THEMA: Wüstenelefanten: Muss man sie jagenn ?
11 Okt 2008 14:52 #79459
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  • jaw am 11 Okt 2008 14:52
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Hallo,

auch wenn ich grundsätzlich das Jagen als eine Form der Nutzung natürlicher Ressourcen in Namibia akzeptiere, so habe ich mit den Wüstenelefanten wenig Verständnis. Ich konnte aber vor wenigen Wochen Gelegenheit mit verschiedenen Leuten darüber zu diskutieren. Die Abschusserlaubnis war kurz davor vom Ministerium ertelt worden.

Hier meine Vermutungen dazu:
1. Unstrittig besteht in der Etosha eine massive Überpopulation. Die Elefanten sind dabei den gesamten Biotop zu gefährden.
2. Ein Elefantenabschuss in der Etosha wäre sehr öffentlich und potentiell tourismusschädlich
3. Das zuständige Ministerium hat zwar grundsätzlich nichts gegen eine Reduktion der Elefantenbestände, will aber öffentliche Auseinandersetzungen vermeiden (siehe Caprivi-Einzelabschuss \"aus Notwehr\" passend zur geplanten Feier)
4. Bei den sog. Wüstenelefanten helfen dem Minsiterium Klagen betroffener Farmer über Zaunschäden und Zerstörungen. (Solche Klagen gibt es auch aus dem Bereich Kamjab). In der Vergangenheit gab es schon immer Einzelgenehmigungen bei solchen Ausbrecher-Elefanten in Farmgebieten
5. Die Argumentation dazu ist zweigeteilt: Einmal können Die Wüstenelefanten (weil was Besonderes) für viele $$ vermarktet werden, andererseits wird in Namibia immer wieder betont, dass diese Elefanten genetisch mit den Etoshabeständen identisch seien, nur durch die Umweltbedingungen meist etwas kleiner blieben. Also sind sie nichts Besonderes.

Für mich sind sie einzigartig.

Viele Grüße

jaw
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11 Okt 2008 14:52 #79460
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  • jaw am 11 Okt 2008 14:52
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Bild war leider zur groß

Viele Grüße

jaw
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Letzte Änderung: 11 Okt 2008 14:54 von jaw. Begründung: Bild
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11 Okt 2008 14:59 #79461
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  • Hammerstein am 11 Okt 2008 14:59
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Hallo,

naja die Jagd auf Wüstenelefanten ist auf jeden Fall umstriiten. Wenn Elefanten geschossen werden , dann meist wegen Überpopulation oder vereinzelten Problemtieren. Das Elfenbein oder Tropähe bekommen die Jäger und das Fleisch meist die Bevölkerung oder Metzger. Der Jagtourismus ist immerhin eine sehr weichtige Einnahmequlle Namibias und so popülär wie nie zuvor. Behörden und Farmeigentümer machen mit diesem Geschäft (sehr) gutes Geld. Bei preisen von 16.000 $ für einen Büffel oder fast 10.000 $ für einen Eland, ist das schon verständlich, dass die dortigen Behörden Abschüsse freigeben.

Um die Jagdgäste zu locken und ihnen etwas exklusiveres zu bieten als die andern , sind jetzt wohl auch die Wüstenelefanten ins \" Sortiment \" gerutscht. :-(

