THEMA: Die Tsetsefliegenplage - kann man sich schützen
27 Mär 2009 17:35 #95858
  • siggi
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  • siggi am 27 Mär 2009 17:35
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Die wichtigste Frage ist, kann man sich davor schützen?
Ja: Wenn man die Länder (Regionen) meidet in denen die Tsetsefliege einen hohen Verbreitungsgrad hat.
Nein/Jein: In den Ländern (Regionen) mit hohem Tsetsefliegenbestand.
Alle Insektenschutzmittel nützen nach meinen Erfahrungen nichts. Selbst „Autan“, das vor Moskitos wirksam schützt, versagt. Genauso wirkungslos ist die elektronische Mückenabwehr.
Die Fliegen sind, bezüglich der Auswahl der menschlichen Körperpartien nicht spezialisiert. Teilweise bevorzugt wird der Knöchelbereich der Beine. Nach unseren Beobachtungen wird der Gesichts,- Kopfbereich gemieden. Bei den Afrikanern schwarzer Hautfarbe, stechen sie auch auf der Kopfoberseite, aber ebenfalls kaum/nicht im Gesichtsbereich.

Forscher sind der Frage nachgegangen warum in fliegenverseuchten Gebieten Wildtiere existieren können.
In den Körpergerüchen des Wasserbocks wurden 18 biologisch aktive Abwehrkomponenten gefunden. Auch in der Atemluft werden diese Substanzen vermutet.
Den Insektenforschern gelang es das Rätsel zu lösen. Das Orientierungssystem der Tsetsefliegen wird, wenn sie in den Dunstkreis des Wasserbocks gelangen ausgeschaltet. Bemerkenswert ist, dass dieses Schutzsystem der Antilopen, die Sensoren der Fliegen bereits auf größere Entfernung blockieren. Somit ist die Antilope quasi unsichtbar für die Fliege. Eine weitere Komponente im Körpergeruch wirkt auf kurze Distanz. Sollte die Fliege trotz blockiertem Orientierungssystem zu dem Wasserbock gelangen, wird sie durch diese Komponente abgewehrt. Die Antilopen verfügen somit über einen doppelten Abwehrschirm und bleiben von der tötlichen Nagamaseuche verschont. Bei Zebras ist die Zeichnung des Felles der Abwehrmachanismus.

Rinder locken über Kilometer mit der Atemluft die Tsetsefliege an.
Die Spezialisten arbeiten an einer Art „Flohhalsband“ gegen Tsetsefliegen. Bis es aber soweit ist, wird es noch eine Weile dauern.
Früher wurde die Vegetation in betroffenen Gebieten gerodet und zahlreiche Wildtiere abgeschossen, um der Tsetsefliege Herr zu werden (kompletter Unfug).
Die Testsefliege wird magisch von einem speziellen Blau (Farbe) angezogen. Schwarz wird als Landefläche bevorzugt und weiß ist die Orientierungs-, und Leitfarbe.
Als Lockmittel in den Fallen wird Rinderurin, oder ein spezielles Gas/Duftstoff genommen. In Tsavo-Ost ist eine einfache Form der Fliegenfallen zu sehen. Auffällig durch die leuchtend blauen Tücher. Bemerkenswert ist, dass die von der Fliege bevorzugte Farbe blau bei ihren Opfern nicht vorkommt.

In den kälteren Regionen Z.B. (Ngorongoro Crater) kommt die Tsetsefliege nicht vor. Für ihre Aktivität benötigt die Fliege eine bestimmte Lufttemperatur d.h. am frühen Morgen sind die Fliegen inaktiv.

Wie kann man sich schützen:
Keine blauen, oder schwarzen Textilien tragen. Bestimmte Jeansfarben scheinen einen besonderen Reitz auf die Fliegen auszuüben. Der Jeansstoff ist kein Hindernis für die Fliegen. Sie stechen (besser beißen) durch den Stoff. Für die Beine und den unteren Körperbereich ist eine lose Hose, die möglichst wenig am Bein anliegt, besser. Dadurch stechen die Fliegen ins Leere. Für den Oberkörper ist eine dicke Jacke (Parka) guter Schutz. Der Stich reicht nicht bis in die Haut. Das sieht sicherlich etwas seltsam aus, bei über 30 Grad in einer „Winterjacke“, zumal auch geschwitzt wird, ist aber ein wirksamer Schutz. Schutz bietet auch ein sog. \"Ostfriesennerz\", aber darin schwitzt man sich zu Tode. Schützen können auch dünne Windjacken. Die luftdurchlässig sein sollten.
Unbedingt ins Gepäck gehören mehrere Plastikfliegenklatschen, da diese leicht kaputtgehen. Wenn sich auf Safari gegenseitig beobachtet, und sofort zugeschlagen wird, kann es ohne schmerzhafte Stiche abgehen. Meist sind die Fliegen nicht von einem Schlag tot und es muss mehrfach zugeschlagen werden.
Auch eine gute Gelegenheit auf einen, oder eine unliebsame Safaribegleitung einzuschlagen.

