THEMA: tiere
20 Feb 2007 19:14 #31750
  • Carsten Möhle
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  • Carsten Möhle am 20 Feb 2007 19:14
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Sehr geehrte Karin,

ein bisschen tierischen Fasching können wir doch auch hier machen:

Ich habe in Afrika Menschen in freier Wildbahn gesehen, jetzt komme ich nach Deutschland und sehe, wie hier Menschen in Menschenzoos eingesperrt sind, in riesigen Hochhäusern, sie müssen in Käfigen übereinander leben wie die Batteriehühner.

Ich habe beschlossen, sie freizulassen und lebe seitdem als Reiseveranstalter.

Ich war in Deutschland in einem Gelände da stand \" noch 6.924 freie Parkplätze\". Das sind mehr Autos, als wir in ganz Namibia, zweieinhalb mal so groß wie die neue Bundesrepublik Deutschland, haben.

Die Menschen hier verfügen über so viele finanzielle Mittel, dass sie sich in Jeans Geschäften geflickte, stonewashed oder künstlich gealterte Hosen für ihr second oder third life kaufen und dabei vergessen, an das Leben vor dem Tode zu denken.

Und auch der Respekt vor denjenigen, die ihre begrenzte Zeit in Smalltalk mit wildfremden Leuten versickern lassen, verbietet es mir zu bezweifeln, daß es irgendwo einen intelligenten Chat-Room mit Technomechtel gibt. Warten auf byteseitige Antworten im online stopping – Verfahren. “Are you online tonight” – würde Elvis heute singen, es singt der Festplattenlüfter. Zur Strafe müßten im Tennissimulator im Handbetrieb die Bälle gelöscht werden, Textdateien in die gelbe Tonne und Grafikdateien in die Rote.
Stattdessen versucht man verzweifelt Emotionen mit :-) und :-( rüberzubringen, als ob sich damit Sensibilität, Stil und Nuancen unseres Lebens angemessen beschreiben ließen. Man sitzt weiter vor dem Rechner, leise getrieben von dem Wunsch nach mail oder eine PMS oder Hilfe aus dem Computer, wenn Hubert Hester mal wieder nicht mit einem elektronisch kommunizieren will, immer wieder schaut man reflexhaft nach, ob nicht doch etwas reinkommt..
Wir schauen aus dem Namibia -Forum - Fenster und das Draußen schaut herein. Dabei sind die Fenster von der Natur direkt in die Lebewesen eingelassen: Die Augen. Nicht alles Lebendige erhielt Augen. Bäume beispielsweise brauchen keine, weil sie nirgendwo gegen rennen können. Wer stationär bleibt und sich nicht verändert braucht auch keine Augen zum Sehen. Unsere Vorfahren starrten schon vor 300.000 Jahren in die Glut ihrer Lagerfeuer und konnten die Baumrinde im Feuer aufplatzen sehen. Während sich die Zivilisation sich entwickelte, wurde die offene Feuerstelle umschlossen zum Ofen, zur Lampe und endete als Grill in der Freizeitabteilung von Obi.

Ob das Zuvielisationskritik ist, ich weiß nicht

Mit sonnigem Alaaf oder Helau
Narhalla Marsch
Prinz Karneval
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20 Feb 2007 19:44 #31753
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  • Meikel am 20 Feb 2007 19:44
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Mensch Carsten,
das ist ja die voll menschliche philosophische Ader, die Du da zeigst!
Aber-, da hast Du wieder mal die Wahrheit gesagt!
:P
Einige Gedankengänge kann ich in jeder Hinsicht nachvollziehen!
Mach weiter so!
Wir wollen ja alle was zu Lachen haben!
Gruß Meikel
B)
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20 Feb 2007 20:46 #31764
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  • flashlens am 20 Feb 2007 20:46
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Hallo karinnamibia,
hier ein link zum Bericht über den \"human zoo\".
onnachrichten.t-onli.../23/36/10102336.html