Gruß

Hammerstein
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11 Okt 2008 15:19 #79462
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  • Matou66 am 11 Okt 2008 15:19
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Ich halte das hier nicht mehr aus :woohoo: !
Zwar freue ich mich hier immer wieder zu lesen, wieviele von Euch ebenfalls keine Freunde der Jagd sind!
Dennoch \"fällt mir jedesmal die Kinnlade runter\", wenn ich hier lese, dass Jagd an und für sich ja auch irgendwie \"ökologisch\" sinnvoll sei. Oder, dass die Überpopulation an Elefanten \"reguliert\" werden muss. Und, wenn die Länder schon nichts am Elfenbein verdienten, dann durch die Jagd auf Elefanten usw. Sagt mal, geht's noch? Elefantenregulierung durch Jagd?? Durch „Tröphäenjagd“??? Das ich nicht lache!
Die angebliche \"Regulierung\" durch Trophäenjagd ist m. E. nur vorgeschoben, um das \"dicke Geldverdienen\" zu rechtfertigen. Es geht nur ums Geld! Den Behörden und Farmern das Geld, dem Volk das Fleisch. Wie soll ein Land so vorankommen? Das sind falsche Signale, die unter dem Deckmäntelchen der angeblich dahinterstehenden Ökologie stattfinden. Würde öffentlich zugegeben, dass es nur ums Geld geht, wäre das wenigstens ehrlich. Bei der finanziell schlechten Situation einiger Farmen in Namibia hätte ich auch ein gewisses Verständnis für die Farmer. Aber eine dauerhafte Lösung sollte anders aussehen.
Doch der Reihe nach:
Elefanten leben üblicherweise in Herden von bis zu 100 Tieren und mehr, die von alten, erfahrenen Leitkühen geführt werden. Diese sind oft älter als 40 Jahre. Das Ganze „Wohl und Wehe“ der Gruppe hängt davon, wie fit und erfahren dieses Leittier ist. Mit einem alten Leittier können große Herden ihr Leben sicher meistern. Dummerweise sind aber in den letzten 100 Jahren durch Jagd gerade die älteren Tiere (Bullen wie Kühe) erlegt worden. Warum? Sie sind meist die begehrten „tusker“, d.h. die Tiere mit den mächtigsten Stoßzähnen. Und nur auf solche Tiere hat es die Trophäenjagd abgesehen. Dadurch werden nicht nur die für das Gefüge einer Herde so wichtigen, erfahrenen Tiere, die ein Herde sicher führen können, dezimiert. Sondern es gehen somit nach und nach auch die Tiere verloren, die das beste Erbmaterial in sich tragen! Das ist völlig widersinnig zu natürlichen Prozessen. In der Natur werden meist die Schwachen und Kranken getötet.
Habt Ihr mal auf Euren Touren auf die Größen der Herden geachtet? Meist 10, 20 max. 30, 40 Tiere, die von relativ verschreckten und unerfahrenen, jungen Kühen zwischen 20 und 30 Jahren geführt werden.
Das die Trophäenjagd helfen kann, eine Überpopulation (von welchen Arten auch immer) zu beseitigen, ist der größte Schwachsinn des Jahrhunderts! Dafür müßte man die ganze Herde schießen (das sogenannte Culling). Denn ohne Leittier bricht das ganze Sozialgefüge aus Müttern, Tanten und Jungtieren zusammen. Das hat man in Südafrika zum Teil gemacht. Das war so ein grausames Gemetzel, dass es zu weltweiten Protesten kam. Deshalb hat man es wieder gelassen.

Das Hauptproblem liegt in der zunehmenden Einschränkung der Lebensräume durch den Menschen. In Botswana kommen noch die völlig nutzlosen Veterinärszäune dazu. Die sind in ihrem (Schwach-)Sinn dank EU nochmal ein anderes Thema. Aber, sie schränken auch die Möglichkeit der Tiere ein, ihren natürlichen, saisonalen Wanderungen zu folgen. Somit sind sie auch ein Grund für die Überweidung.

Jetzt zur Jagd selber: Wer es z. B. schafft, sich zu Fuss auf 15 - 20m an einen Büffel ranzuschleichen, um diesen dann zu erlegen, hat wenigstens halbwegs „ehrlich“ gejagt. Die sehen, hören und riechen exzellent und sind höllenschnell. Da könnte sich ein Jäger noch ein klitzekleines Bißchen was drauf einbilden, weil’s irgendwie fairer wäre.
Einen Elefanten dagegen kann jedes Kleinkind abknallen, das eine Uzi hochheben kann! Wenn der Wind gut steht, kannst Du im Busch von hinten an einen Elefanten ranschleichen und ihm am Schwanz ziehen – kein Scherz!

Ich habe diese \"Würstchen\" von Jägern, diese Feiglinge gesehen, die am Büffel - trotz sie begleitender Berufsjäger sowie Spurenlesern - \"gescheitert\" sind, um sich danach vom Auto aus (!) an Elefanten zu vergreifen. Die haben sich beinahe an den Elefanten gerächt, weil sie am Büffel \"versagt\" und die \"Hosen gestrichen voll\" hatten. Hat aber zum Glück auch nicht geklappt. So viel zum \"edlen Waidwerk\"! Diesen Typen trete ich mit Anlauf in Ihre …, wenn ich Ihnen begegne.
Und, die einzigen \"Problemtiere\" die ich bei der ganzen Thematik \"Trophäenjagd\" sehe, sind die auf 2 Beinen.

Wer einmal gesehen hat, wie ein sterbender Elefant einen anblickt, der möchte das nie mehr wieder sehen!
\"Trophäenjagd\": Ich glaube, Ihr wißt gar nicht, wovon Ihr hier mal so eben daherredet! Bei so viel Gedanken- und Herzlosigkeit gegenüber wehrlosen, hochsozialen Tieren, die diese ganze Sch… mit den ökologischen Problemen gar nicht verschuldet haben, kommen mir beim Schreiben fast die Tränen!

Und noch etwas: Tiere sind in meinen Augen keine \"natürlichen Ressourcen\", an der man sich hemmungslos bedienen kann! Ihr schreibt hier z.T. so lapidar daher, als ginge es darum, den Rasen zu mähen oder Blumen zu pflücken! Das sind Lebewesen, ausgestattet mit sozialem Gefüge, Gefühlen (wie Trauer und Schmerz) und einer Menge Intelligenz.

So begeistert ich über die sagenhaft tolle Hilfe hier im Forum bei vielen Dingen bin, so entsetzt bin ich auch immer wieder über die Gedankenlosigkeit und das Unwissen einiger, weniger User, was ökologische Zusammenhänge betrifft! Das trifft auch auf die „ach so schlimmen Feuer im CKGR“ zu. Das sind „Feuerökosysteme“. Und die heißen nicht umsonst so!