Tesetsestiche sind sehr schmerzhaft. Kleinere oder größere Bereiche können stark anschwellen, außerdem kann die „Schlafkrankheit“ übertragen werden.

Verbreitungsgebiete:
Kenya: Nur Tsavo Ost - sehr vereinzelt.
Tanzania: Alle Parks und Game Resevate. Besonders zentrale und südliche Serengeti. Tarangire, Lake Manyara besonders stark südlich der Mitte. Mikumi, Ruaha jahreszeitlich sehr unterschiedlich. Besonders stark Katavi Plains.
Nach unseren Beobachtungen hat die Tsetsefliegenplage in den letzten zwanzig Jahren besonders in Tanzania stark
zugenommen. Die Erklärung ist sicherlich die Vergrößerung der Rinderbestände und die Vernachlässigung der Bekämpfung.
Hinweis:
Wer mehr über die Tsetsefliege, verschiedene Arten, Vermehrung (dabei ist interessant, dass die Tsetsefliege lebendgebärend ist), Vorkommen, Bekämpfung usw. wissen möchte, findet im Internet hunderte von Informationen.

Namibia, Zimbabwe, Südafrika und Botswana sind weitgehend tsetsefliegenfrei (d.h. nicht, dass es Z.B. in Botswna vereinzelt Tsetsefliegen geben kann. Für den Besucher aber bedeutungslos.

Sehr stark verbreitet ist die Tsetsefliege in Zambia. Teilweise kaum zum aushalten.

Von Touristen teilweise kopfschüttelnd belächelt werden die Tsetsekontrollen an Fahrzeugen, mit Fangnetz und Spray, wenn man in Botswana aus Ngamiland kommt. Trotz der Einfachheit scheinen sie wirkungsvoll zu sein.
Das Leben der Tsetsefliegen ist kurz. Ein bis zwei Monate. In dieser Zeit muss sie alle drei bis vier Tage mehr als das eigene Körpergewicht an Blut aufnehmen.

Übrigens:
Böse Zungen behaupten, die Tsetsefliege wäre auch in Deutschland schon lange heimisch. Besonders auffällig die Auswirkungen ihres Tuns in Behörden und Ämtern.


Siggi
Wer sich für meine Reisenberichte interessiert hier im Forum Z.B
Hautnah mit Cheetahs (Geparden)
http://www.namibia-forum.ch/index.php?option=com_fireboard&Itemid=80&func=view&catid=156&id=95578#95745
Siggi
Menschen für Afrika begeistern

http://www.safaris-in-afika.de
Letzte Änderung: 27 Mär 2009 17:40 von siggi.
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27 Mär 2009 18:08 #95864
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  • Geopard am 27 Mär 2009 18:08
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Hallo Siggi,

danke für diesen Bericht. Ich habe in Tansania selber einige Erfahrungen mit diesen unangenehmen Fliegern machen dürfen. In erster Linie im Tarangire und in der Serengeti sind wir immer wieder angefallen worden. Dein Kleidungstipp ist ja schön und gut, aber einen Ostfriesennerz oder ein Parka bei sengender Hitze?

Auch das helle Kleidung helfen soll, kann ich nicht unbedingt bestätigen. Die eingefallenen Fliegen stürzten sich auf alles was möglich war, eine farbliche Vorliebe konnte ich nicht feststellen. Gerne sind diese Viecher im Fußraum des Autos über die Füße hergefallen.

Ich habe festgestellt, der einzige wirksame Schutz ist ein Safarihut - Dieser in der Hand zum wilden um sich schlagen scheint wirklich das einzige zu sein was hilft.