Ein interessanter Ansatz, wie ich finde, die Bedingungen in den Zoos zu verstehen und dann natürlich zu verbessern---für die Tiere.
Trotzdem : Nichts geht über die Freiheit!
Noch ein \"Aber\" : Ist um z.B. um den Etosha NP nicht auch ein Zaun?

lg
Jürgen / flashlens
Jürgen / flashlens
Unseren Reisebericht "Mr. Okavango wartet... " gibt\'s hier :
www.flashlens.de

Der wahre Reisende will niemals ankommen.
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20 Feb 2007 21:08 #31766
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  • Riedfrosch am 20 Feb 2007 21:08
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Hallo Karinnamibia,

wenn man den Blick auf die von Dir geschilderten Seiten fokussiert, hast Du absolut Recht und ich pflichte Dir bei.
Aber:
Ein Zoo hat auch gute Seiten!

Der Mensch greift immer stärker in Ökosysteme ein und verändert sie so, dass das das Aus für viele Tierarten bedeutet. Der Mensch lernt aber nur schwerfällig (manchmal denkt man: gar nicht). Ein Zoo beherbergt viele Tiere, darunter Tiere, die in ihrer natürlichen Umgebung bereits ausgestorben sind. Ein Zoo dient damit dem Arterhalt! (Und das sind nicht wenige!!) Es gibt sogar Auswilderungsprojekte, die von Zoos ausgehen.

Du magst denken, dass das nicht der richtige Weg ist, eine Art zu erhalten. Ja, da hast Du Recht. Aber solange immer noch Lebensräume vernichtet werden, ist das leider nötig!
Wir müssten dafür sorgen, dass Lebensräume nicht weiter vernichtet werden, dass ehemalige wieder renaturiert werden usw.

Dann gibt es noch einen weiteren Grund, der damit in Zusammenhang steht.
So ist für Kinder ein Besuch ganz wichtig, weil sie oft dort erst in Kontakt mit Tieren kommen, dort lernen sie Löwen, Schlangen und andere kennen.
Generell gilt: Der Mensch schützt nur das, was er kennt!
Im Zoo lernen Kinder die Tiere kennen, für deren Schutz sie später bereit sind, Geld zu spenden, eine Stimme zum Schutz abzugeben etc.

Ich habe früher auch so gedacht wie Du, aber der Kontakt mit einer Zoodirektorin hat meine Sichtweise so verändert, dass ich nunmehr Zoo nicht gemeinhin negativ sehe. Ich sehe das Positive und das Negative daran.

Es gibt einige Bücher zu diesem Thema. Ich habe das Folgende, das ich auch bereit bin zu verleihen.
Tudge, Colin: Letzte Zuflucht Zoo. Die Erhaltung bedrohter Arten in zoologischen Gärten. Heidelberg 1991
Darin werden noch mehr Argumente aufgeführt, warum wir uns den Zoo leisten müssen, auch weil wir sonst noch mehr zerstört und umgebracht hätten als ohnehin schon.

Ich wünschte mir auch eine zoofreie Welt, wenn wir sie nicht nötig hätten!

Cora
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20 Feb 2007 22:41 #31776
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Parnassia schrieb:
Wir müssten dafür sorgen, dass Lebensräume nicht weiter vernichtet werden, dass ehemalige wieder renaturiert werden usw.
... bis auf ein einziges \"t\" bin ich der gleichen Meinung.
Wir müssten nicht. Wir müssen.
Wir tuns aber leider nicht ...

Wir müssten auch aufhören, die Umwelt zu verpesten.
Auch hier ist das \"t\" zuviel. Wir müssten nicht aufhören, sondern wir müssen.
Wir tuns aber leider nicht ...

Wir -ich nehme mich da nicht aus- fliegen weiterhin nach Afrika. Damit tragen wir alle zur Zerstörung dessen bei, was wir so gerne mögen. Irgendwie doof von uns, gelle ...