Ich habe bestimmt auch nicht den „Stein der Weisen“ gefunden, und bin ein ganz normaler Typ, aber ich beschäftige mich seit 35 Jahren intensiv mit diesen Themen.

Hier noch ein Zitat aus einer Rezension zum Buch „Bruder Tier und sein Recht zu leben“ von M. Loske:
\"Für einen denkenden Menschen mit Herz ist die Abschaffung der Jagd eine selbstverständliche Forderung. Die Ursachen dafür, dass es Leute gibt, die sich als Freizeit-Tier-Killer vergnügen, sind vielfältig und erfordern eine gesonderte Betrachtung.
Was alle Freizeitjäger miteinander vereint, ist die perverse Lust am Totschießen wehrloser Tiere. Eigentlich ist es furchtbar tragisch, dass man den lieben Gott nicht fragen kann, was er von diesem himmelschreienden Unfug gedankenloser Dummköpfe hält. Die christlichen Kirchen segnen das Jägertum sogar ab und schweigen sich ansonsten dumpf und beharrlich zu diesem Thema aus. Ein wenig Hoffnung auf eine bessere Welt macht das Buch von Dr. Loske. Sein Werk richtet sich an den gesunden Menschenverstand des mündigen Lesers. Die von ihm anvisierte Zielgruppe ist aber auch die der Freizeitjäger, auf deren Einsichtsfähigkeit er auf der Ebene der sachlichen Darlegung seiner Argument hofft. Diese Form der Auseinandersetzung ist seriös und von hohem Anspruch im Hinblick auf den tief empfundenen Wunsch nach Beseitigung menschlichen Fehlverhaltens in der Natur. Etwas mehr Schärfe bei den sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten hätte sich nicht hilfreich bei der Lösung des Problems erwiesen, denn Freizeitjäger sind erfahrungsgemäß weder für verstandesmäßige noch für emotionale Moral-Appelle empfänglich.
Realistisch betrachtet: Es ist nicht zu erwarten, dass der gedankenlose Jäger-Mob plötzlich Sensibilität für Ethik und Nachhaltigkeit im Weltgefüge entwickelt. Ein Umdenken der Jäger müsste gewiss gesetzlich verordnet werden. Wünschenswert wäre es, wenn die \"Eliten\" (Ich bitte um Beachtung der Anführungsstriche!) der Gesellschaft in der Politik den gesetzlichen Rahmen für ein Verbot der Freizeitjagd schaffen würden. Die Abschaffung der Jagd hätte z. B. allein in Deutschland jährlich für 5 Millionen Tiere die gleiche Bedeutung wie einst im geschichtlichen Kontext die Abschaffung der Leibeigenschaft. In diesem Zusammenhang ist das Buch von Dr. Loske nicht nur ein Denkanstoß, sondern ein richtungsweisender Meilenstein.\"

So, jetzt können wir mal wirklich diskutieren. Nicht immer diese Rumgesülze hier, was das Thema Jagd betrifft („schlimm, doch edel und ökologisch sinnvoll usw“).
Grüße
Dirk
Letzte Änderung: 12 Okt 2008 09:51 von Matou66.
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11 Okt 2008 16:05 #79465
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  • ink am 11 Okt 2008 16:05
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Danke Dirk - du sprichst mir aus dem Herzen!!!

Warum gibt es denn Überpopulationen in den Nationalparks - warum werden denn die Elefanten zum \"Problem\" - sie werden auf kleinen Territorien eingesperrt (Veterinärzäune etc.) und haben kaum die Möglichkeit ihre alten Wanderwege zu nutzen. Könnten die Tiere ihr normales Verhalten zeigen (dazu braucht es aber erfahrene Leitkühe), dann hätte die Natur auch Zeit sich wieder zu erholen und man hätte nicht total \"abgefressene\" Flächen, die dann für die Touris nicht schön anzuschauen sind, und man hätte vielleicht auch weniger in Ackerflächen randalierende Elefanten.

Ist zu hoffen, dass Ideen wie der KAZA Park irgendwann auch realisiert werden, ist vielleicht eine erste Idee in die richtige Richtung, bin aber sehr skeptisch, ob die Politik sich wirklich so weit bewegen kann...

Lg Inka
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11 Okt 2008 17:31 #79467
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  • Duma am 11 Okt 2008 17:31
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Hallo Dirk,

auch ich möchte dir für deinen Beitrag danken. Besser kann man das nicht ausdrücken.
Wenn man die Jagd wohl nicht gleich abstellen kann ist der Tipp von \"Googlemeier\" wohl der beste geeignete Weg um die Jäger zu dezimieren.
Ist damit hinterherrennen und mit Speeren schmeißen gemeint?

Dabei würde ich auch aus entsprechender Entfernung zuschauen.

Schöne Grüße

Jürgen
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