Gruß Bernd
Letzte Änderung: 27 Mär 2009 18:19 von Geopard.
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27 Mär 2009 18:56 #95869
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  • Gernot Eicker am 27 Mär 2009 18:56
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moin,

in den frühen 80-er Jahren wurde nachts die Deflying-Truppe aus Maputo im Delta aktiv. Die Sprühflugzeuge flogen in Baumwipfelhöhe über das Delta und versprühten ihr Gift. Das passierte immer in der Kühle der Nacht, weil das Lösungsmittel tagsüber in der Wärme verdampft wäre, bevor es auf Grund fallen konnte.
Wenn die Jungs fertig waren, kamen die im Tiefflug über den Thamalakane gedonnert, blinkten mit ihren Scheinwerfern, Lindsay Birch blinkte mit der Bar-Beleutung zurück als Zeichen, dass das CroCamp weiter geöffnet blieb bis die Piloten kamen. Es wurde dann immer sehr heftig.
Der Chef der Truppe hatte einen Hubschrauber und hat uns häufig mitgenommen zum Fotografieren, zum Fische kaufen im Delta,oder er hat uns am South Gate abgesetzt, was zu Irritationen der Warden führte - die kamen mit Gewehr im Anschlag auf uns zu, weil sie glaubten, wir wären Wilderer............
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27 Mär 2009 19:30 #95870
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  • Bhekisisa am 27 Mär 2009 19:30
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Hallo Siggi und Bernd!

Auch ich bin leidgeprüftes Mehrfachopfer von Tsetses. Die ersten Male, als mich solche Fliegen erwischt hatten, juckte es nur fürchterlich. Dann aber hatte es mein Körper satt und bildete eine Überempfindlichkeit aus, die sich in Form von heftigen, großflächigen Schwellungen und wassergefüllten Blasen äußert, die irgendwann kieselsteinartige Konsistenz annehmen und sich bis auf's Fleisch ablösen. Das hat mir das Reisen in Tsetse-Gebieten derart verleidet, dass ich in diversen Foren, bei Ärzten und Tropeninstituten Informationen eingeholt und die Ratschläge durchprobiert habe. Dabei habe ich folgendes festgestellt: es gibt kein Repellent, das vollständigen Schutz garantiert. Lediglich DEET (Diethyl-m-toluamid) ab Konzentrationen von 40% zeigt ansatzweise Wirkung. In Amerika gibt es auch 100%-iges DEET zu kaufen, aber auch das bietet keinen lückenlosen Schutz; außerdem ist es eine echt harte Keule, die Kunststoffe und Lacke an- oder gar auflöst. DEET funktioniert übrigens nach dem von Siggi beschriebenen Wasserbock-Prinzip: es schaltet (zumindest teilweise) das Orientierungsssytem der Tsetses aus.

Aber, gute Nachricht, es gibt etwas, mit dem man sich wirklich schützen kann. Und das ist das Gewebe G1000 von Fjällräven. Das Stöffchen wird mit einer speziellen Webtechnik hergestellt und da kommen die Biester einfach nicht durch. Leider stellt Fjällräven keine Ganzkörperanzüge her... Leider, denn Tsetses nutzen jedes Löchlein, das nicht von G1000 oder wirklich dickem Stoff (und damit meine ich nicht z. B. Fleece, sondern schon eher den erwähnten Parka).

Seit ich dieses Gewebe für mich entdeckt habe, trau ich mich wieder in Tsetsegebiete!

Liebe Grüße von Barbara
Anhang:
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27 Mär 2009 20:25 #95874
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  • ANNICK am 27 Mär 2009 20:25
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Hallo Barbara,

Da kann ich laut Bilder schon verstehen das du es satt hattest mit diesen Biestern. Werde mich gleich nach Fjällräven erkundigen, denn meine Haut ist auch sehr empfindlich.

Danke für den Tipp

Annick
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27 Mär 2009 21:35 #95877
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  • Paula am 27 Mär 2009 21:35
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Ein Hallo an alle geplagten, auch ich erinnere mich gut an diese hartnäckigen \"Safaribegleiter\", besonders schlimm in Tanzania / Ruaha. Wie schon geschrieben besonders gern und hinterlistig im Fußraum. Mehrmals draufhauen ist stark untertrieben, teilweise waren wir gut mit dem Zerpflücken der Viecher beschäftigt. Hauptsächlich um die Mittagszeit bis Nachmittag, also wenn es richtig warm ist und ich definitiv nicht gerne mit dicken Jacken in Autos sitze.
In den darauffolgenden Nächten sind zwar keine Fliegen da aber die Bereiche um die Knöchel jucken derartig, das an Schlafen nicht zu denken ist. Lässt man sich verleiten nur ein bißchen zu krabbeln, dann gehen die Blasen auf, ist ja auch schon eindrucksvoll zu sehen. Mein Rezept war dann mit feuchten Tüchern auf den Füßen rumzuliegen.

Aber was nimmt man nicht alles in Kauf um unvergessliche Reisen zu unternehmen!!!

Lasst euch also nicht abhalten, es erwischt ja nicht unbedingt jeden - der schnellere frisst den langsamen heißt es doch,
viele Grüße, Paula
Freiheit ist ein Luxus den sich nicht jeder leisten kann.

Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen wird am Ende beides verlieren.
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