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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20 Feb 2007 23:20 #31782
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  • Carsten Möhle am 20 Feb 2007 19:14
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Fashing isn´t over, yet:

Und wieder sitzen wir vor dem kalten Feuer der Bildschirme. Militärisch haben wir damals “Feuerleitzentrale” gesagt. Jeder Funkenpixel ist unter Kontrolle, selbst wenn es ein Überschuß an \"T\"´s gibt.
( Womit die alte Rooibos - Gretchen -Teefrage \"T\" in first or milk in first\" endlich mal beantwortet wurde).

Namibia - Forum - Bildschirmfenster sind die ersten Fenster, durch die alle reingucken in die Afrikawelt, nicht raus – wenn nicht eine Allgemeine Schutzverletzung oder eine Autoverleiher - Abmahnung dazwischenkommt.

Das Wohlfühlforum versorgt uns mit sozialem Namibia - Sauerstoff. Es ist eine moderne Einsamkeit, wenn man spürt: Ich bin nicht im Forum dabei, nicht im Netz, nicht online, nicht per PMS erreichbar. Es ist ein wenig das Michael Collins –Gefühl. Michael Collins war der dritte Astronaut bei der ersten Mondlandung. Während vier Milliarden Menschen im Fernsehen Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf dem Mond im “Meer der Ruhe” herumhopsen sahen, umrundete Michael Collins in der Apollo Kapsel die dunkle Seite des Mondes, ohne Funkkontakt zur Erde, der einsamste Mensch der Erde. Ist uns, ihm und an mir nicht ein \"Charlie\" verloren gegangen?

Man verläßt den Computer und ist wieder unvirtuell. Mit Modem oder DSL trauen sich viele wirklich googleearthweit weg. Ganz weit weg – im Netz jedenfalls. E-Convenience. Doch wäre Paul Graetz von 1907 -1909 durch Afrika gefahren ( www.paulgraetz.de ), wenn er sich vorher die Bilder vom Lake Bangwelu als .jpeg heruntergeladen hätte?
Ist es nicht schöner, von Überraschungen und Abenteuern zu erzählen.
Um zu erleben
oder um vom Erleben zu erzählen
um zu überleben und unsterblich zu werden?

Ich widme diesen Satz nutella – der Abenteurer –Nuß-Nougatcreme. Aber ich meine es auch so. Altmodisch, nicht?

Abenteuer,
Ziele haben aber aufzubrechen und nicht zu wissen was einen alles erwartet, funktioniert natürlich nicht, wenn der häufigste im Forum verwendete Suchbegriff \"Vollkasko mit Lufthansa Business Goldkarte\", die meistbesuchte Internetseite die Homepage eines noch günstigeren Malaroneanbieters in den Niederlande ist.

Mit dem geparten Geld kauft man sich dann die \"Wer wird Millionär\" -Steuergesetz -Edition.(\" Wie hoch war 1986 der Spitzensteuersatz der Mehrwertsteuerrückerstattung für alleinstehende selbständige Nebenerwerbsphotographen?\"). Die Kinder werden sich dann mit 19 Jahren Stirnfalten und Tränensäcke aus Silikon machen lassen und die \"Geschichte vom alten Kind\" im Eichborn-Verlag veröffentlichen.

Unsereiner blättert derweil melancholisch in alten Kontoauszügen und fragt sich: \"Warum trugen Kamikaze –Piloten eigentlich Helme?\"

Apropo Ziele: Ein Mensch sollte im Leben zwei Bäume gepflanzt und schon mal die Hängematte dazwischen hingelegt haben.
Oder braucht man doch 153 Anzüge, Stirnfalten von Hilfeger, einen gut ausgebauten Leichenkeller, einen Balkangrill mit Fernbedienung, ein sehr schönes Hautpflegeset aus Rindsleder...?

In einigen Teilen Afrikas sagen die Menschen “Wach auf ins Leben” statt “Gute Nacht”.
In diesem Sinne
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