang unerforschten Kontinents vorwagten. Heinrich Barth, Gerhard Rohlfs, Gustav Nachtigal wurden durch ihre Afrikareisen zu Pionieren der Geographie und zu Leitfiguren der erstarkenden Kolonialbewegung. Der Geograph Ferdinand von Richthofen erkundete das ferne China und empfahl der Reichsmarineleitung die Bucht von Tsingtao als idealen Hafen. 1897 wurde Tsingtao deutsches Pachtgebiet. Gustav Nachtigal reiste im Auftrag der Reichsregierung nach Togo und Kamerun und hisste dort die deutsche Flagge. So wurde ein Entdecker ganz konkret zum Eroberer. Die Abenteurer Gottes, die Missionare, waren nicht minder eroberungslustig. Ob im Inneren Afrikas, bei den Menschenfressern von Neuguinea oder auf der Südseeinsel Samoa, mit ihrer geduldigen Basisarbeit zur Bekehrung der "heidnischen" Seelen legten sie den Grundstein für die spätere Kolonisierung. "Erst kommt der Missionar, dann der Konsul, dann die Armee", haben die Kolonisierten schon früh erkannt.

Die nächsten Sendetermine: Di., 15.11.2005: 2. Teil "Afrika brennt" und am Di., 22.11.2005: 3. Teil "...und morgen die ganze Welt"

Länge: 45 min

Regie: Gisela Graichen und Peter Prestel
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08 Nov 2005 18:34 #8999
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  • wanetaba am 08 Nov 2005 15:19
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kann das sein, dass du den Fernsehsender vergessen hast ? Oder hab ich das bloss überlesen ?

Naja ansonsten kommt das auf dem ZDF
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09 Nov 2005 08:09 #9003
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  • wanetaba am 08 Nov 2005 15:19
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Danke slaggi!

Ja, hatte in der Kopfzeile vergessen,
das diese Sendungen im ZDF ausgestrahlt werden.

Hier noch der direkte Link auf die ZDF-Seite,
den heute früh der eine oder andere schon im Postkasten hatte:

www.kolonien.zdf.de
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